Niemand opfert sich, niemand muss sich schuldig fühlen.
Jeder darf über sich selber entscheiden. Nicht jeder, der in die Klinik kommt, ist ja sofort komatös.
Ich glaube, es ging um die Ärzte, die entscheiden müssen ein Leben gegen ein anderes Leben zu opfern. Und natürlich macht das Schuldgefühle. Der menschliche und psychische Druck ist enorm und wird auch nicht einfach so weggesteckt. Niemanden scheint es zu interessieren, welches Trauma so ein Entscheidungszwang auslöst.
Wenn die Intensivstationen so ausgelastet sind, dass es zu einer Triage kommen muss, hat eben nicht jeder die Möglichkeit zu entscheiden. Eine 70jährige hat nicht die Möglichkeit sich für eine Behandlung und ein mögliches Weiterleben zu entscheiden, weil sie aufgrund ihres Alters automatisch aussortiert wird. Es nützt dann gar nichts wenn man nicht komatös ist und sich für eine Intensivbehandlung entscheidet.
Und die hier teilweise selbstlose Aussage, dass man selbstverständlich bereit ist, für die Jüngeren zu sterben, ist auch nur so dahergesagt. Weil man eben gar nicht entscheiden muss sich zu opfern. Die Entscheidung steht im Falle einer Triage sowieso schon fest.
Die einzige Entscheidung, die man treffen kann, ist nicht behandelt zu werden und stattdessen lieber zu sterben. Und das kann jeder jetzt schon in einer Verfügung festhalten. Ich habe das schon mal geschrieben, dass man damit selbst die Verantwortung in die Hände nehmen kann und sie nicht in die Hände der Ärzte legen muss.
Ich gehöre zu denen, die gerne noch weiterleben möchte. Wenn es mich trifft und ich trotz medizinischer Versorgung sterbe, dann ist das eben so. Ich habe aber nicht den geringsten Bock nur deshalb zu sterben, weil Menschen keinen Bock darauf haben Abstand zu halten, nicht zu Fußballspielen gehen können, nicht in überfüllten Restaurants dicht gedrängt sitzen können.
Ich nehme diese Einschränkungen ja auch nicht nur für mich sondern auch für andere in Kauf. Dann können das andere gefälligst auch ohne zu jammern für mich machen.