Wobei für mich "reine ursprüngliche Natürlichkeit der Sinne" nichts Anderes als Naivität bedeutet. Habe ich mal in einem buddhistischen Buch gelesen, diese Bedeutung des Begirffes und fand es die eigentliche, wertneutrale Bedeutung. "Naives Sein" ist für mich ein sehr wünschenswerter Zustand, denn wer in sein naives Sein nicht zurück kann, der leidet. Der kann z.B. seinen bewertenden Geist nicht zur Ruhe bringen und sein Gefühl nicht in Harmonie bringen. "Naiv sein" dagegen wäre für mich mit Unerfahrenheit verbunden - wobei unerfahren sein ebenfalls nichts Negatives bedeutet, natürlich. Es sagt nur aus, daß man etwas noch nicht erfahren hat.
Da ist eben die Frage, welches Sein Du meinst. Das Sein des Ich im Hier und Jetzt? Das Sein des Selbst im Bewusstsein (der Vergangenheit und Zukunft)? Oder ganz einfach das pure Sein, das gar nicht davon weiß, daß es verortet ist, daß es Zeit gibt, daß Raum existiert? Das einfach nur teilnimmt, ohne zu reflektieren und ohne zu projizieren?
Für mich persönlich ist diese letzte Form des Seins am ehesten die, die meinem kindlichen Geist am nächsten kommt. Diese Seinsform ist für ein Erwachsenenleben ungeeignet, dennoch ist sie aber das Ziel des Meditieren-Übens eines Erwachsenen. Wenn man dieses meditative Moment in sich gefunden hat, dann fällt das Getrenntseins-Empfinden weg. Natürlich: man erfährt das nicht Paaf-Peng alles auf einmal, sondern es sind viele kleine satoris und Erleuchtungsmomente, die es braucht, bis man "es" realisiert. Und dann beginnt ein Loslösungsprozeß, den ich am ehesten als die Loslösung vom widerstreitenden Gefühl beschreiben würde. Man gerät gewissermassen in Harmonie.
Dir ist ja bewusst, daß es auf dieser Suche nach dem Kern da in uns unterschiedliche Durchdringungstiefen gibt, die man im Grunde einer Zwiebel ähnlich Schale für Schale abschält, um dann den Kern zu finden.