Selten wird ein Buch wirklich gelesen, meist wird es nur belesen und verurteilt. Der komplette zeitlose Inhalt eines wirklich gelesenen Buches tritt im Leser, bis hin zu allen Meta-Meta-Ebenen der verwendeten Worte, im Jetzt in Erscheinung. Dagegen kommt die oberflächliche Beschreibung des Inhalts eines nur aus dem Zusammenhang gelesenen Buches, einer Ver-ur-teilung gleich. Beachte dabei bitte die Etymologie der Präfixe ge und be (siehe Band 1, S. 10 und S. 34)! Das Recht, das Du Deinem Urteilsspruch zugrunde legst, ist Deine Norm - Dein dogmatischer Glaube.
Mit Deinem bisherigen nur gedankenlosem [Nach-]Denken aller moralischen, physiologischen und sonstigen Wahrheiten, die ich Dir während Deines bisherigen raum/zeitlichen Daseins angeboten habe und die Dir dadurch zwangsläufig auch logisch erschienen, entlarvst Du Dich als noch unreifer Konformist (= jemand, der bestrebt ist, sich einer herrschenden Meinung anzupassen). Konformisten sind unreife Seelen, ohne eigene Schöpferfähigkeiten. Ein Konformist repräsentiert die Masse - das Judasphänomen Deiner Welt (siehe Band 1, S. 227). Wie ein Fähnchen dreht er sich gedankenlos nach dem Wind (hebr. = ruach) der Zeiten. Alles, was im kleinen Ausschnitt des Wahrnehmungsfernrohrs eines Konformisten als wahr in Erscheinung tritt, wird von ihm zur eigenen Logik erkoren. Deine ganze Gesellschaft - Politik und Wirtschaft - funktioniert nach diesem primitiven Schema. Wenn man etwas an den Mann bringen will, muß man es nur logisch begreif- und verdaubar darlegen. Die unreife Masse wird dann alles gedankenlos als letztendliche Wahrheiten akzeptieren. Du verschwendest den größten Teil Deiner von mir verliehenen geistigen Energien für Deinen eingebildeten Überlebenskampf (= sich Sorgen machen), für das Befriedigen Deiner Konsumsüchte und das Nachäffen der aktuellen Themen und Modeerscheinungen, die Dir von Deinen Medien präsentiert werden.
Ab jetzt solltest Du Deinen Geist besser nur noch dazu verwenden, wofür ich ihn Dir letztendlich verliehen habe. Du hast immerzu nach mir zu suchen, bis Du mich gefunden hast. Durch dieses kreative Ver-halten wird in Dir das Ver-ständnis für das reifen, was wirklich ist. Auch Du mußt einmal erwachsen werden - ein Schöpfer (nach meinen Ebenbild).
Die von Dir bisher [als]wahr[an]genommene Welt ist nur eine picassoreske Reflexion der ganzen Wirklichkeit. Du betreibst mit Deiner bisherigen Welt-Wahr-Nehmung unbewußt Expressionismus in seiner reinsten Form. Im Gegensatz zu Dir, ist sich aber ein Künstler der Mehrdimensionalität der geistigen und seelischen Kräfte, die in ihm wirken, bewußt. Die zwei- bzw. dreidimensionalen Oberflächen, die ihm in seiner dreidimensionalen Außenwelterfahrung zur Verfügung stehenden Ausdrucksmittel, aber auch die festgelegten Gleise seiner normierten Sprache, führen dabei zu einer zwangsläufigen Verzerrung der von ihm wahrgenommenen höherdimensionalen Wirklichkeit.
Picasso wurde von einem Fremden einmal gefragt:
Warum malen Sie die Dinge nie so, wie sie wirklich sind? Picasso zögerte zuerst und erklärte dann, er verstehe nicht, was der Herr damit meine? Der wiederum zauberte aus seiner Brieftasche ein Photo von seiner Frau und erklärte Picasso: Ich meine, so wie das. Sehen Sie, das ist meine Frau. Picasso schmunzelte und erwiderte darauf: Ich will ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wenn das ihre Frau ist, müssen sie ziemlich viele Probleme mit ihr haben? Wie kann ich das verstehen, fragte dieser verdutzt. Na ja, ich finde ihre Frau ist ziemlich klein, nicht? Und auch recht flach!
Ein Photo ist nur eine verkleinerte, zweidimensionale, zeitlose Reproduktion einer dreidimensionalen be-weg-ten Erscheinung. Die Landkarte ist niemals das Territorium.
Bis hierher dürfte Dir das Gesagte klar einleuchten. Deine Wahrnehmungen können nur innerhalb eines von Deinen logischen Gedanken nachvollziehbaren Bereichs agieren. Rein logische Gedanken [be]zeichnen (beleuchten) immer nur winzige Teile der ganzen Wirklichkeit. Deine bisherige rationale Logik entspricht ihrer Struktur nach einem CAD-Programm, das Ausschnitte der (achtdimensionalen) Wirklichkeit aus verschiedenen Perspektiven rekonstruiert. Die von Dir wahrgenommenen raum/zeitlichen Erscheinungen entsprechen genau solchen rekonstruierten Perspektiven. Ein nur rational-logisch funktionierender Geist kann dabei nur gerade [Denk]Linien, aber keine (analogen) Kreisbögen und Ellipsen [nach]zeichnen. Deine geistige Freiheit (Toleranz) definiert die Reife Deines Bewußtseins. Dies entspricht Deiner Fähigkeit, Dich geistig dem Unfaßbaren - der Unendlichkeit - zu nähern. Wie expressionistisch verzerrt bekommst Du nun von Deinem Geist die zugrunde liegende Wirklichkeit mit-ge-teilt, wenn Du sie nur logisch, d.h. mit geraden Linien abzubilden vermagst? Du hast keine Möglichkeit, dies selbst zu be-gut-Achten. Du bist gezwungen, einen Kreis als Vieleck zu zeichnen, ohne zu wissen, wie weit Du noch mit der Anzahl Deiner Ecken vom wirklichen Kreis entfernt bist. Zeichne einmal ein Sechseck, danach ein Zehneck, ein Sechsundreißigeck usw. und Du wirst feststellen, je mehr Ecken Dein Gebilde besitzt, umso mehr ähnelt es einem Kreis. Ein perfekter Kreis ist genau genommen ein Unendlicheck.
Solange Dir eine Theorie - mit Deiner der-zeitigen Wahrnehmungsfähigkeit - als logisch erscheint, muß sie zwangsläufig eine expressionistisch verzerrte Erscheinung darstellen. Deine Unachtsamkeit und Deine bisherige Unbewußtheit über die von Dir eingenommene Wahrnehmungsebene erzeugt in Dir das absolute Gefühl, es mit der letztendlichen Wirklichkeit zu tun zu haben.