Iakchus
Sehr aktives Mitglied
Hallo!
Erst mal der Text (zum Überfliegen oder komplett lesen):
Esoterik zB ist eine solche Sache. Doch geistig stumpf und unbeweglich geblieben, wird ihm das auch nichts nutzen (am Hals gefesselt).
Das, was hinterrücks geschieht (längs dieser Mauer Menschen allerlei Geräte tragen, die über die Mauer herüberragen), ist nichts anderes, was an Erscheinungen hervorgebracht wird. Die innere Regung eines Menschen zB kann man nicht sehen, aber sie zeigt sich als Ärger oder Grinsen oder Lächeln. Diese Dinge zeigen sich den Menschen als Schatten, als neue Gebilde. Es ist wahrlich eine wunderliche Welt, wie wir als Menschen etwas tun, was von anderen entsprechend (als Schatten aber) erkannt wird. Irgendwann wird das so vertraut, dass diese soziale Realität bindend wird, und wir uns automatisch verstehen (oder tun wir es gar nicht wirklich?).
Was verstehen wir eigentlich von dem, was wir an Schatten erkennen, was hervorgebracht wird von unsereiner, von uns als Mit-Mensch?
Sie sind Gefangene der Annahmen über die Natur der Erscheinungen. Das Licht ist nichts anderes als das, was sich ereignet. Der Schatten ist das, was davon sichtbar ist. Was alle Menschen tun und bewirken, erzeugt kein Licht, sondern ist Licht. Die wahre Ursache ist das, was geschieht, das ist das Licht; kosmische Entitäten wie Mensch, erzeugen keine Aufmerksamkeit aber Dinge, die die Aufmerksamkeit erregen und auch kann Aufmerksamkeit sich erregen über alles, was sichtbar ist, und was Ursache von Erscheinungen an sich ist: Naturerscheinungen wie Wolkenbruch oder Felsenklippen, die purzeln oder auch nicht. Das Licht des Wahren ist hinter dem, was wir erkennen davon.
Beispiel von der Strasse:
Jemand regt sich auf. Der tiefe Beweggrund für diese Aufregung (zB fehlende Streicheleinheiten), das ist das Licht, das ist die Quelle, die Ursache seiner Regung, nicht aber sein Groll an sich oder gar unsere Beleidigtheit!
So kann sich denken lassen, dass die meisten Menschen am Schatten klebend, die Ketten von Kontinuität aufrecht erhalten, und neue bilden, - sie sehen die Oberfläche und glauben an das, was sie darüber gelernt haben zu glauben und ahmen auch einander nach. Bis zum Ende (Friedhof) geht das so, oder zum Erwachen über die wahren Quellen des Lichts und Seins. Die Kontinuität der Wirklichkeit ist so eine aus Schatten gebildete.
Zum Beispiel existiert auch in der Politik ein mächtiges Schattenbild über die Realität des Volkes. Einiges dringt zu den elitären Köpfen, anderes nicht. Die Ansichten über die Wirklichkeit, ist bei diesen politisch tätigen Leuten vor allem dadurch gefärbt, dass sie aus ihren eigenen Ansichten die Ansichten der normalen Leute versuchen nachzuvollziehen; - aber wie geht das ohne Schatten, wenn sie neunmal so reich sind wie der normale Bürger?
Darüberhinaus, bzw. darunter ist natürlich auch für sie wie für den normalen Bürger die ganze gedachte Welt ein einziges Schatten-Theater.
Schlussendlich führt Platon den Leser an die äusseren Quellen selbst, ans Tageslicht, die Sonne, wie sie alles in ein neues Licht hüllt.
Folgendes Bild kann man schön auf sich wirken lassen... es ist ganz toll. Und endet in der Sternenkunde: Alles an Ursache geht noch viel weiter "nach oben".
November-Grüße
Stefan
Zum Höhlengleichnis:
http://de.wikipedia.org/wiki/Politeia
http://de.wikipedia.org/wiki/Politeia
Erst mal der Text (zum Überfliegen oder komplett lesen):
106. a) Das Höhlengleichnis. Beschreibung der Lage der Gefangenen
Nächstdem, sprach ich, vergleiche dir unsere Natur in bezug auf Bildung und Unbildung folgendem Zustande. Sieh nämlich Menschen wie in einer unterirdischen, höhlenartigen Wohnung, die einen gegen das Licht geöffneten Zugang längs der ganzen Höhle hat. In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln, so daß sie auf demselben Fleck bleiben und auch nur nach vorne hin sehen, den Kopf aber herumzudrehen der Fessel wegen nicht vermögend sind. Licht aber haben sie von einem Feuer, welches von oben und von ferne her hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und den Gefangenen geht obenher ein Weg, längs diesem sieh eine Mauer aufgeführt wie die Schranken, welche die Gaukler vor den Zuschauern sich erbauen, über welche herüber sie ihre Kunststücke zeigen. - Ich sehe, sagte er. - Sieh nun längs dieser Mauer Menschen allerlei Geräte tragen, die über die Mauer herüberragen, und Bildsäulen und andere steinerne und hölzerne Bilder und von allerlei Arbeit; einige, wie natürlich, reden dabei, andere schweigen. - Ein gar wunderliches Bild, sprach er, stellst du dar und wunderliche Gefangene. - Uns ganz ähnliche, entgegnete ich. Denn zuerst, meinst du wohl, daß dergleichen Menschen von sich selbst und voneinander je etwas anderes gesehen haben als die Schatten, welche das Feuer auf die ihnen gegenüberstehende Wand der Höhle wirft? - Wie sollten sie, sprach er, wenn sie gezwungen sind, zeitlebens den Kopf unbeweglich zu halten! - Und von dem Vorübergetragenen nicht eben dieses? - Was sonst? - Wenn sie nun miteinander reden könnten, glaubst du nicht, daß sie auch pflegen würden, dieses Vorhandene zu benennen, was sie sähen? - Notwendig. - Und wie, wenn ihr Kerker auch einen Widerhall hätte von drüben her, meinst du, wenn einer von den Vorübergehenden spräche, sie würden denken, etwas anderes rede als der eben vorübergehende Schatten? - Nein, beim Zeus, sagte er. - Auf keine Weise also können diese irgend etwas anderes für das Wahre halten als die Schatten jener Kunstwerke? - Ganz unmöglich. -
Nun betrachte auch, sprach ich, die Lösung und Heilung von ihren Banden und ihrem Unverstande, wie es damit natürlich stehen würde, wenn ihnen folgendes begegnete. Wenn einer entfesselt wäre und gezwungen würde, sogleich aufzustehen, den Hals herumzudrehen, zu gehen und gegen das Licht zu sehn, und, indem er das täte, immer Schmerzen hätte und wegen des flimmernden Glanzes nicht recht vermöchte, jene Dinge zu erkennen, wovon er vorher die Schatten sah: was, meinst du wohl, würde er sagen, wenn ihm einer versicherte, damals habe er lauter Nichtiges gesehen, jetzt aber, dem Seienden näher und zu dem mehr Seienden gewendet, sähe er richtiger, und, ihm jedes Vorübergehende zeigend, ihn fragte und zu antworten zwänge, was es sei? Meinst du nicht, er werde ganz verwirrt sein und glauben, was er damals gesehen, sei doch wirklicher als was ihm jetzt gezeigt werde? - Bei weitem, antwortete er. -
Die Natur der Dinge hat sozusagen den Effekt der Bindheit auferlegt, - gleichwohl kann dies als kulturelle Vorrichtung betrachtet werden (aber die ganze eingerichtete Höhle ist ja schon eine solche kulturelle Leistung, denn es fehlt an Philosophie und Aufklärung, die die Köpfe erreicht hat. Gleichwohl kann man sagen, es wird eine beträchtliche Mühe angestellt, dass dieser Zustand so bleibt, die Binden und Fesseln die uns unbeweglich machen, finden wir von Anfang an in Schule und Bildung). Doch eigentlich bleibt es fraglich und wird nicht so sehr in den Rauum gestellt von Platon, wer die Ursache dafür ist, dass man gefesselt sei. Es ist eigentlich die Natur der Dinge, es ist so gekommen (gleichwohl denke ich, hat der Mensch einen Anteil insoweit, dass er es zulässt).Platons Politeia schrieb:In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln
Die Menschen sind Unbeweglich, starr. Vielleicht ist die Flexibilität und Beweglichkeit des menschlichen Geistes ein Schlüssel zur Befreiung der Wahrnehmung und Deutung des Wahrgenommenen. Aber es meint auch die Schenkel, der ganze Körper muss zum Einsatz kommen, oder allegorisch, der Körper wendet sich neuen Interessen zu, die der Geist dann aufnimmt. Dazu braucht der Geist noch nicht mal allzu beweglich sein, das meint die Wissensgebiete selbst sehr gut durchforschen. Jedenfalls: Er muss auch die richtigen Wahrheiten vor Augen haben, indem er sich zu diesen hinbewegt (durch die Lösung der Fesseln an den Schenkeln).Platons Politeia schrieb:so daß sie auf demselben Fleck bleiben und auch nur nach vorne hin sehen, den Kopf aber herumzudrehen der Fessel wegen nicht vermögend sind.
Esoterik zB ist eine solche Sache. Doch geistig stumpf und unbeweglich geblieben, wird ihm das auch nichts nutzen (am Hals gefesselt).
Das, was hinterrücks geschieht (längs dieser Mauer Menschen allerlei Geräte tragen, die über die Mauer herüberragen), ist nichts anderes, was an Erscheinungen hervorgebracht wird. Die innere Regung eines Menschen zB kann man nicht sehen, aber sie zeigt sich als Ärger oder Grinsen oder Lächeln. Diese Dinge zeigen sich den Menschen als Schatten, als neue Gebilde. Es ist wahrlich eine wunderliche Welt, wie wir als Menschen etwas tun, was von anderen entsprechend (als Schatten aber) erkannt wird. Irgendwann wird das so vertraut, dass diese soziale Realität bindend wird, und wir uns automatisch verstehen (oder tun wir es gar nicht wirklich?).
Was verstehen wir eigentlich von dem, was wir an Schatten erkennen, was hervorgebracht wird von unsereiner, von uns als Mit-Mensch?
Dh.: von wo sie es nicht sehen...;Platons Politeia schrieb:Licht aber haben sie von einem Feuer, welches von oben und von ferne her hinter ihnen brennt.
Sie sind Gefangene der Annahmen über die Natur der Erscheinungen. Das Licht ist nichts anderes als das, was sich ereignet. Der Schatten ist das, was davon sichtbar ist. Was alle Menschen tun und bewirken, erzeugt kein Licht, sondern ist Licht. Die wahre Ursache ist das, was geschieht, das ist das Licht; kosmische Entitäten wie Mensch, erzeugen keine Aufmerksamkeit aber Dinge, die die Aufmerksamkeit erregen und auch kann Aufmerksamkeit sich erregen über alles, was sichtbar ist, und was Ursache von Erscheinungen an sich ist: Naturerscheinungen wie Wolkenbruch oder Felsenklippen, die purzeln oder auch nicht. Das Licht des Wahren ist hinter dem, was wir erkennen davon.
Beispiel von der Strasse:
Jemand regt sich auf. Der tiefe Beweggrund für diese Aufregung (zB fehlende Streicheleinheiten), das ist das Licht, das ist die Quelle, die Ursache seiner Regung, nicht aber sein Groll an sich oder gar unsere Beleidigtheit!
So kann sich denken lassen, dass die meisten Menschen am Schatten klebend, die Ketten von Kontinuität aufrecht erhalten, und neue bilden, - sie sehen die Oberfläche und glauben an das, was sie darüber gelernt haben zu glauben und ahmen auch einander nach. Bis zum Ende (Friedhof) geht das so, oder zum Erwachen über die wahren Quellen des Lichts und Seins. Die Kontinuität der Wirklichkeit ist so eine aus Schatten gebildete.
Zum Beispiel existiert auch in der Politik ein mächtiges Schattenbild über die Realität des Volkes. Einiges dringt zu den elitären Köpfen, anderes nicht. Die Ansichten über die Wirklichkeit, ist bei diesen politisch tätigen Leuten vor allem dadurch gefärbt, dass sie aus ihren eigenen Ansichten die Ansichten der normalen Leute versuchen nachzuvollziehen; - aber wie geht das ohne Schatten, wenn sie neunmal so reich sind wie der normale Bürger?
Darüberhinaus, bzw. darunter ist natürlich auch für sie wie für den normalen Bürger die ganze gedachte Welt ein einziges Schatten-Theater.
Kann es sein, dass das Vertraute eine tiefe Bindung schafft? Die Verführung zum Neuen ist gefährlich und man scheut es? Das Licht kann schrecken? Fehlender Gebrauch dieser untrüglichen Ansichten über die wahre Quelle der Ereignisse bringt zustande einen Unverstand (letzthin liegt diese wahre Quelle der Ereignisse sogar in unserer Wahrnehmung selbst; vergl. Husserl Phänomenologie oder Ontologie: Gedachtes versus Gesehenes, aber es gibt eigentlich kein Gesehenes, die Sinne bilden eine permanente Täuschungs-Schicht darüber)Platons Politeia schrieb:den Hals herumzudrehen, zu gehen und gegen das Licht zu sehn, und, indem er das täte, immer Schmerzen hätte und wegen des flimmernden Glanzes nicht recht vermöchte, jene Dinge zu erkennen, wovon er vorher die Schatten sah
Schlussendlich führt Platon den Leser an die äusseren Quellen selbst, ans Tageslicht, die Sonne, wie sie alles in ein neues Licht hüllt.
Folgendes Bild kann man schön auf sich wirken lassen... es ist ganz toll. Und endet in der Sternenkunde: Alles an Ursache geht noch viel weiter "nach oben".
Und hierauf würde er was am Himmel ist und den Himmel selbst leichter bei Nacht betrachten und in das Mond- und Sternenlicht sehen als bei Tage in die Sonne und in ihr Licht. - Wie sollte er nicht! - Zuletzt aber, denke ich, wird er auch die Sonne selbst, nicht Bilder von ihr im Wasser oder anderwärts, sondern sie als sie selbst an ihrer eigenen Stelle anzusehen und zu betrachten imstande sein. Und dann wird er schon herausbringen von ihr, daß sie es ist, die alle Zeiten und Jahre schafft und alles ordnet in dem sichtbaren Raume und auch von dem, was sie dort sahen, gewissermaßen die Ursache ist.
November-Grüße
Stefan