Okay, dann ist es anders als bei mir. Ich hatte 27 Jahre keinen Kontakt mehr, dass brachte dann noch so einiges mit sich. Innerlich. Gut das ich gefragt habe...
Ist es nicht Paradox, dass Du ihn auf der einen Seite nicht mal in den Arm nehmen magst und Dir auf der anderen Seite Männer suchst, die ihm ähnlich sind?
Du hast eine Aufgabe vor Dir, die zunächst vielleicht etwas unangenehm klingt: Schau, wo Du wie Dein Vater bist. Vergleiche Dich mit ihm, schau wo Du wie er bist oder wo Du Dich anstrengst nicht so zu sein wie er. Das wird Dich Dir selbst eine ganze Ecke näher bringen. Dann hast Du ihn in Dir und musst im außen nicht mehr die Männer suchen, die diese Ergänzung darstellen. Dann wirst Du automatisch andere Männer kennen lernen. Etwas Arbeit ist damit allerdings schon verbunden. Hilft leider nix. Aber Du wirst es spüren, wie es sich verändert. Und das ist eine Motivation, ich kann es Dir sagen...
Als ich meinen Vater das erste mal nach den Jahren traf war meine größte Angst davor zu erfahren, was aus ihm geworden ist. Er hat auch Alkoholprobleme, war ein zweites mal verheiratet, eine Tochter aus der Ehe. Ich hatte Angst davor, wo ich ihn antreffe. Wo er Sozial steht, Du verstehst...
Am Ende war es recht unkompliziert. Puh. Aber darum geht es jetzt nicht. Viel entscheidender war, dass ich zu ihm geworden bin, obwohl er nicht da war, sprich: Er war äußerlich nicht mein Vorbild. Er hat mir so viel aus seinem Leben erzählt, was er erlebt hat, wie er denkt, wie er fühlt und ich konnte immer nur Nicken. Es war, als erzählte ich mir selbst wer ich bin, denn ich hatte mich ja all die Jahre gesucht und nicht verstanden. Mein Stiefvater war nämlich auch nicht mein bester Freund, obwohl ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht habe. Ich konnte mich nie mit ihm identifizieren. Wie auch. Ich hatte nichts mit ihm gemeinsam. Leider strengte ich mich immer an, es ihm ein wenig Recht zu machen. Aber dabei verbog ich mich immer mehr...
Dein Vater ist ein Teil von Dir. Ziemlich genau 50%. Der Rest kommt von Deiner Mutter. Finde sie in Dir und spüre wie erleichternd es ist, wenn man sich nicht mehr verbiegen muss. Dadurch hast Du Dich, bist Dir bewusst, liebst Dich so wie Du bist weil Du Dich kennst, bist Dir etwas Wert weil Du weißt wer Du bist und hast echtes Selbstvertrauen, denn Du weißt genau, was Du kannst...
Es wird allerdings schon ein paar Tränen kosten. Und vielleicht geht auch mal ein Kissen dabei drauf *g* Aber das sind sehr gute Investitionen in die Zukunft. In Deine Zukunft.
Lieben Gruß
Andreas