Trauern - Aber wie???

bifini

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Deutschland, bei Dortmund
Hallo, liebe Forengemeinde!

Ich habe so einige Dinge, die mich bereits seit langer Zeit belasten und mir das Leben schwer machen.
An einigem habe ich bereits gearbeitet und es hat sich auch schon viel für mich aufgelöst, aus einem langsam kleiner werdenden Knoten.

Mit 16 nahm ich an meiner ersten FA teil.
Ich bin sehr froh, dass meine Mutter zu der Zeit begann, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und ich somit das große Glück hatte, bereits sehr früh mit den Hintergründen meiner eigenen Sorgen und Probleme konfrontiert werden zu können.

Dass ich bereits mit 16 meine erste eigene Aufstellung hatte, kam nicht von ungefähr.
Ich bin mit 16 Mutter einer schwerst kranken Tochter geworden, welche im Alter von 8 Monaten verstarb.
Infolgedessen arbeitete ich zunächst an Dingen, die meinen Vater und mich betrafen.
Ich wollte ihm nachfolgen und meine Tochter tat es mir nach.
Ich konnte diese Verstrickung für mich sehr gut bearbeiten und lösen und mir ging es daraufhin einige Zeit lang sehr gut.

Der Tod meiner Tochter liegt nun beinahe 7 Jahre zurück und ich bin mittlerweile seit einem Jahr glücklich verheiratet.
Vor ca. 1/2 Jahr stellte sich bei mir ein erneuter Kinderwunsch ein.
Ich hatte seit der Geburt meiner Tochter stets hormonell bedingte Zyklusprobleme und auch weitere Probleme, den Unterleib betreffend.
Innerhalb eines Jahres habe ich mich 2 Operationen unterziehen müssen und wenn ich Pech habe, steht bald auch eine dritte an.
So war es für meinen Mann und mich klar, dass es nicht so einfach klappen würde.
Dennoch ließ auch er sich untersuchen.
Nach dem Ergebnis fielen wir aus allen Wolken!
Er ist unfruchtbar und wird niemals auf "normalem" Wege ein Kind zeugen können.
Er ist nicht der Vater meiner ersten Tochter.

So habe ich mir einige Gedanken gemacht und versucht, ein wenig in mich hineinzufühlen.
Meine Mutter sagt, ich habe mir unterbewusst einen Mann gesucht, der mir kein Kind schenken kann, weil ich selber nicht bereit dafür bin.

Ich habe darüber nachgedacht, ob mein großer Wunsch nach einem Kind, auf der nicht gelebten Trauer um meine Tochter kommen könnte, oder ob ich Sie noch garnicht bewusst "verloren" habe.
Ich habe versucht zu trauern, versucht das "ich kann nicht" wegzuschieben und es durch ein "ich will nicht" zu ersetzen.
Aber es kommt nichts an.
Ich kann weinen, schreien und toben, dennoch hat sich danach nichts geändert.
Manchmal bin ich sogar wütend auf sie. Dafür bin ich im Gegenzug wieder wütend auf mich, aber ich weiß, dass jedes Gefühl ok ist und da, um es zu leben.
Manchmal denke ich: "Ich will das jetzt endlich erledigen", weiß aber eigentlich genau, dass das so nicht funktioniert.
Nach einem Treffen für verwaiste Eltern fühlte ich mich sehr wohl, ging dennoch nie wieder hin.

Ich werde in naher Zukunft sicher eine Aufstellung zu diesem Thema machen.
Aber dennoch hätte ich gerne ein paar Anregungen für Sätze, oder kleine Rituale, die mir bei der Trauerarbeit und dem "Loslassen" helfen könnten.

Ich fühle mich gerade schon wieder vollkommen festgefahren, da ich mich auf nichts anderes als unser "Problem" mit dem Kinderkriegen konzentrieren kann.
Nichts erlangt mein 100%-iges Engagement und ich möchte meine Ehe damit nicht gefährden.

Habt Ihr eine Idee für mich?
Eine schulmedizinische Psychotherapie schließe ich vollkommen aus.

LG,

bifini
 
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Hallo Bifini,

:trost:

es gibt Therapeuten, die kinesiologisch und systemisch arbeiten ohne dass man als Gruppe Aufstellungen macht.

Denke, deine Unterleibsprobleme hängen eng damit zusammen.
 
Liebe Bifini,

nur ganz kurz ein Gedankenblitz* von mir:

Ich will das jetzt endlich erledigen

Kein Wunder, dass Du eine Gegenbewegung über den Körper machst!
Was Du derzeit machst:

"Mein liebes Kind! Es wir nie ein anderes geben. Du bist einzig!"

und:

"Ich komme!"

Lösender Vollzugsvorschlag:

"Du bleibst einzig und immer!"


Gruß
A.


*der muss kein Geniestreich sein, ist aber vielleicht ein Anstoß...
 
Hallo bifini,

hast du schon mal darüber nachgedacht, dass deine Sorgen daher rühren, dass du panische Agst davor hast wieder ein schwerstkrankes Kind zu bekommen? Dass es hier gar nicht um den Verlust des ersten Kindes geht, sondern mehr um die Krankheit des Kindes?

Und, jetzt wirst du vielleicht erschrecken (eine Antwort kannst du mir auch per pn schreiben, weil es jetzt schon sehr ins innere geht):
Kann es sein, dass du neben dem Verlust sogar ein bisschen Freude in dir erlebt hattest, weil nun das kranke Kind seinen Frieden gefunden hat? Und du dir das nicht traust auszusprechen, geschweige denn vor dir selbst zuzugeben? Es ist so eine zweischneidige Angelegenheit, was ich meine: Verlust kombiniert mit leichter Freude. ???

LG Pluto
 
Hallo Ihr Lieben!

Vielen Dank für Eure Antworten.

@Handwerkprofis

Ich bin vor relativ geringer Zeit von NRW nach München gezogen und bin noch auf der Suche nach einem geeigneten Therapeuten.
Die wird's hier sicher geben, in einer so großen Stadt.
Irgendwie lasse ich mich nur sehr schnell hängen.
Mehr als eine Recherche im WWW hab ich bislang noch nicht zustande gebracht.
:rolleyes:
Aber Danke für den Tipp!

@A.1526

Deine "Gedankenblitze" treffen es eigentlich gewaltig auf den Punkt.
Habe immer wieder mal einige Sätze für mich vor dem inneren Auge abgespielt und diese passen beim hineinfühlen am besten.
Wenn ich sie sage, muss ich innerlich sogar grinsen.
Auch passt: "Ich brauche ja garkein weiteres Kind, ich habe ja dich"
Aber dies zu wissen, hat mir bislang nicht im geringsten weitergeholfen.
"Ich komme" passt auch noch sehr gut, aber es macht mich sehr traurig.
Sie erscheint mir oft sehr "groß", obwohl sie ja die Kleine ist.

Dein Lösungssatz tut sehr gut, scheint aber noch nicht auszureichen.
Dieses Loswerdenwollen des Problems ist stet und es nervt mich genauso wie die Tatsache, dass ich es nicht bewältigen kann, bzw. eine gute Lösung finden kann.
Danke, du hast mir schon ein wenig weitergeholfen.


@pluto

Klar, solche Gedanken gab es. Und gibt es nach wie vor.
Es ist besser, dass sie gehen konnte, als dass sie unter Ihrem Schicksal weitergelebt hätte.
Nicht nur für sie, sondern auch für mich.
Anfangs war dieses Gefühl sehr unangenehm für mich und ich dachte, ich dürfe als Mutter so nicht denken.
Die Angst, erneut ein krankes Kind zu bekommen, ist eigentlich nicht groß.
Ich vertraue in das Gute.
Mein Mann hat sich vor einer Woche einer humangenetischen Beratung und Untersuchung unterzogen und die Ärztin riet ihm, mich beim nächsten Termin mitzubringen.
Ich werde das nicht machen.
Dass ich einen Gendefekt trage, weiß ich bereits und ob es noch weitere sind, interessiert mich nicht.
Was für eine Schlussfolgerung sollte das für mich ergeben?
Keine Kinder bekommen, da das Risiko eines Defektes zu hoch ist?
Untersuchungen während der Schwangerschaft und dann eine eventuelle Abtreibung?
Ich wünsche mir, soweit alles lösen zu können, dass es für meine Kinder nichts zu tragen gibt.
Dann dürfen sie auch gesund zur Welt kommen.

LG, bifini
 
Hallo bifini,

Dass ich einen Gendefekt trage, weiß ich bereits ... Keine Kinder bekommen, da das Risiko eines Defektes zu hoch ist?

Hatten die Ärzte damals zugestimmt, dass du Kinder bekommen kannst? Gendefekte müssen nicht unbedingt eigene Kinder ausschließen, es kommt, glaube ich, auf die Erbfolge an. Hat dein Mann den gleichen Gendeffekt? (oder der Vater des damaligen Kindes)

Du könntest dir sagen:
"Ich nehme mein Schicksal an, so wie es für mich gemeint ist. Im Moment hadere ich noch mit den Konsequenzen. Ich arbeite daran."

"Auch wenn es mein Schicksal ist keine Kinder zu bekommen, liebe und akzeptiere ich mich so wie ich bin."

LG Pluto
 
Hallo Zusammen!

A.1526,

"Liebe Mama: Ja!" ist für mich zwar aussprechbar, aber es tatsächlich ankommen lassen und es auch meinen, will ich nicht.
Ich kann und will von meiner Mama nicht nehmen.
Das kommt noch hinzu und ist evtl. mit ausschlaggebend für meine Situation.

Seitdem ich mich wieder einhergehender damit beschäftige, geht's mir ziemlich schlecht und ich fühle mich kraftlos und ausgelaugt.
Könnte die ganze Zeit einfach schlafen.

"Wenn es der Preis für mein Leben ist, zahle ich ihn gern! Mit allen Konsequenzen!"
Diesen Satz verstehe ich noch nicht so ganz und habe lange überlegt, was denn der Preis sein könnte.
Würdest du mir noch einmal auf die Sprünge helfen?

Pluto,

meinem damaligen Freund und mir hätte man bei vorhandener Diagnose sicherlich nahegelegt, keine Kinder zu bekommen.
Das Risiko liegt bei 25 % Prozent, für eine erneute Erkrankung.

Beide Elternteile müssen Träger des Gendefekts sein, ansonsten kommt es zu keiner Erkrankung.
Auf Grund dessen ist diese Stoffwechselstörung äußerst gering, es traten seit erster Aufzeichnung im Jahre 1965 noch keine 200 Fälle auf.
Offiziell bislang um die 100.
Mein Ex-Freund und Vater meiner Tochter, bekam dieses Jahr eine weitere, gesunde Tochter.
Das Ergebnis der humangenetischen Untersuchung bei meinem Mann steht noch aus, aber ich bin natürlich guter Dinge.
Hauptsächlich wurde sie gemacht, um die Ursache seiner Unfruchtbarkeit zu diagnostizieren, da organisch soweit alles ok ist.

Mein Mann ist Afrikaner und bald werden die ersten Fragen seitens seiner Familie auftauchen, warum wir noch keine Kinder haben.
Er ist selbst in einer riesigen Familie groß geworden und auch seine Generation tut es dem in nichts nach.
Für ihn ist es mindestens genauso belastend, wie für mich.

Dein Satz "Auch wenn es mein Schicksal ist keine Kinder zu bekommen, liebe und akzeptiere ich mich so wie ich bin." ist für mich völlig unpassend.
Ich weiß, dass er richtig ist, aber ich kann es mir nicht vorstellen, keine Kinder zu bekommen, bzw. ein Leben ohne Kinder zu führen.

Wir sind bereits in einem Kinderwunschzentrum in Behandlung und dort sagte man uns, dass außer einer künstlichen Befruchtung nichts in Frage kommt.
Wir haben uns auch schon eingehend damit beschäftigt und eigentlich steht bereits ein Plan.
Ich fühle jedoch, dass das nicht so ok ist.
Habe mir Gedanken darüber gemacht, wie sich ein solches Kind fühlen wird.
Mein erster Gedanke dazu war "ich wollte doch eigentlich garnicht hier sein"
und das wäre für mich als Mutter sehr traurig.
Das möchte ich nicht. Es wäre egoistisch.

Einfach dazustehen und nicht vorwärts zu kommen, macht mich einfach wahnsinnig.
Ich kann mich auch nicht 100%ig auf den Job oder auf Weiterbildung konzentrieren, denn das kommt ja mit einer möglichen Schwangerschaft nicht überein.
So trete ich derzeit auf der Stellen.
Zum Glück sieht mein Mann sehr positiv, was sich hin und wieder auch auf mich überträgt.

Ich wünsche euch allen eine schönen Sonntag!

LG, bifini
 
Hallo bifini,

Das Risiko liegt bei 25 % Prozent, für eine erneute Erkrankung.

Beide Elternteile müssen Träger des Gendefekts sein, ansonsten kommt es zu keiner Erkrankung.

so wie ich dich verstehe, könntest du Kinder bekommen. Hatte dein erstes Kind diesen Gendefekt auch?

Ich kann und will von meiner Mama nicht nehmen.

Dann liegen hier sicher triftige Gründe vor, wie z.B. immer wieder zurückgewiesen worden zu sein, oder sich abgelehnt fühlen, oder nicht anerkannt sein oder usw. (deine eigenen Gründe). Diese alten Verletzungen haben m.E. eine "unterbrochene Hinbewegung" zustande gebracht. Aber dies hat nichts damit zu tun, keine eigenen Kinder bekommen zu können. Wie viele Menschen lehnen ihre eigenen Eltern ab und bekommen trotzdem Kinder. Der Grund muss m.E. woanders liegen.

Gab/gibt es in deiner Familie noch mehr Vorfahren, die keine Kinder haben? Ist davon ein Geschlecht mehr betroffen als das andere? Gibt es frühere Partner deiner Eltern, die heute noch auf diesen Elternteil ärgerlich sind oder sich größer fühlen, als dieser. (dies äußert sich darin, dass du Menschen begegnest, die sich als etwas Besseres fühlen als du es bist, oder dies geht von dir aus).

Ich kann mich auch nicht 100%ig auf den Job oder auf Weiterbildung konzentrieren, denn das kommt ja mit einer möglichen Schwangerschaft nicht überein.

Diesen Satz sehe ich als sehr wichtig an. Ein Kind als Lückenbüßer, weil keine Arbeit da ist? (nur so eine Überlegung, bitte nicht persönlich nehmen!) anders herum: gerade arbeiten angefangen und dann schwanger werden, ist auch ein Dilemma. Wie willst du dich entscheiden! Ich denke, dass du das noch nicht richtig getan hast.

Kinder zu bekommen, weil andere dies für wichtig erachten, funktioniert nicht. Da sperrt sich der eigene Körper. Dies gilt ebenso dafür, um anderen zu gefallen.

LG Pluto
 
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Liebe bifini,

"Liebe Mama: Ja!" ist für mich zwar aussprechbar, aber es tatsächlich ankommen lassen und es auch meinen, will ich nicht.
Ich kann und will von meiner Mama nicht nehmen.
Das kommt noch hinzu und ist evtl. mit ausschlaggebend für meine Situation.

Wenn das so ist, dann kann keiner etwas tun. Das liegt nämlich bei Dir. Und es ist dabei völlig gleichgültig, was der Hintergrund Deiner Entscheidung ist. Beim Nehmen der Mutter gilt: ganz oder gar nicht.

In dem Fall ist der Vollzug vielleicht:

"Lieber sterbe ich, Mama, als das Leben zu nehmen, wie es durch Dich zu mir gekommen ist."

Mehr kann ich da nicht sagen.

Seitdem ich mich wieder einhergehender damit beschäftige, geht's mir ziemlich schlecht und ich fühle mich kraftlos und ausgelaugt.
Könnte die ganze Zeit einfach schlafen.

"Lieber sterbe ich... jetzt."

"Wenn es der Preis für mein Leben ist, zahle ich ihn gern! Mit allen Konsequenzen!"
Diesen Satz verstehe ich noch nicht so ganz und habe lange überlegt, was denn der Preis sein könnte.
Würdest du mir noch einmal auf die Sprünge helfen?

Zum Preis gehört in Deinem Fall das Nehmen der Mutter. Vieleicht hilft es, wenn Du die Großmutter und die Urgroßmütter und alle weiblichen Vorfahren mütterlicherseits hinter Deiner Mutter siehst. Abe ich vermute, Du hast ihr schon zu viel angetan durch Verachtung oder gar Taten. Das duldet die Seele nicht. Doch Sühne ist billig.

Sag ihr:

"Meine Sühne ist billig."

A.
 
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