Gedanken über die Astrologie

T

Tucholsky

Guest
Schrödingers Katze;1827537 schrieb:
Ohne jetzt Kritik zu üben, stellt sich mir einfach die Frage: Wie geht man an eine Deutung heran? Ein einfaches allein-dastehendes Radix reicht mir zum Beispiel nicht aus. Und ich brauche, um wirklich kräftige Aussagen zu machen, meist viel mehr Infos, wenn möglich auch Horoskope von Ex-Partnern, der Familie und und und. Erst dann kann ich mir ein komplexes Bild machen. Das ist so irre aufwendig, dass ich mittlerweile nicht mehr bereit bin, mich auf sowas einzulassen, denn das braucht so unendlich viel Zeit und die hab ich nicht. Nehme ich mir nicht mindestens ein halbes Jahr Zeit, um zu beobachten, kommt nix gescheites bei raus. Und bezahlen kann das niemand. Das ist meine Quintessenz, die Astrologie betreffend. ;)
Das Problem ist vorallem, dass Transite Gedanken, Wünsche spiegeln können und nicht unbedingt tatsächliche Geschehnisse. Gedanken sind ja tatsächlich...

Ich denke, das, was Sinn macht, ist das Erkennen neuer Perspektiven, und die kann man entweder finden über das Lesen oder über das Kommunizieren mit Anderen über die Perspektiven, die man hat, was man versteht, und was man nicht versteht. Leider ist das aber nicht immer gegeben, wenn z.B. eine Erwartungshaltung und/oder eine spezifische Antwort gesucht werden, zu welcher aber keine Verständnishinweise gegeben werden, über das, was man verstanden hat. Dazu kommt oft das Problem, dass meistens gar keine neuen Perspektiven gesucht werden, um mehr zu verstehen und auch oft wenig Kenntnis besteht darüber, dass die astrologischen Symbole nie etwas 'bringen' oder nicht ad hoc ein Schicksal bestimmen, das einfach vom Himmel fällt. Auf der anderen Seite werden aber oft und gerne 'Meister seines (eigenen) Schicksals' feilgeboten, wenn man nur nachhaltig genug sich seinen (verdienten) Platz bewusst einnimmt. Und immer durchscheint dieses Tun eine Haltung in der man den Symbolen selbst eine Kraft zukommen lässt, welcher man sich zu bedienen glauben kann, wenn man nur rechtzeitig um sie weiß, um den Tücken des Schicksals erfolgreich zu begegnen.

Ich denke, dass vielmehr die Ordnungsstruktur, die empirisch gefunden wurde über die Spiegelungen und Bewegungen am Himmel, für das eigene Erkennen neuer Perspektiven für die eigene Konstellation eine Hilfe sein kann, weil sie eine Referenz erkennen lässt, welche das eigene Wesen mit seinen Möglichkeiten bestimmt, aber auch welche Möglichkeiten dem eigenen Wesen verwehrt sind.

Über welche Symbole diese Möglichkeiten erkannt werden können sind denke ich nebensächlich, wichtig wäre nur, dass sie die Möglichkeiten aufzeigen. Und Möglichkeiten sind nicht immer Handlungen, es können auch Möglichkeiten der Erkenntnisfähigkeit sein, die keines Handelns bedürfen.

Natürlich ist jeder eingebettet in eine soziale Gemeinschaft oder Beziehung, aber auch das sind Nebensächlichkeiten, denn jedes Bewusstsein ist zunächst selbst, und kann/will sich erkennen an der Referenz, der Ordnung. Väter, Mütter, Kinder kommen und gehen, und fordern das eigene Selbst heraus und wenn es, das eigene Selbst sich seiner selbst bewusst ist, in seinen Möglichkeiten und Mängeln, dann kann es auch dem Anderen begegnen oder sich von ihm frei machen, so er das will.

Wie ein Arzt nicht wirklich heilen kann, er kann nur helfen, dass im Kranken das Selbstheilen gefördert wird, kann ein Astrologe auch nur helfen, dass der Andere das in sich erkennt, was er ist, und was seine Möglichkeiten sind.

Die eigenen Möglichkeiten können eigentlich intuitiv erkannt werden, solange das Ich nicht durch Erziehung verbogen ist oder wurde. Aber wenn da was verbogen ist, dann kann das Selbst es immer noch erkennen und sich davon frei machen. Hier können die Symbole am Himmel in ihrer Ordnungsstruktur vom selbst einfach wiedererkannt werden, wenn sie den Verstand geprägt haben, und das ist nur eine Frage dessen, was man in seinem Bewusstsein lässt.

Sicher ist es hilfreich, wenn das Sehen der eigenen Möglichkeiten und/aber auch das Sehen der Ordnungsstrukturen im Anderen parallel geschieht, denn das ermöglicht den Perspektivwechsel vom Selbst zum Ganzen, von dem jeder nur ein Teil ist aber verbunden mit dem Ganzen. Das Egozentrische verliert sich in etwas Unbedeutendes und das Bewusstsein der ganzen Ordnung hat die Bedeutung.

Auch wenn das, was der Seele als karmisches Gepäck mitgegeben wird bei der Geburt und welches nicht leicht als die Symbole zu erkennen sind, welches eine alte erfahrenen Seele am Himmel spiegelt bei der Geburt, so sind doch einige Symbole vorhanden, welche darauf hindeuten. Aber sie zeigen eigentlich immer nur die Möglichkeiten an die die Seele (sich erarbeitet) hat (oder nicht); sie zeigen nicht das Bewusstsein der Seele selbst an.

Wie in jedem Bereich gibt es auch in der Astrologie eine Vielzahl von Qualitäten, Richtungen, Schnäppchen, Kunst, oder Märkten, welche natürlich auch verschiede Perspektiven anbieten, ebenso, wie es die verschiedenen Konsumer gibt, die darin ihre Perspektive zu erweitern suchen, und ein Großteil der Konsumer ist ja schon zufrieden, wenn man ihnen sagt, dass ihre Sonnenzeichendekade heute nette Leute trifft.

Aber ein Leben ist lang und auch die wiederkehrenden Zyklen oder Transite, welche anzeigen dass die Seele viele Jahre herausfordert ist ('Warum?'), sind ja Angebote für eine neue Perspektive, etwas mehr zu sehen, als zuvor und natürlich ist das Bewusstsein gefragt, was davon jetzt real ist oder nur Vorstellung aus dem konditionierten Denken. Und mehr, als das 'was', das mit solchen Prozessen verbunden sein soll, denke ich, ist der Sinn solcher Prozesse von Interesse, der wiederum eine neue Perspektive ermöglicht.

In der Philosophie gibt es (nur) zwei Dimensionen. Den Determinismus und die Gnosis. Der Determinismus hat die Vorstellung, dass etwas bestimmbar ist; die Gnosis erkennt, das, was ist. Dieses führt zu zwei verschiedenen Sichtweisen. In der Astrologie gibt es auch diese beiden Sichtweisen. Viele glauben, dass sie etwas z.B. ihr Leben bestimmen müssen und andere möchten schlicht erkennen. Erkennen, das was (wahr) ist. Aber wie es die Wissenschaft gezeigt hat - und sie sucht immer noch nach einer Weltformel - ist sie über das, 'was' ist nicht hinaus gekommen und ein 'WER fragt das?' kommt nicht vor. Dabei ist der, der fragt, und auch der, der nach neuen Perspektiven fragt, das Einzige, das man als real erkennen kann, er IST selbst die Ordnung die er sucht.

T.
 
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