Kommunismus, das heißt in erster Linie Demokratie! Und so verstehe ich ihn auch, deshalb kann ich den Staatssozialismus nicht als Kommunismus verstehen. Btw. ignorierst du völlig die historischen Umstände unter denen dieser oder jener Sozialismus zu stande kam...mach dir nix drauß, das ist ein Manko bei fast jeder Diskussion auf Seiten der Konservativen und selbsternannten Freiheitsliebenden.
Du willst uns jetzt verarschen, oder? Demokratie bezieht sich auf die Form, in der der einzelne beherrscht wird und bedeutet: Die Mehrheit bestimmt, was, wer, wie, wo, wann tun oder nicht tun darf oder nicht darf. In repräsentativen Demokratien wird das delegiert - du kannst deine Herrscher, die über dich und dein Leben bestimmen wählen; in direkten Demokratien wird über einzelne Gebote und Verbote einzeln abgestimmt und wieder herrscht die Mehrheit über die Minderheit.
Kommunismus dagegen bezieht sich auf die Eigentumsverhältnisse - niemand hat ein Recht auf Eigentum, da vorgeblich alles allen gehört. Du kannst das in mehr oder weniger demokratischen Herrschaftsformen verwirklichen (in der Tat marschieren wir in Deutschland darauf zu) oder in Diktaturen (real existierender Sozialismus, Maoismus). Aber selbstverständlich läuft es immer darauf hinaus: "Dein Volk ist Alles, Du bist nichts" oder "Die Internationale Gemeinschaft ist Alles, Du bist nur ein Rädchen und die Partei hat immer recht.".
Ja klar, es sind immer "die historischen Umstände", nie nie niemals ist die Ideologie an irgendetwas schuld, es sind immer die anderen. Denn die Partei hat immer Recht, das wissen wir ja nun...
@Schattenelf
suchst du die böse Nadel im Heuhaufen?
Dass jeder eine Aufgabe in der Organisation übernehmen muss, ist eine Entscheidung von allen. Und jeder kann sich dort engagieren wo es ihm an genehmsten ist, es gibt da durchaus unterschiedlich aufwendige Bereiche, die natürlich auch unterschiedlich wichtig für die Gesamtheit sind. Durch diese unterschiedliche Bedeutung ist natürlich auch die Macht einzelner unterschiedlich, aber diese Macht kann nicht egoistisch genutzt werden, da die wichtigen Entscheidungen gemeinsam getroffen werden und z.B. die Zahlen (Finanzen) immer öffentlich (allen Beteiligten zugängig) sind.
Logischer Fehler: Du setzt voraus, dass ALLE
freiwillig zustimmen, eine Aufgabe zu übernehmen. Echt? Schon mal von Leuten gehört, die ganz klar sagen, dass es sich für sie nicht lohnt zu arbeiten, da ihre Qualifikation ihnen nicht eine Arbeit ermöglicht, mit der sie deutlich mehr Geld verdienen würden, als wenn sie einfach den Hartz4/Sozialhilfe Job machen?
Zweitens: Jeder kann sich da "engagieren" wo es ihm am genehmsten ist? Also alle dürfen ins Planungsteam und keiner muss die Arbeit dann tatsächlich tun, wenn er dazu keine Lust hat? OK, das ist jetzt ein alter, sehr platter, ungerecht verallgemeinernder Witz aber er trifft es auf den Punkt: "Frage: Welcher Raum in einer WG ist in der Regel am Dreckigsten (und um welchen Raum gibt es den meisten Streit)?
Antwort: Das Klo und die Küche, weil die allen gehört."
Für diese "Tragik der Allmende" gibt es zwar durchaus auch positive Gegenbeispiele, man kann das Problem aber nicht einfach vom Tisch wischen, es ist schließlich überall vorhanden.
Drittens: Macht über andere ist immer ein Unrecht und wird immer egoistisch, das heißt, zugunsten der Interessen des Machthabers ausgeübt. Ich glaube, du verwechselst hier vielleicht Macht mit Verantwortung.
Es gibt tatsächlich Jobs, in denen man eine hervorragende Verantwortung hat (wie zum Beispiel die Raumreiniger in Krankenhäusern, die dafür sorgen sollten, dass sich gefährliche Keime nicht verbreiten) aber welche Macht über das Leben anderer sollte sich darüber ableiten? (außer dem Recht, zu sagen, "Du darfst diesen Raum nicht betreten, er ist noch nicht desinfiziert" oder "desinfizier gefälligst deine Hände, bevor du meine frisch geputzte Türklinke anfasst").
Und was "Entscheidungen gemeinsam treffen" anbelangt - hast Du Erfahrung mit Konsensprozessen - also echtem Konsens in nicht-hierarchischen Strukturen (nicht so pseudo-Konsens, wie es in manchen Firmen praktiziert wird und wo die Hälfte der Leute an ihre Karriere denken muss und deshalb den "Autoritäten" lieber nicht in die Suppe spuckt)?
Also ich schon und ich liebe es und es ist sehr lohnend ABER es geht nicht in Gruppen, die eine bestimmte Größe überschreiten, es geht nicht schriftlich und es dauert unter Umständen sehr sehr sehr lange. Plus, es funktioniert nur, wenn es die Möglichkeit gibt für Leute, Veto einzulegen oder beiseite zu treten und sich nicht zu beteiligen, sonst zersprengt es jede Gruppe oder führt auch wieder zu einem Pseudo Konsens. So schön das ist, wenn es funktioniert, es ist ungeeignet für die Regelung der vielen Angelegenheiten und Entscheidungen einer komplexe Gesellschaft.
Was meinst du mit der "Notwendigkeit"? Sind das sogenannte "Fachzwänge". Beim Anarchismus geht es doch um Reduzierung von Macht und Einfluss einzelner. Herrschaft und hirarchische Strukturen werden da kritisiert und möglichst minimiert oder ganz ausgeschaltet. Die Handlungsabläufe einer Firma sind dann halt anders zu organisieren. Dass es in einer Firma bestimmte Handlungsabläufe braucht um sie am Laufen zu halten ist doch klar.
Es ist das genaue Gegenteil zu einer Aktiengesellschaft, welche ich als Krönung einer egoistischen Struktur sehe.
LGInti
Das sollte man vielleicht genauer definieren: Beim Anarchismus geht es um die Maximierung der Macht des Einzelnen über sich selbst und um die Maximierung der Möglichkeiten des Einzelnen, andere zur freiwilligen Zusammenarbeit zu animieren (also durch Wohlverhalten, rationale Argumente, erwünschte, nachgefragte Resultate von Handlungen; das bedeutet ausgeübter Einfluss des Einzelnen auf andere Einzelne).
Beim Anarchismus geht es folgerichtig und umgedreht betrachtet um das Minimieren der Macht Einzelner oder Gruppen über den Einzelnen Menschen und um die Minimierung der Möglichkeiten einzelner oder Gruppen, andere Einzelne mit Gewalt in all ihren Ausformungen zur Zusammenarbeit zu zwingen (Einfluss mit Gewalt zu erzwingen).
Eine Aktiengesellschaft, so wie es sie laut Gesetz heute gibt, ist natürlich das Produkt einer gemeinschaftlichen Entscheidung auf der Grundlage der Demokratie, wo die Mehrheit entscheidet, wer in allen Belangen über alle herrschen soll. Im Prinzip entscheiden die Besitzer von stimmberechtigten Aktien wie in einer parlamentarischen Demokratie üblich - wer die meisten Stimmen hat (1 Aktie=1 Stimme) überstimmt die anderen und entscheidet. Manchmal auch im Konsens, man hat ja auch gleiche Interessen. Die nicht-stimmberechtigte Aktie ist einfach nur ein Spekulationsobjekt (wenn sie auch keine Dividenden ausschüttet) und die gäbe es in einer freien Marktwirtschaft/Anarchie gar nicht, die Dividenden ausschüttende Aktie ohne Stimmrecht ist vergleichbar einem Kredit und dafür wird es auch in einer freien Marktwirtschaft Bedarf geben.
Mir ist nicht ganz klar, was du daran als "Krönung einer egoistischen Struktur" verstehst, also im Vergleich wozu, was ist weniger egoistisch und was meinst du, wenn du von Egoismus sprichst, was ist für dich der Gegensatz von Egoismus?