klingt ja einfach, aber wie kann ich mich EINFACH dieser ANgst stellen???
Wenn Rat hast bitte weiterleiten
Hi Jazzman84!
Sich der Angst zu stellen, halte ich für das Wichtigste überhaupt und die Frage nach dem "Wie?" ... Frag mal umgekehrt: Wie nicht? Damit meine ich, stell Dir mal vor, dass Du Dich Deiner Angst auf gar keinen Fall stellen willst und wie Du versuchen würdest darum herum zu kommen. Erstens ist es natürlich so, dass Du scheitern würdest. Angst-Gedanken werden auch durch den Versuch sie zu verdrängen, es immer wieder schaffen Dich zu erreichen. Und Zweitens: Das gedankliche Beschäftigen mit dem "Ich will das nicht." ist selbst Angst. Was ich damit sagen will ist, dass jeder der Angst hat (und alle haben in einer gewissen Form und Intensität Ängste), genau das versucht: Sich ihnen nicht zu stellen .....und scheitert. Die Frage nach dem "Wie?" beantwortet sich also auch dadurch, dass man erkennt was man tut, um eine Angst zu vermeiden, das "sich stellen" zu vermeiden. Und damit meine ich weniger äußere Handlungen als vielmehr Psychologische. Im Außen würde ich Dir raten, alles zu tun was Dir hilft weniger Angst zu haben. Also angenommen Du schläfst lieber mit Licht, mach das... wenn Du nicht alleine sein kannst, dann verurteile diesen Wunsch nicht. Viele Menschen glauben, dass sie sich der Angst "äußerlich" stellen müssten, was bedeutet dass sie sich einer Situation aussetzen, die ihnen Angst macht. Manchmal funktioniert das, manchmal wirkt es aber auch umgekehrt. Es funktioniert dann, wenn die Situation sie dazu bringt, sich die inneren Prozesse die da ablaufen bewusst zu werden, und es funktioniert nicht wenn trotz des "sich stellens" im Außen, psychologisch versucht wird zu verdrängen, zu bekämpfen usw. Der Wesentliche Punkt ist also, was in Dir selbst geschieht und ich würde wirklich den umgekehrten Weg nehmen. Äußere Situationen die Dir Angst machen ganz bewusst versuchen zu vermeiden, soweit es möglich ist, ohne das als falsch zu empfinden. Gleichzeitig Dich selbst beobachten... Der Schlüssel ist "bewusst-sein", gedankliche Abläufe und Deine Reaktion darauf mitzubekommen. Die Angst vergeht dann, wenn Du Dich ihr gedanklich stellst und innerlich ruhig zu bleiben in der Lage bist, wenn Du diese Gedanken denkst. Stell Dir das wie 2 Ebenen des Bewusstseins vor (psychologisch): Da ist ein Bereich in dem die Gedanken ablaufen, und ein Bereich der diese Gedanken (und alles sonst) wahrnimmt. Die Gedanken beruhigen sich, wenn diese "zweite Instanz"... der "ruhige Beobachter" ins Spiel kommt. Versuch mal, sehr bewusst und dieser "Beobachter" zu sein. Das gelingt Dir vielleicht immer nur für Momente und dann rutscht Du in irgendwelche Gedanken, was auch schon bei recht profanen Gedanken der Fall sein kann... Aber es hat schon Wirkung, selbst wenn es nur Momente sind, und Du kannst auch in diesen kurzen Augenblicken wahrnehmen, dass Du "dort" sehr souverän bist und ohne Angst. Je besser es Dir gelingt, Deine Gedanken zu beobachten, ohne Dich davon beeindrucken zu lassen, ohne Deine innere Souveränität zu verlieren, desto mehr werden Deine Ängste verschwinden. Deine Gedanken sagen Dir ständig, dass Du Angst haben soll(te)st. Der innere Beobachter hat zwar keine Angst und bleibt davon unberührt, aber die Gedankenwelt reagiert auf sich selbst, setzt das immer weiter fort. Solange der Beobachter nicht mit dabei ist, reagiert ein Gedanke auf den anderen und eine Endloskette wird in Gang gesetzt, die man gedanklich eben nicht unter Kontrolle bekommt, weil der Kontrollversuch schon aus Angst geschieht und das Scheitern weitere Angst verursacht.
Das war jetzt vielleicht etwas theoretisch. Praktisch gesehen, gibt es einige Methoden die helfen können. Alles, was Dir hilft gleichzeitig Ruhe zu bewahren und Dir Deiner Gedanken bewusst zu werden, setzt psychologische Heilung in Gang. Das Klassische ist da z.B. das Gespräch mit einem Psychologen. Muss aber eben kein Psychologe sein... Sollte nur jemand sein, der/die Dir zuhört, ohne Dich mit irgendwelchen Theorien zu irritieren woher Deine Angst kommt, oder Handlungsweisen zu verurteilen etc. Das tun nämlich ziemlich viele aus ihren eigenen Angstbesetzten Vorstellungen heraus. Was auch gut wirkt ist schreiben. Du setzt Dich einfach hin, nimmst Dir vor ganz "da" zu sein... ganz im Jetzt (was bedeutet das Du bewusst bist und was wirklich das Wichtigste ist) und notierst die Gedanken die "einbrechen" und Angst auslösen. Du machst nichts sonst damit. Du bist einfach ruhig und achtest darauf was diese Ruhe stört und formulierst es. Darunter würden dann auch Zweifel fallen, ob diese Methode funktioniert. Manche Gedanken kommen schon dann nicht wieder, wenn Du sie nur einmal bewusst wahrgenommen hast. Andere sind hartnäckiger weil es im Hintergrund weitere gibt, die Du noch nicht erkennst... Aber schau Dir an, wie ein Gedanke den nächsten auslöst und die passenden emotionalen Reaktionen dazu.... wie da rein gedanklich jede Menge "Ursache-Wirkung-Ketten" ablaufen. Du kannst auch einfach so schreiben... es funktioniert selbst dann, wenn Du gar nicht darauf achtest wie bewusst Du bist. Angenommen, Du würdest hier im Forum einfach drauflos-schreiben... Deine Ängste schildern usw. Auch das würde funktionieren wenn Du offen bist. Das Bedürfnis über Angst irgendwie sprechen zu wollen kommt wie aus einem inneren Wissen heraus, dass es psychologisch Heilung bewirkt. Wenn Du Dich fragst, was jemanden dazu bringt schweigen und Angst auf keinen Fall zeigen zu wollen, wirst Du feststellen dass auch dazu das Motiv Angst ist... ("Was werden die anderen von mir denken?"). Wesentlich ist aber nicht, ob man seine Ängste anderen erzählt oder nicht, sondern dass man sie selbst bewusst und aus einer souveränen Haltung heraus erfährt. Das "sich stellen" ist daher auch kein schlimmer Prozess wie es oft gesagt wird. Das Schlimme ist wirklich das, was abläuft wenn man versucht das "sich stellen" zu vermeiden.... dass man das versucht bekommt man teilweise nicht mal wirklich mit, außer eben das es Panik auslöst. Der Schlüssel ist wirklich einfach, die Umsetzung erfordert aber wirklich Konsequenz: Bewusst-sein... versuchen immer wieder im Jetzt und der souveräne Beobachter zu sein. Das gilt übrigens für alles, für jedes Problem, da alle Probleme aus Angst heraus entstehen und Angst verursachen.
VG,
C.