Hallo Suena,
an deiner Beschreibung sehe ich, dass es wichtig ist genau hinzuhören. Wird jemand als Lieblingskind immer auf einen Podest gestellt (weiß nicht ob das bei dir so war, es kommt mir nur als Idee zu deinem post) kommt es in eine viel zu große Rolle und dann wird es anmaßend. In diesem Fall passt die Anmaßung. Im Prinzip ist sie jedoch, wie bei dem Kind, das mir vorher in den Sinn kam, auch von den Eltern ausgegangen, nur unter völlig anderen Voraussetzungen.
Liebe Grüße Pluto
Ganz im Gegenteil, Pluto. Ich war nicht das Lieblingskind - ich war das dritte Mädchen - meine Mutter hatte nach meiner Geburt nur geweint. Weil sie a) sich gegen ein drittes Kind wehrte und b) wenn schon, dann sollte es "wenigstens" ein Junge sein.
Der Junge kam noch, nach mir. Und dann waren meine Schwestern und ich sowieso nur noch unsichtbar.
Um ein Beispiel zu nennen, wie das gehandhabt wurde bei uns: Der Kühlschrank war zweigeteilt. Oben waren der Schinken, die Butter und das Obst für meinen Vater und meinen Bruder, unten waren die billige Thea und sonst nix - das war für die Mädchen. Einschließlich meiner Mutter, sie gönnte sich auch nichts, sondern gab alles "den Männern" (und nein, wir waren keine muslimische Familie, sondern schlimmer - katholisch).
Mit machtvoll meinte ich, dass ich als Kind zumindest immer dachte, wenn ich nur besser, schöner, lieber, witziger oder sonstwas wäre, dann würden mich meine Eltern auch mögen können. Oder ich dachte, ich könnte was wert sein, wenn ich mich so oder so verhalten würde. Ich dachte immer, es läge an MIR.
Erst viel später kam ich drauf, dass es nichts mit mir als Person zu tun hatte (ich hätte auch mit roten Haaren und toller Stimme oder mit Superintelligenz auf die Welt kommen können, das wäre völlig wurscht gewesen), sondern mit der Rolle, der Position, die ich als drittes und unerwünschtes Kind, das das falsche Geschlecht hatte, eingenommen hatte, wo sich meine Eltern (vor allem meine Mutter) schon beim ersten Kind unbedingt einen Sohnemann erwartet hatten.
Und noch viel später kam ich drauf (Dank einem Gespräch mit einer Frau, die damals FA machte), WARUM meine Mutter so erpicht auf einen Sohn war und dass weder ICH noch SIE an dieser Situation "schuld" waren. Sondern sie selbst massiv traumatisiert war und aus einer Verstrickung heraus genauso und nicht anders handeln musste.
Damals fiel mir nicht ein Stein vom Herzen, sondern ein Berg brach ein. Jahrzehntelange Schuldgefühle lösten sich schlagartig auf. Ich kann gar nicht beschreiben, was das damals für mich bedeutet hatte, erkennen zu können, dass es nichts mit mir als Person zu tun hatte.
Aber das wird jetzt offtopic und ist auch zu persönlich, gehört nicht hierher.
Machtvoll sehe ich nicht unbedingt als positiv, sondern kann auch heißen, dass man sich für alles verantwortlich fühlt. Und genau das fühlte ich als Kind, ich dachte, es läge an mir selbst, an meinem Verhalten, an mir als Person.
Liebe Grüße
Suena