Ich glaube, es gibt verschiedene Typen "Helikopter-Eltern"... die extrem bemühten (aber noch halbwegs normalen), die ängstlich-kontrollierenden, die narzisstischen und bestimmt noch weitere bzw. alle möglichen Mischformen.
Ich kann nur sagen, als Kind von teilweise helikopternden narzisstischen (bzw. co-narzisstischen) Eltern (ich war eins...) ist man in mancher Hinsicht echt eine arme Sau. Meine Eltern sind heute noch der Ansicht, sie hätten sich großartig um alles gekümmert - in mancher Hinsicht stimmt das auch, sie haben sich um alle möglichen Dinge großartig gekümmert, nur nicht darum, wie es mir dabei geht oder was ich möchte bzw. emotional wirklich brauche. Ich konnte zwar hingehen, wo ich wollte (gottseidank!), aber wehe wehe wehe ich habe gaaanz vorsichtig beim Einkaufen angemerkt, dass ich lieber eine andere Jacke hätte als die, die meine Mutter mir kaufen wollte (nachdem im Übrigen schon zwei Verkäuferinnen gesagt hatten, das steht dem Kind nicht, das sieht zu altbacken aus) - dann war die Hölle los. Höllenfurie Nr. 1 nichts dagegen. In der Öffentlichkeit. Was ich für ein Theater machen würde (bitte, was??) ... Alles nur, weil ich das Verbrechen begangen hatte, vorsichtig, wie es vorsichtiger nicht geht, auf meinen eigenen Geschmack hinzuweisen (und der war jetzt nicht Lederjacke mit Nieten, falls das jemand denkt).
Dergleichen Beispiele gibt es viele - aber man hat sich ja immer soo toll um mich gekümmert. Meine Lehrerin hat sich dann z.B. auch mal anmerken lassen (das war noch in der Grundschule), wie ihr meine Mutter auf die Nerven gegangen sein muss, und sagte dann zu mir den Satz: "Du willst wohl, dass für dich wieder eine Extrawurst gebraten wird".
Ich wollte nie eine Extrawurst, Gott ist mein Zeuge, nie!
Ich wollte lediglich so akzeptiert werden, wie ich war - ich hatte eine Motorikschwäche und konnte nunmal nicht so schnell laufen, oder schreiben, oder einen Ball fangen, trotz Intelligenz. Was kann ich denn dafür??
Beim Essen war ich übrigens nie mäkelig - meine Eltern haben in mancher Hinsicht "helikoptert", aber zu Hause habe ich versucht, unauffällig zu sein nach Möglichkeit.
Es gibt auch narzisstische Eltern, die von ihrem Kind verlangen, dass es in jeder Hinsicht perfekt ist, was immer das in den Augen der Eltern bedeutet. Entweder perfekt oder es wird nicht geliebt. Sowas können Narzissten ohnehin zumindest schlecht - absolute Priorität hat die eigene Großartigkeit und wenn dazu gehört, dass das Kind für die eigene Selbstdarstellung nun verdammt nochmal großartig sein muss, koste es was es wolle, kann man sich vorstellen, was für eine arme Sau dieses Kind ist. In jedem Fall kommt der emotionale Zustand des Kindes über der Gschaftlhuberei (wie man in Bayern sagt) der Eltern zu kurz.
Natürlich gehen solche Eltern und u.U. auch das Kind selber (es lernt's ja daheim nicht besser...) der Umgebung tierisch auf die Eier... Wobei einem am allermeisten das Kind leid tun kann, das ja auf seine Eltern angewiesen ist. Du kannst ja nicht raus und weg, Deine persönlichen Grenzen werden ignoriert, als gäbe es sie nicht, und wenn Du irgendwann sagst, he, meine persönliche Grenze = hier! dann behandeln sie dich, als wärst du der Oberpsycho, weil die das Konzept von persönlichen Grenzen gar nicht begriffen haben. Man kann dann echt froh sein, wenn man's selber begreift und zu einem halbwegs normalen Menschen wird. Auch zu einem der, falls ihm zuviel abgenommen wurde in mancher Hinsicht, später im Leben noch (zuerst etwas ungeschickt, dann mit der Übung zunehmend geschmeidiger) effektiv seine eigenen Angelegenheiten steuert und merkt, dass das ja geht und auch so wie ich es will und nicht so, wie es der Narzi-Psycho zwei Zimmer weiter will, vor dem man ständig Angst hat haben müssen.
Ich glaube, der Hauptsatz meiner Kindheit/Jugend war "Lass(t) mich in Ruhe". Jeden einzelnen Tag bin ich froh (heut noch!), die Übergriffigkeiten los zu sein (auch wenn ich heute noch sorgfältig meine Grenzen wahren muss, gerade derzeit wieder
). Ach ja - meine Elternschaft hält sich für unglaublich buddhistisch und spirituell....
So, naja, ich glaube, ich wollte einfach ein wenig aus der (ungesunden) Perspektive eines Ex-Kindes mit Eltern mit gewissen Helikopterzügen berichten.
LG
C.Q.