Als wichtiger Schlüssel für die Botschaft des Traumes dürfte nach meinem Verständnis in diesem Beitrag liegen. Der Brief über das Grab des Schwiegervaters wird die Frage aufgeworfen haben: „Wie ist das jetzt mit meinen Gefühlen zu meinem Vater?“ So eine Art vergleichende Bestandsaufnahme.
Ich weiß nun nicht ob man bei einer so tiefen seelischen Ablehnung gegenüber dem Vater versuchen sollte eine versöhnliche Brücke zu bauen? Es wäre eventuell sinnvoller einen Status quo herzustellen, mit dem man leben kann. Ich halte nicht so viel von seelischen Vergewaltigungen, die mit dem Mäntelchen vom Loslassen zugedeckt werden soll.
Es gibt da eine gewisse Logik der Seele, die unbestechlich ist und sich mit einem solchen Ergebnis nicht zufriedengibt. Das scheinbare Loslassen ist da also eher ein Unter-den-Teppich-Kehren, das dann bei jeder Gelegenheit wieder nach einer adäquaten Lösung durchsucht wird. Man muss und kann einfach nicht jeden lieben, nur weil es eine gesellschaftliche Moral verlangt.
Sich das zugestehen, ist etwas, das von dieser Seelenlogik auch akzeptiert werden kann – so wie eine Wiese nicht blau ist, sondern grün. Ich kenne dieses Problem mit dem Vater aus eigener Erfahrung und habe da auch lange versucht nach irgendetwas zu suchen, das ich loslassen könnte.
Den Frieden in mir hatte ich aber erst gefunden, als ich mich von den Erwartungen befreit hatte, sich versöhnen zu müssen. Bei bei seiner Beerdigung und auch wenn ich vor seinem Grab stehe, geht es mir, wie Tolkin in seinem Traum – ein Gefühl der Fremde, die mich umgibt und sich einfach nicht überbrücken lässt. So ist mein Vater, wie er einfach war und ich, wie ich nun einmal bin.
Merlin