Lieber "echt jetzt",
schachspielen lernen lohnt sich. Es heißt nicht nur zufällig "das Spiel der Könige". Schach leitet sich von "shah" her, aus der persischen Sprache, und der Schah von Persien war der König von Persien. Ein bißchen Bildung schadet nicht, besonders wenn man sie esoterisch vertiefen kann...
Geschätzter Gen Fu,
Irgendwie habe ich deinen Text nicht so ganz verstanden...
das ist ja nicht schlimm. Frag einfach nach, ich erkläre gerne so gut ich es vermag.
In der Antike gibt es zwei verschiedene Auffassungen des Hedonismus, die beide in dem
Artikel zu Hedonismus in der wikipedia dargestellt werden (ich zitiere weil sie ebenfalls dieses Prinzip zur Antwort auf die Sinnfrage erheben):
1. Aristippos von Kyrene, der von 435 v. Chr. bis ca. 355 v. Chr. lebte, ein Zeitgenosse des Sokrates und Begründer der kyrenaischen Schule, gilt als Begründer des Hedonismus. Aristippos unterscheidet zwei Zustände der menschlichen Seele, die Lust als sanfte und den Schmerz als raue, ungestüme Bewegung der Seele. Dabei gibt es jedoch keinen Unterschied zwischen verschiedenen Lüsten. Das heißt, dass jede Lust unabhängig von ihrer Natur die gleiche Qualität hat. Der Weg zum Glück ist es nach Aristippos, die Lust zu maximieren, dem Schmerz aber auszuweichen. Er behauptet gar, die körperliche Lust sei der eigentliche
Sinn des Lebens.
2. Epikur beschreibt
die Lust als Prinzip gelingenden Lebens. Diese Lust kann nach Epikur als ein Freisein von Unlust beschrieben werden.
Ziel ist hier nicht Lust, sondern
die Befreiung vom Leid: So geht es in der epikureischen Glücksphilosophie darum, durch Freisein von Unruhe (Ataraxie) und Freisein von Schmerz (Aponetos) Glück zu erlangen dies aber nicht durch übermäßigen Genuss weltlicher Güter, sondern durch die Konzentration auf die wirklich notwendigen Bedürfnisse, zu denen Epikur auch die Freundschaft zählt.[/quote]
Du sprichst das Hedonistische Prinzip an und sagst, dass dieses Leid verursacht, weil es sich an das Sinnliche klammert ? Tut mir Leid, aber da muss ich dir widersprechen.
Hedonismus ist vor allem in der Motivationslehre ein wichtiger Begriff, denn er besagt, dass alles Verhalten darauf beruht Angenehmes anzustreben und Unangenehmes zu vermeiden. Schneirla spricht da von:
- Hinbewegung (Aversion) und Wegbewegung (Appetenz).
Verwechselst du das nicht gerade? Hinbewegung wäre Appetenz (von ad-petere, hinstreben) und Wegbewegung Aversion (von a-vertere, weg-wenden). Aber das nur nebenbei zur Begriffsklärung und Vermeidung weiterer Verwirrung.
Du bewegst dich mit dieser Unterscheidung jedenfalls in den Gedanken von Aristippos, wenn ich das richtig verstehe.
Ich bewegte mich aber (wenn man überhaupt auf dieser Ebene sich bewegen möchte) wenn, dann eher entlang des Epikurschen Hedonismusbegriffs, der ein Übermaß an sinnlicher Freude (im Englischen gekoppelt an solche Begriffe wie sensation seeking, pleasure-driven), im deutschen übrigens verwandt mit Sensationslust, vermeidet und zu wahrer Lebenslust findet.
Das normale sinnliche Prinzip findet Freude an Betätigung, an Wahrnehmung und reagiert im kleinkindlichen Sinne von Piagets primärer Kreisreaktion voraussagbar immer mit: "mehr desselben". Und das führt zu Leid, weil es nur begrenzt viele Ressourcen gibt, um die sich dann gestritten wird. Nicht also das Ding an sich, die sinnliche Wahrnehmung, ist auf dieser Ebene das Problem des Leidens, sondern die Folge davon, nämlich daß man in dieser Hinsicht unersättlich sein kann, also die moderne Spaßgesellschaft adressierend.
Das allein ist jedoch keine spirituelle Sicht, höchstens gesellschafts- und kulturkritisch.
Esoterisch wird es in dem Moment, wo wir die Ebene wechseln und erkennen, daß das Sinnenhafte als solches eine Begrenzung darstellt. Das Ewige ist im Bewußtsein, dort ist es unbegrenzt und leidlos. Das sind sozusagen nur die weißen Steine. Das Sinnenhafte haftet nämlich, es braucht die Anhaftung. Und Anhaftung als solche ist eine der Wurzeln des Leidens.
Schmerzvermeidung ist ein adaptiver Prozess, er sichert dir das Überleben. Klar könntest du jetzt mit der Aussage argumentieren " Nur in harten Zeiten bildet man sich richtig als Persönlichkeit", aber du verwechselst 2 Sachen. Nämlich das Instrument, und das Ziel. Deiner "Theorie" nach wäre Leiden höchstens das Instrument, nicht jedoch das Ziel.
sehr schön, hier versucht der Spieler mit den schwarzen Steinen das Leiden zu instrumentalisieren. Sein Ziel ist natürlich weiterhin die Freude der Regionen der weißen Steine auf den höchsten Ebenen der Einheit (Grundlinie des weißen Spielers). Und er argumentiert "vorsorglich", es ist also ein Zug, der den eigenen Bauern auf f5 beschützt und gleichzeitig viele Felder des weißen in Augenschein nimmt, vor allem das Feld d4 im Zentrum. So z.b. der Zug Sb8-c6, wo das linke schwarze Pferd aus dem Dunkel der Nacht der achten Reihe kommend, auf die sechste Ebene sexy tänzelt und schon mit dem Zentrum des Brettes liebäugelt, weil das das Einfallstor wäre, wo Schwarz das Zentrum besetzen könnte. Natürlich verraten wir noch nicht, wie sich Schwarz in diese Position bringen könnte, so auf der Ebene der Argumentation, sind uns aber bewußt, daß das eine Schwäche der weißen Stellung ist.
Schauen wir, was der weiße Spieler entgegnet:
Der Weg ist in diesem Sinne das Ziel.
Die via regia ist eine via dolorosa.
Jesus wird 33 und stirbt am Kreuz.
Das Kreuz ist Ziel und Instrument gleichermaßen.
Weiter als bis zum Kreuz können die irdischen Augen nicht schauen.
Deshalb wird gesagt: Der höchste Sinn des Lebens ist das Leid.
In der Metapher des Schachspiels holt nun der Spieler mit den weißen Steinen seinen schnellen, leichtfüßigen Läufer heraus (Lf1-c4) und visiert den Schwachpunkt f7 an, das stumme Leiden, auf dem er sich eventuell unter den richtigen Umständen auch noch opfern wird...
Damit hat er sich natürlich in gleicher Weise die Herrschaft über den Punkt d5 gesichert wie Schwarz den über d4, nur mit dem Unterschied, daß Schwarz nicht einfach den Damenbauern zwei Felder vorwärts ziehen kann ohne daß er geschlagen wird, Weiß hingegen immer noch die Möglichkeit hat, d2-d4 zu spielen. Der Punkt d5 ist einer der zentralen Punkte in diesem Spiel. Er ist das Tor der Bewußtheit. Deshalb auch hier die Argumentation des bewußten, freiwilligen Leidens Christi.
Weiß als "Geist" "verliert" in dem Moment, wo die Freiwilligkeit aus dem Bewußtsein verschwindet. Wenn die Wahl ist zwischen unfreiwillig leiden und freiwillig Spaß haben, gewinnt natürlich immer Schwarz...
Also wir sind gespannt, wie es weitergeht.