Die Isolation
Jahre der Isolation gingen nicht einfach spurlos an Patrick vorbei, so, als wäre nichts gewesen oder, das wird schon von ganz allein wieder verschwinden, spurlos, automatisch, ohne Schaden wie Wolken, die sich einfach wieder auflösen; quasi, als hätte es eine Isolation nie gegeben, alles nur geträumt. Nein, ganz und gar nicht, überhaupt nicht.
… Patrick merkte den Isolationsschaden oder Knacks, den er sich unwissentlich selbst beigebracht hatte lange Zeit nicht, in keinster Weise. Das sollte sich aber bald drastisch ändern … Und wie …
Aber dann… Patrick war wie versteinert, unfähig sich zu bewegen oder zu sprechen. Er erstarrte minutenlang und blickte ins tiefe Leere, ins Nichts und dachte nur noch:
«Oh mein Gott, was habe ich nur getan …! Was ist das denn? Hä, was soll das alles, was geschieht nur mit mir plötzlich …? Jetzt in diesem Augenblick? War alles nur ein Trugbild? Illusion? Fehleinschätzung?
… Oder noch was ganz Anderes, aber was? Hatte mir mein Verstand etwa permanent ein Streich gespielt, mich veräppelt. Ja, hat er. Mein beschränktes Ego hatte das dauernd fabriziert, genau, ein falsches Bild gemalt, eine Utopie, Wunderland, genauso, exakt wie ich es haben wollte, ja, so muss es gewesen sein und nicht anders. Ist gerade echt schwer einzugestehen, aber so war es halt, ein falsches Bild der Realität.
Ein komplett verzerrtes, abstraktes Gemälde des Wanderwegs, den ich besser nicht die ganze Zeit entlang gelaufen wäre; aber ich tat es, so war es, bis noch vor kurzem, ich tat es verdammt lange, endlos lange, und war allem auf einer schrecklichen Weise. Ich hielt ihn, das Trugbild, für den klügeren, richtigen Weg… fatalerweise! Mein zu starkes Ego machte mich blind, taub, stumm; gedankenlos, obwohl ich voller Gedanken war, aber die produzierte ich selber! Ich war gefangen im eigenen Käfig.
Isolation. Egoismus. Es war alles Utopie, Wunschdenken … ja gewiss, bestimmt, da bin ich mir absolut sicher, aber leider erst jetzt nach qualvollen Jahren, Jahrzehnten. In der Isolation konnte ich das Richtige oder die Wahrheit, was wichtig im Leben ist, einfach nicht klar und deutlich erkennen, noch nicht einmal die Umrisse, es war zu trübe, unklar— nein, es war ehrlich gesagt fast pechschwarz, nein, es war pechschwarz, vielleicht nur ein leichter Schimmer ab und zu, aber nicht oft, aber von was?!
Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit bin ich ein Leidensweg gegangen, den ich nicht hätte gehen müssen, aber ich hatte ihn nun mal gewählt, oh Mann, oh Gott; das war wirklich der reine Alptraum, Horror. Ich Vollidiot glaubte das auch noch, so viele endlose Jahre, so sehr sogar, dass ich andere von oben spöttisch auslachte, die anderer Meinung waren. Warum nur? Weshalb? Ich schäme mich sehr dafür. Ich dachte immer, ich wäre doch schlau genug, um alles zu wissen, zu erkennen. Dachte ich etwa auch nur annähernd, ich wäre unantastbar, wahrhaftig, Gott, der unantastbare, allwissende, der, der immer alles weiß, der immer über alles steht, ohne Wenn und Aber. Dachte ich das eigentlich wirklich im Ernst …
Ja in der Tat, ich kann es immer noch nicht fassen, genau das dachte ich wirklich. Misst verdammter, ich habe mich komplett vertan, fatalerweise ist jenes so, leider, oder zum Glück habe ich es noch rechtzeitig erkannt, aber noch rechtzeitig genug? Und wie ich mich getäuscht habe, unglaublich. Wie gehe ich jetzt mit dieser wahren Erkenntnis und Wahrheit um? Bin ich noch zu retten? vielleicht!
Wie kann das alles bloß sein? Diese ganzen Einschläge von Wahrheiten. Es ist extrem schwer, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken, habe doch niemandem etwas Böses getan, oder etwa doch? Das wollte ich alles nicht. Das tut mir alles gerade sehr leid, mehr kann mein Verstand gerade nicht sagen, als sorry»
Aber warum nur? Es schlug sehr heftig, massiv und stumpf ein, ohne Ankündigung, Stück für Stück wie ein großer Hammerschlag, vielleicht sogar eher wie ein Blitzschlag, genau, ein Donnerwetter, als hätte ihm gerade mehrere Blitze schnell und extrem hart getroffen und das mehrmals hintereinander mit einer unmenschlichen Wucht, ohne Gnade …