@Duckface
Meine persönliche Theorie lautet, dass erst der allen Lebewesen immanente Überlebenswille (Lebenstrieb, Eros) das Leben begründet.
Was verstehst Du unter Lebenstrieb? Und mit welchem Bedeutungszusammenhang verwendest Du den Begriff immanent? In meinen Augen liest sich des eher theosophisch, irre ich mich da?
Bereits primitive Bakterien streben danach, die eigene Existenz zu erhalten und sich zu vermehren. Deshalb werden Kopien des genetischen Materials angefertigt, denen die Zellteilung folgt.
Mit diesem Satz stellst Du Ursache und Wirkung auf den Kopf und suggerierst absichtsvolles Verhalten als ob irgendein Lebewesen
bewusst (sprich absichtlich)
Kopien seines genetischen Materials anfertigen würde (wir Menschen können das auch erst seit wenigen Jahrzehnten. Bis 1953 wussten wir nichts von der DNA, vermehrt haben wir uns trotzdem) - Bakterien vermehren sich WEIL sich ihre genetische Info kopieren kann.
Nun nimmt man mit dem Modell der Abiogenese ja an, dass nicht nur die DNA, sondern sämtliche Bestandteile einer Zelle, also z. B. Lipidschichten und diverse Makromoleküle, auf Zufallsbasis entstanden seien und sich auch selber zusammenfügten, um ein komplexes Ganzes zu ergeben. Dieser Prozess wurde zudem noch durch die Präsenz vielzähliger Komponenten mit Störungseffekt erschwert. Offenbar soll auch hier wieder das gigantische Zeitintervall von mehreren hundert Millionen Jahren des Rätsels Lösung sein.
Du wirkst relativ resistent gegenüber fundierten Informationen. So komplexe, informationsspeichernde Systeme wie die modere DNA sind nicht ad hoc entstanden, sondern durch konvergente, stufenweise Selektionsprozesse.
Eine gute Übersicht liefert Martin Neukamm -
(www).evolution-im fadenkreuz.info/KapVII.pdf in der kreationistische Argumentationen von Evolutionsskeptikern den naturwissenschaftlichen Rekonstruktionen, experimentellen Erkenntnissen und gut untermauerten Denkmodellen gegenübergestellt werden.
MILLER konnte in seinen Versuchen eine Vielzahl organischer Moleküle nachweisen, darunter Formaldehyd, Cyanid,
Carbodiimid, organische Säuren, Aminosäuren und viele andere.
Auch L. E. ORGEL konnte zeigen, dass Cyanide unter abiotischen Bedingungen nach UV-Bestrahlung zu Purinen, wie Adenin und Guanin, kondensieren können und
bei Anwesenheit von Carbodiimid Phosphodiesterbindungen zwischen Nukleotiden ausgebildet werden (ORGEL, L. E.: The origin of life. Molecules and natural selection. London: Chapman and Hall, 1973).
S. Fox zeigte schon 1970 dass aus Proteinoiden unter Einfluss von Wärme
spontan hohlkugelförmige Gebilde (sog.
Mikrosphären mit semipermeabler Membran) entstehen (FOX, S. W. and K. DOSE: Molecular evolution and the origin of life. San Francisco: W. H. Freeman and Comp., 1972).
Weitere Protagonisten in der Forschung sind Kämpfe, Wächterhaus, Rauchfuss,
Definitive Antworten auf die Frage, wie sich die ersten selbstorganisierenden Systeme entwickelten und die Fähigkeit zur Vermehrung erwarben kann niemand geben - niemand war dabei - aber die Forschungsergebnisse lassen gut begründete Annahmen zu.
"
Wer heute behauptet, das Problem des Ursprungs des Lebens auf unserem Planeten sei gelöst, sagt mehr, als er wissen kann. Doch um wieviel mehr müßte der wissen, der die Gegenbehauptung aufstellt und uns einreden will, daß Leben auf natürliche Weise (...) nicht entstehen konnte. Er müßte nicht nur sämliche Bedingungen kennen, unter denen Leben möglicherweise entsteht, er muß auch beweisen, daß gerade diese unter all den möglichen Bedingungen der frühen Erde nicht realisierbar waren." (Eigen, 1983)
Was bedeutet Leben?
Ich schätze die Aussage des Biologen Ernst Mayr (1904 2005); ihm zufolge ist der Begriff
Leben nur der zum Ding gemachte
Vorgang und existiert
nicht als
selbstständige, unabhängige Entität.
Was könnte man unter einem lebenden System verstehen?
Die folgende Beschreibung ist sicherlich ein Stück weit willkürlich (im Sinn von bewusst festgelegt) und manche Eigenschaften (aber nicht alle) wird man auch bei technischen Systemen finden, die Zusammenstellung gefällt mir persönlich sehr gut:
- komplex, organisiert, selbstregulierend
- von der Umwelt abgegrenztes, semi-offenes System, dass zur Wechselwirkung mit der Umwelt fähig ist (Stoff-, Energie-, Informationsausstausch) mit einem zum Aufbau und Aufrechterhalten der Funktionen notwendigen Stoffwechsel
- reaktionsfähig
- reproduktionsfähig (mit einem replizierenden System, dass einerseits die Kontinuität von Struktur und Leistung über lange Zeiträume hinweg gewährleistet, andererseits durch gelegentliche Ungenauigkeit der Replikation Möglichkeiten zur evolutionären Anpassung an Umweltänderungen enthält)
- dynamisch
- adaptiv
Ergänzungen sind willkommen