Spirituelles Gehen

Hallo @cerambyx

Ich sitze gerade auch vor dem PC

und sauge jedes Wort von Dir gedanklich in mich hinein, denn was Du schreibst, wie Du dieses spirituelle Gehen in Worte faßt und ihm somit gelebtes Leben einhauchst, ist einfach wunderbar.

Danke Dir sehr herzlich dafür.

Schreibst Du eigentlich auch Bücher?
 
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Hallo @cerambyx

Ich sitze gerade auch vor dem PC

und sauge jedes Wort von Dir gedanklich in mich hinein, denn was Du schreibst, wie Du dieses spirituelle Gehen in Worte faßt und ihm somit gelebtes Leben einhauchst, ist einfach wunderbar.

Danke Dir sehr herzlich dafür.

Schreibst Du eigentlich auch Bücher?

Nein, es gibt schon genug davon ... :) ... schade um die Zeit, nur damit ein weiteres Buch in einem Regal von Naturliebhabern steht, die sich nicht die Zeit nehmen wollen/können, RAUSZUGEHEN und selber zu schauen, zu fühlen, zu bewundern, zu lernen ???

Ich mach's lieber auf diese Art, denn da kann man zurückfragen, sich austauschen - mit Buch geht das nicht! Ich setze auf den Dialog ....

GlG cerambyx
 
Die Gedanken wirbeln durch meinen Kopf .... Muttertag ... Traurigkeit ... spirituelles Gehen ... Sorge ... Spinne ... Neugier ... Mitleid ... es ist Unordnung in den Gedanken - und dennoch sind alles bekannte Worte, Dinge, Werte und entsprechen dem ICH, meinem ICH ...

einen seltsamen spirituellen Weg bin ich heute gegangen - nicht mit meinen Beinen, meinen Füßen, sondern mit meinem Fühlen und Denken ...

Ein wunderschönes Konzert habe ich heute gehört, wert, darüber zu reden, Freude bereitend, die man teilen möchte ... das tu ich hier mit dieser klick-Möglichkeit auch ...
Mütter habe ich heute weinen sehen vor Ergriffenheit und Freude; einen wunderschönen Stiftsgarten habe ich besucht, bin durch ihn geschlendert; von einem Suizid habe ich erfahren und die Belastung, die er auslöst; die letzten Sonnenstrahlen in meinem Garten haben mich erfreut, meine Seele zum Jubeln gebracht; einen traurigmachenden Blog habe ich entdeckt und gelesen, ohne wirklich helfen zu können; und vorhin habe ich - ganz profan - eine kleine zarte Spinne in einem Winkel am WC entdeckt und sie sanft aufgehoben und mitgenommen, sie fotografiert ...

Die Spinne, sie macht das gleiche wie ich - denke ich: sie spannt ein Netz ... ich spanne auch ein Netz, ich versuche es zumindest ... die Spannfäden sind Zeiger zu den verschiedensten Wundern der Natur, zu anderen Menschen, jeder ebenfalls ein Wunder der Natur ... die Radfäden sind die Informationen, die Kommunikation, das Reden und Plaudern, das Scherzen und Mahnen .... so suche ich meine Gedanken zu beruhigen, zu ordnen, gleichzeitig aber auch gleiten zu lassen, wohin sie wollen ... es ist förmlich eine "umgekehrte Meditation", das Gehirn nicht leer zu machen, sondern es bewußt voll zu lassen ...

Und jetzt muß ich lachen ... denn diese Gleichnisse mit der Spinne stimmen überhaupt nicht ... jetzt erkenne ich sie nämlicham Bild wieder: es ist eine sogenannte "Speispinne", die ihre Beute förmlich "anleimt" mit Leim, den sie über die Beute speit!
Kein Netz, kein Gleichnis ...
Ach wie umsonst ist manchmal das Mühen ... und doch wieder wie heiter! So wie das Leben eben ist: manche Dinge scheinen ganz anders als sie sind .... und die Spinne ist doch absolut hübsch gezeichnet, oder? Sie ist auch winzig und gar nicht schrecklich, denn sie sitzt hier am Boden eines Trinkglases ...

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Ich wünsche allen Traurigen und Unglücklichen, dass ihre Dinge ganz anders sind als sie scheinen .... und dass sie es auch erkennen!

Und ich hoffe, man verzeiht, wenn ich für manche grade eben wirres Zeug getippt habe!

Gute nacht
cerambyx
 
Alte Wege zu gehen ist immer reizvoll. Es beginnt schon beim Kennenlernen, beim ersten Kontakt mit dem Wissen darum ... ich habe nach einer erhaltenen Erzählung sofort Vorstellungen davon, auch Fragen, und werde unruhig ... Wieso ein alter Weg? Wie wurde er begründet? Und wer ist ihn etwa schon davor gegangen? Was hat den Weg veranlaßt? Kaum ein alter Weg wird ja "gemacht" ... er entsteht durch vorerst kleinräumige Benützung, wird ein ausgetretener Pfad, danach erst wird er oft eingebunden in ein weiter führendes Wegenetz .... die Fragen bleiben aber vorerst unbeantwortet bis ... ja bis ich mich aufmache, und den Weg selber gehe ...

Und da stehe, nein, sitze ich nun und alle Fragen sind irgendwie erledigt, erloschen ... eine mächtige Landschaft erklärt mit dem leisen Fließen des Wassers, was ein Weg sein kann und wie ein Weg gemacht wird. Es ist eine Geschichte von Hart und Weich, von Ausdauer und Schmiegsamkeit, vom Wollen und Müssen .... Es ist auch ein Blick weit in die Vergangenheit, als alles noch bedeckt war von fast ewigem Eis, und noch weiter zurück, als Sand und Kalk zu Stein gepreßt wurden, die Erde sich bewegte, sich faltete, die Schichten zerbrachen und übereinander geschoben wurden ....

Ich lausche den murmelnden Erzählungen der Landschaft, folge mit den Augen den Linien der Wälder und Wiesen, betrachte die riesigen Spielzeugschiffe, und staune über das immerwährende Auftauchen und Verschwinden des Wassers ...

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Alte Wege - sie haben oft die Eigenschaft, mich an ganz besondere Orte zu führen ... und sehr leicht vergesse auch ich, dass auch neue Wege zu solchen Plätzen führen! Die neuen Wege haben es nur sehr viel eiliger, mich durch's Land zu führen .... und es liegt aber ganz allein an mir, selber das Tempo zu bestimmen, mit dem ich mich durch die Lande bewegen möchte ... und wenn mir das gelingt, dann ist auch die Zeit vorhanden, die ich brauche, um die Größe und Herrlichkeit einer Landschaft zu erahnen, zu erschauen ...

Spirituelles Gehen braucht Zeit ....

Lieber moderner Mensch, bleib also öfter stehen, verlangsame Deine Geschwindigkeit des Vorwärtsstrebens .... und schaue ...

Ich wünsche Euch
das Sehen mit dem Herzen
cerambyx
 
Der Wald über der Au ist schon so ein eigener Gesell', er fängt die hektischen Gedanken förmlich ein, läßt die Sorgen irgendwo und irgendwie in den Wurzelgeflechten seiner Bäume verschwinden, und das anfängliche bloße Gefühl der Kühle, das ganz alleine die Aufmerksamkeit auf sich zieht, wird langsam, ganz langsam zum Erleben. Zu der Kühle gesellt sich unauffällig die Stille, welche die Erinnerung an Lärm und Alltagsgeräusche ersetzt ... und dann wird die Stille, eigentlich unhörbar, doch wieder hörbar, aber anders ... sie wiederum wird zum leisen Raunen und Flüstern. Kaum ein Blatt regt sich - und doch ....
Der Blick, der so nach Innen gerichtet war, wendet sich ebenso bedächtig ans Außen, die Augen werden größer, das Erkennen beginnt ... fast zögernd verlieren sich die letzten Spuren von Angespanntheit, Ärger und Sorgen, und weichen einer anderen Sichtweise, nämlich der natürlichen Sichtweise im Jetzt!

Jetzt schaue ich, jetzt höre ich, jetzt empfinde ich, jetzt fühle ich .... und bin bereit für die vielerlei Botschaften, die aus Ästen quillt, die sich hinter mächtigen Stämmen versteckt, die in der Luft schwebt ... und jetzt nehme ich IHN auch wahr, den mächtigen Botschafter am Wegrand, der prall und voll frühlingshaftem Leben verschwenderisch viele Blätter über den Weg breitet und ihn damit beschattet, kühlt ... kühlt ... jaja, und damit, mit dieser Kühle, am ersten Zipfel meiner Aufmerksamkeit gezupft hat ....

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Interessiert und aufmerksam schaue ich mich um, betrachte die aufragenden Stämme und finde die Botschaft des Alterns, des Sterbens, die mir wie schon öfter die Mahnung zuruft, die Zeit zu nutzen, sie nicht zu sparen für unergründlich lange - oder kurze - Zukunft! Während ich den toten Stamm betrachte, wandert der Schatten weiter, und freundlich umschmeichelt jetzt die Sonne den Leichnam, wärmt ihn, als wollte sie ihn wiederbeleben ... und in ihrem Licht werden zitternde und flirrende Insekten sichtbar, die den Baum umschwirren ... für sie ist er wohl nicht tot, sondern einfach wichtig - als Lebensraum, als Deckung, als Nahrung, als Brutstätte - und so ihn der Mensch in seiner kurzsichtigen Handlungsweise nicht umschlägt, wird er so noch lange leben .. mit Anderen und durch Andere ....

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Der Waldrand bringt feuchten, kalten, frösteligen Wind mit sich - und in der Ferne über dem Donaubecken zieht sich Unheil zusammen. Die Donau, uralter Fluß, heiliges Wasser, in der nach alten Sagen die Göttin wohnt, ja, die selber die Göttin IST, denn sie bringt Fruchtbarkeit, wie Wasser es eben überall mit sich bringt! Ob ihr Name mit der irisch-keltischen Göttin Anu (d'Anu) in Verbindung zu bringen ist? Viele uralte heilige Namen wurden am Anfang der Menschenzeiten geboren und vielleicht mitgetragen in Geschichten, Sagen, Traditionen, anderswo gleich angewendet, um die Heimat nicht zu vergessen ... aber all dies ist Spekulation und der Wissenschaft als Wissen nicht recht geheuer. Dennoch ist es ein schöner Weg, die Gedanken verfließen zu lassen mit Wissen und Halbwissen und Spüren und Ahnen ... es ist ein Spiel, das die Natur ermöglicht, denn niemand weiß darum und niemand kann es deshalb bewerten, abwerten ...

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Träge fließt die Donau in ihrem Bett und läßt die Zeiten vergessen, wo sie wild und ungebärdig die frechen Menschen, welche in Booten auf ihr fuhren und Handel treiben, so manches Mal einfach verschlungen hat. Die Zeiten, wo Felsen im Flußbett die Wasser aufgischten ließen und so vor allzu großem Übermut warnten. Die Zeiten, wo die seltenen Hochwässer die Siedlungen an den Ufern mit ihren Brücken bedrohten, manchmal durch die Wassermassen zertrümmerten, mit sich rissen und jede Spur auslöschten, scheinbar sinnlos wütend die Ufer und Inseln veränderten ... um dann wieder ruhig und still dahinzufließen und Dichter und Sänger zu einschmeichelnden Reimen und sanfter Musik mit lobenden Liedern zu animieren.

Ein wundervoller Fluß, der viel Platz hat für Gedanken ....

Ich schließe die Augen, gebe jeden Rest von Belastendem diesem stillen Wasser mit, damit es das alles fortträgt, drehe mich dann leicht und unbeschwert um und wandere zurück ... in meiner Mitte ...

ein ausgeglichener
cerambyx
 
Der Winter hat endlich seine kalten Krallen gezeigt, wetzt sie am raschelnden Bewuchs des Ufersaums und an den alten, hölzernen Pfählen, die leise knarrend dem Druck des Eises nachgeben. Die Sonne wärmt und dehnt die Eisfläche, die sich zögernd den Rand hinaufschiebt zum dürren Gras ... krachend und splitternd gibt es unter meinen Schritten nach, als ob es sich erschrocken hätte über den neuen Feind ...



Ein Stück weitab sprießt wärmendes Fichtengrün, fiebernd und lebendig streckt es sich dem kalten Licht entgegen. Jugendliches Ungestüm, unbekümmert ob des sichtbaren Sterbens jener, die Kälte und Wind schon vor geraumer Zeit erlegen sind, und sich demütig neigen, fallen unter der Kraft wilder Kälte und brechender Winde ...



Kalte Stille liegt über Wasser und Berg. Es ruhen die Waffen der Natur - weder kalte Winde noch Sonnenhitze werden gezückt. Alles holt tief tief aber leise Luft, um den jeweils anderen nicht aufzuschrecken. Der Mantel des Waldes bedeckt die niederen Flanken, das duftige Weiß schmückt zart Felsen und Rinnen, will vergessen lassen starrende Kälte und den Todeshauch schroffen Steins ... kein Hauch, keine Welle regt sich ... ich stehe und werde zeitlos ....



Kaum aus dem Boden ersprossen, in der Jugend bereits niedergedrückt vom Winterschnee, sich noch einmal Sommers emporgequält zum Licht und wieder ohne Erbarmen zu Boden gebogen, so zeugt der Stamm vom ewigen Kampf des Lebens. Doch listig hat er Äste emporgeschickt ins Licht, verkleidet als zarte dünne Ruten sind sie dem Schnee entgangen, und haben sich zu Stämmen gebildet, die jetzt schneller und früher als andere ringsum das Tauwetter eines Frühlings erleben.



Überall Spuren des Lebenwollens, überall gerade und gebogene Stämme, junge Bäume die den Schutz der Alten suchen. Gertenschlanke glatthäutige und bemooste, rauhrindrige dicht nebeneinander ... einer macht dem anderen den Platz streitig, einer hilft dem anderen zu überleben! Kein Gegensatz - in der Natur ist für vieles Raum, das uns seltsam anmutet ...



Es schließt sich der Kreis, der See ist umrundet ... wieder knackt das Eis, raschelt das Gras im kalten Käfig.



Die Dämmerung kommt langsam, und es wird sich das frostlahme Leben der Nacht eröffnen - mit anderen Geräuschen, mit einer anderen Kälte, mit einer anderen Stille ....

cerambyx
 
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