PöserWolf #125
Ich präsentiere ein spezifisches Modell des Geistes, in welchem der Geist als etwas vom Gehirn Unabhängiges definiert wird. Wo der Geist lokalisiert ist, lässt sich nicht beantworten. Das kannst Du selber überprüfen: Wo empfindest Du Liebe, Hass, Wut, Freude, Trauer, Heiterkeit? Im Kopf? Das ist bei mir nicht der Fall. All diese Emotionen, Impressionen und Erlebnisse werden einfach im Geiste erfahren.
Die Einheit des Erlebten ist das Resultat des integrativen Charakters des selbstbewussten Geistes und nicht das Ergebnis einer neurophysiologischen Synthese, glaube ich.
Pöser Wolf #128
Der Neuropsychologe und Neurobiologe Roger Wolcott Sperry schreibt: "Bewusste Phänomene in diesem Schema werden erkannt als mit den physiochemischen und physiologischen Aspekten der Hirnprozesse in Wechselbeziehung stehend und sie weitgehend beherrschend. Dies ereignet sich offensichtlich ebenso in der entgegengesetzten Richtung, und so erkennt man eine gegenseitige Wechselbeziehung zwischen den physiologischen und den geistigen Eigenschaften. Sogar so würde die gegenwärtige Interpretation dazu tendieren, dem Geist seine alte angesehene Position gegenüber der Materie zurückzugeben, in dem Sinne, dass gesehen wird, dass die geistigen Phänomene die Phänomene der Physiologie und Biochemie transzendieren."
Die Aussage des Nobelpreisträgers deckt sich mit der persönlichen Empirie der meisten Menschen, nämlich dass sie das eigene Gehirn über bewusste Willenskommandos aktiv steuern können. Jede Person erlebt dies, sobald sie eine willkürmotorische Aktion ausführen, einen speziellen Satz formulieren oder eine konkrete Erinnerung abrufen möchte. Es besteht eine reziproke Interaktion zwischen Gehirn und Geist, eine Art Zweibahnverkehr.
T.J. Voneida, Freund und Biograph Sperrys schreibt in " A Biographical Memoir"
Thus, consciousness, in Sperrys view, while generated by and dependent on neural activity is nonetheless separate from it. Consciousness emerges from the activity of cerebral networks as an independent entity. This newly emerged property, which we call mind or consciousness, continually feeds back to the central nervous system, resulting in a highly dynamic process of emergence, feedback (downward causation), newly emergent states, further feedback, and so
forth.
It is important to emphasize that Sperry did not see this as dualism, which treats the mind as a separate entity outside the brain that is capable of existing independently of it.
Eine stark vereinfachte Analogie wäre hierfür in meinen Augen z.B. das Spielen eines Instruments.
Wenn ich auf meiner Klarinette eine Melodie spiele entstehen aneinandergereihte Klänge, die, materiell erzeugt (durch mich und mein Instrument) physische Existenz erlangen, und doch nicht mehr unmittelbar mit mir und meiner Klarinette verbunden sind. Deren Färbung, Intonation, Rhythmik beeinflusst aber mein Spiel, was wiederum Klangfärbung, Intonation, Melodieführung etc. beeinflusst.
Es ist eben kein dualistisches Bild die Melodie entsteht durch physisches Tun, um dann als eigene Entität zu existieren, getrennt, aber nicht unabhängig vom Produzenten. Ihrerseits nimmt die Melodie Einfluss auf den Produzierenden.
Übertragen aufs Gehirn elektrochemische Prozesse in einem hochkomplexen neuronalen Netzwerk erzeugen Gedanken (Ideen, Ich-Vorstellung
), die als eigenständige, aber nicht vom Gehirn unabhängige Funktion wiederum auf das Gehirn zurückwirken, was wieder Auswirkungen auf die Gedankenproduktion hat.