Faydit: Als Bild wäre das Schwarz in schwarz in schwarz, du selbst mittendrin.
Als eigene Empfindung: Alles ist dein Feind. Sogar du selbst.
interessant, die Ähnlichkeit zu meiner Erfahrung.
ich erlebe es als eine Art Floß mit einer Art Hilfsegel auf schwarzem Wasser, unter schwarzem Himmel, mit einer schwarzen Sonne, in die Unendlichkeit dahintreibend, kein Land in Sicht...
Faydit: Lange hält jemand so etwas nicht aus.
das stimmt, aber es geht auch nicht um aushalten.
alles was von mir als "ich" übrig ist, zerbricht in diesem Zustand, wird geschliffen, zerbröselt in nichts...
es ist die dunkle Nacht der Seele, es gibt keinen Ort, an dem man Gott näher wäre als dieser, wenn man ihn noch nicht erlebt hat...
es feilt an mir, schleift an mir, hämmert an mir, an dem, was "ich" als ich festhalten möchte...
Faydit: Aber, wenn sich nicht zumindest irgendeine Tür (durch die Hilfe anderer) öffnet, denn derjenige hat kaum die Kraft, selbst eine zu öffnen, dann steht am Ende die Sinnlosigkeit, die eigene Ohnmacht, Hilflosigkeit.
na wenn es man so wäre, das ist nicht das Ende, oder wie Jesus es sagt: "Fürchtet euch nicht, alle diese Dinge müssen geschehen, aber das ist noch nicht das Ende..."
...aber wenn die Hilflosigkeit eingestanden ist, eben nicht mehr ausgehalten wird, sondern es einfach so ist wie es ist... ich bin völlig hilflos...
genau da kommt die Wendung...
ich bin ertrunken in den Fluten des Leids,
doch sie wurden mir zu den Fluten der Gnade,
denn sie erlösten "mich" von mir...
Faydit: Und die hat für den Betroffenen dann manchmal wirklich nur eine Tür, einen Ausweg, den aus dem Leben.
Niemand begeht Selbstmord aus Spaß. Es ist der letzte Ausweg. Weil, wenn nichts mehr Sinn macht. Und das Leben selbst nur mehr, zu schmerzhaft ist.
das ist eine Lüge, und um dieser Lüge willen schreibe ich dieses hier...
wer sich umbringt, ist doch nicht hilflos!
er bringt sich ja um!
hilflos wäre er, wenn er nicht die Kraft hätte, nicht dem Mumm, nicht die Möglichkeit...
frag mal einen ALS-Kranken im Rollstuhl, der ist hilflos...
Faydit: Manchmal kommt Hilfe, ist jemand da, der hilft, helfen möchte. Nur, ob derjenige, diejenigen durchkommen, ob die Hilfe aus der "anderen Perspektive" auch als solche wahrgenommen, und viel mehr angenommen werden kann, ist oft ein mühsamer, auch mit Rückschlägen behafteter Bereich. Steht doch die Angst als Wächter davor, und zuerst muss jede Menge Misstrauen abgebaut werden, bevor jemand eine helfende Hand auch erkennen und zögerlich annehmen kann. Vielen, die zunächst helfen wollen, geht dabei die eigene Puste aus. Das kann ein Kraftakt sein, der viel Liebe, Energie kostet, aufbraucht.
Ist, wird der Helfer doch auch zum Spiegel all des Schlechten, Bösen, Bedrohlichen der Welt. Und manchmal kann noch was eigenartiges geschehen: Der Helfende lässt sich "anstecken". Kippt genau in den Zustand, aus dem er das Gegenüber rausholen wollte. Und hängt dann selbst mit drin. In der eigenen Ohnmacht. Gerade wenn viel Empathie, viel Liebe mit im Spiel ist. Muss nicht sein, kann aber. Leid ist manchmal wie ein Virus. Es ist ansteckend, wenn es nicht ganz verarbeitet wird. Geht in Resonanz mit dem eigenen Leid, das wir alle in uns tragen.
wer wirklich helfen will, sollte sich eben sehr sicher sein, dass er auch helfen kann und nicht auch aus dem Fenster springt...
Faydit: Maria45 hat generell schon recht, was das Bild mit dem Meer betrifft. Aber, manchmal ist der Weg zum Meer viel zu lang. Den kann so jemand nicht (mehr) gehen. Und auch mit Hilfe mag das nicht immer gelingen.
Und dann kann manchmal etwas Seltsames geschehen: Auf irgendeine Weise kommt das Meer zu dir. Wie, warum, kann ich auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass es manchmal geschieht, möglich ist. Aus den dunklen Woklen kommt ein kleiner Lichtstrahl, in welcher Form auch immer. Der neue Hoffnung, neues Vertrauen gibt, geben kann. So es angenommen werden kann. Was auch nicht immer so problemlos möglich ist.
das ist, wenn man realisiert, dass die Urangst das Urmeer ist, in dem man längst angekommen ist...
es ist gar kein einziger Schritt nötig zu gehen, ist doch alles da...
erlebe es als Angst, die dich ersäuft...
oder als Vertrauen, das dich hier hält und trägt...
man kann es nicht wegmachen, das ist der Kernpunkt!
die Urangst ist da, sie lässt sich nicht wegmachen.
und es ist ganz gut, wenn man sich daran gewöhnt, dass Angst und Urangst zum Leben dazugehört.
die sind einfach da, es gibt gar keinen Ausweg...
keinen einzigen! auch selbstmord nicht, der zementiert die Perspektive nur...
ich kenne das schwarze Meer der Seele, es ist ständig da...
aber ich muss es nicht dauernd anschauen, ich habe gelernt, auch anderes anzuschauen...
es ist wie eine Ausstellung in der Kunsthalle...
ein völlig rabenschwarzes Bild mit pechschwarzem Meer, und einem winzigen Floß darauf, das unter einem schwarzen Himmel dahintreibt, ohne Küste, ohne Ende....
aber ich muss davor nicht stehenbleiben, ich darf auch andere Bilder anschauen...
auch wenn dieses Bild immer dort hängenbleiben wird, ich kann es nicht wegmachen...
es gehört hierher!
das Geheimnis ist: es wartet auf einen Käufer.
und wenn das in aller Konsequenz realisiert ist,
wenn ich bedingungslos ja sagen kann zu diesem Bild,
wenn ich es kaufen möchte,
es mein eigen nenne,
dann erst wird es aus der Bilderhalle weggenommen und eingepackt...
und ein Licht heller als tausend Sonnen erfüllt die Halle...
und wieder aufgehängt...
und ich sehe dieses Bild nun als das, was es ist...
einfach ein Bild...
aber denudata, apokalyptika, enthüllt als Bild, selbst geschaffen...