Zerstört sich der Kapitalismus von selbst?

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!
Nach diesem wirklich dummen, primitiven und menschenverachtenden Leitsatz müsste z. B. chronisch Kranken jegliche Nahrung entzogen werden. Auch Arbeitslosen, die verzweifelt einen Job suchen und einfach keinen finden. Kindern, Alten.
Auf der anderen Seite müssten auch manche reichen Erben, die für ihren Wohlstand keinen Finger krumm machen, verhungern. Auch so manche Frau mit reichem Ehemann.
 
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Viel zitiert und falsch verstanden.

Es ist ein Appell für soziale Gleichheit und keiner gegen Faulheit.

Weißte Bescheid.

Wollte grad Bebel zitieren, weil dieses Zitat gerne falsch und unvollständig wiedergegeben wird...

Spannend finde ich übrigens, dass @SchattenElf mit Wikimännlein eine Web-Site mit Fake-Impressum und einfältigen Texten als Quelle angibt... :ROFLMAO:
 
Energiekonzerne sind in der Regel Aktionärskonzerne.
Und jeder Mensch hat das Recht und den Asnpruch, sein Erspartes in Aktien-Form dieser Energiekonzerne anzulegen um daraus wieder schöpfende Gewinne zu erzielen.
Aber wer nicht arbeitet soll auch nicht essen.
http://de.wikimannia.org/Wer_nicht_arbeitet,_soll_auch_nicht_essen[

Wie entstehen bitte "schöpfende Gewinne"? Also Geld, welches sich selbst vermehrt (wie macht es das bitte?), wenn man es nur klug genug anlegt? Meinst Du dieses System der Massen-Produktion von wenigen Gewinnern und sehr viel Verlierern?

Den Ausgleich/die Zeche bezahlt auch kein Harz4 Empfänger.
Denn dieser tut/arbeitet in Form von Wertschöpfung ja nichts für seinen Lebensunterhalt.
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!

Dividae et impera - teile und herrsche, in manchen Köpfen, vlt. auch leider in vielen, ist dieses Feindbild recht gut und erfolgreich etabliert worden. Der Arbeitslose als Sozialschmarotzer, die Nichtsnutze, die der Wertschöpfung nichts Beitragenden.

Bist ganz gut indoktriniert worden, wie mir scheint.
 
Ich glaube du weißt nicht genau, was Marktwirtschaft ist und vermischt sie mit anderen Begriffen. Was denkst du, dass Marktwirtschaft ist? Zwischen der normalen Marktwirtschaft (dem freien Markt als Urtyp der Marktwirtschaft) und dem, was wir Kapitalismus nennen gibt es quasi keine nennenswerten Unterschiede.

Na ja, danke für deine Abqualifizierung ... aber Du hast Unrecht, wenn Du meinst, dass es zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus keine Grenzen gibt.
Kapitalismus hat das Ziel des finanziellen Gewinns, egal mit welchen Ware und mit welcher Methode. Kapitalismus internationalisert sich (das hohe Ziel des freien Welthandels) um billig produzeren und teuer verkaufen zu können.
Im Gegensatz dazu hat aber die Marktwirtschaft klare Kontrollmechanismen, die sich nach Angebot und Nachfrage richten. Durch Zölle und Steuern ist die Marktwirtschaft entsprechend den Erfordernissen des jeweiligen Staates freizügig durch die Politik kontrollierbar (hatten wir ja bis vor der EU auch).

Sowohl Armut als auch Bildungsstandard sind global betrachtet in den letzten 30 Jahren schneller besser geworden als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit und sind momentan auf dem historisch tiefsten (Armut) bzw. höchsten (Bildungsstandard) Niveau der bekannten Menschheitsgeschichte. Noch nie konnten global so viele Menschen lesen und eine Schule besuchen und noch nie mussten global so wenige Leute Hungern wie momentan.

Betrachtet man z.B.die Armut in Deutschland, dann ist die mit der deutschen Einheit weitaus grösser geworden, als sie vorher war.
In Österreich steigt die realtive Armut in immer stärkerem Maß.
In Russland steigt die Armut seit dem Zerfall der SU.

Ob man tatsächlich die minimale Bildung z.B. in den afrikanischen Staaten bereits als Bildung bezeichnen kann? Oder die "Verbildung" in Europa (selbst Kindergärtnerinnen müssen studiert haben) als Bildungsgewinn?

Du machst schon wieder den gleichen Fehler. Dass es irgendwann irgendwo irgendeinen Krieg gab sagt nichts darüber aus, ob es insgesamt mehr Krieg oder Kriegstote gibt als in vergangenen Generationen der Menschheit. Ich verweise nochmal auf Steve Pinker. Gute Grafiken zum Thema gibts auch auf Our World in Data: https://ourworldindata.org/slides/war-and-violence/

Ich mache keinen Fehler. Ich habe von der europäischen Sicht gesprochen, und nicht von internationaler Sicht.

Du redest von "Ausbeutung" - trotzdem gab es gerade in Entwicklungsländern in den letzten Jahrzehnten die allerstärksten Anstiege von Wohlstand (also viel stärker als etwa bei uns).

DeEntwicklungsländer werden langfristig als Kunden für die Marktwirtschaft aufgebaut. Ein Langzeitprojekt, um die Umsätze abzusichern. Das bedeutet natürlich, dass zuerst der Wohlstand steigen muss. Letztendlich dient es aber auch nur kapitalistischer Ausbeutung.


Dass du kein Geld mehr bekommst, wenn du nicht mehr arbeiten gehst ist mMn keine Gewalt.

Das ist dein eigeenes Kopfkino ... davon habe ich nichts geschrieben.

Abgesehen davon machst du auch hier den Fehler, dass du "weniger Gewalt" sofort als "keine Gewalt" auslegst. Nach deinen Beispielen gibt es in diesen Bereichen gleich viel Gewalt wie etwa im Mittelalter. Es gibt aber etwa pro Kopf viel weniger Tötungsdelikte, viel weniger Gewaltdelikte als in früheren Generationen. Auch hier sei nochmal auf entsprechende Studien verwiesen wie oben (z.B. Our World in Data).

Die Gewalt hat sich eben nur verschoben ... aber sie hat sich in ihrem Grunde nicht verändert. Daran ändern auch die Studien nichts. Denn sie berücksichtigen nur die genehmen Teilaspekte, und nicht das ganze Bild.

Dass die Staatsschulden wachsen ist überhaupt kein Problem, solange das Vermögen des Staats entsprechend wächst. Momentan ist das der Fall, d.h. es gibt keine zusätzliche Belastung der deutschen Bürger und keine Generationenverschiebung dieser Zinslast - wir leben nicht auf Pump. Der Staat investiert dieses Geld und sobald der Mehrwert dieser Investitionen über den gezahlten Zinsen liegt (was bei den kürzlich negativen Zinsen per definition der Fall ist), leidet niemand an den Schulden - egal ob sie größer oder kleiner werden.

Bei wem? Ok, jetzt bist du von international wieder in Deutschland. Deutschland hat eine sehr hohe Resistenz, als grösster Staat in Europa. Am Beispiel Österreich sieht man jedoch sehr gut, wohin der Weg geht ... vom selbständigen Staat hin in die schuldenbelastete Abhängigkeit. Das Staatseigentum wurde und wird bereits weitgehend verkauft, um die Schulden nicht bis zum Konkurs anwachsen zu lassen. Die Arbeitswelt geht weg von der Produktion in die Dienstleistung (Abhängigkeit von Anderen).
DAS sind die wesentlichen Veränderungen ... nicht schöngerechnete Budgets.
 
Na ja, danke für deine Abqualifizierung ... aber Du hast Unrecht, wenn Du meinst, dass es zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus keine Grenzen gibt.
Kapitalismus hat das Ziel des finanziellen Gewinns, egal mit welchen Ware und mit welcher Methode. Kapitalismus internationalisert sich (das hohe Ziel des freien Welthandels) um billig produzeren und teuer verkaufen zu können.
Im Gegensatz dazu hat aber die Marktwirtschaft klare Kontrollmechanismen, die sich nach Angebot und Nachfrage richten. Durch Zölle und Steuern ist die Marktwirtschaft entsprechend den Erfordernissen des jeweiligen Staates freizügig durch die Politik kontrollierbar (hatten wir ja bis vor der EU auch).
Wenn man nach "Definition Marktwirtschaft" googlet, findet man folgendes: "ein Wirtschaftssystem, in dem die Produktion und der Preis von Waren durch Angebot und Nachfrage geregelt werden".
Wenn man das gleiche mit Kapitalismus macht, findet man folgendes: "die Wirtschaftsform, in der die Produktionsmittel Privateigentum sind und in der die Wirtschaft vor allem durch die Mechanismen des Marktes gesteuert wird" (Anm: Die Mechanismen des Marktes sind Angebot und Nachfrage).

Der Grund, warum du glaubst Marktwirtschaft sei ganz anders und besser als Kapitalismus liegt vermutlich daran, weil marxistische Ökonomen den Begriff Kapitalismus seit über 100 Jahren abwertend benutzen und weil du bei Marktwirtschaft vmtl. an spezielle Unterarten davon wie die soziale Marktwirtschaft oder die humane Marktwirtschaft denkst.

Im Endeffekt ist die Frage aber (weiterhin) von keiner Bedeutung für die Diskussion - wenn sich auch moderne Top-Ökonomen nicht darüber einig sind, ob es einen Unterschied zwischen Kapitalismus und Marktwirtschaft gibt, werden wir beide - die wir beide keine ökonomische Ausbildung haben - dieses ewig alte Problem sicher nicht im Esoterikforum lösen. Auswirkung auf meine ursprüngliche Aussage (nämlich dass die kapitalistischen Prinzipien momentan maßgeblich die Wirtschaft des absoluten Großteils der Welt dominieren) hätte das ohnhin nicht.

Betrachtet man z.B.die Armut in Deutschland, dann ist die mit der deutschen Einheit weitaus grösser geworden, als sie vorher war.
In Österreich steigt die realtive Armut in immer stärkerem Maß.
In Russland steigt die Armut seit dem Zerfall der SU.
Dass in Deutschland die Armut steigt stimmt. Aber warum? Wenn man genauer hinsieht, versteht man auch, warum. In Deutschland gilt man als "arm", wenn man weniger als 60% des deutschen Durchschnittseinkommens verdient. Dieser Parameter für "arm" ist aber völlig bekloppt, denn danach ist arm, wer als Single 971 € im Monat zur Verfügung hat! Damit kann man sich locker jeden Tag mehr als man zum Leben braucht leisten. Sich dabei über Armut zu beschweren zeigt eigentlich, in was für einer verwöhnten Gesellschaft wir leben.
Ich sag dir mal, was Armut ist: im (nicht kapitalistischen) Venezuela leben momentan 82% der Bevölkerung in Armut. Ein normaler Einkauf mit Milchprodukten kostet in Venezuela momentan vier Mindestmonatseinkommen. Ein Freund meiner Mitbewohnerin ist Venezuelaner, er sagt in seiner Heimatstadt kostete ein Kilo Fleisch letzte Woche 3 Jahreseinkommen. Kannst du dir sowas überhaupt vorstellen? Aber ja, in Deutschland gibts ein Armutsproblem, is klar.

Ich mache keinen Fehler. Ich habe von der europäischen Sicht gesprochen, und nicht von internationaler Sicht.
In dem Beitrag, auf den du geantwortet hast, habe ich aber ausdrücklich und mehrmals "weltweit" geschrieben. Europa ist übrigens vermutlich das schlechteste Beispiel von allen für meinen Punkt, denn es gab auf unserem Kontinent noch nie in seiner Geschichte so wenig Krieg wie im letzten Jahrhundert.

DeEntwicklungsländer werden langfristig als Kunden für die Marktwirtschaft aufgebaut. Ein Langzeitprojekt, um die Umsätze abzusichern. Das bedeutet natürlich, dass zuerst der Wohlstand steigen muss. Letztendlich dient es aber auch nur kapitalistischer Ausbeutung.
Seltsame "Ausbeutung", wenn sich die Leute plötzlich Essen und Kleidung kaufen können, die das vorher nicht konnten.

Das ist dein eigeenes Kopfkino ... davon habe ich nichts geschrieben.
Doch. "Wenn Du im Mittelalter in deinem Job gesagt hast "ich mach' das nicht", dann konntest Du gehen. Heute wirst Du halt entlassen, wenn Du etwas nicht machst (vielleicht auch noch aus ethischen Gründen). Auch kein Unterschied in der Gewalt."

Die Gewalt hat sich eben nur verschoben ... aber sie hat sich in ihrem Grunde nicht verändert. Daran ändern auch die Studien nichts. Denn sie berücksichtigen nur die genehmen Teilaspekte, und nicht das ganze Bild.
Die Gewalt ist nicht gesunken. Du redest in deinen obigen Beispielen nicht von Gewalt. Du redest von Zwang.

Bei wem? Ok, jetzt bist du von international wieder in Deutschland. Deutschland hat eine sehr hohe Resistenz, als grösster Staat in Europa. Am Beispiel Österreich sieht man jedoch sehr gut, wohin der Weg geht ... vom selbständigen Staat hin in die schuldenbelastete Abhängigkeit. Das Staatseigentum wurde und wird bereits weitgehend verkauft, um die Schulden nicht bis zum Konkurs anwachsen zu lassen.
DAS sind die wesentlichen Veränderungen ... nicht schöngerechnete Budgets.
Nicht ich bin wieder in Deutschland, du hast mit dem deutschen Budget angefangen. Ich bin der Meinung, das hat mit dem eigentlichen Thema überhaupt nichts zu tun. Österreich hatte eine innenpolitische finanzielle Krise dank der Hypo Alpe Adria, in der die Staatsschulden um fast 50% gestiegen sind (davor waren die auf deutschem Niveau). Auch das hat aber nichts mit Kapitalismus oder Konsumwahn zu tun, sondern damit, dass die österreichischen Politiker ums Verrecken nicht wirtschaften können. Trotz dieser Unfähigkeit war das Budgetsaldo Österreichs 2016 bei -1,2% und damit völlig im Rahmen (Grenze lt. Maastricht ist -3%).

Die Arbeitswelt geht weg von der Produktion in die Dienstleistung (Abhängigkeit von Anderen).
Der Produzent ist vom Käufer genauso abhängig wie der Dienstleister vom Dienstleistungsnehmer.
 
Nach diesem wirklich dummen, primitiven und menschenverachtenden Leitsatz müsste z. B. chronisch Kranken jegliche Nahrung entzogen werden. Auch Arbeitslosen, die verzweifelt einen Job suchen und einfach keinen finden. Kindern, Alten.
Auf der anderen Seite müssten auch manche reichen Erben, die für ihren Wohlstand keinen Finger krumm machen, verhungern. Auch so manche Frau mit reichem Ehemann.

Zerstört sich der Kapitalismus von selbst?


Spannend finde ich übrigens, dass @SchattenElf mit Wikimännlein eine Web-Site mit Fake-Impressum und einfältigen Texten als Quelle angibt... :ROFLMAO:

Es geht einzig und allein um die Aussagen in dem Link.
An dieser Aussage gibt es nichts zu mäkeln. Und da es an der Aussage nichts zu mäkeln gibt, mäkelt man am Urherber rum.
Typisch Links.

Wie entstehen bitte "schöpfende Gewinne"? Also Geld, welches sich selbst vermehrt (wie macht es das bitte?), wenn man es nur klug genug anlegt? Meinst Du dieses System der Massen-Produktion von wenigen Gewinnern und sehr viel Verlierern?

Du musst das natürtlich im dem Kontext sehen in dem ich das schrieb.
Und der hiess: Umverteilung ist vom Begriff her nichts anderes als Enteignung.
@Possibilities schrieb dazu:
"Das ist, mit Verlaub, ein Schmarrn.
Steuern und Abgaben auf Energie beispielsweise:
die Industrie benötigt die meiste Energie, ist aber von den meisten Abgaben befreit.
Jetzt rate mal, wer das ausgleicht."
Antwortzitat S11:
"Energiekonzerne sind in der Regel Aktionärskonzerne.
Und jeder Mensch hat das Recht und den Asnpruch, sein Erspartes in Aktien-Form dieser Energiekonzerne anzulegen um daraus wieder schöpfende Gewinne zu erzielen."

Was ich mit den "schöpfenden Gewinnen" in diesem Kontext meine, ist die Möglichkeit des Ausgleichs, da die Industrie ja von den meisten Abgaben auf Energie befreit ist. Und somit nich nur Gewinne macht und mit diesen Gewinnen die überdurchschnittlichen Industrielöhne bezahlen kann, wärend die ausländische Industriekonkurrenz eben nicht mit so hohen Energiekosten belastet ist. Dabei geht es ja hauptsächlich um Strom.
Die plötzliche Energiewende in Deuschland ab 2011 hat die Kosten für Strom ja erst in die Höhe getrieben.
Sicher, man kann diese staatlich verordeneten Sonderkosten, um regenaritiven Strom produzieren zu können, auch auf die Industrie abwälzen. Aber das hätte im internationalem Wettbewerb extreme Konsequenzen für die deutsche Industrie. Und das hätte auch Konsequenzen für die überdurchschnittlichen deutschen Industrielöhne.
Wenn man nicht in der Industrie arbeitet und von den überduschschnittlichen Industrielöhnen profitiert, kann man als Ausgleich sich als Kleinaktionär an diesen Firmen beteiligen, welche ja gute Dividenden ausschütten.

Dividae et impera - teile und herrsche, in manchen Köpfen, vlt. auch leider in vielen, ist dieses Feindbild recht gut und erfolgreich etabliert worden. Der Arbeitslose als Sozialschmarotzer, die Nichtsnutze, die der Wertschöpfung nichts Beitragenden.

Auch das musst du wieder in dem Gesamtkontext sehen in dem ich das ganze schrieb.
Natürlich können Harz4 Empfänger nichts sparen und diese Sonderkosten über Aktienbeteiligung wieder ausgleichen.
Aber sie arbeiten ja auch nicht.
Wobei ich mir doch recht sicher bin (und das aus praktischer Erfahrung) dass die meisten 4-Harzer neben ihrer Sozialhilfe noch irgendwelche Nebeneinkommen haben. Die Schwarzarbeit ist in Deutschland das blühenste Gewerbe. Und wenn es nur das sammeln von Pfandflaschen ist.
Und das hat absolut nichts mit einem Feindbild zu tun, welches du mir hier subtuil unterstellst, sondern mit der Realität.
Sozialromantiker, vor allem wenn es auch noch postmoderne sind, haben mit der Realität aber sowieso ein Problem. Denn sie widerspricht oft ihrer ideologischen Überzeugung.

Bist ganz gut indoktriniert worden, wie mir scheint.

Vom wem soll ich denn indoktriniert worden sein?
Vom System? Dem kapitalistischem System?
Ich habe mich viel zu lange vom erträumten System der postmodernen Sozialromantiker indoktrinieren lassen. Bis ich erkantnte das es eine Selbstlüge ist. Und auf dieser Basis argumentiere ich heute nur.
 
Wenn man nach "Definition Marktwirtschaft" googlet, findet man folgendes: "ein Wirtschaftssystem, in dem die Produktion und der Preis von Waren durch Angebot und Nachfrage geregelt werden".
Wenn man das gleiche mit Kapitalismus macht, findet man folgendes: "die Wirtschaftsform, in der die Produktionsmittel Privateigentum sind und in der die Wirtschaft vor allem durch die Mechanismen des Marktes gesteuert wird" (Anm: Die Mechanismen des Marktes sind Angebot und Nachfrage).

Na siehst Du, dann hast Du's ja doch noch gefunden ... nur der Unterschied scheint dir noch nicht wirklich klar zu sein. Wobei man hier natürlich auch noch einen Schritt weiter gehen kann, von der Marktwirtschaft zur ethischen Marktwirtschaft.

Was ist der Unterschied? In der Marktwirtschaft wird ein Bedürfnis erfüllt, z.B. Getreide. lm Kapitalismus wird zur Vermehrung des eigenen Vermögens mit Getreide an der Börse spekuliert, ungeachtet dessen, wie viele Leute dabei drauf gehen. Es wird Getreide auch weggeworfen, nur um die Preise zu steigern. In der ethischen Marktwirtschaft würden alle die vernichteten Ressourcen, die fehlenden Spekulationen dann dafür sorgen, dass tatsächlich alle Menschen zu gleichen Bedingungen ernährt werden können.

Der Grund, warum du glaubst Marktwirtschaft sei ganz anders und besser als Kapitalismus liegt vermutlich daran, weil marxistische Ökonomen den Begriff Kapitalismus seit über 100 Jahren abwertend benutzen und weil du bei Marktwirtschaft vmtl. an spezielle Unterarten davon wie die soziale Marktwirtschaft oder die humane Marktwirtschaft denkst.

Ich "glaube" nicht, ich weiss es. Das Problem ist, dass wir mittlerweile gesellschatflich etwa 3- 4000 Jahre in dieser Marktwirtschaft der Bereicherung = Kapitalismus leben. Und alle unsere kleine Karotte in Form von ein bisschen gut gehen vorgehalten bekommen, um unser Soll zum reich machen Anderer zu erfüllen.

Im Endeffekt ist die Frage aber (weiterhin) von keiner Bedeutung für die Diskussion - wenn sich auch moderne Top-Ökonomen nicht darüber einig sind, ob es einen Unterschied zwischen Kapitalismus und Marktwirtschaft gibt, werden wir beide - die wir beide keine ökonomische Ausbildung haben - dieses ewig alte Problem sicher nicht im Esoterikforum lösen. Auswirkung auf meine ursprüngliche Aussage (nämlich dass die kapitalistischen Prinzipien momentan maßgeblich die Wirtschaft des absoluten Großteils der Welt dominieren) hätte das ohnhin nicht.

Nun, ich sehe trotzdem im esoterischen Sinne einen Sinn in der Diskussion - weil sei einfach Bewusstsein schafft, was mit einem in unserer Gesellschaft passiert. Faktoren, denen sich die meisten Menschen leider nicht bewusst sind, und die letztendlich für die meisten unserer Staaten schädigend sind.

Dass in Deutschland die Armut steigt stimmt. Aber warum? Wenn man genauer hinsieht, versteht man auch, warum. In Deutschland gilt man als "arm", wenn man weniger als 60% des deutschen Durchschnittseinkommens verdient. Dieser Parameter für "arm" ist aber völlig bekloppt, denn danach ist arm, wer als Single 971 € im Monat zur Verfügung hat! Damit kann man sich locker jeden Tag mehr als man zum Leben braucht leisten. Sich dabei über Armut zu beschweren zeigt eigentlich, in was für einer verwöhnten Gesellschaft wir leben.

Armut ist ja auch relativ. Das kann man auch nicht in Zahlen messen, weil das Armutsgefühl bei Menschen sehr unterschiedlich sein kann. Von Menschen die mit sehr wenig sehr gut und glücklich leben können bist zu den Leuten die schon 2 Porsche in der Garage haben und den 3. kaum erwarten können.

Ich sag dir mal, was Armut ist: im (nicht kapitalistischen) Venezuela leben momentan 82% der Bevölkerung in Armut. Ein normaler Einkauf mit Milchprodukten kostet in Venezuela momentan vier Mindestmonatseinkommen. Ein Freund meiner Mitbewohnerin ist Venezuelaner, er sagt in seiner Heimatstadt kostete ein Kilo Fleisch letzte Woche 3 Jahreseinkommen. Kannst du dir sowas überhaupt vorstellen? Aber ja, in Deutschland gibts ein Armutsproblem, is klar.

In Venezuela sieht man aber genau das Problem einerseits schlechter Regierungen (bis hin zu Diktaturen), andererseits auch genau der Einmischungen des Kapitalismus die abzulehnen sind. Venezuela war und ist ein armes Land, bis dort Erdöl gefunden wurde. Der Erfolg waren grosse Mengen Geldes, die von einer nationalen Oligarchie aufgesaugt werden. Eine an sich natürliche Entwicklung die in einem landwirtschaftlich geprägten Land mit geringem Bildungsniveau praktisch zwangsläufig passieren muss, wenn von Aussen Geld ins Land gepunpt wird ... weil die breite Bevölkerung mit diesem Geld nichts anfangen kann, weder die Bildung noch eine Relation zu diesem Geld hat, um damit umgehen, es einfordern zu können.
Die heutige Armut und Unterdrückung in Venezuela ist damit genau eine direkte Folge des amerikanischen Kapitalismus, ohne Rücksicht auf die betroffenen Völker (America first ... ja nicht erst seit Trump erklärte Linie der USA ... viele errinnern sich nicht mehr an die Worte von Bush - "wir werden weltweit die amerikanischen (wirtschaftlichen) Interessen schützen").

In dem Beitrag, auf den du geantwortet hast, habe ich aber ausdrücklich und mehrmals "weltweit" geschrieben. Europa ist übrigens vermutlich das schlechteste Beispiel von allen für meinen Punkt, denn es gab auf unserem Kontinent noch nie in seiner Geschichte so wenig Krieg wie im letzten Jahrhundert.

Wie gesagt, das bezweifle ich. Denn auch Wirtschaftskrieg ist Krieg und produziert Leid und finanzielle Verluste.

Seltsame "Ausbeutung", wenn sich die Leute plötzlich Essen und Kleidung kaufen können, die das vorher nicht konnten.

Ja ... wozu brauchen Leute in Afrika, wo es in der Regel etwas angenehmer ist als bei uns, Kleidung? Das wäre mal dei erste Frage die zu klären ist. Und auch wenn die USA (als Haupt-Baumwollieferant) derzeit vorwiegend nur T-Shirts verkauft, es wird mehr ... und genau darin liegt das Geschäft der Zukunft. Dazu werden Regierungen erpresst, dazu werden Kriege angefangen, dazu wird Militärausrüstung (lagfristige Kundenbindung der jeweiligen Staatsregierung) in diese Länder geliefert.

Hier sieht man auch den grossen Unterschied zwischen Europa und den USA. Europa pumpt ungeheure Mengen an Mitteln aus Steuer- und Kirchengeldern in die Entwicklungshilfe. Weitgehend for free und interessenfrei. Die USA pumpt dann Gelder in einen Staat, wenn daraus in Summe ein weitaus grösserer Nutzen zu ziehen ist.

Doch. "Wenn Du im Mittelalter in deinem Job gesagt hast "ich mach' das nicht", dann konntest Du gehen. Heute wirst Du halt entlassen, wenn Du etwas nicht machst (vielleicht auch noch aus ethischen Gründen). Auch kein Unterschied in der Gewalt."

Genau. Das Thema ist hier aber nicht die Kündigung, sondern die ethische Ablehnug einer Tätigkeit, sprich: fehlende Erpressbarkeit.

Die Gewalt ist nicht gesunken. Du redest in deinen obigen Beispielen nicht von Gewalt. Du redest von Zwang.

Auch Zwang ist Gewalt (nicht umsonst heisst es Staatsgewalt). Und die betrifft jeden einzelnen Bürger des Staates ... nicht nur begrenzte Gruppen wie z.B. das Militär im Kriegsfall. Das Thema will ich aber nicht weiter auswalzen, denn da kommen wir von 100sten ist 1000ste ... da spielen Vertsöße gegen die Demonstrationsfreiheit genauso mit wie Gewalt durch die Politiker im Interesse von Lobbys etc.

Nicht ich bin wieder in Deutschland, du hast mit dem deutschen Budget angefangen. Ich bin der Meinung, das hat mit dem eigentlichen Thema überhaupt nichts zu tun. Österreich hatte eine innenpolitische finanzielle Krise dank der Hypo Alpe Adria, in der die Staatsschulden um fast 50% gestiegen sind (davor waren die auf deutschem Niveau). Auch das hat aber nichts mit Kapitalismus oder Konsumwahn zu tun, sondern damit, dass die österreichischen Politiker ums Verrecken nicht wirtschaften können. Trotz dieser Unfähigkeit war das Budgetsaldo Österreichs 2016 bei -1,2% und damit völlig im Rahmen (Grenze lt. Maastricht ist -3%).

:sick:, gut die Hypo lassen wir mal ... das ist ein trauriges Kapitel. Die "Schulden" durch die Hypo sind derzeit hauptsächlich nur Garantien des Staates, die noch nicht wirksam budgetwirksam geworden sind ... der Rest sind mal Modellrechnungen.
Auch damit, dass unsere Politiker nicht wirtschaften können, gebe ich dir recht. Wobei ich das in Deutschland auch nicht viel besser sehe ... nur das "Spielkapital" ist halt in Deutschland grösser, und Deutschland hat noch sehr viel Industrie die noch gute Erträge bringt. Betonung liegt auf "NOCH". In 20 Jahren wahrscheinlich nicht mehr.

Der Produzent ist vom Käufer genauso abhängig wie der Dienstleister vom Dienstleistungsnehmer.

Nein. Denn der Produzent kann heute Bedarf wecken. Entweder direkt über Marketing oder indirekt über den Gestzgeber. Da sind wir seit wir in der EU sind (und das ist noch nicht lang) schon einige Male beschissen worden. Und zwar echt intelligent, so dass es den meisten Leuten nicht einmal aufgefallen ist.

Gegen den gesellschaftlichen Zwang der dadurch entsteht kann sich aber niemand wehren, ohne sich ausserhalb der Gesellschaft (seine Freundes- und Bekanntenkreises) zu stellen.
 
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Ich "glaube" nicht, ich weiss es. Das Problem ist, dass wir mittlerweile gesellschatflich etwa 3- 4000 Jahre in dieser Marktwirtschaft der Bereicherung = Kapitalismus leben. Und alle unsere kleine Karotte in Form von ein bisschen gut gehen vorgehalten bekommen, um unser Soll zum reich machen Anderer zu erfüllen.

Meinst du das mit der Karotte wirklich real in Form von Verschwörung Einzelner gegenüber der globalen Masse,
oder meinst du das philosphisch und in Form von Metapher ?

Diese Unterscheidung wäre für mich zumindest wichtig.
 
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