Die Neue Inquisition

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Ich kann die Empfindungen Beckers nachvollziehen. Ich kenne viele Studenten, die zu Studienbeginn angewidert reagieren: viele Texte "namenhafter" Wissenschaftler sind eindeutig daneben, und ein Schwachkopf ist jeder, der solche Meinungen ungeprüft hinnimmt! Aber dafür ist das Studium doch gerade da: Meinungen erschliessen und BEWERTEN & ABWÄGEN zu können ist doch das, was Mündigkeit ausmacht. Vom Auswendiglernen und Nachbeten wird man nicht schlauer. Und so geht man im Studium auch nicht an Meinungen oder Texte heran!
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Ich kann zB Aristoteles nicht lesen, ohne fortwährend mit dem Brechreiz zu kämpfen. Der Typ hatte sie einfach nicht mehr alle. Wie kann man denn behaupten, "Kunst sei schön, weil sie sich auf formale Kriterien zurückführen lasse" ? Demnach ist eine Mülltonne "schön", weil sie funktionale Merkmale aufweist, ein Gemälde eines herrlichen Sonnenunterganges hingegen sei "Schrott", weil die Formalitätskriterien nicht erfüllt sind... :wut2:

Hat mal jemand eine Zwangsjacke für Herrn Aristoteles ?? :3puke:
 
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Kvatar schrieb:
Die Ethik legt den Rahmen fest, in dem Menschen wissenschaftlich arbeiten dürfen. Die Ethik beschränkt also den "Wirkungsraum Wissenschaft", indem die Wissenschaftler in ihrer Freiheit eingeschränkt werden mit dem Ziel, Freiheit und Gemeinwohl aller anderen Menschen und der Schöpfung zu wahren.
Die Ethik gibt es nicht. Es gibt nur Menschen.

Schau Dir die Welt an. Plutonium kannst Du überall kaufen. Menschen in Tschernobyl werden lange Nachkommen gebären zum Gemeinwohl...

http://www.klimaforschung.net/tschernobyl/
Die ethischen Grenzen festzulegen ist Aufgabe der Gesellschaft. Die Wissenschaft kann sie nicht tragen, weil sie ein funktionales Prinzip darstellt.
Das ist Unsinn, denn ein Wissenschaftler ist nicht schizophren; er kann nicht bis morgens um 8 Gemüse ohne Pestizide für seine Kinder vermessen und ab 8 solche Pestizide herstellen, damit sie andere Kinder vergiften, und ab 17 Uhr wieder Gemüse für seine Kinder vermessen. Wenn das ein Argument sein soll, dann ist es das schwächste Argument, das ich bislang gehört habe.
Der Sprengstoff ist weder ethisch noch umoralisch. Es hängt davon ab, was man damit macht. Dynamit kann Segen ODER Fluch verbreiten. Aber wie kann Dynamit un-ethisch oder ethisch sein?
Das ist richtig, aber darum geht es hier nicht; es geht um die Macht und das Geld. Macht kennt keine Ethik und Geld ist Macht.
... Das ist mir zu stark vereinfacht. Wer forscht denn?
- Die Universitäten forschen. Sie tun dies im eigenen Interesse, das als "wissenschaftliche Neugier" beschrieben werden kann. Sie forschen auch im Auftrag der Gesellschaft, welche die Universitäten hervorbringt. Bisweilen werden Unis auch im Auftrag von Institutionen tätig. Das Geld kommt vom Staat und demnächst auch von den mittellosen Studenten.
- Die Wirtschaft forscht. Nämlich in jenen Richtungen, die Profit versprechen. Das "return-on-investment" hat das Primat in der Forschung. Und wie immer im Wirtschaftsleben sind soziale (ethische) Aspekte dem Profitstreben geopfert. Das Geld stammt aus den eigenen Erlösen. Staatliche Zuschüsse werden gewährt, wenn die Forschungsergebnisse von öffentlichem Interesse sind und dem Allgemeinwohl zu dienen versprechen. Ich kann daran nichts Fehlerhaftes erkennen.
Dann will ich Dich auch nicht weiter in deiner Sichtweise irritieren.

Danke für Deinen Kommentar.

Namo
 
Hi Namo,
Namo schrieb:
"SELBST Verantwortung zu übernehmen ist schwierig. Verantwortung ABZUGEBEN einfach."
So ist es.. Volle Zustimmung von meiner Seite.

Namo schrieb:
Ich habe noch nie gewählt; ich gebe meine Verantwortung nicht ab.
Nicht zu wählen, ist deine legitime Entscheidung.
Inwiefern du damit allerdings Verantwortung abgegeben hättest, oder andersherum, inwiefern du durch Nicht-Wählen deine Verantwortung bewahrst- für diese Meinung hätte ich ganz gern mal eine stichhaltige Argumentation von dir.

Ich schreibe gerne etwas zu den Gedanken der Menschen hier im Forum und stelle dazu oft Fragen. Damit sind die Diskussionen oft zuende.
Was meinst du, woran das liegen könnte? Immer nur an denjenigen, denen du die Fragen stellst bzw. denen du deine Sicht darlegst?

Es gibt eine Anekdote von Hanns Eisler und Bertold Brecht:
Bertold Brecht berichtete Eisler eines Tages, wie er einen Dr. S. tödlich gekränkt habe. Brecht: “Ich verstehe den Mann nicht, ich habe doch nur die Wahrheit gesagt.” Eisler darauf: “lieber Brecht, wie laut?”
;)

liebe Grüße, Stephan
 
Kvatar schrieb:
Die ethischen Grenzen festzulegen ist Aufgabe der Gesellschaft. Die Wissenschaft kann sie nicht tragen, weil sie ein funktionales Prinzip darstellt.
Namo schrieb:
Das ist Unsinn, denn ein Wissenschaftler ist nicht schizophren; er kann nicht bis morgens um 8 Gemüse ohne Pestizide für seine Kinder vermessen und ab 8 solche Pestizide herstellen, damit sie andere Kinder vergiften, und ab 17 Uhr wieder Gemüse für seine Kinder vermessen. Wenn das ein Argument sein soll, dann ist es das schwächste Argument, das ich bislang gehört habe.

Entschuldige mal.

Zwei Zeilen drüber schreibst Du "Es gibt keine Ethik. Es gibt nur Menschen."
Direkt danach hast Du Deinen eigenen Grundsatz wieder vergessen und setzt die Wissenschaft mit dem Wissenschaftler gleich.

Manche verwechseln das gute Gewissen mit einem schlechten Gedächtnis.

Deiner (seltsamen) Logik nach gibt es dann auch keine Esoterik, keine Religion, keine Freiheit, keine Sexualität, sondern immer nur Menschen. Nun gut, das ist Definitionssache. Die Frage bleibt allerdings, was mit diesem allzugroben Raster erreicht werden soll.

Kvatar schrieb:
Zitat:
... Das ist mir zu stark vereinfacht. Wer forscht denn?
- Die Universitäten forschen. Sie tun dies im eigenen Interesse, das als "wissenschaftliche Neugier" beschrieben werden kann. Sie forschen auch im Auftrag der Gesellschaft, welche die Universitäten hervorbringt. Bisweilen werden Unis auch im Auftrag von Institutionen tätig. Das Geld kommt vom Staat und demnächst auch von den mittellosen Studenten.
- Die Wirtschaft forscht. Nämlich in jenen Richtungen, die Profit versprechen. Das "return-on-investment" hat das Primat in der Forschung. Und wie immer im Wirtschaftsleben sind soziale (ethische) Aspekte dem Profitstreben geopfert. Das Geld stammt aus den eigenen Erlösen. Staatliche Zuschüsse werden gewährt, wenn die Forschungsergebnisse von öffentlichem Interesse sind und dem Allgemeinwohl zu dienen versprechen. Ich kann daran nichts Fehlerhaftes erkennen.
Namo schrieb:
Dann will ich Dich auch nicht weiter in deiner Sichtweise irritieren.

Dir gehen die Argumente aus, hm? :D
Oder hast Du den Inquisitionsfeldzug gegen den bösen Kvatar schon beendet? :rolleyes:


Ich will ja nichts unterstellen. Aber ich glaube, Du versuchst gerade, Dich durch die Hintertüre aus der Affäre zu ziehen, du Feichling! ;)
 
@Kvatar

Der Eingangstext mag zwar überspitzt formuliert sein, aber Inhaltlich in dem was er durch Karrikatur transportiert, durchaus richtig.

Ich gebe Dir ein Beispiel :

Warum werden Medien und Hellsichtige bei der Verbrechensbekämpfung nicht zugelassen ?
Gibt es dafür auch nur einen vernünftigen Grund ?
Komm mir nicht damit, daß Medien sich irren können, das weiß ich selbst.
Aber nichts desto weniger, können sie entscheidende Hinweise geben in welcher Richtung nach den einschlägigen Beweisen zu suchen ist und erst die Beweisfindung würde den Täter überführen.

Eigentlich eine einfache und einleuchtende Sache möchte man meinen.

Aber nein, das geht doch nicht...und warum, weil wir uns per Gesetzgeber tatsächlich in einem neuzeitlichen Inquisitionszustand befinden.
Es geht nicht um Recht und Wahrheit sondern um die Macht und den alleinigen Wahrheitsanspruch der empirischen Wissenschaft mit ihren rationellen Meßinstrumenten.

Und diesen Status gilt es mit aller Macht zu verteidigen und die Macht haben sie nun mal.

Nun sind die Opfer zwar nicht unter den Esoterikern zu finden - wenn man einmal von Rufmord und Verleumdung oder Verspotten absieht -
Aber die Opfer gibt es.
In Bezug auf mein Beispiel der Kriminalitätsbekämpfung, sind es alle Opfer, deren Täter man nicht überführen kann, weil die Beweisfindung explizit und per Gesetz nur auf die rationelle wissenschaftliche Weise beschränkt wird.

Unter diesem Aspekt, ist der von Namo hier veröffentlichte Text, durchaus
begründet und angebracht.
 
@Taothustra:

Warum werden Medien und Hellsichtige bei der Verbrechensbekämpfung nicht zugelassen ?

Hm ja. Der Einwand ist natürlich teils berechtigt.
Das diverse Interessengruppen eifersüchtig ihre Domänen bewachen ist ja nicht neu. Aber nicht jede gefestigte Institution ist das zwanghafte Ergebnis einer derartigen Lobby.

Die Wissenschaft ist nicht des Übels Wurzel.
Man kann alles missbrauchen und für Eigenes zweckentfremden. In diesem Punkt tritt die Wissenschaft das traurige Erbe der Religion im Mittelalter an. Das hat Becker ja auch zu seiner Metapher der "modernen Inquisition" veranlasst.

Der Gag ist doch einfach der, dass die Inquisitoren seinerzeit die Religion für ihre Zwecke verdreht und vergewaltigt haben, um einer ohnmächtigen Masse das Fell abzuziehen. So wie heute die Wissenschaft das Material liefert, um die sozialen Grundsätze der Gesellschaft über den Haufen zu schiessen.

Aber diese destruktiven Eigenschaften liegen doch nicht in Religion oder Wissenschaft begründet!
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Wenn dem so wäre, dann müsste man auf die Wissenschaft verzichten, und das würde uns zurück in die Steinzeit katapultieren. Wir schütten das Kind mit dem Bade aus, wenn wir hier nicht genügend differenzieren.

Grüße ! :)
 
Zitat von Namo: "SELBST Verantwortung zu übernehmen ist schwierig. Verantwortung ABZUGEBEN einfach."
Stephan schrieb:
Hi Namo, So ist es.. Volle Zustimmung von meiner Seite.
Hi Stephan,

Es ist ein Zitat. Es stammt von Regina. Ich hatte es nur noch einmal wiederholt.
Nicht zu wählen, ist deine legitime Entscheidung.
Inwiefern du damit allerdings Verantwortung abgegeben hättest, oder andersherum, inwiefern du durch Nicht-Wählen deine Verantwortung bewahrst- für diese Meinung hätte ich ganz gern mal eine stichhaltige Argumentation von dir.
Nun ich denke, 'wenn man seine Stimme abgibt' - dann hat man nichts mehr zu sagen. Und fest steht, daß vor oder nach der 'Abgabe der Stimme' kein Bürger etwas zu sagen hat.

Ich glaube man nennt es parlamentarische Demokratie. Theoretisch sollen die Menschen, an die man seine Stimme abgegeben hat, im Sinne der dann Stimmlosen abstimmen, aber praktisch sind auch diese Menschen stimmlos, weil es einen praktischen Fraktionszwang gibt, wie es die Abstimmungen zeigen. Betrachtet man das Procedere des Europa-Parlaments, dann ist das wohl nicht besser.

Mir scheint es ist das Problem von Macht, das umsogrößer wird, jemehr Ohnmacht die Stimmlosen haben die ihre Stimme abgegeben haben. Macht ist mit Geld verbunden, und wenn man sich die Summen ansieht die die Mächtigen von den Ohnmächtigen nehmen plus die Gelder um ihre Schuldzinsen zu zahlen, dann kann man nachweisen, daß das nur deswegen möglich ist, weil Menschen ihre Stimme abgegeben haben.

Ich zahle seit 1958 Steuern in die Staatskasse, habe zehn Jahre ehrenamtlich Rechtsberatung gemacht, erfolgreich meinen Vermieter verklagt und für andere Mieter etwa €400 000.- erspart. Ich habe mehrmals Kinderfeste für über 300 Kinder organisiert, aber warum soll ich freiwillig meine Stimme abgeben? Kein Politiker kann behaupten, daß er in meinem Namen spricht.

Sie haben ein Recht, wie alle, ihre Meinung zu sagen, aber nicht das Recht, das man ihnen (auch noch am Sonntag) zuhört.

Dazu kommt, daß sie die Stimme die man ihnen gegeben hat nicht zurückgeben und das die Gesetze die sie definieren kein Verfallsdatum haben. Die Sektsteuer mit der man den World War I mitbezahlen wollte ist immer noch valide.

Es gibt das Verursacherprinzip. Es hängt wohl mit der Kausalität zusammen. Wenn ich eine alte Frau in den Graben stoße, dann mußt ich die Konsequenzen tragen und nicht Du. Man kann aber bestimmte Rechte veräußern. Rechte an Texten, an Kompositionen, Rechte an Eigentum. Rechte an Fußballern, Rechte zu töten (an Henker) usw. Hier wird es problematisch, weil für den Einzelnen nicht mehr erkennbar ist, wer etwas verursacht, das eine Wirkung hat. Das läßt sich nur dadurch vermeiden, indem man seine eigene Bilanz zieht aus den selbst verantworteten Handlungen. Jeder Mensch und jedes Individuum ist ein solches selbstverantwortliches System. Ob er will oder nicht.

Bäcker werden nicht gewählt und nicht Landwirte, warum Politiker?
Sie sollen fröhlich ihre Arbeit machen. Wenn sie uns zu teuer sind holen wir Inder. :)

Es wird immer jene geben, die Kardinalen und jene, die behütet sein wollen. Aber alle haben eine unantastbare Würde. Ich denke der, der seine Stimme abgibt, hat es schwer, wenn er seine Stimme erheben will, um seine Würde geltend zu machen.

Chaos? ohne Wahlen?

Das Chaos ist auch mit Wahlen sichtbar. Mr. Bush. Herr Schröder. EU.

Wahlen schützen vor Chaos und Terror nicht. Individuelle Verantwortung schon.
Was meinst du, woran das liegen könnte? Immer nur an denjenigen, denen du die Fragen stellst bzw. denen du deine Sicht darlegst?
Ich weiß das nicht.
Es gibt eine Anekdote von Hanns Eisler und Bertold Brecht: Bertold Brecht berichtete Eisler eines Tages, wie er einen Dr. S. tödlich gekränkt habe. Brecht: “Ich verstehe den Mann nicht, ich habe doch nur die Wahrheit gesagt.” Eisler darauf: “lieber Brecht, wie laut?”
;)
Klar. Eine 'Wahrheit' an eine Person gerichtet hört niemand gern. Aber es gibt auch noch die Möglichkeit in Freiheit im Dialog aus Fragen und Antworten gemeinsam unpersönlich die Wahrheit herauszufinden mit Argumenten. Das erlebe ich leider selten.

LG

Namo
 
Wenn jemand die Arroganz der herrschenden Meinung und Ihre Mechanismen in Frage stellt, dann gibt es zwei Möglichkeiten:

Die Arroganz der herrschenden Meinung und derend Mechanismen zu disskutieren
oder den zu disskutieren, der die Arroganz der herrschenden Meinung in Frage stellt

das ist eine Geschmacks-, Interresens- und Interpretationsfrage

wer sich jemals außerhalb von dem bewegt hat

was die Mehrheit selbstverständlich
wahr glaubt
und
auch als richtig annimmt
und
vorrausetzt das dies einzig wahr und richtig ist

wird die Wucht dieser Arroganz am eigenen Leibe verspühren
und die Wucht der selbigen niemals wieder vergessen

wer glaubt und als richtig annimmt,
was die Mehrheit
glaubt und als richtig annimmt
und so eine Basis,
gleich der Basis der Mehrheit
für "wahr" und "richtig" hat
wird diese Arroganz
stets unterschätzen



MfG
 
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Ach ja
und natürlich danke für den roten Punkt

mein Inquisitor
mein anonymer

(solltest aber noch geschwind
auch in die threads eilen
und sie nun dort verteilen
wo sie bereits gepostet sind ;-)
 
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