bewusstes Rauchen

Also vorgestern und gestern war es noch so ein ganz diffuses Gefühl von gierigem Zuschnappen und mit den Zähnen festhalten Wollen. Stell`Dir einen Hund vor, der Beute gemacht hat und die jetzt nicht wieder hergeben will, seine Zähne in der Beute verbeißt und wild schüttelt. Das ist meins und ich geb` es nicht wieder her:D!
Nun ist es tiefer gerutscht und es ist so ein Empfinden von "mit dem Objekt der Begierde EINS" werden wollen. Das ist eben wohl das Interessante am Rauchen, dass Du den Rauch so tief in Dich einziehen, Dir "einverleiben" kannst. Also experimentiere ich seit heute mit einem noch bewussteren Inhalieren des Rauches und da spüre ich doch eine ganz deutlich Ambivalenz in mir und merke, wie "oberflächlich" ich üblicherweise geraucht habe. Ich habe zwar immer auf Lunge geraucht, aber nie tief inhaliert, sondern den Rauch nur oberflächlich in mich gelassen und dann schnell wieder raus damit. Nun will es in mir den Rauch tiefer einziehen, aber ein anderes Es in mir will genau das absolut nicht. Und an dieser Grenze bewege ich mich gerade, - sowohl wenn ich rauche, wie wenn ich nicht rauche.

Ich habe ein ganz tiefes Empfinden von "Da kommt etwas sehr gutes bei raus. Bleib` bloß am Ball:).

Viele Grüße

Tanita

Vielleicht will der Rauch tiefer einziehen damit etwas anderes ganz tief in dir nicht raus bzw. von Dir nicht gesehen werden kann.

Mir geht es gerade so ähnlich mit essen. Eine Gier obwohl ich definitiv keinen Hunger habe. Und mein Empfinden: da will etwas raus was ich mir nicht angucken will.







Ich mach aber mal den ganz kleinen Klugscheißermodus an:D: bitte, bitte nicht zu lang so tief inhalieren - das Zeugs macht die Lunge kaputt - Klugscheißermodus wieder aus.
 
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joa, bewusstes Rauchen und auch Trinken kann ein Genuss sein.


Wenn ich aus gehe dann rauche ich und trinke Wein.
Zu Hause nichts von beidem.

Suchtverlagerung im positiven Sinne wär für mich jetzt Hobby intensiv ausleben. Bei mir ist es das Malen, oder Kräuter sammeln. Die Konzentration liegt dann voll und ganz im Moment, im Tun.
 
Guten Morgen:),

ich wollte mich nur mal kurz aus der Versenkung melden, um zu sagen, dass ich gerade nicht so viel reden kann:). Was da gerade in mir passiert, ist so tief und so komplex, das würden Worte gar nicht wiedergeben können.
Nach wie vor das Schwierigste in diesem Prozess ist die Freiheit. Immer noch muss ich mir immer und immer wieder selbst sagen, dass Rauchen erlaubt ist und immer noch und immer wieder zeigt sich meine massive Selbstverurteilung. Dabei dachte ich doch schon länger, dass ich mit mir ganz gut im Reinen bin:D.

Also, ich klinke mich mal für eine Weile aus und melde mich wieder, wenn ich wieder das Gehaltvolles zu sagen habe.

Liebe Grüße

Tanita

Ach, Isis, klar will da immer nicht nur was rein, sondern auch raus. Einatmen! Ausatmen!;)
 
Nach wie vor das Schwierigste in diesem Prozess ist die Freiheit. Immer noch muss ich mir immer und immer wieder selbst sagen, dass Rauchen erlaubt ist und immer noch und immer wieder zeigt sich meine massive Selbstverurteilung ...

Liebe Tanita,

in der Rolle des Klugscheißers frage ich dich, worin Du beim Rauchen eine Freiheit siehst? Freiheit bedeutet doch, dass man auch etwas lassen kann.

Der Klugscheißer in dir ist dein Wille und nicht jene Stimme aus dem Unbewussten, die dir eine Illusion von Freiheit vorgaukelt, um seine Bedürfnisse erfüllen zu können. Ja, wenn man soweit geht und das Rauchen mit dem Kräutersammeln oder Malen vergleicht, ist der Selbstbetrug perfekt.


Merlin, der Klugscheißer :klo:
 
Liebe Tanita,

wie Du sehen kannst, ist das ja auch meine Auffassung. Es bleibt aber die Frage, ob es diese Freiheit des Verzichts bei einer Sucht überhaupt geben kann. Aus eigener Erfahrung mit dem Rauchen weiß ich, dass es da um diese Freiheit eben nicht so gut bestellt ist. Wenn es tatsächlich eine gäbe, frage ich mich, warum dann viele nach Hilfe suchen, um davon loszukommen.

Wer wirklich glaubt, er müsse bewusst rauchen, sollte sich auch der Sinnhaftigkeit seines Tuns bewusst werden. Mit Freiheit hat das jedenfalls nichts zu tun.


Merlin
 
Liebe Leute,

ich möchte Euch von meinen Erfahrungen mit "bewussten Rauchen" erzählen. Vielleicht ist das ja für den einen oder anderen für Euch, der sich nicht so ganz wohl fühlt mit seiner Raucherei, sie aber auch nicht aufgeben möchte, ein guter Weg.

Ich rauche schon seit Ewigkeiten und habe immer nur während der Schwangerschaften und der Stillzeit damit aufgehört. In den letzten Jahren sprang mein Konsum auf ca. fast 1 Schachtel am Tag an. Zwar hatte ich keinerlei spürbaren gesundheitlichen Beeinträchtigungen deswegen, aber so wirklich wohl gefühlt habe ich mich damit nicht. Aufhören wollte ich aber auch nicht und so habe ich das Thema immer von mir weggeschoben. Und dachte so manchesmal "irgendwie passt das aber nicht".

Vor 5 Wochen wurde ich krank und konnte 1 Woche lang nicht rauchen und auch keinen Alkohol trinken. Alkohol ist nämlich auch so ein verdrängtes Thema bei mir. Ich bin zwar nie betrunken, aber ich trinke regelmäßig einfach zu zuviel Wein am Abend. Das summiert sich auf Dauer ganz schön.

Als es mir dann wieder gut ging und ich eigentlich wieder rauchen und auch Alkohol trinken konnte, machte es Klick bei mir und ich entschied, jede einzelne Zigarette und auch jedes Glas Wein ganz bewusst zu rauchen, bzw. zu trinken. Mit "bewusst" meine ich, keine Zigaretten und auch kein Wein mehr so nebenbei, sondern immer mit voller Präsenz im Hier und Jetzt für jede Zigarette und jedes Glas. Ganz wichtig dabei war die Erlaubnis, so viel rauchen und trinken zu können wie ich wollte. Es gab keine Einschränkung, was die Anzahl und die Menge betrifft. Lediglich mit meiner Bewusstheit musste ich dabei bleiben.

Hört sich einfacher an, als es ist. Denn da melden sich plötzlich jede Menge Stimmen in einem zu Wort, die alle durcheinander quaken:D. Die eine will diese Strategie nutzen, um den Konsum zu reduzieren, die andere wehrt sich mit Händen und Füßen gegen jedwede Einschränkung. Vor allem diese Freiheit, die ich mir dabei gegeben habe, hat mir viel Mühe gemacht. Ganz oft ertappte ich mich bei dem Gedanken "Ach, jetzt würde ich gerne eine rauchen, aber es ist noch nichts mittags". Dann musste sich sofort meine Oberstimme einschalten "Rauch`doch. Du darfst rauchen, soviel Du willst." Bei soviel Freiheit hat es mich manchmal richtiggehend geschüttelt. Das "ich muss" oder "ich darf nicht" ist ganz tief in mir verankert. Zuvor, wenn ich so unbewusst vor mich hingequalmt habe, habe ich mir ja keine bewusste Erlaubnis gegeben, sondern halt einfach geraucht und das manchmal blöde Gefühl dabei verdrängt. Nun aber habe ich mir jede einzelne Zigarette ganz bewusst erlaubt, ebenso jedes Glas Alkohol.

Und ich entdeckte eine neue Seite in mir, nämlich die, die auch mal ganz bewusst Verzicht ausprobieren möchte. Wenn ich den Impuls verspürte, zu rauchen, habe ich mir ein paar Minuten Zeit genommen, da ganz bewusst hinzuspüren, ob es wirklich das ist, was ich möchte. Und mehr als einmal bemerkte ich dann, dass es gar keine Zigarette ist, die ich will, sondern z.b. etwas zu essen. Essen ist nämlich bei mir etwas, was zu kurz kommt. Auch bekam ich Lust, es auszuprobieren, wie es sich anfühlt, wenn ich diesem Rauchsog mal für einen Moment widerstehe. Und mehr als einmal verschwand der Drang ganz plötzlich wieder.

Mein Fazit nach nun einem Monat bewusstem Rauchen: mein Zigarettenkonsum ist gesunken auf 3 bis 6 Zigaretten am Tag. Und jede einzelne davon genieße ich. Ebenfalls ist mein Alkohlkonsum rapide gesunken, aber wenn ich ein Glas Wein trinke, genieße ich jeden einzelnen Schluck. Es gibt keine Suchtverlagerung auf z.B. Essen oder Schokolade o.ö. .
Es war und ist noch erstaunlich leicht. Nur die Freiheit, die man dabei hat, die ist nicht für jedermann und mit soviel Freiheit muss man auch erstmal umgehen können. Es zieht uns einfach ins "ich muss" oder "ich will nicht". Da standing zu wahren, ist die größte Herausforderung. Das "ich darf rauchen soviel ich will", wurde zwischenzeitlich wie eine Mantra für mich und ich musste es mir echt immer und immer wieder sagen. Jetzt langsam glaube ich es und der Suchtdruck verschwindet immer mehr.

Wie gesagt, ist nicht für jedermann, aber vielleicht fühlt sich der oder die eine von Euch davon angesprochen und mag es mal ausprobieren.

Herzliche Grüße

Tanita


schön, daß dir das gelungen ist. ich glaube, wenn man dieses bewußtsein wirklich verinnerlicht, dann scheint so etwas zu funktionieren.

ich rauche am tag zwei bis drei zigaretten. hab auch nie mehr geraucht. auch schon mal jahre gar nicht. manchmal vergeß ich auch drauf. aber wenn ich dann rauche, dann genieß ich die. die erste meist so zwischen zwei und vier ihr, vorher geht gar nichts:)

manchmal denk ich mir, selbst die zwei sind natürlich nicht gesund. und ich kann mir nicht vorstellen, daß das stimmt was mein Arzt und auch andere die ich befragte, meinen…..daß bis zu fünf Zigaretten nicht schädlich sind. das das in der Stadt leben genauso ungesund sei…..

ich weiß nicht. da bin ich skeptisch. aber ich trink keinen Alkohol, beweg mich viel, ernähr mich gut, alles, wie ich es gerne mache und es mir schmeckt. aus einer Selbstverständlichkeit heraus. ich denk, daß haben die zwei Zigaretten schon platz:)
 
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Freiheit ist für mich, etwas sowohl tun, als auch, es lassen zu können. Sowohl Konsum, als auch Konsumverzicht.

Tanita:)

absolut richtig!
das ist auch der unterschied zwischen sucht und genuß dann.
nur den menschen fällt es schwer aus inneren Mankos heraus, Defiziten…..stopp zu sagen. und wie es in einem buch so schön heißt……wir konsumieren uns zu Tode…..weil versucht wird im außen etwas aufzufüllen, was im inneren fehlt
handys, internet…..was immer. haben auch teilweise ihre Berechtigung. aber die menschen können es nicht dosieren und werden auch davon abhängig.

genauso ists bei der Zigarette, Alkohol, Süßigkeiten, sex…..die liste ist lang dafür…..
 
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