Liebe Leute,
ich möchte Euch von meinen Erfahrungen mit "bewussten Rauchen" erzählen. Vielleicht ist das ja für den einen oder anderen für Euch, der sich nicht so ganz wohl fühlt mit seiner Raucherei, sie aber auch nicht aufgeben möchte, ein guter Weg.
Ich rauche schon seit Ewigkeiten und habe immer nur während der Schwangerschaften und der Stillzeit damit aufgehört. In den letzten Jahren sprang mein Konsum auf ca. fast 1 Schachtel am Tag an. Zwar hatte ich keinerlei spürbaren gesundheitlichen Beeinträchtigungen deswegen, aber so wirklich wohl gefühlt habe ich mich damit nicht. Aufhören wollte ich aber auch nicht und so habe ich das Thema immer von mir weggeschoben. Und dachte so manchesmal "irgendwie passt das aber nicht".
Vor 5 Wochen wurde ich krank und konnte 1 Woche lang nicht rauchen und auch keinen Alkohol trinken. Alkohol ist nämlich auch so ein verdrängtes Thema bei mir. Ich bin zwar nie betrunken, aber ich trinke regelmäßig einfach zu zuviel Wein am Abend. Das summiert sich auf Dauer ganz schön.
Als es mir dann wieder gut ging und ich eigentlich wieder rauchen und auch Alkohol trinken konnte, machte es Klick bei mir und ich entschied, jede einzelne Zigarette und auch jedes Glas Wein ganz bewusst zu rauchen, bzw. zu trinken. Mit "bewusst" meine ich, keine Zigaretten und auch kein Wein mehr so nebenbei, sondern immer mit voller Präsenz im Hier und Jetzt für jede Zigarette und jedes Glas. Ganz wichtig dabei war die Erlaubnis, so viel rauchen und trinken zu können wie ich wollte. Es gab keine Einschränkung, was die Anzahl und die Menge betrifft. Lediglich mit meiner Bewusstheit musste ich dabei bleiben.
Hört sich einfacher an, als es ist. Denn da melden sich plötzlich jede Menge Stimmen in einem zu Wort, die alle durcheinander quaken
. Die eine will diese Strategie nutzen, um den Konsum zu reduzieren, die andere wehrt sich mit Händen und Füßen gegen jedwede Einschränkung. Vor allem diese Freiheit, die ich mir dabei gegeben habe, hat mir viel Mühe gemacht. Ganz oft ertappte ich mich bei dem Gedanken "Ach, jetzt würde ich gerne eine rauchen, aber es ist noch nichts mittags". Dann musste sich sofort meine Oberstimme einschalten "Rauch`doch. Du darfst rauchen, soviel Du willst." Bei soviel Freiheit hat es mich manchmal richtiggehend geschüttelt. Das "ich muss" oder "ich darf nicht" ist ganz tief in mir verankert. Zuvor, wenn ich so unbewusst vor mich hingequalmt habe, habe ich mir ja keine bewusste Erlaubnis gegeben, sondern halt einfach geraucht und das manchmal blöde Gefühl dabei verdrängt. Nun aber habe ich mir jede einzelne Zigarette ganz bewusst erlaubt, ebenso jedes Glas Alkohol.
Und ich entdeckte eine neue Seite in mir, nämlich die, die auch mal ganz bewusst Verzicht ausprobieren möchte. Wenn ich den Impuls verspürte, zu rauchen, habe ich mir ein paar Minuten Zeit genommen, da ganz bewusst hinzuspüren, ob es wirklich das ist, was ich möchte. Und mehr als einmal bemerkte ich dann, dass es gar keine Zigarette ist, die ich will, sondern z.b. etwas zu essen. Essen ist nämlich bei mir etwas, was zu kurz kommt. Auch bekam ich Lust, es auszuprobieren, wie es sich anfühlt, wenn ich diesem Rauchsog mal für einen Moment widerstehe. Und mehr als einmal verschwand der Drang ganz plötzlich wieder.
Mein Fazit nach nun einem Monat bewusstem Rauchen: mein Zigarettenkonsum ist gesunken auf 3 bis 6 Zigaretten am Tag. Und jede einzelne davon genieße ich. Ebenfalls ist mein Alkohlkonsum rapide gesunken, aber wenn ich ein Glas Wein trinke, genieße ich jeden einzelnen Schluck. Es gibt keine Suchtverlagerung auf z.B. Essen oder Schokolade o.ö. .
Es war und ist noch erstaunlich leicht. Nur die Freiheit, die man dabei hat, die ist nicht für jedermann und mit soviel Freiheit muss man auch erstmal umgehen können. Es zieht uns einfach ins "ich muss" oder "ich will nicht". Da standing zu wahren, ist die größte Herausforderung. Das "ich darf rauchen soviel ich will", wurde zwischenzeitlich wie eine Mantra für mich und ich musste es mir echt immer und immer wieder sagen. Jetzt langsam glaube ich es und der Suchtdruck verschwindet immer mehr.
Wie gesagt, ist nicht für jedermann, aber vielleicht fühlt sich der oder die eine von Euch davon angesprochen und mag es mal ausprobieren.
Herzliche Grüße
Tanita