Spirituelles Gehen

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Flatterhaft, summend, kriechend oder hüpfend ....

Erst ein Summen, dann ein Brummen, dann ein Klatschen und dann Stille .... ein kontrollierender Blick durch den Raum erbringt kein Ergebnis, aber es lohnt sich immer, ein wenig zu warten ...

Im Augenwinkel ist eine Bewegung an der Fensterscheibe wahrzunehmen ... die Kamera ist schnell bei der Hand, das Makro eingeschaltet, und das eifrig über die Scheibe krabbelnde Monster wird rasch abgelichtet .... leider zu rasch und daher nicht wirklich erfolgreich, wie sich gleich zeigt. Denn das Gegenlicht läßt nur eine schwarze Silhouette erkennen - also schnell noch den Blitz dazugeschaltet, ein wenig "herabgedreht" weil ja der Makrobereich knapp vor der Linse liegt und ansonsten alles hell überstrahlt würde ....

... und schon haben wir ein hübsches Portrait von einer Baumwanze, die sich in den warmen Vorbau verirrt hat und wieder ins Freie möchte. einer weiteren Bestimmung wiedersetzt sich das Tierchen, obwohl es doch so auffällige zwei Fühlerglieder hat, welche zur Hälfte weiß gefärbt sind, aber es ist kein eindeutiges Bild zu finden - und so gebe ich mich vorerst mit Baumwanze zufrieden. ...

Aber es läßt mir keine Ruhe, und dann .... DANN .... nach ein paar Bildvergleichen finde ich das hier!

HURRA, es ist die Graue Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa) .... aha, aber was weiß ich nun mehr als vorher? *grübel*

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Baumwanze hätte eigentlich genügt ..... oder?

Verwunderte Grüße
cerambyx
 
Frühling atmen ....

Da gehts hin ... die sagenumwobene Lindaumauer! Wie so viele andere, ähnlich situierte Orte westwärts gerichtet; ein hervorragender Ort für abendliches Sonnuntergangsspektakel. Und es ist mehr als wahrscheinlich, dass schon unsere Altvorderen diesen Eindruck genutzt haben für Versammlungen oder andere Handlungen, welche die Pilgerschaft auf die Lindaumauer erforderlich machten...

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Schon der Start zeigt einen herrlichen Blick ins noch verschneite oberösterreichische Sengsengebirge, das zum Nationalpark Kalkalpen gehört ...

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Entlang eines kleinen Wiesenbaches wurde ein massiver Zaun gefertigt, um das später heraufgetriebene und dann meist unbeaufsichtigte Weidevieh am Ausbruch zu hindern. Die Stärke des Zaunes läßt auf "schweres Gerät", also wohl Ochsen für die Fleischproduktion schließen .... oder aber auch die flinken und wendigen Hochlandrinder ...beschattet wird Zaun und Bach von einer Baumzeile aus verschiedenen Baumarten, welche den Vöglen als Singwarte und den Eidechsen und Schlagen als Versteck dient ....
Wie lange wohl hier schon der Mensch seine Tiere weidet?

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Hektisch umfliegt ein "Kleiner Fuchs" einen Baumstumpf - er hat ihn wohl zum Markpunkt seines Revieres auserkoren! Leise raschelnd zieht er seine Kreise und läßt sich schließlich am dunklen Boden nieder, um möglichst schnell Wärme und damit Kraft aufzutanken nach der Winterruhe ...

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Langsam trägt der Boden mich nach oben zur Hochfläche, die von einem kleinen noch unbelaubten Waldschopf begrenzt wird, und die zum dort liegenden Gipfelbereich der niedrigen, auf knapp 1100 Meter liegenden Lindaumauer führt.

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Weit dehnt sich plötzlich die Landschaft aus, welche vom bergigen, obberösterreichischen Voralpengebiet gebildet wird. Hier ist Zeit für Verweilen, Sitzen, die Gedanken sich treiben lassen, zur Meditation, zur Bewunderung ... und dem einfachen Schauen ... dem Erinnern ...

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Rund um die Lindaumauer drängen sich geradezu seltsame Flurnamen, welche vielleicht auf den hohen kultisch/religösen Stellenwert des Gebietes hinweisen: Apfalter (kelt. Heros), Gaisberg (tabu-Berg), Rotmauer und Weißmauer (ich muß an meine Roten und Weißen Kreuze denken!), Burgstein (bergen, verbergen), und die Nähe zum Ort Maria (!) Neustift äßt mich fragen, welcher "alte" Ortsname dadurch überdeckt wird ... und ja, in Sichtweite tatsächlich der Sonnberg mit einem ... "Weißen Kreuz" in Gipfelnähe ... ich sehe schon, hier muss ich noch einmal her ....

Schwer trenne ich mich von diesem Platz und mache mich an den Abstieg ... aber noch ist der Tag nicht zu Ende ....

cerambyx
 
Wundervolle Wanderung ♥
Dankeschön für das Miterleben dürfen lieber cerambyx :kiss4:
 
In der Sagenwelt

Eine mächtige Buche greift mit ihren holzingen Fingern in den Himmel .... "was sie wohl herunterholen möchte?" ... schießt es mir durch den Sinn ... und: "die Wurzeln greifen tief in den Boden - wohin?"

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Die Lindaumauerhöhle - einer der Eingänge in eine etwa 200 Meter tiefe, relativ leicht gangbare Höhle, wenn auch einzelne Passagen zu durchkriechen sind .... um sie ranken sich die Sagen, welche einerseits Hinweise auf uralte geheimnisvolle Nutzung geben, andererseits auf lang zurückliegende Besiedelungsgeschichte schließen läßt ...

Die feurigen Hunde im Lindauberg
Das Kind in der Schatzhöhle

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Na dann - alles Überflüssige beim Höhleneingang abgelegt, die Stirnlampe aufgesetzt, eine Reservetaschenlampe in die Tasche, die Kamera gegen Herumschlenkern gesichert und ab gehts in Richtung Finsternis ...
Noch leuchtet das Tageslicht ins Innere der Höhle und zeigt deren felsigen Strukturen, aber schon winkt das ewige Dunkel hinter der Kante hervor ...

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... aber schon ist das letzte Licht verschwunden, und die Färbung des Felsens, ausgewaschen und geformt von den lösenden Kräften des Wassers, läßt interessante Formen und Ablagerungen erkennen ....

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Es wird enger und es zwingt mich bald auf die Knie ... und dann auf den Bauch. Tropfen, die von der Decke fallen, befeuchten den Untergrund, die Kleidung schabt laut über das Gestein, weiße Netze wie Adern überziehen die Decke im schwachen Licht der Stirnlampe .... und überall krabbelt und wimmelt es hauchzart - über mein Gesicht, ins Genick, über die Handrücken ... Was nur?

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gleich kriechen wir weiter ...

finstere Grüße
heute als Höhlenkäfer

cerambyx
 
In der Sagenwelt / 2

da sitzen sie, die irritierenden Missetäter - zahllose höhlenbewohnende, an die Dunkelheit angepaßte Weberknechte, hervorragend ans Leben in der totalen Finsternis angepaßt, sitzen hier tief drinnen überall an den Wänden, an Zacken, in kleinen Höhlungen und an der Decke dicht an dicht. Weit spreizen sie ihre langen, hauchdünnen Beine und grenzen so scheinbar ihr eigenes Revier, zumindest den eigenen Sitzplatz ab ..

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Aufmerksam geworden, suche ich weiter, kontrolliere jetzt auch Spalten und Ritzen - und tatsächlich sitzt da eine dunkle, am Rücken leicht gezeichnete Spinne. Eine ähnliche Art habe ich schon in einer anderen Höhle gefunden - und sogar alte Keller und Weinkeller können ihre Verwandten besiedeln. Auch sie sind an das Höhlenleben angepaßt - ihre dunkle Färbung zeigt aber (wie bei den Weberknechten) dass sie die "Dämmerungszone" besiedeln, wo sie fallweise noch mit Licht in Kontakt kommen können ... reine Höhlentiere haben keine Farbpigmente mehr und sind bleichgelb ...

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Auch eine Fliege hat sich hierher verirrt sitzt - allerdings vollkommen reglos - am Felsen! Wird sie selber Beute sein oder findet sie den Weg zum Ausgang; hat sie nur überwintert?

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Es wird Zeit, umzukehren und die Höhle wieder zu verlassen ... noch ein kurzer aus dem Dunkel und dann gehts wieder ins helle, warme Tageslicht ...

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... und jetzt in der Sonne sitzen, kleine Jause genießen und faulenzen !

Ein gemütlicher
cerambyx
 

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wow.....die höhle sieht fantastisch aus! (y)
ich hätt mich da allerdings niemals reingetraut, in dieser enge auf dem bauch liegend und mit all den spinnen :D
 
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