Seal144
Sehr aktives Mitglied
42.
„Wir können los!“, flüsterte der Shrenk. „Die Luft ist rein!“
Ali hielt Akhbar an der Leine und machte die Vorhut. Gefolgt von Miriam, Suleika und Omar, zusammen mit dem Shrenk, der die Nachhut bildete. Es war drei Uhr morgens, die Westerdam war auf der Fahrt zwischen New York und Fort Lauderdale. Die Portugiesischen Freunde hatten alles arrangiert: der eine Lift wurde gesperrt. Miguel und Pedro schoben Wache.
„Ihr fahrt mit Suleika und Omar, bis Deck Zehn hinauf und wartet auf mich“, bat Ali den Shrenk. Mit bangem Herzen beobachtete sie, wie der Doktor sich zusammen mit den Kamelen in den Fahrstuhl zwängte. Bald erschien auf der Anzeigetafel, die Zahl Zehn. Nach kurzer Zeit öffnete sich erneut die Fahrstuhltür.
„Akhbar, du hast versprochen, dich anständig zu benehmen. Mach mir bloβ keine Schande. Wir können los!“
Akhbar sog zufrieden die frische Seeluft ein, als er zusammen mit Miriam und Ali das Deck betrat. Das erinnerte ihn an die Ramlah und die Abenteuer, die er dort erlebt hatte. Ja, Akhbar hatte nichts vergessen, ihre Kamelrennen und der Fernet Branca. Vor allem das Peildeck der Ramlah. Das hier schien auch ein Peildeck zu sein, gab es auch hier jede Menge Antennen. Manuel tauchte aus der Dunkelheit auf. Er hatte Ali und den Shrenk bereits erwartet. „Na? Alles in Ordnung?“ Er tätschelte Akhbar und deutete zur Treppe. “Wenn wir da hinaufgehen, kommen wir zum Sportdeck. Dort ist mit Sicherheit kein einziger Passagier, auch keine Nachzügler aus Bars oder Diskos.“
Mit Leichtigkeit nahm Akhbar die Treppen. Ja, nach so langer Zeit unter Deck, schwebte er geradezu hinauf. Miriam dicht hinter ihm, gefolgt von den Anderen. Es erwartete sie eine hundert Meter groβe, völlig freie Fläche bis vorne zum Bug. Die Vorderfront war mit durchsichtigem Plexiglas, als Windschutz abgedeckt.
„Los!“, rief Ali. „Hier dürft ihr euch austoben.“ Die Kamele lieβen sich das nicht zweimal sagen und stürmten los. Miriam wieherte vor Begeisterung, Omar und Suleika drehten freudig ihre Runden. Und Akhbar galoppierte besonders schnell. Akhbar hatte den berühmt- berüchtigten Akhbar Galopp begonnen.
Da erschien plötzlich eine Gestalt vor ihnen. Ein stattlicher Mann in Shorts, Sporthemd und Tennisschuhen. „Träume ich oder sehe ich richtig?“, fragte er amüsiert.
„Oh, welche Überraschung sie hier zu treffen“, entfuhr es Ali.
Manuel dagegen salutierte sofort und machte einen verlegenen Eindruck. „Nein, mein Kapitän, ihr habt schon richtig gesehen. Die Tiere brauchten einfach ein wenig frische Luft, ich übernehme die volle Verantwortung. Ich war es, der den Plan mit den Kamelen unterstütze.“
„Kapitän Van Schloos“, rief Ali dazwischen. „Ich war es die Manuel inständig darum bat, die Kamele an Deck zu bringen, da sie einen kränklichen Eindruck auf mich machten. Ich bin untröstlich, Manuel in Schwierigkeiten gebracht zu haben.“
Der Shrenk seufzte schwer. „Die Sicherheit, Selbstachtung und Respekt“, murmelte er vor sich hin. „Aber auch Wohlbefinden und Verantwortung sind Funktionen, die beachtet werden müssen. Verantwortungsbereitschaft, also auch um verdientes Vertrauen werben“, fuhr der Doktor fort und unterstrich diese bedeutsamen Gedanken mit dem erhoben Zeigefinger, worauf ihn der Kapitän verwundert ansah. „Kapitän Van Schloos, ich bin nun mal Psychiater und richte mich nach den Lehren Doktor Freuds. So versichere ich ihnen, Vertrauen gelingt, umso transparenter und sachbezogener die Zuständigkeiten geregelt sind und je aufmerksamer und sensibler das Team für die Kompetenzen und Persönlichkeit des einzelnen ist, diese würdigt und in den Gesamtprozess einbezieht.“
„Ich will dann mal ein Auge zudrücken. Um diese unchristliche Zeit, schlafen meine Passagiere. Und wenn Freud da genauso mit einverstanden ist, kann dem nichts mehr im Wege stehen.“
„Danke Kapitän Van Schloos“, ergriff Ali sofort die Chance:
„Sie haben doch bestimmt nichts dagegen, wenn wir das ab und zu wiederholen?“
„Solange es mitten in der Nacht geschieht und ruhig zugeht.“ Er zögerte. „Was haltet ihr von der Idee, wenn wir das Morgen Nachmittag um Vier bei einer Tasse Tee in meiner Kabine besprechen?“
Ali bedankte sich, der Shrenk seine Psychoanalyse weiterspann: „Man verssucht gehemmte Expressivität. Ähm ja, gehemmte Initiative und gehemmtes Engagement zu überwinden, sieht sich aber mit der Barriere rationaler und moralischer Bedenken konfrontiert. Da hilft die liebende Verschmelzung mit einem Anführer, dem es gelingt, die Barriere suggestiv in Luft aufzulösen und im erotisch-aggressiv erregten Einzelnen die Phantasie gemeinsamer Gröβe und Grenzenlosigkeit zu mobilisieren.“ Der Doktor seufzte und murmelte irgendetwas über überwundene Hemmungen die den Weg nach vorn frei machen. Dann blickte er triumphierend in die Runde, als sei ihm ein Licht aufgegangen: „ Bei diesem Weg nach vorn werden Hindernisse gnadenlos überrollt!“ Der einzige der dem Shrenk mit einem kräftigen Wiehern antwortete, war Akhbar, der nämlich gerade an ihm vorbei galoppierte.
Worauf der Kapitän sich lachend verabschiedete und genauso schnell wie er aufgetaucht war, in der Dunkelheit verschwand.
„Wir können los!“, flüsterte der Shrenk. „Die Luft ist rein!“
Ali hielt Akhbar an der Leine und machte die Vorhut. Gefolgt von Miriam, Suleika und Omar, zusammen mit dem Shrenk, der die Nachhut bildete. Es war drei Uhr morgens, die Westerdam war auf der Fahrt zwischen New York und Fort Lauderdale. Die Portugiesischen Freunde hatten alles arrangiert: der eine Lift wurde gesperrt. Miguel und Pedro schoben Wache.
„Ihr fahrt mit Suleika und Omar, bis Deck Zehn hinauf und wartet auf mich“, bat Ali den Shrenk. Mit bangem Herzen beobachtete sie, wie der Doktor sich zusammen mit den Kamelen in den Fahrstuhl zwängte. Bald erschien auf der Anzeigetafel, die Zahl Zehn. Nach kurzer Zeit öffnete sich erneut die Fahrstuhltür.
„Akhbar, du hast versprochen, dich anständig zu benehmen. Mach mir bloβ keine Schande. Wir können los!“
Akhbar sog zufrieden die frische Seeluft ein, als er zusammen mit Miriam und Ali das Deck betrat. Das erinnerte ihn an die Ramlah und die Abenteuer, die er dort erlebt hatte. Ja, Akhbar hatte nichts vergessen, ihre Kamelrennen und der Fernet Branca. Vor allem das Peildeck der Ramlah. Das hier schien auch ein Peildeck zu sein, gab es auch hier jede Menge Antennen. Manuel tauchte aus der Dunkelheit auf. Er hatte Ali und den Shrenk bereits erwartet. „Na? Alles in Ordnung?“ Er tätschelte Akhbar und deutete zur Treppe. “Wenn wir da hinaufgehen, kommen wir zum Sportdeck. Dort ist mit Sicherheit kein einziger Passagier, auch keine Nachzügler aus Bars oder Diskos.“
Mit Leichtigkeit nahm Akhbar die Treppen. Ja, nach so langer Zeit unter Deck, schwebte er geradezu hinauf. Miriam dicht hinter ihm, gefolgt von den Anderen. Es erwartete sie eine hundert Meter groβe, völlig freie Fläche bis vorne zum Bug. Die Vorderfront war mit durchsichtigem Plexiglas, als Windschutz abgedeckt.
„Los!“, rief Ali. „Hier dürft ihr euch austoben.“ Die Kamele lieβen sich das nicht zweimal sagen und stürmten los. Miriam wieherte vor Begeisterung, Omar und Suleika drehten freudig ihre Runden. Und Akhbar galoppierte besonders schnell. Akhbar hatte den berühmt- berüchtigten Akhbar Galopp begonnen.
Da erschien plötzlich eine Gestalt vor ihnen. Ein stattlicher Mann in Shorts, Sporthemd und Tennisschuhen. „Träume ich oder sehe ich richtig?“, fragte er amüsiert.
„Oh, welche Überraschung sie hier zu treffen“, entfuhr es Ali.
Manuel dagegen salutierte sofort und machte einen verlegenen Eindruck. „Nein, mein Kapitän, ihr habt schon richtig gesehen. Die Tiere brauchten einfach ein wenig frische Luft, ich übernehme die volle Verantwortung. Ich war es, der den Plan mit den Kamelen unterstütze.“
„Kapitän Van Schloos“, rief Ali dazwischen. „Ich war es die Manuel inständig darum bat, die Kamele an Deck zu bringen, da sie einen kränklichen Eindruck auf mich machten. Ich bin untröstlich, Manuel in Schwierigkeiten gebracht zu haben.“
Der Shrenk seufzte schwer. „Die Sicherheit, Selbstachtung und Respekt“, murmelte er vor sich hin. „Aber auch Wohlbefinden und Verantwortung sind Funktionen, die beachtet werden müssen. Verantwortungsbereitschaft, also auch um verdientes Vertrauen werben“, fuhr der Doktor fort und unterstrich diese bedeutsamen Gedanken mit dem erhoben Zeigefinger, worauf ihn der Kapitän verwundert ansah. „Kapitän Van Schloos, ich bin nun mal Psychiater und richte mich nach den Lehren Doktor Freuds. So versichere ich ihnen, Vertrauen gelingt, umso transparenter und sachbezogener die Zuständigkeiten geregelt sind und je aufmerksamer und sensibler das Team für die Kompetenzen und Persönlichkeit des einzelnen ist, diese würdigt und in den Gesamtprozess einbezieht.“
„Ich will dann mal ein Auge zudrücken. Um diese unchristliche Zeit, schlafen meine Passagiere. Und wenn Freud da genauso mit einverstanden ist, kann dem nichts mehr im Wege stehen.“
„Danke Kapitän Van Schloos“, ergriff Ali sofort die Chance:
„Sie haben doch bestimmt nichts dagegen, wenn wir das ab und zu wiederholen?“
„Solange es mitten in der Nacht geschieht und ruhig zugeht.“ Er zögerte. „Was haltet ihr von der Idee, wenn wir das Morgen Nachmittag um Vier bei einer Tasse Tee in meiner Kabine besprechen?“
Ali bedankte sich, der Shrenk seine Psychoanalyse weiterspann: „Man verssucht gehemmte Expressivität. Ähm ja, gehemmte Initiative und gehemmtes Engagement zu überwinden, sieht sich aber mit der Barriere rationaler und moralischer Bedenken konfrontiert. Da hilft die liebende Verschmelzung mit einem Anführer, dem es gelingt, die Barriere suggestiv in Luft aufzulösen und im erotisch-aggressiv erregten Einzelnen die Phantasie gemeinsamer Gröβe und Grenzenlosigkeit zu mobilisieren.“ Der Doktor seufzte und murmelte irgendetwas über überwundene Hemmungen die den Weg nach vorn frei machen. Dann blickte er triumphierend in die Runde, als sei ihm ein Licht aufgegangen: „ Bei diesem Weg nach vorn werden Hindernisse gnadenlos überrollt!“ Der einzige der dem Shrenk mit einem kräftigen Wiehern antwortete, war Akhbar, der nämlich gerade an ihm vorbei galoppierte.
Worauf der Kapitän sich lachend verabschiedete und genauso schnell wie er aufgetaucht war, in der Dunkelheit verschwand.