Hi,
ich hoffe, ich stör euch nicht. Aber leider, wenn man das Wort "stören" sagt, hat man's schon gemeint, auch wenn man ein "nicht" dazumacht, andererseits ist das nicht so schlimm, weil man kann sich aus der Sache mit erhöhter Komplexität herauswinden, indem man entstören, verstören, betören, und so weiter dazutut.
Egal, was ich sagen möchte, klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber es wäre schön, wenn das jemand ernst nehmen würde und man mir keine Hintergedanken unterstellt. (Blöderweise, wenn man "Hintergedanken" sagt, sind dann umgehend welche da, aber mit der obigen Methode kommt man eigentlich da auch wieder raus.)
Na gut, um gleich mal die Katze aus dem Sack zu lassen und mit der Tür ins Haus zu fallen:
Ich bin eine lesbische Frau in einem männlichen Körper.
Ich weiß, das klingt urkomisch, und jeder (jede) wird lachen und mir was weiß Gott was unterstellen wollen, bis hin zu irgendwelchen Anbaggerungsstrategien, oder dass ich nur Schmäh führen wollte, aber leider, es stimmt wirklich.
Und das ist so ziemlich das Blödeste, was einem passieren kann.
Aber gut, ich muss ja erst mal beweisen, dass es stimmt, und zwar, als Kind hab ich immer mit den Mädchen gespielt, weil mir die Jungs zu grob waren, die wollten nur raufen und so, und mit den Mädchen konnte man sich gut verstehen und schöne Dinge machen. Das ging dann soweit, dass mir die Nachbarstochter eines Tages eine Puppe schenkte, und ich die total begeistert mit nach Hause nahm und irgendwo versteckte, damit sie nur ja niemand sieht. (Irgendwie hab ich da ja leider schon mitgekriegt gehabt, dass sich das nicht gehört, dass eine Junge mit Puppen spielt, und da hab ich mich nicht getraut, das so zu tun, dass es wer merkt, weil die hätten mich sonst ausgelacht.)
Na ja, und später, in der Pubertät, da wollte ich dann auch ein Mädchen sein, weil ich eher passiv und schüchtern war, und mir dachte, das was ein Junge anstellen muss, damit er eine Freundin bekommt, das kann ich nie, und die Mädchen haben es in dieser Beziehung viel leichter.
Und jetzt ist es so, dass meine inneren Persönlichkeitsanteile alle weiblich sind, ich find überhaupt nichts männliches, also nichts, was sich mit anderen Männern identifizieren möchte, und das heißt irgendwie, dass ich gendermäßig eher eine Frau bin. (Habe auch ziemlich lange Haare.)
Mit meinem Körper komme ich allerdings klar, da sehe ich keinen Grund was zu ändern, auch weil mir die Vorstellung von künstlichen Eingriffen sowieso ein Horror ist, und alles so natürlich sein soll wie es geht. (Bis hin zu meiner Angewohnheit, mich nur zu rasieren, wenn es echt schon wieder unbedingt mal sein muss, wodurch ich im besten Fall einen Dreitagesbart habe, im schlimmsten Fall auch etwas mehr, bin da aber vielleicht auch durchaus flexibel.)
Ich glaube, das Hauptproblem ist, dass ich die Männer alle nicht so mag, auch wenn ich in den letzten Jahren etwas toleranter geworden bin, und manche auch ganz okay sind, aber ich kann mich weder mit ihnen identifizieren, noch sie irgendwie attraktiv finden. Deswegen ist ich die Homosexualität für mich auch nicht gangbar, und die normalen männlichen Verhaltensweisen in Bezug auf Partnerschaft kann ich auch nicht, bin also irgendwie ein Reinfall auf allen Ebenen.
Deswegen hab ich mir gedacht, wenn ich das nicht nur spaßeshalber so sehe, als wäre ich eine lesbische Frau in einem männlichen Körper, sondern ganz ernsthaft, ob mich das irgendwie weiterbringen könnte. Vielleicht verstehe ich mich mit anderen lesbischen Frauen umso besser, weiß zwar nicht, wo das ganze hinführen soll, aber ich weiß auch noch nicht so ganz, warum andere Frauen überhaupt lesbisch sind. Hat das was mit der Psychologie zu tun, dass sie wie ich mit den Männern nicht so können? Oder geht es da rein um die Sexualität, dass sie es nicht mögen, wenn man in sie was hineinsteckt, aber andererseits, anscheinend nehmen die auch Dildos. (Mir persönlich wäre das Hineinstecken vielleicht auch nicht so wichtig, hab mir das noch nicht so überlegt, überhaupt hab ich noch nicht so viel sexuelle Erfahrung mit anderen, als dass ich das jetzt praktisch beurteilen könnte.)
(Vielleicht ist es auch wegen der Automatik, die ein Mann entwickelt, wenn er in die Nähe einer gewissen Erregungsschwelle kommt, die manche Frauen nicht so mögen, weswegen sie es lieber mit anderen Frauen machen, weil sie sich da überfahren fühlen und lieber flexibel herumsurfen?) (Einen Vorteil hat die viele sexuelle Erfahrung, die man sich allein verschafft, nämlich wenn man neugierig ist, kommt man immer auf was neues drauf, und da gibt's echt total viele verschiedene Gemütszustände, die da involviert sind und die man einzeln hervorholen kann, und da kann man sich selber subtiler wahrnehmen als wenn man immer auf wen anderen schaut.) (M.a.W. ich bin da eher reichhaltig.)
Na gut, soweit mal. Vielleicht gibt's auch Leidensgenossen oder -innen, vielleicht jemand so wie ich, oder vielleicht auch einen homosexuellen Mann in einem weiblichen Körper, obwohl mir das wahrscheinlich auch eher nicht so zusagt, weil wenn ich die Männer mögen würde, wäre ich ja selber einer, und dann hätte ich auch schon längst eine normale Frau und eine fast normale Familie.