Wenn man nach "Definition Marktwirtschaft" googlet, findet man folgendes: "ein Wirtschaftssystem, in dem die Produktion und der Preis von Waren durch Angebot und Nachfrage geregelt werden".
Wenn man das gleiche mit Kapitalismus macht, findet man folgendes: "die Wirtschaftsform, in der die Produktionsmittel Privateigentum sind und in der die Wirtschaft vor allem durch die Mechanismen des Marktes gesteuert wird" (Anm: Die Mechanismen des Marktes sind Angebot und Nachfrage).
Na siehst Du, dann hast Du's ja doch noch gefunden ... nur der Unterschied scheint dir noch nicht wirklich klar zu sein. Wobei man hier natürlich auch noch einen Schritt weiter gehen kann, von der Marktwirtschaft zur ethischen Marktwirtschaft.
Was ist der Unterschied? In der Marktwirtschaft wird ein Bedürfnis erfüllt, z.B. Getreide. lm Kapitalismus wird zur Vermehrung des eigenen Vermögens mit Getreide an der Börse spekuliert, ungeachtet dessen, wie viele Leute dabei drauf gehen. Es wird Getreide auch weggeworfen, nur um die Preise zu steigern. In der ethischen Marktwirtschaft würden alle die vernichteten Ressourcen, die fehlenden Spekulationen dann dafür sorgen, dass tatsächlich alle Menschen zu gleichen Bedingungen ernährt werden können.
Der Grund, warum du glaubst Marktwirtschaft sei ganz anders und besser als Kapitalismus liegt vermutlich daran, weil marxistische Ökonomen den Begriff Kapitalismus seit über 100 Jahren abwertend benutzen und weil du bei Marktwirtschaft vmtl. an spezielle Unterarten davon wie die soziale Marktwirtschaft oder die humane Marktwirtschaft denkst.
Ich "glaube" nicht, ich weiss es. Das Problem ist, dass wir mittlerweile gesellschatflich etwa 3- 4000 Jahre in dieser Marktwirtschaft der Bereicherung = Kapitalismus leben. Und alle unsere kleine Karotte in Form von ein bisschen gut gehen vorgehalten bekommen, um unser Soll zum reich machen Anderer zu erfüllen.
Im Endeffekt ist die Frage aber (weiterhin) von keiner Bedeutung für die Diskussion - wenn sich auch moderne Top-Ökonomen nicht darüber einig sind, ob es einen Unterschied zwischen Kapitalismus und Marktwirtschaft gibt, werden wir beide - die wir beide keine ökonomische Ausbildung haben - dieses ewig alte Problem sicher nicht im Esoterikforum lösen. Auswirkung auf meine ursprüngliche Aussage (nämlich dass die kapitalistischen Prinzipien momentan maßgeblich die Wirtschaft des absoluten Großteils der Welt dominieren) hätte das ohnhin nicht.
Nun, ich sehe trotzdem im esoterischen Sinne einen Sinn in der Diskussion - weil sei einfach Bewusstsein schafft, was mit einem in unserer Gesellschaft passiert. Faktoren, denen sich die meisten Menschen leider nicht bewusst sind, und die letztendlich für die meisten unserer Staaten schädigend sind.
Dass in Deutschland die Armut steigt stimmt. Aber warum? Wenn man genauer hinsieht, versteht man auch, warum. In Deutschland gilt man als "arm", wenn man weniger als 60% des deutschen Durchschnittseinkommens verdient. Dieser Parameter für "arm" ist aber völlig bekloppt, denn danach ist arm, wer als Single 971 € im Monat zur Verfügung hat! Damit kann man sich locker jeden Tag mehr als man zum Leben braucht leisten. Sich dabei über Armut zu beschweren zeigt eigentlich, in was für einer verwöhnten Gesellschaft wir leben.
Armut ist ja auch relativ. Das kann man auch nicht in Zahlen messen, weil das Armutsgefühl bei Menschen sehr unterschiedlich sein kann. Von Menschen die mit sehr wenig sehr gut und glücklich leben können bist zu den Leuten die schon 2 Porsche in der Garage haben und den 3. kaum erwarten können.
Ich sag dir mal, was Armut ist: im (nicht kapitalistischen) Venezuela leben momentan 82% der Bevölkerung in Armut. Ein normaler Einkauf mit Milchprodukten kostet in Venezuela momentan vier Mindestmonatseinkommen. Ein Freund meiner Mitbewohnerin ist Venezuelaner, er sagt in seiner Heimatstadt kostete ein Kilo Fleisch letzte Woche 3 Jahreseinkommen. Kannst du dir sowas überhaupt vorstellen? Aber ja, in Deutschland gibts ein Armutsproblem, is klar.
In Venezuela sieht man aber genau das Problem einerseits schlechter Regierungen (bis hin zu Diktaturen), andererseits auch genau der Einmischungen des Kapitalismus die abzulehnen sind. Venezuela war und ist ein armes Land, bis dort Erdöl gefunden wurde. Der Erfolg waren grosse Mengen Geldes, die von einer nationalen Oligarchie aufgesaugt werden. Eine an sich natürliche Entwicklung die in einem landwirtschaftlich geprägten Land mit geringem Bildungsniveau praktisch zwangsläufig passieren muss, wenn von Aussen Geld ins Land gepunpt wird ... weil die breite Bevölkerung mit diesem Geld nichts anfangen kann, weder die Bildung noch eine Relation zu diesem Geld hat, um damit umgehen, es einfordern zu können.
Die heutige Armut und Unterdrückung in Venezuela ist damit genau eine direkte Folge des amerikanischen Kapitalismus, ohne Rücksicht auf die betroffenen Völker (America first ... ja nicht erst seit Trump erklärte Linie der USA ... viele errinnern sich nicht mehr an die Worte von Bush - "wir werden weltweit die amerikanischen (wirtschaftlichen) Interessen schützen").
In dem Beitrag, auf den du geantwortet hast, habe ich aber ausdrücklich und mehrmals "weltweit" geschrieben. Europa ist übrigens vermutlich das schlechteste Beispiel von allen für meinen Punkt, denn es gab auf unserem Kontinent noch nie in seiner Geschichte so wenig Krieg wie im letzten Jahrhundert.
Wie gesagt, das bezweifle ich. Denn auch Wirtschaftskrieg ist Krieg und produziert Leid und finanzielle Verluste.
Seltsame "Ausbeutung", wenn sich die Leute plötzlich Essen und Kleidung kaufen können, die das vorher nicht konnten.
Ja ... wozu brauchen Leute in Afrika, wo es in der Regel etwas angenehmer ist als bei uns, Kleidung? Das wäre mal dei erste Frage die zu klären ist. Und auch wenn die USA (als Haupt-Baumwollieferant) derzeit vorwiegend nur T-Shirts verkauft, es wird mehr ... und genau darin liegt das Geschäft der Zukunft. Dazu werden Regierungen erpresst, dazu werden Kriege angefangen, dazu wird Militärausrüstung (lagfristige Kundenbindung der jeweiligen Staatsregierung) in diese Länder geliefert.
Hier sieht man auch den grossen Unterschied zwischen Europa und den USA. Europa pumpt ungeheure Mengen an Mitteln aus Steuer- und Kirchengeldern in die Entwicklungshilfe. Weitgehend for free und interessenfrei. Die USA pumpt dann Gelder in einen Staat, wenn daraus in Summe ein weitaus grösserer Nutzen zu ziehen ist.
Doch. "Wenn Du im Mittelalter in deinem Job gesagt hast "ich mach' das nicht", dann konntest Du gehen. Heute wirst Du halt entlassen, wenn Du etwas nicht machst (vielleicht auch noch aus ethischen Gründen). Auch kein Unterschied in der Gewalt."
Genau. Das Thema ist hier aber nicht die Kündigung, sondern die ethische Ablehnug einer Tätigkeit, sprich: fehlende Erpressbarkeit.
Die Gewalt ist nicht gesunken. Du redest in deinen obigen Beispielen nicht von Gewalt. Du redest von Zwang.
Auch Zwang ist Gewalt (nicht umsonst heisst es Staatsgewalt). Und die betrifft jeden einzelnen Bürger des Staates ... nicht nur begrenzte Gruppen wie z.B. das Militär im Kriegsfall. Das Thema will ich aber nicht weiter auswalzen, denn da kommen wir von 100sten ist 1000ste ... da spielen Vertsöße gegen die Demonstrationsfreiheit genauso mit wie Gewalt durch die Politiker im Interesse von Lobbys etc.
Nicht ich bin wieder in Deutschland, du hast mit dem deutschen Budget angefangen. Ich bin der Meinung, das hat mit dem eigentlichen Thema überhaupt nichts zu tun. Österreich hatte eine innenpolitische finanzielle Krise dank der Hypo Alpe Adria, in der die Staatsschulden um fast 50% gestiegen sind (davor waren die auf deutschem Niveau). Auch das hat aber nichts mit Kapitalismus oder Konsumwahn zu tun, sondern damit, dass die österreichischen Politiker ums Verrecken nicht wirtschaften können. Trotz dieser Unfähigkeit war das Budgetsaldo Österreichs 2016 bei -1,2% und damit völlig im Rahmen (Grenze lt. Maastricht ist -3%).
, gut die Hypo lassen wir mal ... das ist ein trauriges Kapitel. Die "Schulden" durch die Hypo sind derzeit hauptsächlich nur Garantien des Staates, die noch nicht wirksam budgetwirksam geworden sind ... der Rest sind mal Modellrechnungen.
Auch damit, dass unsere Politiker nicht wirtschaften können, gebe ich dir recht. Wobei ich das in Deutschland auch nicht viel besser sehe ... nur das "Spielkapital" ist halt in Deutschland grösser, und Deutschland hat noch sehr viel Industrie die noch gute Erträge bringt. Betonung liegt auf "NOCH". In 20 Jahren wahrscheinlich nicht mehr.
Der Produzent ist vom Käufer genauso abhängig wie der Dienstleister vom Dienstleistungsnehmer.
Nein. Denn der Produzent kann heute Bedarf wecken. Entweder direkt über Marketing oder indirekt über den Gestzgeber. Da sind wir seit wir in der EU sind (und das ist noch nicht lang) schon einige Male beschissen worden. Und zwar echt intelligent, so dass es den meisten Leuten nicht einmal aufgefallen ist.
Gegen den gesellschaftlichen Zwang der dadurch entsteht kann sich aber niemand wehren, ohne sich ausserhalb der Gesellschaft (seine Freundes- und Bekanntenkreises) zu stellen.