Das ist eben die alte Diskussion - beschreibt die Bibel reale Ereignisse und Orte, oder beschriebt sie symbolisch. Bisher geht ja auch die Religion und auch die Archäologie davon aus, dass in der Bibel reale Orte beschrieben werden.
Es kann sehr gut sein, dass die Bibel einerseits reale Orte meint oder nur zu meinen scheint, was aber nicht ausschließt, dabei Esoterisch-Überreales an realen Orten erzählerisch ablaufen zu lassen. Was wir heute Religion nennen, hat durch den aufkommenden Materialismus den Ein- oder besser den Zuschlag ins Irdische erhalten. Esoterik hat sie verloren und der Esoteriker fügt sie dem Religiösen wieder an.
Gehen wir von einer Seele und Reinkarnation aus, dann müssen Seelen irgendwo bis zur Reinkarnation "zwischengelagert" werden..
Rudolf Steiner nennt es zunächst die „Zeit zwischen Tod und neuer Geburt“.
Natürlich wäre dieser Zustand wahrscheinlich "paradiesisch" zu bezeichnen ...
Es gibt ja verschiedene Begriffe, die ungeordnet in unseren Köpfen herumspuken wie Himmel, Paradies, Fegefeuer und Hölle. Die Anthroposophie lehrt zwei Formen des Daseins in der Zeit zwischen Tod und neuer Geburt und nennt es „Die Seelenwelt“, was biblisch „Fegefeuer“ und indisch „Kamaloka“ genannt wird. Schließlich tritt der Mensch in das „Geisterland“ ein, was indisch „Devachan“ genannt wird (ein biblischer Begriff hierfür fehlt mir aber). Schließlich erfolgt eine neue Inkarnation.
Das ist nur dann der Fall, wenn man die Religion über die gesellschaftlichen Regeln stellt.
Ich sehe das so, dass Religion in der Tat über dem Gesellschaftlichen steht, was uns heute aber aufstoßen mag, denn man meint, man habe Religion als ein unterdrückendes Herrschaftssystem überwunden und versteht den Sinn der Religion deshalb nicht mehr. Wenn wir aber Entwicklung nicht nur eines einzelnen Menschen über die Inkarnationen hinweg in unsere Überlegungen einfügen, sondern auch eine der gesamten Menschheit in Form von Epochen usw., so kann es durchaus denkbar sein, dass es eine Zeit geben wird, in der Staatliches über Religion gehoben wird, damit der Mensch sich entwickelt - es sei, man meint, der liebe Gott wäre beleidigt.
Die Entwicklung der Menschheit hin zum Staatswesen beschreibt der Anthroposoph Emil Bock in seinem Buch "Urgeschichte" in dem Kapitel „Joseph und seine Brüder“, womit die Urgeschichte schließt. Ausgangspunkt ist das alte Ägypten mit seinen Pyramiden und Pharaonen im Zusammenhang mit der biblischen Gestalt Josef. Bock sagt: „Es sind dort zwei Funktionen auseinandergefallen, das staatliche und das religiöse Leben, die vorher noch zu einer Einheit verbunden waren.“ S.156
Ägypten ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Bibel esoterisch Entwicklung an einem realen Ort und an einer dort auftauchenden Person stattfinden lässt, was aber für die gesamte Menschheit gilt. Ich finde es gar nicht wichtig, ob es diese Person auch real gegeben hat, sondern esoterisch entscheidend ist der damals inspirative Einfluss auf die Menschheit.
Nur ... Regeln des Umgangs innerhalb einer Gruppe sind älter als alle (heute bekannten) Religionen zusammen. Und schaut man sich die jüdischen 10 Gebote an, dann sind sie eindeutig darauf ausgelegt, die Ruhe in einer Gruppe von Menschen zu erhalten.
Meinst du damit die 10 biblischen Gebote?
Was ich hier wieder sehr abwegig finde ist allerdings die Aussage "Wenn man aber mit okkulten Kräften die große Verschiedenheit der Menschentypen betrachtet ..." - man braucht hier nichts mit okkulten Kräften zu betrachten, sondern einfach die Kulturen mit wachen Augen.
Letzteres ist mir jedenfalls nicht möglich, ich war auch noch nie in Indien. Selbst wenn ich dort gewesen wäre, wäre es für mich doch sehr fraglich gewesen, ob ich das soo hätte erkennen können, aber dafür sicher ein andächtigeres Leben als wir es in Europa kennen.
Rudolf Steiner erklärt aber an anderer Stelle einen wichtigen Wesensunterschied zwischen der früheren indischen und der früheren europäischen Kultur: In Indien wäre die
Andacht ein hervorstechender Wesenszug gewesen, während es in Europa der
Starkmut gewesen wäre - man denke an das Rittertum und die wilden Wikinger. in: Rudolf Steiner, Christus und die menschliche Seele, zweiter Vortrag Nordköping, 29. Mai 1912