Weißt Du, das Problem ist tatsächlich, daß man jedes Zellchen des Körpers stets spürt, solange man nicht ruht. Ruhe/schlafe ich, dann bin ich sicherlich Geist und nicht Körper, aber auch dann bin ich meist körperlich unterwegs und träume luzid. Ich dämmere ja ganz einfach nicht mehr vor mich hin, das gelingt mir nicht mehr. Ich werde auch quasi nicht müde, sondern nur der Körper bekommt eine "Bettschwere". Und mein Geist hat dann auch die Idee: jetzt könnte ich mal meine Tagesaktivität beenden.
Das Herz zum Beispiel ist ein unglaubliches nerviges Organ, mitunter. Man kann es nicht so einfach abstellen. Man kann es zwar abstellen - aber warum sollte man das tun, nicht wahr. Es gibt ja keine Veranlassung dafür. Nicht heute, nicht jetzt, nicht hier. Wenn ich sterbe- dann ja. Ich habe mir aber vorgenommen abzuwarten, bis es von selbst aufhört zu schlagen, denn mein Körper hat ja eine begrenzte Lebensdauer.
Nervig ist auch irgendwie das Auf's-Klo-Gehen. Und das Essen. Es bringt mir zwar Beides sicherlich Befriedigung. Aber seit ich die Vorgänge so richtig wahrnehme und weiß, wo in meinem Bauch sich gerade welche Mahlzeit aufhält, ist auch das eigentlich eine mittlerweile langweilige Beobachtung.
Nun ja, und mein Lebensalltag, der ist dann doch wie bei den meisten Menschen "alltäglich", d.h. ich weiß im Grunde schon, was auf mich zukommt. Ich muß dann dran teilnehmen - fertig. Einen großartigen Energieaufwand braucht das nicht mehr.
Ich habe keine Angst - Ja, mein Gott, Angst war mal die Würze meines Lebens, sozusagen. Sie war das, was mich an- und umtrieb. Wo ist sie bloß hin? Einen großen Teil habe ich damals aus dem Flugzeug geworfen, als ich das Fallschirmspringen erlernte und ausübte. Und den Rest hat dann irgendwie die Meditation gekillt. Das bisschen Angst, das bleibt, bezieht sich lediglich auf die Frage, wie ich sterbe, ob ich Schmerzen haben werde. Aber auch da denke ich: ich weiß, wozu Schmerzen gut sind. Ich habe viel Schmerzen schon gehabt, in Geist, Körper und Seele. Ich weiß, daß mich all dies vorbereitet auf den Übergang, letztlich auf den Tod. Und der Tod macht mir schon lange keine Angst, im Gegenteil, ich freue mich darauf, wie auf das Leben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es ist mir "Eins".
Das ist langweilig. Im Grunde.
Überleg also nochmal, ob Du da wirklich mit mir tauschen willst. Du hast dann nicht mehr die Möglichkeit, unbewusst zu sein. Du vermisst nichts mehr. Ist das nicht schrecklich?
Du kannst dann frei wählen, was Du willst. Du bist dann der Schöpfer und auch voll verantwortlich für alles, was Du tust und für alle Auswirkungen. Dir geschieht nichts mehr und leidest nicht mehr darunter, Du mußt und kannst es selbst geschehen machen und weißt, daß Du dein Leid selbst verursachst.
Daher lachst Du im Grunde laufend innerlich über Deine eigene Doofheit.
Einerseits ist das ja befreiend. Aber andererseits? Ach, hätt' ich nur nie meditiert.