Dieses Thema wurde in unserer Familie auffällig gemieden.
Manchmal wird ja auch etwas gemieden, weil darüber reden mit etwas verbunden war, was einen u.U. schwer traumatisiert hat und man daran nicht mehr erinnert werden will.
Ich habe auch so eine vererbte Leiche im Keller - im übertragenen Sinne.
Die bei meiner Mutter damit begann als sie unerfahren mit ihrem ersten Sohn im ev. Krankenhaus lag ....... und von der dort allein anwesenden Hebamme im Kreiss-Saal zu hören bekam..."Beissen sie die Zähne zusammen, Frau X ! Halten sie das Kind zurück, bis der Arzt da ist!" Der nicht kam, nicht kam....
Was ihrem erstgeborenen Sohn einen Tag nach seiner Geburt dann das Leben gekostet hat, er am Schlucken von zuviel Fruchtwasser erstickt ist.
Ein Leben lang hat sie unter Schuldgefühlen gelitten, sich selbst Vorwürfe gemacht, warum sie nicht NEIN dazu gesagt hat und sich nicht widersetzt hat. Beim nächsten Kind - ich (und leider kein Sohn)- die ganze Schwangerschaft lang Todes-Angst hatte...."was ist, wenn das wieder passiert ?"
Und hat sich in der katholischen Familie meines Vaters, wo bei Schwiegermutter der "Erstgeborene Sohn" von grossem Stellenwert war, selbst als als Ausländerin und dazu noch evangelisch als Versagerin angesehen. Bis zu ihrem Tod - war es mit dominanter Schwiegermutter, die meine Mutter überlebte, eine ewiger Krampf/Kampf, der wie ein belastender Schatten über unserer Familie lag..
Meine Mutter hat dann auch all ihre Zähne verloren, nicht weil die Zähne schlecht gepflegt waren, sondern weil das Zahnfleisch zu Entzündungen neigte, Zahnnerv-Entzündungen, resistent gegen Narkosespritzen zur Behandlung, Wurzelspitzen-Entzündungen, denen Wurzelspitzenresektionen folgten, Rückbildung von Kieferknochen, Zähne die dannl ocker wurden und raus mussten. Gegen Zahnersatz hat ihr Körper und ihr Zahnfleisch dann aber Widerstand geleistet. Es tat ihr ständig immer irgendwas weh.
Noch im Koma, auf dem Totenbett im KH liegend und nicht mehr ansprechbar mit offenen Augen an die Decke starrend, während eine Infektion ihr Gehirn unnachgiebig auffrass und das EEG auf Null fuhr - hat meine Mutter noch tagelang das abgespult, was noch zuletzt in ihrem Kopf war, und da war recht viel von ihren Erlebnissen mit ihrer Schwiegermutter die Rede.
Ich war in meinem Leben GottseiDank nie richtig schwer krank, eigentlich immer von robuster Gesundheit und wenn mal was Kleineres war, dann immer auch schnell regenerationsfähig. Bis auf Augen-OP wegen Netzhautablösung auch keine weiteren, anderen OPs. Wenn ich mal was hatte, und richtig unter Stress stand, dann waren es auch bei mir immer Zähne/Zahnfleisch, Entzündungen und Wurzelspitzenresektionen. Obwohl mir jeder Zahnarzt immer eine gute Zahnpflege bestätigt hat.
Aber auch ich habe ein einmal nicht gesagtes "NEIN" lange zutiefst bereut, das ein Leben hätte retten können.
Aber wenigstens kann ich niemandem " (m)eine Leiche im Keller" weitervererben.