Nun ist Thomas Hauschild Ethnologe und als solcher interessiert an globalen Verflechtungen des Weihnachtsmannkultes. Kurioserweise kennt nämlich auch die chinesische Tradition eine Art Nikolaus, nämlich Shou Xing, den Gott des langen Lebens, der, so heißt es in einer Legende, einem Jungen ein überaus langes, zufriedenes Leben schenkte, obgleich dieser bereits dem Tode geweiht war. Shou Xing hat einen langen Bart und ein kindlich-rosiges Gesicht, eine hohe Stirn, nicht selten ein rotes Gewand, er fliegt durch die Luft und beschenkt Kinder. Quellenkritisch lässt sich Shou Xing nicht als kausallogischer Vorfahre des Nikolaus erweisen, doch sind die Parallelen schlagend.
Das Motiv des grundlosen Schenkens ist jedenfalls ansteckend, womöglich seitdem es Menschen gibt, die immer mehr sind und waren als ökonomisch zugerichtete Marionetten. Heute ist der Weihnachtsmann, seiner engen christlichen Konnotation beraubt, eine beinahe weltumspannende Figur. Der Weihnachtsmann beschenkt Kinder aller Nationen und Religionen, und wo er noch nicht ist, wird ihn der Schlitten schon noch hintragen.