Schmerz, der sich wiederholt

[Tagmond]

Wenn man erkennt, dass es keine wirklichen Verluste gibt, verschwindet auch der Verlustschmerz.

Nicht jeder hat ein solches Bewusstsein dafür.

 

[Wellenspiel]

Nicht jeder hat ein solches Bewusstsein dafür.

Man "hat" ein Bewusstsein nicht, man bestimmt selbst, wie bewusst man ist.
Bewusstsein ist kein Hab und Gut. Wer gewillt ist zu erkennen, der erkennt.

 

[Tagmond]

Oder es ist frühkindlich geprägt.

Möglich ist viel.
Mein persönlicher Fokus bei dieser Geschichte liegt aber vor allem auf den Aufgaben der Tochter.

 

[Tagmond]

Wer gewillt ist zu erkennen, der erkennt.

Richtig. Und nicht jeder will.
Sondern bevorzugt Umwege.

 

[Wellenspiel]

Richtig. Und nicht jeder will.
Sondern bevorzugt Umwege.

Dann sind solche "Dramen" unumgänglich.

 

[Tagmond]

Dann sind solche "Dramen" unumgänglich.

Das sind sie. Denn sie verändern bei aller Tragik und Kraft das Gesamt-System.
In diesem Falle nahm dies massiven Einfluss auf zwei Personen darin, positiver Art.

 

[MorningSun]

Aber Verlustangst -hat man ja nur - wenn man auch Verlust erlebt hat -
und das Gefühl also bereits kennt.

Wir spüren es ja auch, aber wir verdrängen es meistens erfolgreich. Vielleicht hat sie es gespürt. Ich habe
auch gespürt, dass meine Mama sterben wird, obwohl sie eigentlich gesund war. Tief in uns
wissen wir vieles.

 

[Isisi 2.0]

Mich erinnert das an eine Freundin. Wir hatten uns mit 18 kennengelernt und haben zusammen die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Immer wenn wir uns im Freundeskreis darüber unterhielten, was wir wohl machen wenn wir dreißig sind (damals erschien uns das uralt) sagte sie, dass sie den Gedanken dreißig zu werden schrecklich findet. Ich habe das nie verstanden und fand das immer ziemlich übertrieben von ihr.

Als wir 29 waren habe ich sie mal besucht. Sie war Mutter einer vierjährigen Tochter und schwanger, war putzmunter, gesund, war immer schon schlank gewesen und sehr hübsch. Wir sprachen darüber, dass wir ja nächstes Jahr dreißig werden. Sie sagte wieder, dass sie das schrecklich findet. Ich fand das wieder übertrieben und ziemlich oberflächlich von ihr, dass sie um das Alter 30 immer noch so einen Bohai machte. Zum Glück habe ich diese Gedanken nicht vor ihr ausgesprochen.

In ihrem dreißigsten Lebensjahr bekam sie, während sie noch ihr Baby stillte, die Diagnose Magenkrebs und starb noch vor ihrem 31. Geburtstag.

Wir anderen sprechen oft über sie und denken jetzt - als wenn sie eine Ahnung gehabt hätte.

Ich glaube nicht, dass sie so genau wußte warum sie das Alter 30 so schrecklich fand. Aber irgendwas war da in ihr, das etwas wußte, ahnte - auch wenn es vielleicht nur ein diffuses Gefühl war.

 

[Isisi 2.0]

Aber Verlustangst -hat man ja nur - wenn man auch Verlust erlebt hat -
und das Gefühl also bereits kennt.

Glaube ich nicht. Man kann auch Angst davor haben, wenn man sich den Verlust vorstellt.

 

[Uranie]

Glaube ich nicht. Man kann auch Angst davor haben, wenn man sich den Verlust vorstellt.

Glaube ich nicht - wie kann einem etwas Angst machen, was man nicht
kennt - noch nie erlebt hat. Das kann man sich dann auch nicht wirklich vorstellen.

Kannst du dir vorstellen - wie es ist hellfühlig zu sein ?