Kaufsucht
Hatte schon jemand in nahem Umfeld wie in der Familie oder gar in der eigene Partnerschaft jemanden, der unter Kaufsucht leidete? Wie kann man einem helfen der selbst davon überzeugt ist, nach wie vor die "Kontrolle" über sich zu besitzen und nicht unter Kaufsucht leidet? Und - wie kann man helfen?
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Was ist Kaufsucht?
Es ist der innere Zwang, kaufen zu müssen, die ständige Wiederholung der Kaufhandlung. Suchtkriterien sind: Kontrollverlust, Zwang zur Wiederholung, Dosissteigerung, Entzugserscheinungen wie etwa Schweißausbrüche, Zittern, innere Unruhe, Depressionen.
Anfangs glaubt die Süchtige, durch materielle Dinge Anerkennung zu finden. Später löst nur noch das Kaufen selbst kurze Glücksmomente aus - das Gefühl, bedeutend zu sein. Danach folgt der Absturz in tiefe Depressionen. Der Süchtige lügt und kapselt sich ab.
Worin besteht der eigentliche Kick?
Die Formel heißt: Ich kaufe, also bin ich. Kaufen vermittelt das Gefühl, sich etwas Gutes zu tun. Beim Kaufen erlebt der Betroffene, beachtet und umworben zu werden. Er fühlt sich kurzfristig mehr wert. Die Stimmung hellt sich kurzfristig auf wie bei einer Droge oder das Kaufen wirkt als Beruhigung. Das Selbstwertgefühl wird gestärkt. Es besteht der Eindruck, Kontrolle über das Leben zu haben.
Woher kommt Kaufsucht?
Hinter der Kaufsucht verbergen sich ganz unterschiedliche Ursachen: Ängste, Depressionen, innere Leere, geringes Selbstwertgefühl. Das Kaufen ist der Versuch, diese Gefühle in Griff zu bekommen. Der Betroffene kommt in einen Teufelskreis: negative Gefühle wie Ärger, Stress führen zum Kaufen. Das Kaufen führt nach kurzer Zeit zu Schuldgefühlen, Depressionen. Diese werden wieder versucht, mit Kaufen zu bewältigen.
Die Wurzeln für das Suchtverhalten liegen in der Kindheit: Mangel an Zuwendung und Anerkennung, Mangel an Liebe und Geborgenheit. Betroffene mussten sich die Zuwendung der Eltern verdienen, durften Gefühle nicht frei äußern. Sie haben erlebt, dass sie als Person nicht wichtig sind. Als Entschädigung gab es sozusagen Spielzeug. Als Erwachsene haben sie nicht gelernt, sich selbst ein gesundes Selbstwertgefühl zu verschaffen.
Manche Menschen haben als Kind auch unter materieller Entbehrung gelitten und werden aus diesem Mangelempfinden heraus kaufsüchtig. Der Kauf bedeutet einen Ersatz an Zuwendung. Kaufsuchtkranke haben nicht gelernt, sich mit Konflikten auseinanderzusetzen. Probleme in der Familie, Sorgen um den Arbeitsplatz oder Einsamkeit werden mit Kaufen verdrängt. Besonders Frauen wollen mit dem Kaufen von Kleidung, Make-up und Schmuck ihre Unzufriedenheit mit ihrem Äußern bekämpfen - Männer häufen eher technische Geräte und Computer an.
Auch gesellschaftliche Bedingungen spielen eine Rolle: Das Kaufen ist gesellschaftlich akzeptiert und wird gefördert. Scheckkarten erleichtern das Geldausgeben ebenso wie Bestellungen über den Katalog.
Wie pflegen Kaufsüchtige ihre Kaufsucht zu begründen/verschleiern?
Es sind nur Sonderangebote. Ich habe viel Geld gespart. Das Geld ist selbstverdient. Niemand braucht mir Vorschriften zu machen. Schulden mache ich keine. Ich habe Kontrolle darüber. Ich wollte nur mal bummeln und schauen gehen. Dafür spare ich jetzt in nächster Zeit. Viele verstecken Ihre Einkäufe oder verschenken sie auch.
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Warum ich dieses Thema anspreche...
Leider bin ich im laufe der Zeit zu der Erkenntnis gekommen, das mein Mann unter Kaufsucht leidet - aber er verstand es bisher mit einer geradezu genialen redegewandten Geschicklichkeit, die Käufe stets so gut rechtzufertigen, das mir das bisher nie auffiel. Doch die Zeit vergeht und vergeht und er kommt von seinen Schulden nicht runter obwohl er gut verdient, und wir so gut wie nie ausgehen, kein Urlaub machen, keine Anschaffungen haben und auch sonst sehr ärmlich und bescheiden leben (müssen). Dennoch gehen die Schulden nicht runter. Irgendwann fiel mir dann doch auf, als ich mir Gedanken machte wo denn immer das ganze Geld verschwindet... seine Schwäche: Computerteile und Technischer Schnickschnack-kram... Nachdem ich für mich grob überschlagen ausgerechnet habe, was er denn in Monat so einkauft, kam ich auf 200.-Euro in Monat nur für technisches Spielzeug und Computerteile - allesamt nicht Notwendig und diente lediglich zur Komfort-Anhebung, Kauflustbefriedigung, und "weils im Sonderangebot war".
Für mich als betroffene Angehörige ist es besonders Dramatisch, da ich von meinem 200 Euro-Hilfsjob Geld das ich in Monat bekomme, dann zusehen muss, Lebensmittel einzukaufen, damit wir nicht am ende des Monats vom Kartoffelbrei und Spiegelei leben müssen, während er gleich zur Anfang nächsten Monats, kaum das Geld da ist, sich wieder mit irgendeinem Spielzeug eindeckt, das zum teil sogar unausgepackt dann liegen bleibt. Was er in Monat ausgibt in unkontrolliertem Kauflustbefriedigungen in technischem Spielzeuge, muss ich notgedrungen an mir selbst sparen, damit wir noch was zu Essen im Hause haben - obwohl ich mittlerweile selbst dringendst neue Kleidung benötige, und keine Lust verspüre, das Angebot seiner Mutter anzunehmen, von ihr ausgemistete Kleidungsstücke mir was rauszusuchen.
Was soll ich nun tun? Wie kann ich ihn helfen, wenn er selbst sich so garnicht sieht als "Kaufsüchtig"? In so einigen Streitphasen habe ich ihm das auf den Kopf geknallt, hätte er sich den Palmtop, Laptop, Computerspiele und TV-Karte und Satelittenanlage uvm. nicht gekauft, hätte er längst das notwendige Geld um dringend notwendige, anstehende TÜV-Reparaturen für sein Auto zusammen. Doch leider scheine ich nicht wirklich zu seinem Verstand "durch zu kommen", und dann muss ich Vowürfe seinerseits mir anhören, ich solle mir besseren Job suchen und mehr Geld verdienen (anstatt den Aushilfsjob), und gibt indirekt mir die Schuld an seine Überschuldung, weil ich nicht genügend Mitverdiene um ihn zu "entlassten".
Da er sich selbst im Recht sieht, kommen Gespräche wie bei einer Selbsthilfegruppe oder Psychologische Beratung nicht in Frage, er blockt und verdrängt das Problem Schulden und Finanzielle Nöte und sieht darin auch kein Zusammenhang zu seinem Kaufverhalten, womit er stets mit einer findigen Ausrede begründet.
Also muss ich indirekt, ohne das er es "merkt", versuchen ihn psychologisch zu helfen... nach Ursachen suchen, ihn zum reden zu bringen, zu ergründen versuchen, was für defizite er mit Kauferei er ausgleichen will...
Aber... wie mache ich das? Wie stelle ich das am geschicktesten an? Ich bin kein Auditor und auch keine ausgebildete psychologin... Doch wenn ich einige gute Ansätze habe, weiß ich durchaus das umzusetzen.
Hat jemand paar Ideen?
Grüßle
Singar
Hatte schon jemand in nahem Umfeld wie in der Familie oder gar in der eigene Partnerschaft jemanden, der unter Kaufsucht leidete? Wie kann man einem helfen der selbst davon überzeugt ist, nach wie vor die "Kontrolle" über sich zu besitzen und nicht unter Kaufsucht leidet? Und - wie kann man helfen?
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Was ist Kaufsucht?
Es ist der innere Zwang, kaufen zu müssen, die ständige Wiederholung der Kaufhandlung. Suchtkriterien sind: Kontrollverlust, Zwang zur Wiederholung, Dosissteigerung, Entzugserscheinungen wie etwa Schweißausbrüche, Zittern, innere Unruhe, Depressionen.
Anfangs glaubt die Süchtige, durch materielle Dinge Anerkennung zu finden. Später löst nur noch das Kaufen selbst kurze Glücksmomente aus - das Gefühl, bedeutend zu sein. Danach folgt der Absturz in tiefe Depressionen. Der Süchtige lügt und kapselt sich ab.
Worin besteht der eigentliche Kick?
Die Formel heißt: Ich kaufe, also bin ich. Kaufen vermittelt das Gefühl, sich etwas Gutes zu tun. Beim Kaufen erlebt der Betroffene, beachtet und umworben zu werden. Er fühlt sich kurzfristig mehr wert. Die Stimmung hellt sich kurzfristig auf wie bei einer Droge oder das Kaufen wirkt als Beruhigung. Das Selbstwertgefühl wird gestärkt. Es besteht der Eindruck, Kontrolle über das Leben zu haben.
Woher kommt Kaufsucht?
Hinter der Kaufsucht verbergen sich ganz unterschiedliche Ursachen: Ängste, Depressionen, innere Leere, geringes Selbstwertgefühl. Das Kaufen ist der Versuch, diese Gefühle in Griff zu bekommen. Der Betroffene kommt in einen Teufelskreis: negative Gefühle wie Ärger, Stress führen zum Kaufen. Das Kaufen führt nach kurzer Zeit zu Schuldgefühlen, Depressionen. Diese werden wieder versucht, mit Kaufen zu bewältigen.
Die Wurzeln für das Suchtverhalten liegen in der Kindheit: Mangel an Zuwendung und Anerkennung, Mangel an Liebe und Geborgenheit. Betroffene mussten sich die Zuwendung der Eltern verdienen, durften Gefühle nicht frei äußern. Sie haben erlebt, dass sie als Person nicht wichtig sind. Als Entschädigung gab es sozusagen Spielzeug. Als Erwachsene haben sie nicht gelernt, sich selbst ein gesundes Selbstwertgefühl zu verschaffen.
Manche Menschen haben als Kind auch unter materieller Entbehrung gelitten und werden aus diesem Mangelempfinden heraus kaufsüchtig. Der Kauf bedeutet einen Ersatz an Zuwendung. Kaufsuchtkranke haben nicht gelernt, sich mit Konflikten auseinanderzusetzen. Probleme in der Familie, Sorgen um den Arbeitsplatz oder Einsamkeit werden mit Kaufen verdrängt. Besonders Frauen wollen mit dem Kaufen von Kleidung, Make-up und Schmuck ihre Unzufriedenheit mit ihrem Äußern bekämpfen - Männer häufen eher technische Geräte und Computer an.
Auch gesellschaftliche Bedingungen spielen eine Rolle: Das Kaufen ist gesellschaftlich akzeptiert und wird gefördert. Scheckkarten erleichtern das Geldausgeben ebenso wie Bestellungen über den Katalog.
Wie pflegen Kaufsüchtige ihre Kaufsucht zu begründen/verschleiern?
Es sind nur Sonderangebote. Ich habe viel Geld gespart. Das Geld ist selbstverdient. Niemand braucht mir Vorschriften zu machen. Schulden mache ich keine. Ich habe Kontrolle darüber. Ich wollte nur mal bummeln und schauen gehen. Dafür spare ich jetzt in nächster Zeit. Viele verstecken Ihre Einkäufe oder verschenken sie auch.
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Warum ich dieses Thema anspreche...
Leider bin ich im laufe der Zeit zu der Erkenntnis gekommen, das mein Mann unter Kaufsucht leidet - aber er verstand es bisher mit einer geradezu genialen redegewandten Geschicklichkeit, die Käufe stets so gut rechtzufertigen, das mir das bisher nie auffiel. Doch die Zeit vergeht und vergeht und er kommt von seinen Schulden nicht runter obwohl er gut verdient, und wir so gut wie nie ausgehen, kein Urlaub machen, keine Anschaffungen haben und auch sonst sehr ärmlich und bescheiden leben (müssen). Dennoch gehen die Schulden nicht runter. Irgendwann fiel mir dann doch auf, als ich mir Gedanken machte wo denn immer das ganze Geld verschwindet... seine Schwäche: Computerteile und Technischer Schnickschnack-kram... Nachdem ich für mich grob überschlagen ausgerechnet habe, was er denn in Monat so einkauft, kam ich auf 200.-Euro in Monat nur für technisches Spielzeug und Computerteile - allesamt nicht Notwendig und diente lediglich zur Komfort-Anhebung, Kauflustbefriedigung, und "weils im Sonderangebot war".
Für mich als betroffene Angehörige ist es besonders Dramatisch, da ich von meinem 200 Euro-Hilfsjob Geld das ich in Monat bekomme, dann zusehen muss, Lebensmittel einzukaufen, damit wir nicht am ende des Monats vom Kartoffelbrei und Spiegelei leben müssen, während er gleich zur Anfang nächsten Monats, kaum das Geld da ist, sich wieder mit irgendeinem Spielzeug eindeckt, das zum teil sogar unausgepackt dann liegen bleibt. Was er in Monat ausgibt in unkontrolliertem Kauflustbefriedigungen in technischem Spielzeuge, muss ich notgedrungen an mir selbst sparen, damit wir noch was zu Essen im Hause haben - obwohl ich mittlerweile selbst dringendst neue Kleidung benötige, und keine Lust verspüre, das Angebot seiner Mutter anzunehmen, von ihr ausgemistete Kleidungsstücke mir was rauszusuchen.
Was soll ich nun tun? Wie kann ich ihn helfen, wenn er selbst sich so garnicht sieht als "Kaufsüchtig"? In so einigen Streitphasen habe ich ihm das auf den Kopf geknallt, hätte er sich den Palmtop, Laptop, Computerspiele und TV-Karte und Satelittenanlage uvm. nicht gekauft, hätte er längst das notwendige Geld um dringend notwendige, anstehende TÜV-Reparaturen für sein Auto zusammen. Doch leider scheine ich nicht wirklich zu seinem Verstand "durch zu kommen", und dann muss ich Vowürfe seinerseits mir anhören, ich solle mir besseren Job suchen und mehr Geld verdienen (anstatt den Aushilfsjob), und gibt indirekt mir die Schuld an seine Überschuldung, weil ich nicht genügend Mitverdiene um ihn zu "entlassten".
Da er sich selbst im Recht sieht, kommen Gespräche wie bei einer Selbsthilfegruppe oder Psychologische Beratung nicht in Frage, er blockt und verdrängt das Problem Schulden und Finanzielle Nöte und sieht darin auch kein Zusammenhang zu seinem Kaufverhalten, womit er stets mit einer findigen Ausrede begründet.
Also muss ich indirekt, ohne das er es "merkt", versuchen ihn psychologisch zu helfen... nach Ursachen suchen, ihn zum reden zu bringen, zu ergründen versuchen, was für defizite er mit Kauferei er ausgleichen will...
Aber... wie mache ich das? Wie stelle ich das am geschicktesten an? Ich bin kein Auditor und auch keine ausgebildete psychologin... Doch wenn ich einige gute Ansätze habe, weiß ich durchaus das umzusetzen.
Hat jemand paar Ideen?
Grüßle
Singar