Jeder muss sterben. Ich meine hiermit natürlich nicht die Seele, aber primär der Körper, mit dem wir uns identifizieren. Alles, was unsere "Persönlichkeit" ausmacht, überlebt den Tod nicht. Und beim Identifizieren wären wir auch beim Ego angelangt. Der Tod reduziert das Ego auf eine Form von Absurdität. Denn er holt den Bettler genauso wie den König. Er holt den Esoteriker, den Christen genauso wie den Ateisten.
Das Thema ist für viele ein geistiges Sperrgebiet. Es ist auch nicht wirklich gesellschaftsfähig, weil alles, insbesondere auch die Wirtschaft von zukünftigen Erwartungen lebt.
Ich rede da nicht von irgendeinem abstrakten Tod, sondern von einem ganz persönlichen Tod: von meinem und deinem Tod. Wenn mein oder dein Körper in einem Grab liegt und von den Würmern aufgefressen wird, dann sind wir eben tot.
Daher möchte ich ein paar häufig anzutreffende Muster erwähnen, wie wir mit diesem Tabuthema umgehen:
a) Hinausschieben und Vogel Strauß- Methode: Man kann sagen, das liegt ja noch so fern, das dauert ja noch so lange bis es soweit ist oder man kann es im Leben einfach ausblenden, dass es den Tod gibt.
b) Ablenkungsmethode: man kann fernsehn, im Forum schreiben, irgend einen sinnlosen Krimi oder Liebesroman lesen, shoppen, also kurzum sich mit irgendwelchen Dingen ablenken. Aber auch wenn man noch so hilfreich war, noch so viel spirituelle Bücher gelesen hat, der Tod kommt früher oder später. Mit jeder Minute, die vergeht, nähern wir uns dem Tod.
In kleineren Dosen ist er ja auch ständig zugegen, beispielsweise wenn eine Beziehung zu Ende geht, ein Job zu Ende geht, wir verlieren einen Zahn, wechseln eine Wohnung, auch das beinhaltet die Essenz von Beendigung und damit eine Version des Todes. Auch der Schlaf, wo wir alles loslassen und in eine andere, fremde Traumwelt hinübergleiten, ist eine Form von Tod.
c) Spirituelle Verniedlichungsmethoden: man kann sagen, ja es gibt ja ein Leben nach dem Tod, oder es gibt ja eine "Wiedergeburt". Aber die Sache ist -es ist ja nicht das selbe. Wenn der Körper in der Erde von den Würmern aufgefressen wird, ist es einfach total real, dass man nicht mehr in dieser Form existiert. Themen wie Reinkarnation sind hier ein - sagen wir - spiritueller Tranquilizer, ein spirituelles Valium, denn - so wie es war wird es jedenfalls nicht mehr - und das Thema Identifikationen wird - wenn überhaupt - eher am Rande berührt. Oder sagen wir "für das nächste Leben aufbewahrt". Unter Zugrundelegung des Glaubens, dass es ein nächstes Leben gibt.
Der Tod als Worst-Case-Szenario:
In der Nacht habe ich oft nach dem Aufwachen eine höhere Wahrnehmungsfähigkeit. Eines Nachts konnte ich dabei eine tote Seele wahrnehmen. Derartiges konnte ich öfters aber diese war "besonders". Es fühlte sich auch als Krafterfassung und nach absoluter und totaler Verzweiflung an. Diese Seele offenbar eine Frau hing wirklich mit ganz totaler Verzweiflung an ihrem Leben und es zeigten sich auch Bilder von ihrem Grab. Das ist es wohl - das Ergebnis unserer Todesleugnung.
Daher frage ich mal, wie ist euer Verhältnis zur eigenen Sterblichkeit?
Liebe Grüße,
tschü