Matriarchale Sichtweise in Aufstellungen - "heidnische Methode"

feenkind schrieb:
...
letztendlich bin ich immer wieder erschrocken, wieviel ich als "normal" verinnerlich habe, was erst nach mehrmaligen überdenken doch frauenentwertend ist.

Hallo Feenkind,

könntest du dazu einige Beispiele sagen/schreiben was genau damit gemeint ist?

LG Maribou
 
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hi feenkind,
also literatur kann ich einige autorinnen empfehlen: claudia von werlhof (sie hat sehr viel zum thema matriarchat geschrieben und macht selbst aufstellungen) renate genth, maria mies, christina von braun und heide göttner-abendroth. diese autorinnen kenne ich zum teil persönlich und wurde sehr stark von ihnen und ihrem wissen geprägt. natürlich gibts noch viel mehr, da müsst ich halt in meinen unterlagen zu bestimmten themen kramen. wenn die thematik vergesellschaftung/ verinnerlichung und identität interessiert, kann ich eine diplomarbeit empfehlen.
 
Hellinger: „Der Mann dient dem Weiblichen, und die Frau folgt dem Mann ...
Wenn man das ... ernst nimmt, hat das weitreichende Folgen bei Ehen zwischen Partnern verschiedener Nationalität, Kultur oder auch Konfession.“ „Eine deutsche Frau, die einen türkischen Mann heiratet, sollte wissen, dass die Kinder in ihrem Herzen Türken sind. Wenn man ihnen verbietet, sich mit dem Islam und der türkischen Kultur auseinander zu setzen, bringt man ihre Seele in einen Konflikt.“ (S. 135)
Dazu nur soviel: Das setzt voraus, dass der Vater selbst ein strenggläubiger Moslem ist und die türkische Kultur der deutschen vorzieht. Wieso heiratet er dann eine Deutsche?
Man kann also schon mal davon ausgehen, dass türkische Männer, die eine deutsche Frau heiraten, mit ihrer Kultur und Religion nicht besonders intensiv verbunden sind. Da der Sohn aber den Vater zum Vorbild nimmt, dürfte er wohl dann auch kaum das starke Bedürfnis verspüren, sich mit der väterlichen Kultur auseinander zu setzen. Und wenn er das dennoch will, warum sollte man es ihm verbieten. Die wenigsten werden das tun.
Die obige Behauptung von Hellinger ist also rein hypothetisch, d.h. dient der Ideologieverbreitung.
Im Gegenteil. Wie Hellinger selbst festgestellt hat, seine große Entdeckung der Ursprungsordnung ist ja folgende: das frühere System hat Vorrang vor dem späteren. Das bedeutet konsequent auf die Menschheitsgeschichte angewendet, was das Seelenheil betrifft: das matriarchale System hat Vorrang vor dem patriarchalen System.
LG
MM
 
Was mir bei Hellinger gefällt ist, dass er seine Beobachtungen beschreibt, ohne sich um die gängige Unverbindlichkeit zu kümmern. Er beschreibt klare Positionen (auch wenn ich sie oft nicht teile) und relativiert sie gleichzeitig, wenn er schreibt, dass er seine Meinung sofort ändert, wenn ihm jemand anderslautende Erfahrungen vermittelt (oder so ähnlich).

Was im Einzelfall stimmt, ist im Einzelfall zu prüfen. Hellingers Worte sind ja keine "allgemeingültigen Offenbarungen" - sondern ernstzunehmende Interpretationen seiner Erfahrungen. Wenn es anders ist, als Herr Hellinger sagt, dann ist es anders. Warum also sich in seine Aussagen verbeißen ? (Nobody is perfect - inclusive MariaMarmelade, Mr. Hellinger and me)

LG, Reinhard
 
hi,
stimme voll überein:

"das frühere System hat Vorrang vor dem späteren. Das bedeutet konsequent auf die Menschheitsgeschichte angewendet, was das Seelenheil betrifft: das matriarchale System hat Vorrang vor dem patriarchalen System." (zitat mariamarmelade)

das wollt ich so umständlich erklären. deshalb: danke für die klaren worte!
das matriarchat wirkt noch und wird durch die ptriarchale struktur zwar überlagert, aber deswegen bleibt die sehnsucht trotzdem.
 
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Hier ein kleiner Text zur Familie im Matriarchat:

"In der Familienstruktur war die Mutter - Tochter - Beziehung zentral. Eine matriarchale Sippe umschloß drei Generationen von Frauen und zusätzlich die Männer, die als Söhne oder Brüder noch in der Sippe wohnten. Eine Vater - Sohn - Beziehung gab es nicht, da die biologische Vaterschaft unbekannt oder bedeutungslos war. Die Brüder waren dagegen die sozialen Väter der Kinder ihrer Schwestern, die sie im Rahmen der Sippe miterzogen. Emotional stand die Mutter - Tochter - Beziehung allen voran, ebenso innig war die Schwester - Bruder - Beziehung. Die Gattenbeziehung war demgegenüber nebensächlich, sie reichte (oft, Anm. von Distel) über flüchtige Begegnungen nicht hinaus. Eine feste Eheform gab es nicht. Der Mann war im Matriarchat anerkannt als Sohn oder Bruder und als Vertreter der Sippe und des Stammes nach außen. Eine Rolle als Gatte oder (biologischer Anm.D.) Vater, als Oberhaupt oder Herr gab es für ihn nicht. Daher ist die Konstellation Mutter - Tochter und Schwester - Bruder, wo immer sie auftaucht, klassisch matriarchal, während die Konstellation Vater - Sohn und Gatte - fremde Gattin als klassisch patriarchal zu gelten hat." (Heide Göttner - Abendroth: Für die Musen. s.28)

Für mich wird daran deutlich warum der inzwischen weitgehend entmachtete Mutter-Bruder so wichtig für das persönliche Selbstwertgefühl ist.
LG
MM
 
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