Überbehütete Kinder - und Helikopter-Eltern

@Ruhepol - ist das nicht eher eine "Mär"?

Einerseits ist die Umwelt komplexer geworden, aber haben sich die Anforderungen an Kinder durchweg erhöht?

"Damals" (wann genau?) war es auch nicht so, dass Kinder einfach spielen konnten, jedenfalls nicht überall und nicht in jeder Gesellschaftsschicht.
Auf dem Land hieß es, mitzuarbeiten und das gar nicht mal knapp und in städtischen Bereichen war oftmals Armut angesagt, auch dort war mitunter Mitarbeit erforderlich und sei es in einem oft viel zu engen Haushalt ohne Bad, ohne Wachmaschine, Spülmaschine, Zentralheizung usw..
Mit 14 war die Kindheit endgültig vorbei, da ging es in die Lehre.
Die Herbstferien hießen einst "Kartoffelferien" - in dieser Zeit ging es darum, bei der Ernte mitzuhelfen.
Auch damals war bei den besser Situierten Bildung, Leistung und auf keinen Fall Versagen angesagt.

Es gab vielleicht eine kurze Zeitspanne (60er- 80er?), in denen es "besser"^^ war? (vermutlich auch nicht generell für alle)
Das hing aber auch mit vielen politischen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Innovationen zusammen und den geburtenstarken Jahrgängen - da kam vieles zusammen.
Kinder rückten ins Zentrum der Aufmerksamkeit (es gab ja so viele ... ), die Mütter waren trotz aller Verbesserungen in der Regel immer noch zu Hause.

Man sollte sich wirklich jede Zeitspanne gesondert ansehen und dabei noch in Gesellschaftsschichten unterteilen, um ungefähre Aussagen treffen zu können.
 
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@Ruhepol - ist das nicht eher eine "Mär"?

Einerseits ist die Umwelt komplexer geworden, aber haben sich die Anforderungen an Kinder durchweg erhöht?

"Damals" (wann genau?) war es auch nicht so, dass Kinder einfach spielen konnten, jedenfalls nicht überall und nicht in jeder Gesellschaftsschicht.
Auf dem Land hieß es, mitzuarbeiten und das gar nicht mal knapp und in städtischen Bereichen war oftmals Armut angesagt, auch dort war mitunter Mitarbeit erforderlich und sei es in einem oft viel zu engen Haushalt ohne Bad, ohne Wachmaschine, Spülmaschine, Zentralheizung usw..
Mit 14 war die Kindheit endgültig vorbei, da ging es in die Lehre.
Die Herbstferien hießen einst "Kartoffelferien" - in dieser Zeit ging es darum, bei der Ernte mitzuhelfen.
Auch damals war bei den besser Situierten Bildung, Leistung und auf keinen Fall Versagen angesagt.

Es gab vielleicht eine kurze Zeitspanne (60er- 80er?), in denen es "besser"^^ war? (vermutlich auch nicht generell für alle)
Das hing aber auch mit vielen politischen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Innovationen zusammen und den geburtenstarken Jahrgängen - da kam vieles zusammen.
Kinder rückten ins Zentrum der Aufmerksamkeit (es gab ja so viele ... ), die Mütter waren trotz aller Verbesserungen in der Regel immer noch zu Hause.

Man sollte sich wirklich jede Zeitspanne gesondert ansehen und dabei noch in Gesellschaftsschichten unterteilen, um ungefähre Aussagen treffen zu können.

ja sicher gibt es da Unterschiede,
aber auch wenn ein Kind mitarbeiten musste, oder eingebunden war,
es hatte *Freigang*,
welches Kind hat denn heute Freigang? Ohne das die Eltern wissen wo es ist und das bis in ein Alter hinein wo sie fast schon mündig werden?
Ich halte diese ständige *Überwachung* für schlimm, es könnte ja was sein, es könnte fallen und Mama ist nicht zur Stelle um es zum Arzt zu fahren, oder was für zwielichte Gesellen könnte es treffen und womöglich noch mit ihnen spielen?

Aber du sagst es und kannst sicher nicht verneinen das ein kind früher, auch wenn es in der Arbeit daheim eingebunden war, alleine zur Schule laufen musste und das mehrere Kilometer.......

Wenn ich heute mir anschaue und mein Enkel von der Schule abhole, weil sie zur Oma geht, da sehe ich , du glaubst es nicht der Parkplatz ist immer voll, andere die ihre Kinder abholen, regelmässig, mit Auto hinbringen und abholen und diese Mütter arbeiten teilweise nicht, das weiß ich sehr genau weil ich sie kenne,
nein, denen reicht der Schulbus nicht, für sie ist es eine Mütterliche Pflichtkür.
 
@Ireland
ich hab bei meiner Uroma viel am Land mithelfen dürfen.
Es gab ja keine Traktoren die Strohballen pressten,
vieles wurde händisch geerntet.
Am liebsten war mir die Schnaps Zubereitung,
Zwetschgen klauben, in einem riesigen Fass sammeln
und ab und zu durfte ich treten!
:D

Ich hab das, obwohl es manchmal auch zeitlich unpassend für mich war (hatte viel anderes im Kopf), nie als Last empfunden.
Heute, rückblickend würde ich es sogar als Bereicherung bezeichnen.
Nach getaner Arbeit waren wir Kinder ohne Aufsicht irgendwo.
Wir hatten unsere FREIE ZEIT und wussten, wenn die Straßenlaternen angehen, geht man Heim!
Auch in Wien war es so, Straßenlaterne geht an, man geht aus dem Park Heim.
Welches Schulkind ist heute noch alleine auf dem Spielplatz im Park?

Noch was, dieses alleine herumlungern,
was haben wir für Abenteuer erlebt!
Jedes Gebüsch war eine Burg, wir kämpften um Burgen der anderen,
wir schossen mit imaginären Waffen unsere "Gegner" mit denen wir friedlich wieder Heim gingen, ab.
Niemand war da, der unser Elternhaus und unsere psychische Entwicklung in Frage stellte,
nur weil man "peng" gemacht hat.
Es war allerdings auch kein Elternteil da, der sich einmischte und unsere Kämpfe (gespielt oder nicht - auch die gab es) für uns ausgetragen hat.
 
Ich hab den Schulweg (alleine gehend!) geliebt.
Ich kannte es überhaupt nicht anders.
Es war ein "Festtag", wenn mein Vater mal Zeit hatte, mich von der Schule (Grundschule) abzuholen. Das war nämlich die große Ausnahme.
Meine Eltern waren beide Vollzeit berufstätig, und ich bin froh, dass ich recht früh schon viele Dinge allein konnte. Das gibt einem auch eine gewisse Form von Unabhängigkeit.
Wobei ich dazu sagen muss, dass ich sehr streng erzogen wurde, zumindest was meine Freizeitgestaltung und Schule betraf.
 
Die gesellschaftlichen Anforderungen haben sich dahin entwickelt, dass Kinder zu funktionieren haben und bequem sein müssen.
Das musste ich aber auch vor 25 Jaahren schon. Bloß nicht unangenehm auffallen, das wirft ein schlechtes Licht auf die Erziehung der Mutter. Keine Widerworte geben und Gehorchen.
Und dennoch musste meine Mutter sich immer wieder sagen lassen, dass sie mich doch häufiger mal prügeln sollte, damit ich mich ordentlich zu benehmen lerne.
 
Das musste ich aber auch vor 25 Jaahren schon. Bloß nicht unangenehm auffallen, das wirft ein schlechtes Licht auf die Erziehung der Mutter. Keine Widerworte geben und Gehorchen.
Und dennoch musste meine Mutter sich immer wieder sagen lassen, dass sie mich doch häufiger mal prügeln sollte, damit ich mich ordentlich zu benehmen lerne.

War genau das früher nicht insgesamt viel schlimmer?

Obwohl ich relativ behütende und elaborierte Eltern hatte (im Vergleich zu meinen Freunden), habe auch ich meine "Ohrlaschen" von meiner Mutter bekommen, genauso wie alle anderen auch, selbst Lehrer prügelten noch in der Grundschule (es waren die 7oer).

Benehmen war extrem wichtig und die Lehrer hatten immer recht ... .
Meine Mutter sagt heute, dass sie unsere Generation für ihr Selbstbewußtsein und ihren Widerspruchsgeist bewundert habe, für sich selbst konnte sie das nie umsetzen.

Klar, auch ich befinde mich langsam in dem Alter, in man scheinbar wahrnimmt, dass "früher" die Wiesen grüner, die Bäume dichter, die Sommer wärmer und sonst auch alles besser war^^, aber das war es definitiv nicht.

Ich war öfter mal auf meinen einsamen Wegen in äußerster Gefahr und habe einfach nur unendlich Glück gehabt.
Dass sich Eltern mit Kindern beschäftigten, war eher die absolute Ausnahme, heute ist das ganz anders - zumindest ist es in den Köpfen verankert, dass es anders sein sollte.
Irgendwo in einem Privathaushalt zu spielen war quasi unmöglich, wenn sich schon zwei bis vier Kinder ein Zimmer teilen mußten.
Ich war in der Nachbarschaft die einzige mit einem (winzigen) eigenen Zimmer und wurde darum glühend beneidet.
Somit logisch, dass man als Kind viel draußen spielte und später, als Jugendlicher viel draußen abhang ... und so schön war das nicht immer.
In so großen Familien auf meist recht engem Raum oder im Kindergarten/ der Schule/ auf der Straße/ dem Spielplatz mußte man funktionieren, ob man konnte/ wollte oder nicht - wenn nicht, dann gab es keine Therapeuten, Pillen o.ä., dann gab es psychischen Druck und körperliche Gewalt von allen Seiten, bis man "paßte" oder zum absoluten Außenseiter wurde.

Genauer hinschauen, mal nachfragen, einfach Zeit für Kinder haben - das war in dieser Zeit nicht angesagt. Der, der solche Eltern/ Lehrer hatte, hatte ausgesprochenes Glück.
Solch ein Glück hatte ich mit einer Grundschullehrerin, die meinen Eltern ausdrücklich empfahl, mich aufs Gymnasium zu schicken - ohne diese Lehrerin wäre ich auf der Realschule und dann im Büro gelandet (eine Horrorvorstellung für mich, aber so war der Plan meiner Eltern).
Und ich hatte das Glück, dass sich meine Eltern nach dieser Empfehlung richteten, auch das war damals nicht bei allen Familien so, denn es hieß oft noch "Mädchen heiraten ja sowieso und brauchen keine höhere Bildung".

Meine Mutter zeigte mir ihr "Erziehungsbuch" ("Die Mutter und ihr erstes Kind" - dieses Buch war über viele Jahre sehr aktuell) aus meinem Geburtsjahr, als ich selbst Kinder hatte.
Das, was dort als "gut" angepriesen war, ist heute der schiere Horror: man solle Babys schreien lassen, das stärke die Lungen, sich auf keinen Fall zu intensiv mit dem Kind beschäftigen, damit es nur nicht verwöhnt würde, es auf keinen Fall zu sich ins Bett nehmen, darauf achten, dass es sich beim Baden bloß nicht zu wohlfühle usw. ... .
Das war der Geist der Zeit und der war nicht wirklich toll!
 
Meine Mutter sagt heute, dass sie unsere Generation für ihr Selbstbewußtsein und ihren Widerspruchsgeist bewundert habe, für sich selbst konnte sie das nie umsetzen.
Ich war und bin weder selbstbewusst noch hatte ich Widerspruchsgeist. Da war meineMutter wesentlich trotziger und rebellischer als ich. Und sie ist wirklich geprügelt worden
Genauer hinschauen, mal nachfragen, einfach Zeit für Kinder haben - das war in dieser Zeit nicht angesagt. Der, der solche Eltern/ Lehrer hatte, hatte ausgesprochenes Glück.
Meine Mutter hatte nach der Arbeit immer Zeit. Und hat auf meine Leistungen akribisch geachtet und mit mir gelernt.
 
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Wieviele Kinder hast du (großgezogen)?
Sucht da jemand nach einem Grund, mich nicht ernst nehmen zu müssen? ;)

Kein Mensch ist perfekt, kein Kind und kein Erwachsener.

Tja, mir brauchst Du das nicht zu sagen :rolleyes:. Ich schrieb ja auch "was immer das in den Augen der Eltern bedeutet" um den Eindruck zu vermeiden, es gäbe eine absolute Definition von "perfekt". - Für einen Narzissten (um die ging's ja) ist "perfekt" halt präzise das, was er/sie sich darunter vorstellt. Was anderes gilt nicht (das muss man nicht verstehen :barefoot:).

Ich denke die wenigsten Eltern sind narzisstisch, ich kann mich rückblickend an niemanden erinnern, von dem ich das sagen könnte.

Da stimme ich Dir erstens zu (waschechte Narzissten gibt's so viele dann auch wieder nicht, ich würde sagen, ich habe im Laufe meines Lebens außer mit meiner Mutter mit ein oder zweien mal zu tun haben müssen, und das gottseidank auch nicht sehr lange oder intensiv) und zweitens muss ich doch sagen, da hast Du Glück gehabt.
Man kann es sich nicht so richtig vorstellen, wenn man's nicht erlebt hat, wie diese spezielle Sorte Mensch funktioniert bzw. dys-funktioniert, sozusagen. Mit einfühlsamer, aufrichtiger und vor allem respektvoller Kommunikation kommst Du wahrscheinlich mit den meisten Leuten auf einen grünen Zweig; bei einem N. kannst Du liebevoll und aufrichtig sein, wie Du willst, da wird alles als Angriff gewertet, was ihn/sie evt. in Frage stellen könnte. Was insofern traurig ist, dass der N. nicht in der Lage ist, Feedback aufzunehmen und daran zu wachsen, was m.E. ein unverzichtbarer Bestandteil gleichberechtigter und lebendiger Beziehungen ist.
Sind im Grunde arme Schweine, die Narzissten selber, aber bei einem echten erwachsenen Narzissten darf man sich nicht einbilden, dass man ihm helfen kann, wenn man ihn/sie versteht... es liegt in der Natur dieser Störung, dass der N. sich grundsätzlich nie selber in Frage stellt, das ist ja die Krux. Damit schneiden sie sich selber vom echten wahrhaftigen Austausch ab (der auch manchmal weh tun kann, wenn man erkennt, dass man Mist gebaut hat z.B.). Jaja, ich weiß, Du wirst mir vermutlich unterstellen wollen, dass ich nicht ordentlich kommuniziere (fair/empathisch/friedfertig etc.), weil Du Dir wie viele Menschen nicht vorstellen kannst, dass das nicht fruchtet. Ist aber so - bei dieser einen Person, die meine Mutter ist. Der Rest der Welt sieht mich als friedfertigen, konstruktiven und fairen Menschen. Nur sie, die Narzisstin, kann es nicht ertragen, dass ich nicht lüge und so tue, als hätte mich ihre Misshandlung (von der sie selbstverständlich nichts mehr wissen will) nicht geprägt. Physisch habe ich einen leichten Hörschaden auf einem Ohr (denn geschlagen hat sie natürlich erstmal auch) und ich hatte meine ganze Jugend Angst, dass sie mir in irgendeiner Rage noch mein anderes Ohr schädigt. Außenstehende haben davon natürlich nichts mitbekommen - Narzissten sind darauf ausgerichtet, sich vor anderen möglichst gut darzustellen - und darüber gesprochen habe ich sowieso nicht. Ich war nicht auf Selbstausdruck gepolt.

Die gesellschaftlichen Anforderungen haben sich dahin entwickelt, dass Kinder zu funktionieren haben und bequem sein müssen. Egal ob in der Schule, auf dem Spielplatz oder sonstwo.
Das ist eine traurige Entwicklung. Gleichzeitig gibt es den Gegentrend, sozusagen - die Wartelisten für Plätze an Waldorfschulen sind ewig lang, es gibt Projekte wie z.B. die Sudbury-Schulen (auch wenn die schwarze bayrische Politik die immer noch sabotiert - ich bin sicher, langfristig wird sich auch das Modell durchsetzen) etc. etc.
Aber im staatlichen System... ja, ich weiß auch nicht.

Und warum? Weil heute Kinder nicht mehr Kinder sein dürfen, sondern sich von vorneherein wie Miniaturerwachsene verhalten sollen. Tun sie das nicht, werden sie - und ihre Eltern - ausgegrenzt, abgewertet, dann wird über sie hergezogen und hinterm Rücken schlecht geredet.

Wenn Du damit den Typus Narzisst meinst - bei dem wäre das kein Wunder, weil der selbst zu gern ständig alle möglichen Leute abwertet, und wie man bekanntlich in den Wald hineinruft...
Für Individualisten und Systemhinterfrager habe ich dagegen sehr viel übrig - solange sie das mit Herz (und idealerweise Verstand) tun, weil sie insgesamt etwas verbessern wollen und nicht nur, um andere ab- und ihr Ego aufzuwerten. Ich hoffe, Du verstehst.

Wer will das schon? Alle wollen, möglichst unauffällig, mit dem Strom mitschwimmen, in der Masse untergehen, angenommen sein und sich nicht zum Thema ihres Umfeldes machen.

Das ist eine Gradwanderung, einerseits den Kindern Raum zur freien Entwicklung einzuräumen und andererseits sich möglichst unauffällig in die Masse zu integrieren.

Wenn ein Kind nicht für unverschuldete Eigenheiten persönlich niedergemacht wird (wie ich es erleben musste), dann ist schon was gewonnen. Das wollen im Grunde ja ganz viele - dass ihre Kinder aufwachsen können, ohne in die Fresse zu bekommen und keiner schaut hin. In Zeiten, wo Leute nachts mitten in einer Bank über einen Zusammengebrochenen (nicht Penner!) hinwegsteigen, um Geld abzuheben und erst der Dritte oder so mal den Notarzt ruft, ist das ja auch irgendwie klar. Man wünscht sich, dass die Leute in der jeweiligen Umgebung kümmert, was los ist, und da man in unserer Gesellschaft irgendwie das Gefühl bekommt, dass das nicht mehr so der Fall ist (vielleicht sind sie alle zu sehr mit Smartphone-Glotzen beschäftigt, ich weiß es auch nicht), haben Eltern den Eindruck, das selber übernehmen zu müssen, soweit möglich.
Work in progress, so wie immer, würde ich sagen.

LG
C.Q.
 
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