Hallo,
da hier immer wieder über "Ego", "Ich", "Identität", "Selbst" und "Persönlichkeit" sowie die Veränderungen, welche Meditation auf diese bewirkt, gesprochen wird, wollte ich euch in diesem Thread fragen, was ihr unter "Ego", "Ich", "Identität", "Selbst" und "Persönlichkeit" jeweils versteht und inwiefern ihr daran glaubt bzw. erfahren habt, ob und wie sich diese aufgrund von Meditation verändern.
Liebe Grüße
Energeia
Für mich sind das alles Namen für das Unreale, denn wenn man diese Dinge sucht, lösen sie sich in nix auf.
Evt. werden diese Begriffe im allgemeinen so verstanden:
Ego/das "falsche" oder "kleine" Ich = die Annahme eines unabhängig existierenden Ichs, eines Wesenskerns, auf den wir referieren wenn wir über uns selbst denken, fühlen oder sprechen und das eine von sich abgetrennte äußere Wirklichkeit erlebt im Gegensatz zum Erleben der eigenen Innerlichkeit.
Oder vielleicht so: Das als substanzhaft und real erlebte Zentrum in unserer Seinserfahrung, aus dem heraus wir eine Welt von uns getrennt unterscheiden, so wie ein Zuschauer im Kino einen Film als getrennt von sich erlebt.
Oder vielleicht so: Wir sagen "ich bin so und so" - aber wenn wir hinter dem so und so das Ich suchen, von dem wir ja vermuten, das es da wäre, finden wir es nicht. Für Wahrheitssucher "das falsche, kleine Ich" - im Kontrast dazu gibt es den Gegensatzbegriff des "wahren Selbst", der als Begriff in Abhängigkeit vom Begriff des Ego gebildet wird.
Oder so: Das Ego ist eine Erfindung von Wahrheitssuchern um ein Feindbild zu haben, das man jagen und bekämpfen kann. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse geht halt nicht ohne Feinde und Helden.
Das Ego wird näher bezeichnet durch seine Identität und seine Persönlichkeit. Wir sagen z.B. : meine Identität, meine Persönlichkeit. Das weist darauf hin, daß wir meinen, es gäbe hinter den Eigenschaften einer Person noch eine wahre Person, die sich von ihren Eigenschaften unterscheidet und unabhängig davon existiert.
Das Ego erkennt man auch daran, daß man darüber viel sagen kann. Das ist ganz natürlich bei Dingen so, die es nicht wirklich gibt.
Identität = Wir sagen: "Meine Identität ist die und die" - oder "Ich bin so und so" - Oder: "Ich identifiziere mich mit diesem Land, diesen Leuten, dieser Sprache, dieser Denkweise, dieser Musik, dieser Politik usw." Also ist Identität die Gleichsetzung des Ich/Ego mit (einem je nach Kontext bestimmten Ausschnitt) seiner Eigenschaften, Vorlieben und Abneigungen. Die Identität schält sich aus Zu-und Abneigungen heraus und kontrastiert zu anderen äusseren aber auch inneren Identitätensmodellen oder Selbstbildern.
Oder so: Wir meinen damit ein Bündel von mehr oder weniger stabilen, insgesamt aber flüchtigen Annahmen und Denkgewohnheiten über uns selbst, mit denen wir uns unbewusst gleichsetzen (oder auch uns distanzieren), die wir aber ebenfalls nicht finden können, wenn wir danach suchen, weil sie sich unendlich aufdröseln und verzweigen und nirgends ein Anfang oder Ende darin zu finden ist.
Über Identität läßt sich auch ganz schön viel sagen, ein Fass ohne Boden
Persönlichkeit = die charakteristischen Merkmale einer Person, durch die sich die Person von anderen Personen unterscheidet, die Indiviualität und Unverwechselbarkeit einer Person im Vergleich zu anderen Personen - ebenfalls nicht findbar, wenn man danach sucht.
Die Persönlichkeit steht im Mittelpunkt und macht immer und überall viel von sich reden.
Selbst/wahres/höheres Selbst = Das was wir erhoffen zu finden, wenn wir hinter das "falsche Ich"schauen.
Die Begriffsentwicklung "Selbst - Ego" - überhaupt jede Begriffsentwicklung - resultiert aus den Ur-Unterscheidungen "sein - nichtsein", "gut und böse" sowie "wahr und falsch", "gleiches - verschiedenes" usw. Wir spüren intuitiv, daß irgendwas an dieser Begriffsbildung unvollständig ist und entwickeln so unsere Motivation, nach dem "Wahren" zu suchen und das "Falsche" zu verwerfen. Und zwar gerade durch diesen Kontrast, anders könnte man gar nicht suchen!
Oder ganz einfach ausgedrückt: Selbst und Ego bedingen einander, so wie alle anderen Gegensatzpaare auch. Das Prinzip hinter einem Wirklichkeitsbegriff, der diese Bedingtheit nicht erkennt ist die Dualität.
Der Begriff des "wahren Selbst" verweist genau auf diese Ganzheit, die alle Gegensätzlichkeiten in der gegenseitigen Bedingtheit der Begriffspaare zusammenschließt. Wohlgemerkt: er
verweist nur!
Über das Selbst läßt sich zwar ebenfalls viel sagen, aber im Gegensatz zu Ego, Persönlichkeit und Identität ändert sich nichts daran, egal was gesagt wird, weil es stets als Ganzes ist. So wie ein Teller Spaghetti immer noch ein Teller Spagetti ist, ob nun viele oder wenige, ölige oder bebbige, grüne oder gelbe Spagetti drin sind.
Jetzt noch was Meditation bewirkt:
Vordergründig eine Menge, am Ende jedoch rein gar nichts! Der Teller Spagetti ist immer der gleiche Teller Spagetti, vor und nach der Meditation, nur anders:vorher war noch einer da, der über die Spagetti philosphiert hat und nachher ist er selbst zum Spagetti geworden...
Vielleicht so?
lG
Haris