Der eigene Selbstwert - wie kann ich ihn steigern?

SalixAlba

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Auslöser für diesen Thread hier ist dieser Beitrag: https://www.esoterikforum.at/forum/showpost.php?p=495911&postcount=16

Jeder Mensch fängt erstmal ganz klein an, wenn er hier auf die Erde kommt. Als kleines Kind ist man vielen Einflüssen ausgesetzt, aber zu aller erst prägen wohl die Eltern. Oft ist es so, daß auch die Eltern mit ganz bestimmten Wertvorstellungen aufgewachsen sind (und deren Eltern, usw.), die dann bewußt oder unbewußt an die Kinder weiter gegeben werden.

Ab einem gewissen Alter haben wir im Grunde die Möglichkeit selbst was draus zu machen. Der Haken an der Geschichte aber ist, daß wir erst mal sehen und erkennen müssen, was geändert sein will.

Nehmen wir nun mal die Information: Du bist ein Mädchen und deswegen weniger wert.
Wir alle hier gehen wohl inzwischen davon aus, daß ein Mensch immer ein Mensch ist, egal welchem Geschlecht oder welcher Rasse er angehört und von dem her gleich viel wert ist, wie alle andere Menschen. Nur, das auch zu leben, da fängt die Schwierigkeit an, wenn die Programmierung von Anfang an anders war. Und das ist bei den meisten Menschen der Fall.

Die Frage aber ist nun, wie erkenne ich meinen Selbstwert. Daran arbeiten kann ich, wenn mir dämmert, daß da was nicht stimmt. Als erstes fange ich dann an, nachzuforschen wo die Fehlinformation sitzt. Hab ich das irgendwann herausgefunden, durch beobachten von mir selbst und die Reaktionen der Umwelt auf mich oder umgekehrt, dann bin ich schon einen Schritt weiter. Jetzt kann ich mir überlegen, wie ich da hin komme, wo ich gerne wäre.

Ich selbst habe immer wieder gemerkt, daß man viel tun kann, indem man mit dem inneren Kind arbeitet. Wenn ich z.B. die ganz kleine, süße, knuddelige Moonrivercat nehme und so behandel, wie ich es mir von meinen Eltern gewünscht hätte, tut mir das gut. Wenn ich mir vorstelle, wie ich mich selbst in den Arm nehme (also das kleine Kind in mir) und mich wiege und tröste, tut mir das gut. Genauso kann ich dem Kind in mir auch die Dinge sagen, die mir von meinen Eltern gesagt hätten sein sollen. In dem Fall dann auch: Du bist ganz wunderbar. Du hast ganz wunderbare Eigenschaften. Das und das hast du prima gemacht. Du bist wunderbar, weil du ein Mädchen bist, usw. Ich will hier nicht zuviel sagen, denn mit eurer Kreativität könnt ihr da sicher noch einiges rausfinden und es ist ja auch dann doch wieder individuell verschieden, was jeder sich (seinem inneren Kind) sagen will.

Hat man bisher gelernt, daß Frauen (angeblich) minderwertig sind, kann man sich selbst immer wieder sagen (seinem inneren Kind), daß Frauen wunderbare Wesen mit wunderbaren Eigenschaften sind. Natürlich ist das ebenso bei den Männern, die den kleinen Jungs in sich ähnliches sagen können. Suchen wir die besonderen Eigenschaften der jeweiligen Menschen und heben die dann entsprechend mehr hervor. Ich bin sicher, mit der Zeit passieren da interessante Veränderungen.

Wichtig dabei ist, daß man nicht sagt: Ich "muss" ändern... sondern: ich "will" ändern.
Muss macht Druck.. sehr starken Druck sogar. Aber es kann nur wirklich geändert werden, wenn das liebevoll geschieht. Besonders wenn man denkt: ich muß mich ändern, damit meine Kinder einen anderen Weg gehen, kann das gut sein, daß man auch dadurch wieder destruktive Informationen weiter gibt.

Anlehnend an den Beitrag des obigen Links könnte das so aussehen:
Ich habe erfahren, daß Frauen minderwertig sind, also kämpfe ich gegen solche Diskriminierungen, damit meine Töchter es anders erleben.
Was aber ist die Wahrheit dabei, der Klartext: Die Information bleibt weiter bestehen und im unbewußten geht die Information weiter: Frauen sind minderwertiig.

Im außen etwas zu ändern ist sehr schwer, wenn sich im inneren nichts ändert. Solange man nach wie vor über gewisse Dinge aufgebracht ist, ist nichts geändert und geheilt. Es stört einen, weil man die Information weiter in sich trägt.

Ich lass das jetzt mal so stehen und warte auf die Reaktionen. Dann können wir das weiter erörtern.

Alles Liebe
Moonrivercat
 
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Liebe Moonrivercat!

Erstmal: Danke für die Eröffnung dieses Threads, bin ich doch auch ein "Nutznießer" von möglichen Antworten....

Zu meinem Problem: Ich hab meine Mädels bewusst anders erzogen, möglicherweise sogar übertrieben (ihr Selbstwertgefühl ist sehr hoch, manchmal trifft es mich dann....Selbstüberschätzung kann der andere Pol sein *lach*).

Doch Du hast etwas geschrieben, was mich zum Nachdenken gebracht hat: Ich hab zwar AGIERT, bei der nächsten Generation etwas geändert, doch nicht bei mir selbst. Ich hab letztens Fotos von mir in die Hände bekommen, da ist mir etwas eigenartiges aufgefallen: Sobald ich merkte, dass ich fotografiert werde, bekam ich den "Hundeblick" - den Kopf demütig gesenkt, von unten blickend und die Stirn in Falten gelegt. Dieser gewisse "ich-bin-sooo-klein-Blick".... Nur die Photos, die von mir gemacht wurden, OHNE dass ich mir dessen bewusst war, da schaue ich normal aus, mit erhobenem Haupt *grins*.... Sollte mir zu denken geben, WIE ich mich der Umwelt zeige...

Schätze, das wird noch ein langer Weg für mich...Meistens funktioniert es ja ganz gut, da stehe ich irgendwie über den Dingen, versuche, beide Pole zu sehen und objektiv zu bleiben. Doch bei (für mich, durch meinen persönlichen Filter gesehenen) frauenfeindlichen Dingen bricht das schnell zusammen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Über einen ziemlich langen Zeitraum - ca. 5 Jahre - hatte ich ein ausgesprochen schlechtes Selbstwertgefühl. Das seltsame war, dass mein Umfeld - also Freunde, Familie, Bekannte - auf einmal begannen, mich zusätzlich zu belasten. So war (und ist) mein Empfinden.

Es ging mir zu diesem Zeitpunkt körperlich, seelisch, finanziell schlecht. Erst, als ich mich dazu entschloss einen Schlußstrich zu ziehen - ich zog um, ich warf meinen gesamten Hausstand weg, machte noch eine Ausbildung, konzentrierte mich auf das Wesentliche, verließ meine "Freunde", klärte mit der Familie einiges, löste mich von der Wut, die ich auf meinen Ex-Mann hatte, liebte mich wieder selber - ging es mir besser und ich war wieder in der Lage, den Kopf zu heben. Ich wurde zufrieden, meine "Mundfalten" (ich hatte regelrechte Magenfalten in dieser Zeit bekomen) verschwanden und ich bekam meine alte Kraft zurück. Mir war klar, nachdem ich innen und außen entrümpelt hatte, dass ich wieder ich selbst sein mußte. Für mich und für mein Kind. Ich wollte auch nicht mehr so "scheiße" aussehen. Das hat mich total genervt. Auch diese Unzufriedenheit fand ich entsetzlich - denn die störte mich auch immer an meinen Mitmenschen.

Ich glaube, man muß sehr streng mit sich ins Gericht gehen, wenn man merkt, der Selbstwert bröckelt ab. Das ist bestimmt nicht leicht, aber machbar. Momentan nehme ich wieder ein neues Projekt in Angriff - ein großes - was mir aber nur "über den Weg gelaufen ist", weil ich es mir zutraue. Und im gleichen Moment, öffnen sich Türen und man lernt Menschen kennen, die helfen. Die sind offen, die hören zu, die sind engagiert und dann gehts immer weiter. Das macht mich glücklich, auch wenn ich noch einige Probleme in meinem Leben lösen muß. Trotzdem: Ich habe ein Ziel, das werde ich verwirklichen, weil ich wieder an mich glauben kann. Es war ganz, ganz schrecklich, als ich den Glauben an mich verlor. Und es war ein zusätzlicher Schlag, dass meine "Freunde" mich in keiner Weise unterstützten. Jetzt umgebe ich mich nur noch mit "echten Menschen". Denen bin ich dankbar und verbunden.


July
 
Liebe Reinfriede,

ich könnte mir vorstellen dass ganz, ganz viel von Dir, Deiner Kraft, Deiner Persönlichkeit in den Jahren mit Deinen Mädels, in die Kraft eingeflossen ist, die Du Deinen Kindern mitgegeben hast. Die Notbremse hast Du bestimmt noch nicht gezogen. Wie alt sind Deine Mädels? Werde Dir bewußt, dass Du jetzt dran bist! Aus Deinen Mädchen hast Du starke Frauen gemacht und dabei bist Du selber auch eine starke Frau geblieben - entnehme ich all Deinen Beiträgen. Deine Art und Weise, wie Du argumentierst - immer mit Bedacht und gut überlegt - läßt mich einfach mal darauf schließen, dass Du eine Frau bist, die wie "mit einer Faust" steht. Also der Fels in der Brandung. Es ist schwierig, dieses äußere Bild zu "verteidigen". Und in Momenten in denen Du - wie beim Fotografieren - Dich so sehen könntest, wie Du Dich anderen zeigst, ziehst Du Dich zurück, weil Du vielleicht gar nicht die Frau sein möchtest, die auf Fotos (auf denen wir uns ja meistens nicht leiden können) dargestellt wird. Oder, vielleicht auch siehst, dass Du Dich innerlich ganz anders fühlst als Du nach Außen wirkst. Mir ging es immer so.
Ich hasse es bis heute "fokussiert" zu werden.

Auch Menschen, die posieren können, sind mir suspekt.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Du den Weg zu Deinem Selbstwert nicht findest..
July
 
Liebe July!

Danke für die liebe Antwort!

Meine Mädels sind übrigens 14, 17 und 18 und seeehr selbstbewusst. Wenn ich generell die heutigen Mädchen im Verhalten z.B. Jungs gegenüber mit meiner Generation gegenüberstelle, staune ich nur so.

Ich kann mich erinnern, als ich so 14, 15 war und ich sah im Gymnasium meinen "Schwarm", hab ich mich sofort hinter einer Säule versteckt. Ich hätte mich niiiieee getraut, einen Jungen anzusprechen...

Meine Mädels kennen da nix. Der gefällt mir, wird angequatscht....Irgendwie imponiert mir das.

Und weil Du ansprichst, dass ich in meinen Beiträgen den Eindruck erwecke, eine "starke Frau" zu sein: Nach erfolgreicher Lösung eines Problems empfinde ich mich auch jedesmal als "stark", geht glaube ich, jedem so ... doch jeder Mensch hat so seine Schwachpunkte :(.

Ich glaube auch nicht, dass ich ein Problem habe, MICH SELBST zu lieben, mir Gutes zu tun, ich glaube, daran liegt es nicht. Irgendwie ist es eine Prägung, die ich nicht losbekomme.

"Wo die Angst sitzt, da geht es lang", das hab ich mal in einem Thread gelesen, ist ein toller Satz, finde ich. Naja, die Richtung, in die ich jetzt zu gehen habe, ist schon mal da, das ist schon ein guter Anfang :).

Liebe Grüße
Reinfriede
 
ich denke, der selbstwert ist etwas, was sowieso da ist....und nicht gesteigert oder gemindert werden kann. grundsätzlich.

aber das erkennen, das gefühl dafür...kann wohl gesteigert werden.

ich merke, dass es nicht immer nötig ist, felsenfest schon an etwas zu glauben. es hilft auch, spielerisch mal "von etwas aus zu gehen" und zu beobachten, was passiert.

(viele plagen sich furchtbar, etwas felsenfest zu glauben...hab ich den eindruck. wie denn, wenn die erfahrungen dazu noch nicht da sind, die dann sicherheit geben. das mit der überzeugung kommt dann schon...mit den positiven, erfolgreichen erfahrungen damit.)

sprich...ich gehe mal davon aus, dass....und handle danach. beobachte dann einfach, wie´s weiter geht.
erstaunlich, was dann oft passiert. :)

bei dass wären mögliche beispiele...

...ich freundlich empfangen werde...
...xy mich lieben mag, wie ich bin....
....ich xy vertrauen kann, er/sie hat ebenso interesse an einer guten, gemeinsamen beziehung....
...ich als frau selbstverständlich gleichwertig bin ;-))
...mir kompetenz zugetraut wird.....
.................................

liebe grüsse,
:) Jovannah
 
wer den möglichkeitssinn besitzt, sagt z.b. nicht: hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen; sondern er erfindet: hier könnte, sollte oder müsste geschehen; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, dass es so sei, dann denkt er: nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. so liesse sich der möglichkeitssinn geradezu als fähigkeit definieren, alles was ebensogut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.

(robert musil, der mann ohne eigenschaften; aus "bauplan für eine seele" von dietrich dörner)
 
handwerker schrieb:
wer den möglichkeitssinn besitzt, sagt z.b. nicht: hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen; sondern er erfindet: hier könnte, sollte oder müsste geschehen; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, dass es so sei, dann denkt er: nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. so liesse sich der möglichkeitssinn geradezu als fähigkeit definieren, alles was ebensogut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.

(robert musil, der mann ohne eigenschaften; aus "bauplan für eine seele" von dietrich dörner)

Musil ist gar nicht so gut zu verstehen
und dich versteh ich auch nicht
und mich im Moment auch nicht

und Selbstwertgefühl ist bei mir womöglich zu hoch
iss halt wies iss... steigern sollte ich es besser nicht
wie kann man es drosseln?


Karuna:clown: :confused: :stickout2
 
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Hallo Reinfriede,

habe dir schon kurz im Thread "Das Böse selbst" geantwortet,
aber dieser Thread ist vielleicht noch besser dafür geeignet.

Wie du an dir selbst siehst ist das Unterbewusstsein als
Kind geprägt worden. Es bestimmt das ganze Leben.
Man kann sich der Prägung noch so bewusst sein, noch
so sehr wissen was man erlebt hat, was einen geprägt hat,
man kann alles ins Bewusstsein holen, deshalb ist man
noch lange nicht geheilt.
Man weiß nur DASS es so ist und WARUM, Heilung hat
deshalb noch lange nicht stattgefunden. Der Schmerz
ist trotzdem noch da und läßt einen weiterhin agieren.
Es ist sehr sehr sehr schwer Schmerzen WIRKLICH
aufzulösen.
Bewusst kann man DIES überhaupt nicht.
So sehr man sich auch anstrengt es wird einem nicht
gelingen.
Man muss leben und leben und leben mehr bleibt einem
nicht übrig. Und nach und nach heilt einen das Leben
SELBST.

Venus3
 
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