Depression spirituell gesehen

Depression ist vermutlich eine natürliche Reaktion des Körper/Geist-Mechanismus auf die Einsicht in die Sinnlosigkeit der eigenen Vorstellungen, Hoffnungen und Wahrnehmungen vom Leben.

Das Leben scheint eine zeitlang mitzuspielen, mal mehr... mal weniger. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo wir alles hinterfragen, was die Welt, die wir wahrnehmen, uns überhaupt zu bieten hat. Entweder, weil wir es erreicht haben, oder weil wir es nicht zu erreichen scheinen.

Ein tiefer Mangel wird spürbar, ein Loch, das nicht aufgefüllt werden kann, durch nichts, was wir in der Welt kennen.
Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit können sich in uns ausbreiten.

Viele werden dann „spirituell“. Suchen nach neuer Sinnhaftigkeit. Entdecken eine neue Welt:
Glaube, Magie, Glückseligkeit, Wissen und Weisheit, Erleuchtung. Ein großer Markt mit massenhaft Angeboten und Nachfragen.

Die innere Leere wird vorübergehend wieder mit neuen Hoffnungen, neuem Sinn und der Aussicht auf Erfolg und Macht angefüllt. Bis auch diese Welt ihren Reiz verliert, weil es nicht erreicht wird, oder das Erreichte sich nicht als das herausstellte, was das Loch für immer zu verschließen vermochte.

Depression. Die Depessions-und Selbstmordrate unter vermeintlich Erleuchteten ist nicht geringer als unter unspirituellen Menschen. So ist mein Eindruck zumindest aus den Tratsch und Kaffeekränzchen der Spiris.

Es geschieht ausgesprochen selten, dass es wirklich mal einen erwischt, der vom Sein verschluckt wird, und die Welt vollkommen verschwindet. Denn Ich- und Welt ist eine untrennbare Einheit. Verschwindet das Ich, verschwindet die Welt und verschwindet die Welt, verschwindet das Ich.
Was übrig bleibt, kann nicht in Worte gefasst werden.

Aber auch ein solches nicht-Ereignis, als das ich es bezeichne, muss nicht das Ende der Geschichte bedeuten. Denn in den meisten Fällen, kehrt das Ich und damit auch die Welt vorerst zurück. Man wird wieder ausgespuckt und das fühlt sich in der Regel gar nicht so toll an.

Depression. Man ist wieder hier und kann nicht zurück. Ohnmacht, Sinnlosigkeit, Verzweiflung. Nun glaubst du endlich zu kennen, was dir fehlt. Du glaubst erfahren zu haben, wie das Loch verschlossen werden kann, aber du kommst nicht aus eigener Kraft dorthin zurück und alles verblasst wieder.

Acht Jahre lang verbrachte ich in einer solchen Depression. Wenn ich auf diese Zeit zurückschaue, ist sie ein Fingerschnipsen, als hätte ich sie nie erlebt. Keine Erinnerungen an Erlebnisse aus dieser Zeit. Als wären sie aus meiner Biographie herausgeschnitten worden. Ich weiß nur noch, dass das morgendliche Aufstehen schon eine Tortur war: Wofür? Was zur Hölle mache ich hier noch?
Und diese unendliche Gemütsschwere. Diese Schwerkraft, nicht der Welt, sondern der Existenz an sich.

Und plötzlich, als würde ein Schalter umgelegt werden, als änderte sich die Blickrichtung, aber nicht auf etwas Neues, sondern wie ein Abwenden vom Bekannten, ohne zu wissen warum und was jetzt wirklich da ist, war die Depression verschwunden.

Als würde etwas innerlich akzeptiert haben, dass ich es nicht kann, nie konnte. Als hätte ich jahrelang versucht eine Mauer mit meinem Schädel zu durchbrechen und dieser sinnlose, schmerzhafte Versuch plötzlich eingestellt wurde, weil das Aufbegehren erloschen war.

Jedoch sind die Lektionen in dieser völligen Hilflosigkeit noch nicht ganz vorbei. Und es ist dennoch ok so, wie es ist.

Ich denke, eine Depression ist nichts, was wir unbedingt loswerden zu versuchen sollten. Sie ist Reaktion und hat eine gewisse Funktion im Körper/Geist-System. Und wenn sie uns trifft, können wir ihrem Wirken vertrauen.

Ich habe Menschen in Kliniken kennengelernt, deren Depression musste medikamentös behandelt werden, weil diese Menschen Angst hatten, daran zu zerbrechen, Angst hatten, sich selbst etwas anzutun. Zwei Selbstmorde habe ich in meinen Klinikaufenthalten miterlebt.

Ich habe dies nicht verstehen können. Ich war bereit zu zerbrechen, ich sah keinen Sinn darin, mir etwas anzutun, weil dies in der Ewigkeit des Seins null Sinn für mich machte. Aber ich würde niemandem davon abraten, eventuell auch Medikamente zur Unterstützung des Prozesses einzunehmen. Dennoch kann dem Prozess vertraut werden.

Alles Gute...
 
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Die Depessions-und Selbstmordrate unter vermeintlich Erleuchteten ist nicht geringer als unter unspirituellen Menschen.
Vermeintlich Erleuchtete ...

Illuminierte sind in der Gelassenheit.
Das läßt keinen Platz für Depression.
Denn es gibt nur noch Akzeptanz.
Akzeptanz für AllesWasIst, also auch für Schwere und Schmerz.

Insofern waren diese "Vermeintlich Erleuchteten" wohl sehr weit davon weg, wirklich erleuchtet zu sein.
 
Vermeintlich Erleuchtete ...

Illuminierte sind in der Gelassenheit.
Das läßt keinen Platz für Depression.
Denn es gibt nur noch Akzeptanz.
Akzeptanz für AllesWasIst, also auch für Schwere und Schmerz.

Insofern waren diese "Vermeintlich Erleuchteten" wohl sehr weit davon weg, wirklich erleuchtet zu sein.
Das lässt sich schnell sagen! Und das haben diese vermeintlich Erleuchteten auch ein Weile behauptet, bis sie aus allen Wolken fielen.

Ich behaupte, solange Erleuchtung einen Erleuchteten übriglässt, wird dieser noch seine Lektionen erteilt bekommen.
 
Bitte, lass solche "Diagnosen".
Es gibt zum einen zig verschiedene Formen von Depressionen und depressiven Episoden, zum anderen gibt es zig Gründe, von endogenen Ursachen, über Traumata, Entkräftung, Medikamente usw usf.
Bei solchen Stammtisch Psychologien hier, frag ich mich, wozu die 10 Semester denn gut waren, wenns doch alles so einfach erklärbar ist.

Sag bitte: hast Du eine medizinische oder psychologische Ausbildung?
Oder zumindest Grundkenntnisse über Psychotherapie, nach welcher Form auch immer.
Das ist meiner Meinung nach wirklich ein Paradebeispiel, warum auch ernstzunehmende alternative Heilkundige belächelt und verspottet werden.

bg
Zumindest kann man nicht bestreiten, dass die Gefühle weggehen sobald man eine (schwere) Depression hat. Und, dass sie wiederkommen, wenn die Depression weggeht.
...
 
Da gebe ich dir recht. Aber aus meiner Erfahrung entstehen Depressionen auch, wenn man (ich) in einem Gefühl der Machtlosigkeit feststeckt und nicht heraus kann.
Ja, wenn man in dem Gefühl steckt, hat man den Eindruck, weder vor noch zurück zu können. Sei es, dass man das Gefühl dadurch hat, dass man sich wirklich in so einer Situation befindet. Oder, dass man nur subjektiv dieses Gefühl hat und die Psyche dann keinen Unterschied macht zwischen subjektiv und objektivierbar, weil für sie das Subjektive Realität ist. Kurz ausgedrückt: Angst ---> Panik ---> Depression.*

*in diesem Buch wird das beschrieben: Daniel Hell: Welchen Sinn macht Depression? Ein integrativer Ansatz.
 
Depression ist vermutlich eine natürliche Reaktion des Körper/Geist-Mechanismus auf die Einsicht in die Sinnlosigkeit der eigenen Vorstellungen, Hoffnungen und Wahrnehmungen vom Leben.

Das Leben scheint eine zeitlang mitzuspielen, mal mehr... mal weniger. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo wir alles hinterfragen, was die Welt, die wir wahrnehmen, uns überhaupt zu bieten hat. Entweder, weil wir es erreicht haben, oder weil wir es nicht zu erreichen scheinen.

Ein tiefer Mangel wird spürbar, ein Loch, das nicht aufgefüllt werden kann, durch nichts, was wir in der Welt kennen.
Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit können sich in uns ausbreiten.

Viele werden dann „spirituell“. Suchen nach neuer Sinnhaftigkeit. Entdecken eine neue Welt:
Glaube, Magie, Glückseligkeit, Wissen und Weisheit, Erleuchtung. Ein großer Markt mit massenhaft Angeboten und Nachfragen.

Die innere Leere wird vorübergehend wieder mit neuen Hoffnungen, neuem Sinn und der Aussicht auf Erfolg und Macht angefüllt. Bis auch diese Welt ihren Reiz verliert, weil es nicht erreicht wird, oder das Erreichte sich nicht als das herausstellte, was das Loch für immer zu verschließen vermochte.

Depression. Die Depessions-und Selbstmordrate unter vermeintlich Erleuchteten ist nicht geringer als unter unspirituellen Menschen. So ist mein Eindruck zumindest aus den Tratsch und Kaffeekränzchen der Spiris.

Es geschieht ausgesprochen selten, dass es wirklich mal einen erwischt, der vom Sein verschluckt wird, und die Welt vollkommen verschwindet. Denn Ich- und Welt ist eine untrennbare Einheit. Verschwindet das Ich, verschwindet die Welt und verschwindet die Welt, verschwindet das Ich.
Was übrig bleibt, kann nicht in Worte gefasst werden.

Aber auch ein solches nicht-Ereignis, als das ich es bezeichne, muss nicht das Ende der Geschichte bedeuten. Denn in den meisten Fällen, kehrt das Ich und damit auch die Welt vorerst zurück. Man wird wieder ausgespuckt und das fühlt sich in der Regel gar nicht so toll an.

Depression. Man ist wieder hier und kann nicht zurück. Ohnmacht, Sinnlosigkeit, Verzweiflung. Nun glaubst du endlich zu kennen, was dir fehlt. Du glaubst erfahren zu haben, wie das Loch verschlossen werden kann, aber du kommst nicht aus eigener Kraft dorthin zurück und alles verblasst wieder.

Acht Jahre lang verbrachte ich in einer solchen Depression. Wenn ich auf diese Zeit zurückschaue, ist sie ein Fingerschnipsen, als hätte ich sie nie erlebt. Keine Erinnerungen an Erlebnisse aus dieser Zeit. Als wären sie aus meiner Biographie herausgeschnitten worden. Ich weiß nur noch, dass das morgendliche Aufstehen schon eine Tortur war: Wofür? Was zur Hölle mache ich hier noch?
Und diese unendliche Gemütsschwere. Diese Schwerkraft, nicht der Welt, sondern der Existenz an sich.

Und plötzlich, als würde ein Schalter umgelegt werden, als änderte sich die Blickrichtung, aber nicht auf etwas Neues, sondern wie ein Abwenden vom Bekannten, ohne zu wissen warum und was jetzt wirklich da ist, war die Depression verschwunden.

Als würde etwas innerlich akzeptiert haben, dass ich es nicht kann, nie konnte. Als hätte ich jahrelang versucht eine Mauer mit meinem Schädel zu durchbrechen und dieser sinnlose, schmerzhafte Versuch plötzlich eingestellt wurde, weil das Aufbegehren erloschen war.

Jedoch sind die Lektionen in dieser völligen Hilflosigkeit noch nicht ganz vorbei. Und es ist dennoch ok so, wie es ist.

Ich denke, eine Depression ist nichts, was wir unbedingt loswerden zu versuchen sollten. Sie ist Reaktion und hat eine gewisse Funktion im Körper/Geist-System. Und wenn sie uns trifft, können wir ihrem Wirken vertrauen.

Ich habe Menschen in Kliniken kennengelernt, deren Depression musste medikamentös behandelt werden, weil diese Menschen Angst hatten, daran zu zerbrechen, Angst hatten, sich selbst etwas anzutun. Zwei Selbstmorde habe ich in meinen Klinikaufenthalten miterlebt.

Ich habe dies nicht verstehen können. Ich war bereit zu zerbrechen, ich sah keinen Sinn darin, mir etwas anzutun, weil dies in der Ewigkeit des Seins null Sinn für mich machte. Aber ich würde niemandem davon abraten, eventuell auch Medikamente zur Unterstützung des Prozesses einzunehmen. Dennoch kann dem Prozess vertraut werden.

Alles Gute...

Sehr schön, der Beitrag. Aber war es wirklich depression die du hattest? Wenn du bereit warst daran zu zerbrechen klingt das nicht nach depression - da klingt für mich zuviel seelenfrieden mit. Ich glaube daß wahre depression gerade sowas nicht zulässt, bei wahrer depression ist irgendwo ein stachel im fleisch der eine solch stabilen standpunkt verhindert. Wahre depression hat imo etwas mit chaos und dem unvermögen klar zu sehen zu tun.

Mich würde sehr interessieren wie du dieses erleuchtungserlebnis erreicht hast. Und auch was den schalter nach der depression umgelegt hat - waren das äußere einflüsse oder hast du daran gearbeitet? War es eine rationale erkenntnis oder einfach eine rein emotionale besserung der gefühlslage?
 
Lunatic2 schrieb:
Ich glaube daß wahre depression gerade sowas nicht zulässt, bei wahrer depression ist irgendwo ein stachel im fleisch der eine solch stabilen standpunkt verhindert. Wahre depression hat imo etwas mit chaos und dem unvermögen klar zu sehen zu tun
Diese Formen gibt es sicher auch. Bei mir bezog es sich, wie gesagt, auf den scheinbaren Verlust dieses absoluten Seins, das sich offenbart hatte.

Lunatic2 schrieb:
Mich würde sehr interessieren wie du dieses erleuchtungserlebnis erreicht hast.
Ich kann dir zwar erzählen, was kurz vor diesem „Switch“ geschah, aber es würde nichts bringen, denn es war absolut auf mein vollständiges Scheitern auf allen Ebenen meiner Existenz zugeschnitten. Ist also nicht reproduzierbar.
Und das Sein, das sich nach dieser Implosion einstellte, hatte nichts mehr mit der scheinbaren Person zu tun. Die ist gestorben.

Lunatic2 schrieb:
Und auch was den schalter nach der depression umgelegt hat - waren das äußere einflüsse oder hast du daran gearbeitet? War es eine rationale erkenntnis oder einfach eine rein emotionale besserung der gefühlslage?
Ich habe alles mögliche versucht. Gerade auch in den Klinikaufenthalten. Es war eine spirituelle Klinik. Die kannten vergleichbare Fälle und arbeiteten mit einer Mischung aus spirituellen Techniken, gesunder Ernährung, Sport und Gruppensitzungen. Aber nichts hat geholfen. Habe diverse Meister danach aufgesucht, aber die konnten mir auch nicht helfen. Wobei mir einer ans Herz gewachsen ist. Der meinte, mir sei nicht zu helfen. Was ich durchmachte seien Lektionen in Hilflosigkeit.
Was den Schalter umlegte war, wie gesagt, eine Art Akzeptanz. „Ich kann es nicht, ich konnte es nie.“
 
Ich kann dir zwar erzählen, was kurz vor diesem „Switch“ geschah, aber es würde nichts bringen, denn es war absolut auf mein vollständiges Scheitern auf allen Ebenen meiner Existenz zugeschnitten. Ist also nicht reproduzierbar.
Und das Sein, das sich nach dieser Implosion einstellte, hatte nichts mehr mit der scheinbaren Person zu tun. Die ist gestorben.
Aber ich meinte: hast du mittels techniken auf eine erleuchtung hingearbeitet?

Bitte nicht falsch verstehen aber wenn du schreibst du hast durch "vollständiges scheitern auf allen ebenen der existenz" die Erleuchung erreicht, für einen monent alles weltliche hinter dir gelassen, warst dann 8 jahre depressiv und konntest dann alles plötzlich einfach akzeptieren klingt das nach einer gewissen... gelassenheit. Nicht daß ich es dir nicht glauben würde aber es wirft eben noch mehr fragen auf. Aber ich kenne das zu gut, wenn es zu persönlich ist musst du natürlich nicht öffentlich darüber schreiben.
 
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Aber ich meinte: hast du mittels techniken auf eine erleuchtung hingearbeitet?
Ich wusste ja überhaupt nicht, was Erleuchtung überhaupt sein soll.
Mir war nur wichtig herauszufinden, wer ich eigentlich bin. Denn >ich< nahm ja jene unsägliche Welt wahr, die sich mir präsentierte. Und da waren die Zweifel, dass das alles wirklich wahr sein kann, wahr sein durfte. Ich wollte das einfach nicht glauben, dass es so ist, wie es sich mir darstellte. Da musste irgendwas faul sein.
Und so wurde es mir zum Wichtigsten, herauszufinden, wer das ist, der sich mit einer so verrückten Welt konfrontiert sah.
Alles andere musste erstmal zurückstehen.

Und so begann ich mich bewusst zu ergründen. Wie funktioniere ich? Was ist das überhaupt, dieses Ich-sein. Woher kommt es? Es könnte ja genauso gut nicht da sein. Ich versuchte immer weiter hinter mich selbst zu treten. Immer tiefer. Durchleuchtete Gefühle. Beobachtete, wann etwas auftrat, und wieso überhaupt. Aber ich hatte keine Anleitung, keine Blaupause, der einzige Faden verlief an mir selbst entlang. Und den ging ich ab. Mehrere Jahre.

Und was ich schließlich entdeckte, war ein völliger Schock. Zwei Dinge erkannte ich plötzlich so klar, dass jeder Zweifel augenblicklich verstummte. Zum einen sah ich, dass >ich< für alle Schrecken dieser Welt verantwortlich war. Und zum anderen sah ich, dass es keinen Ausweg für mich gab, ich zu sein. Dass war wie ein Todesstoß. Alle Hoffnung war zerstört, aller Lebenssinn. Ich war bereit zu sterben. Bums! Ich hörte eine innerliche Explosion und ein reißen in der Brust, als würde ein Knoten platzen. Da war noch der Gedanke „das war wohl ein Herzinfarkt...“, und weg war ich.
 
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