die indianer nordamerikas sind inzwischen nicht mehr sehr glücklich damit, wenn sie als "indians" bezeichnet werden ... im englischen ist das überhaupt das gleiche wort wie für "inder", und auch bei uns entstammt es der gleichen quelle: der verwechslung columbus', der meinte, in indien gelandet zu sein. "indianer" ist somit jene bezeichnung, die die eroberer, die ausbeuter, die massenmörder gewählt haben. der genozid der us-bürger an den amerikanischen ureinwohnern (sowohl in puncto zahlen der abgeschlachteten opfer als auch in puncto grausamkeit mit dem holocaust vergleichbar, ohne diesen dadurch in irgeneiner weise relativieren zu wollen) war der gipfelpunkt einer einstellung, die aus der vielzahl der stämme und eingeborenen-nationen schlicht den sammelbegriff "indianer" machte. "indianer" waren untermenschen, tiere, auszubeutende sklaven, abzuschlachtende hindernisse bei der landnahme. der diebstahl der eigenen identität als cheyenne, sioux, lakota, iroquois oder was auch immer und die abwertende zuschreibung "indianer" waren der erste schritt der missachtung.
und die indianer-romantik unserer zeit geht mit dem spirituellen erbe der american native people nicht sehr viel respektvoller um. wenn wir von "indianischer spiritualität" sprechen, werden wir dem nicht nahekommen, was das jeweils besondere einer stammestradition ausmacht. das ist so ähnlich wie wenn umgekehrt amerikaner begeistert sind von "den europäern" und deren lebensart und geistigkeit preisen. oder wenn wir vom islam sprechen und nicht sehen, wie groß auch dort die spannweite ist.
ich gratuliere sun-bear zu seinem großen erfolg als autor und geschichtenerzähler ... er hat es verstanden, die erwartungshaltungen seines publikums zu erfüllen und - sehr zu seinem vorteil - viel dazu beigetragen, die mär vom "edlen wilden" zu nähren. als projektionsfläche unserer ungestillten sehnsüchte... damit benutzen wir die "indianer" einmal mehr, beuten ihre spirituellen ressourcen aus (wie lachhaft ist doch so eine "vision quest" als mitteleuropäisches ferienvergnügen gegenüber dem tiefen einschnitt in der mannwerdung eines lakota!?), verweigern ihnen den respekt, den wir ihnen als nachkommen ihrer mörder eigentlich entgegenzubringen hätten...
alles liebe, jake