Hallo Tommy,
ich hab mir deinen Post da mal etwas genauer angeschaut und möchte dazu ein paar Kommentare loswerden.
Vorab: Das Wort Determinismus muß man bzgl. der Karmalehre eigentlich in Anführungszeichen setzen, da Karma nach meiner praxisorientierten Auffassung nicht zwangsläufig eine feste Abfolge bedeutet, sondern die Gesamtheit der Aufgabenstellungen, Samskaras (seelische Wunden aus Vorleben), angesammelten unbewußten Programme und der Tendenzen zur Wiederholung von Lebensmustern. Eben die Gesamtheit aller gesetzten Ursachen. Karma bedeutet NICHT "Schuld und Strafe" oder "Schuld und Abbüßen" oder "Schuld und Wiedergutmachung" ! Karma bedeutet "Ursache und Wirkung". Es dreht sich nur in der Praxis so viel um Schuld, weil Schuld nun mal die stärkste Ursache ist, die man setzen kann. Und meine Sichtweise ist da sowieso noch eine ganz andere - ich suche gezielt nach karmischer
Schuld, weil deren Bewußtmachung und Aufarbeitung die größtmögliche Befreiung bedeutet !
Wenn man gegen karmische Prägungen nichts unternehmen könnte, dann könnte man von Determinismus sprechen; da man aber beispielsweise durch Rückführungen schon einiges davon abbauen kann, sehe ich hier den Begriff nicht als wirklich gegeben an. Ich hatte ihn als Gegensatz zur Spiel-Auffassung gebraucht, da es meine Meinung ist, daß wir uns aus ursprünglicher Freiheit heraus irgendwann verstricken und dies dann (schlimmstenfalls !) quasi eine Form von Vorbestimmung annehmen kann. Insofern sorry für die unklare Formulierung.
Ich weiß hier nicht genau, von welchem Karma-Begriff du hier ausgehst, dem du diese "neue Sichtweise" gegenüberstellst. Möglicherweise meinst du mit Karma einfach die traditionelle buddhistische oder hinduistische Sichtweise, die ja tatsächlich recht deterministisch und pessimistisch daherkommt. Mein eigener Karmabegriff kommt sehr viel mehr aus der Praxis der Reinkarnations-Analyse, deshalb sehe ich nicht so sehr den Widerspruch zwischen beidem.
Was nun die Sachen von Wambach angeht, folgende Kommentare (in Kurzform - ich wollte eigentlich genauer darauf eingehen, hab aber heut nicht die Zeit dafür):
- Die hier zu Wort kommenden Versuchspersonen berichten über allgemeine Motivationen oder von sich aus über karmische Leitmotive - es wurde aber nicht speziell nach Ursachen für heutige Probleme gefragt. Hätte Wambach nachgefragt, hätte sie auch was gefunden, denn jeder Mensch hat Konfliktthemen in seinem Leben, die sich um einen "roten Faden" drehen, und dieser rote Faden ist in jedem Fall karmisch. Das ist keine theoretische Erkenntnis, sondern kommt aus der Praxis.
- Die geschilderten "nicht-karmischen Motive" sind m.E. in der Mehrzahl der Fälle durchaus als karmisch zu bezeichnen, da eben auch irgendwelche entwicklungsorientierten Entscheidungen auf vorangegangenen Erfahrungen basieren, aus denen sich dann in der Bilanz Entwicklungsdefizite ergeben haben. Ein solcher Background ist karmisch. Ist halt nur wieder eine Frage der Definition von Karma.
- Auch gibt es ja in Wambachs Beispielen noch genug Leute, die sehr wohl ganz spezifisch karmische Motive für die Wiedergeburt haben - es wäre von daher eigentlich nicht sinnvoll, hier eine ganz neue Lehre oder Auffassung zu postulieren. Lediglich eine Erweiterung der traditionellen Sichtweise zeichnet sich da ab. Diese Erweiterung ist aber auch nicht wirklich was neues, sondern auch schon Jahrzehnte alt.
sie brauchen dazu nicht die Zwangsjacke eines auf sie zugeschnittenen Schicksals, das angeblich bis ins kleinste Detail vorbestimmt sei.
Da tacht kein von oben anordneneder *Schicksalsgeber* auf, der die Bahn der einzelnen irdischen Existenzen vorbestimmt.
Schicksal als "zwangsjacke", Fremdbestimmung und "Vorbestimmung" zu verstehen, scheint a bisserl dein persönliches Thema zu sein, kann das sein ? Du distanzierst dich da nicht von einer allgemein gültigen Vorstellung von Karma, sondern letztlich von deiner eigenen Assoziation zu diesem Begriff, habe ich so das Gefühl...
Auch bei dem Fazit, das du ziehst, kann ich diese Distanzierung nicht nachvollziehen:
- die Seele bastelt sich selbst nach Maßgabe erkannter Lerndefizite einen Lebensplan.
Was sind denn Lerndefizite und worauf basieren sie ? Lerndefizite heißt, man hat in früheren Leben Sachen falsch angefaßt. Das ist überhaupt kein Widerspruch zu den "Leidensmustern", von denen ich sprach, im Gegenteil: Solche Muster basieren ja gerade darauf, daß man bestimmte Bewußtseinsschritte auch durch viele Inkarnationen hindurch immer noch nicht gelernt hat.
Mein Fazit: Wir meinen hier mehr oder weniger das gleiche, sehen es nur aus leicht unterschiedlicher Perspektive. Du faßt den "Karma"-Begriff anscheinend traditionalistisch als Philosophie von "Abbüßen/Wiedergutmachen" auf, während ich ihn einfach umdefiniere und in erweiterter Form verwende.
Letzter Kommentar für heute: Abbüßen oder Wiedergutmachen sind aus Sicht der modernen Reinkarnationsarbeit keine brauchbaren Strategien. Vielmehr geht es darum, die Potentiale, die man früher negativ verwendet hat, wieder freizusetzen und heute zum Positiven zu verwenden. Die Potentiale, die man früher zur Schuld verwendet hat, sind nämlich die gleichen, die eigentlich (zum Positiven verwendet) Lebenssinn und Lebensinhalt geben. Das ist Karma-Bearbeitung in der modernen, praxisbezogenen Auffassung. Auch insofern gibt es hier zu deiner Sichtweise eigentlich keinerlei Widerspruch.