Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Durch einen dummen Zufall erfuhr ich, das ich nicht sein einziges Opfer war! Wir waren allein 5 Frauen in unserer Abteilung..stellt Euch das mal vor! Und alle haben geschwiegen...alles gestandene Frauen zwischen 25 -48 Jahre alt...der einzige rote Faden war: alleinstehend mit oder ohne Kind!
Liebe Antenne,

was mich die ganze Zeit schon wundert, ist, dass ihr Frauen trotz privater Treffen nie auf dieses Thema gekommen seid. Ich meine, bei uns würden Bemerkungen fallen, die andere aufhorchen liesen.
 
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Es fing alles total harmlos an...die ganze Abteilung freute sich über unseren neuen Oberarzt...der war ja ach so nett, freundlich, charmant...war schnell mit allen per Du...auch mit mir!

Die sonst herrschende Hirachie in unserem Krankenhaus verlief anders! Ärzte und Fussvolk, das zuarbeiten durfte!

Wir haben uns alle eine tolle Gemeinschaft in der Abteilung aufgebaut und hörten öfter auch: Bei euch möchte ich auch arbeiten!
Nun gab es dann auch private Treffen zu Geburtstagen, Ausflügen etc. von der Putzfrau bis zum Chefarzt...täglich hat irgentjemand selbstgebackenen Kuchen verteilt...wir hatten den Himmel auf Erden!

private Unterhaltungen gab es auch...über Alles und Nichts! ER stellte manchmal komische Fragen...Nie dem Einzelnem, ehr so locker in die Runde: Wie schlaft ihr eigentlich...mit offenem Fenster oder abgedunkelt?
Trinkt ihr Milch?
Was esst ihr am liebsten?
( heute bin ich schlauer, damals hatte ich keine Ahnung von einer homöopatischen Annamnese)
Klar haben wir geantwortet...es dachte sich ja keiner von uns was dabei!
Ee empfahl uns auch so den einen oder anderen Heilstein...vor gut 10 Jahren war das für viele von uns Neuland...Er galt da als Exot und wir mochten ihn alle!
Und dann fing es an, mit schmutzigen Witzen...erst harmlos, dann wurden die Witze immer schärfer!

So in etwa liefen alle seine Anzüglichkeiten ab:

Frau X kommt in unsere Abteilung, fliegt säuselnd auf ihn zu...Ach mein Lieber, Du hast doch bestimmt eine Kopfschmerztablette für mich?"
"Ja klar, aber nur eine Spalt!"
...gab ihr eine Tbl. und weg war sie...Er drehte sich zu mir und sagte: " Deine Spalte möchte ich auch gern mal sehen!"

Da bleibt Dir die Luft weg! Bevor ich reagieren konnte, ist er durch einen Gang verschwunden!
Ich besorgte mir ein Diktiergerät...wollte diese "Gespräche" aufnehmen, aber es gelang nicht eine gute Aufnahme!

War ich im Kellerarchiv um etwas heraus zu suchen...schmale Gänge, nicht das beste Licht, abgelegen und einsam, stand er plötzlich da! Im Gang, lächelnd..."Dich habe ich gesucht"...und ergötzte sich an meiner Angst...

NIE hat er mich angefasst...er stand immer nur da und glotzte und sagte Sauereien, die mir an die Psyche gingen!
Zu Anfang waren es Sprüche für mich, irgentwann war es nicht mehr lustig, dann nervte es nur noch und dann wurden diese Sätze zu tausend Nadelstichen, sie machten mich unkonzentriert...ich wollte nicht mehr allein in den Keller...später hatte ich mich dann dort eingeschlossen, wenn ich in dem Archiv Arbeiten zu erledigen hatte!

Heute sage ich: Steter Tropfen höhlt den Stein!

Ich hätte die Möglichkeit gehabt, ihn zivilrechtlich ran zu kriegen; doch ich hatte die Kraft nicht...! Ich brach innerlich zusammen, wenn ich nur den Namen Gregor gehört habe!

Ich war einfach zu schwach!

Was kann ich betroffenen Frauen raten/sagen?

Schreibt wenigstens die Übergriffe auf...Text, Datum, Zeit...quasi eine Art Tagebuch führen! Angeblich werden solche Aufzeichnungen wenigstens teilweise anerkannt und im Falle einer Aussage kann man sich so besser erinnern!
Stellt dem Täter eine Falle! Die heutigen Diktiergeräte sind besser, als vor 10 Jahren...jedes Handy ist da wohl schon besser!

Und den Unbetroffenen möchte ich sagen:
Greift ein, wenn Ihr so etwas mitbekommt!


So einen Al hatten wir auch mal...
Er hatte sogar ein Verhältnis mit ner Aushilfe gehabt.
Alle hatten or ihm Schiß, weil er auch noch cholerisch war.
Bei einer Feier unterhalt ich mich mit einem Kollegen über dessen garten.Er erzählte über Zwiebeln und ich erwähnte Charlotten. er meinte, die seien aber schärfer und dieser Al dreht sich rum und meint "Zu scharf fiele ihm auch noch was ein"
Meine Antwort, natürlich laut und deutlich, daß es auch alle mitbekommen"Das lassenSie mal besser bleiben, sonst kriegen Sie ne Antwort on mir, die sich gewaschen hat"
Er sagte nix mehr und für ne Minute war´s totenstill im Raum.
und ich war zu diesem Zeitpunkt auch nur ne Aushilfe.
Seltsamerweise hab ich mich auch in der Schule schon am liebsten mit den Paukern angelegt, wo sich sonst keiner traute, weil alle Muffensausen vor den Typen hatten.



Sage
 
Das Interessante an der ganzen Sache ja ist, das ich sonst auch nicht zu denen gehöre, die auf den Mund gefallen sind!
Ich kann mich gut für Dritte einsetzen, wenn ich der Meinung bin, das diese ungerecht behandelt werden!
Warum ich da nicht "besser" reagiert habe, kann ich mir bis heute nicht erklären!
Auch die anderen Frauen waren nicht in der Lage, sich grossartig zu wehren...alle haben geschwiegen...ja bis zu dem Zufall, als alles heraus kam! Von da an waren wir schon eine Front, aber wir wurden angehalten, den Kollegen nicht zu moben :nudelwalk

Ich habe dafür keine Erklärung!
 
ich finde das eine sehr gute sache, auch wenn ich mich dazu nur indirekt äußern kann.
ich hatte mal eine frau in beratung, die ihren traumjob gefunden hatte, tja aber nur für 3 monate, denn da hat dann der chef angefangen sie zu belästigen. sie ist tränenüberströmt wieder zu mir gekommen und hatte jeglichen mut verloren.

bei uns in der firma trifft das zum glück nicht zu, wohl aber auch aus dem grund, weil ich nur weibliche arbeitskolleginnen habe. aber dafür gibt es andere schwierigkeiten, bei uns wird gemobbt was das zeug hält und das im sozialbereich.

das ist fast "normal" im sozialbereich, kenne ich gut. hier kann man gut die praxis des "loslassens" üben, eventuell auch der metta-meditation, die spiritualität kennt eine "eigentümliche" moral.:weihna1

lg. fl
 
Hallo ihr Lieben!

Ganz herzlichen Dank für die vielen wertvollen Inputs und bewegenden Aussagen! Ich hab’ mal versucht, die wichtigsten Aussagen nach Reihenfolge der Postings zusammenzustellen und Bemerkungen/Infos meinerseits anzuhängen… Auch werden zum Teil weitere Fragen aufgeworfen, für deren Beantwortung ich sehr dankbar wäre!

sage: „Verbale Belästigung hatten wir bei uns zur Genüge.
Mit verbaler Belästigung fängt es gerne an. Wehrt man sich nicht dagegen, wird gerne eine Stufe hochgeschaltet…

sage: Die meisten schweigen aber oder sagen es nur einem Kollegen, wollen aber keine weiteren Schritte einleiten.
Erster Hinweis für mich als Vertrauensperson: Angst des Opfers vor weiteren Schritten. Also heisst das für mich, Betroffene bzw. MA allgemein aufklären, dass der Einbezug einer Vertrauensperson nicht automatisch weitere Schritte bedeutet! Die Vertrauensperson leitet nichts aber auch wirklich gar nichts an irgendeine Stelle weiter, ohne dies vorher mit der betroffenen Person abgeklärt zu haben!

Sage: Und es wird auch noch abgewiegelt.
Oftmals deshalb, weil Vorgesetzte rechtliche Schritte befürchten, die u.U. teuer werden könnten… Also bedeutet dies für mich, Betroffene darin zu bestärken, keine Verharmlosung zuzulassen, welche allenfalls dem Vorgesetzten dienen könnte.

Sage: Mein damaliger AL wollte nicht, daß ich vor´s Arbeitsgericht ginge.
Klar, weil’s für ihn eben evtl. teuer geworden wäre.
Jedes Opfer sollte hellhörig werden, wenn der Vorgesetzte ein juristisches Vorgehen vermeiden möchte.

Sage: Später haben die beiden Typen noch mehrere Frauen mit ihren Sprüchen genervt.
Eine der möglichen Folgen, wenn nicht im ausreichenden Mass dagegen vorgegangen wird. Dies zeigt, wie wichtig es wäre, von Anfang an sich massiv zu wehren.

Sage: Allerdings gilt dabei, wie immer, Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei. man braucht schon Nerven wie Drahtseile
Vertrauenspersonen können das Opfer während des gesamten Prozesses begleiten und den Rücken stärken.

Zadorra125: Denn es läuf meisten darauf zu, das es eine höhergestellte Person ist, die mich jeder Zeit vor die Türe setzt, oder die Belegschaft gegen mich aufhetzt.
Liebe Pia, meinst du damit, dass ein Vorgesetzter der Belästiger ist oder dass wenn er von dem Vorfall erfährt, er das Opfer dann entlässt?

Sitanka: bei uns wird gemobbt was das zeug hält und das im sozialbereich.
Mobbing ist auch teilweise Vorläufer und noch häufiger Folge einer sexuellen Belästigung! Jedoch muss mit dem Begriff „Mobbing“ vorsichtig umgegangen werden, d.h. von Mobbing kann – ganz grob – dann gesprochen werden, wenn eine Person über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate) gezielt schikaniert, (psychisch) gequält oder verletzt wird mit der Absicht, die Person zur Kündigung ihres Arbeitsplatzes zu veranlassen.

Favole: Bei mir fing es ganz harmlos an, der Typ war nett man plauderte und war Kollegen. Dann wurde er befördert und dachte er ist in der Position wo man ein paar Spielchen treiben kann und die Untergeordneten halten die Klappe. Da in der heutigen Zeit ja jeder froh ist Arbeit zu haben würde Frau als devotes Naivchen durch die Gegend rennen.
Es fing an mit zufälligen Berührungen, Blicken die einen auszogen.

Klassischer Machtmissbrauch eines Vorgesetzten!

Favole: das ganze liegt inzwischen 4 Jahre zurück, aber dieses ungute Gefühl in seiner Fraulichkeit erniedrigt worden zu sein, daß beschleicht mich doch manchmal noch.
Kann ich nur zu gut nachfühlen! Als Vertrauensperson kann ich nur das Opfer dabei unterstützen, sich wirklich psychologische Hilfe zu holen, um das Geschehene besser verarbeiten zu können.

Sage: Also "Feuermelder" (reinschlagen und sich wohl fühlen) oder wer mag "Hush Puppies" (reintreten und s.o.) und dann zurück zur Tagesordnung.
Gut, dass du dich zu wehren weißt! Und was kannst du jenen raten, die sich nicht trauen, sich zu wehren?

Reinfried: z.B. eine Richtlinie oder Definition unter die Belegschaft zu bringen, was nun sexuelle Belästigung ist und was nicht. Denn ich glaube, dass genau DA eine Unsicherheit besteht und viele Menschen zum Schweigen bringt.
Ich weiss nicht, wie es in Deutschland oder Österreich ist, jedoch gilt bei meinem Schweizer Arbeitgeber, dass es sich dann um sexuelle Belästigung handelt, sobald sich die betroffene Person sexuell belästigt fühlt, d.h. das subjektive Empfinden entscheidet! Was also für die eine Person als völlig harmlos angesehen wird, kann für eine andere Person bereits ein massiver Übergriff sein. Für mich leite ich aus deinem Vorschlag ab, dass bzgl. Definition Aufklärungsarbeit der gesamten Belegschaft notwendig ist, so dass mögliche Opfer und mögliche Täter Bescheid wissen.

Reinfried: Weiters könnte ich mir auch vorstellen, dass ich, wäre ich in so einer Situation einer Belästigten, Angst davor hätte, das Heft aus der Hand zu geben - d.h. dass Schritte unternommen werden in meinem Namen, wo ich nicht mehr gefragt werde, ob ich diesen (noch) zustimme.
Hier scheint also in der Tat ein grosser Aufklärungsbedarf zu sein, was unter einer „Vertrauensperson“ zu verstehen ist. Jeder Schritt wird vorher mit der betroffenen Person besprochen, d.h. die Vertrauensperson unternimmt von allein erst mal gar nichts.

Indigomädchen: Meiner Meinung nach passiert das nur mit Opfertypen, bei einer selbstbewußten Frau (á la Favole) sind es Idioten.
Achtung, weitverbreiteter Irrtum, dass es nur Opfertypen passiert! Es sind praktisch alle Frauen-/Männer-Typen betroffen, ob jung oder alt, attraktiv oder weniger attraktiv, ob selbstbewusst oder schüchtern. Es kann sogar sein, dass eine selbstbewusste Person psychisch noch mehr Schwierigkeiten hat damit umzugehen als eine weniger selbstbewusste Person.

Sage: Aber auch Frauen sind oft leichtsinnig mit lockeren Sprüchen und begeben sich damit in ein Fahrwasser, wo solche Typen drauf anspringen.
Auch frau muß wissen, wo die Grenze ist.

Sicher! Provozieren ist leichtsinnig.

Favole: Ich denke ja wenn sich son Typ auf die Pirsch macht, ist es ihm ziemlich Brust wie seine "Beute" aussieht.
Dem ist in der Tat so!

Indigomädchen: Also weißt du, ich kann auch nicht alles klauen, nur weil Ware für mich verlockend ausgestellt ist.
Genau! Wichtig finde ich, dass ein Opfer nicht auch noch Schuldgefühle bekommt, sie hätte es durch ihre Kleidung oder ihr Verhalten provoziert.

Sage: schließlich gibt´s auch Frauen, die das nicht so einfach wegstecken und sich noch schuldig fühlen.
Richtig! Und dieses „sich schuldig fühlen“ verhindert ja leider oft, dass die betroffene Person sich Hilfe holt.

Lilaengel1965: ein mädchen, 16 jahre jung, arbeitet in einer kanzlei. dort arbeitet sie und 2 chefs. sowie ein mandant, der ein zimmer angemietet hat.
das mädchen wurde monatelang von dem mandanten verbal sexuell belästigt.
gespräche mutter-chef brachten rein gar nix; im gegenteil, dem mädchen wurde seitens des chefs bei gesprächen nicht in die augen, sondern in den ausschnitt geschaut ...

Lehrlinge sind mitunter diejenigen Opfer, die sich am wenigsten zu wehren wissen, zumal es die Angst vor Verlust der Lehrstelle noch zusätzlich schwierig macht. Ich kann hier nur an „ältere“ KollegInnen appellieren, ein besonderes Augenmerk auf die Lehrlinge zu haben, ihnen gegenüber eine beschützende Rolle einzunehmen und im ständigen Kontakt zu bleiben.

Lilaengel1965: anzeige würde im sand verlaufen, da es aussage gegen aussage stand, bzw das lehrmädchen keine beweise / keine zeugen hatte ....
Beweise vorlegen zu können ist leider oftmals schwierig. Das wissen jedoch auch die Gerichte, denn oftmals sucht sich der Täter ja einen Moment aus, in welchem es keine Zeugen gibt. Hilfreich ist aber zumindest, sich eine Art „Tagebuch“ anzulegen, um es chronologisch zu dokumentieren. Auch immer überlegen, ob es nicht doch einen Zeugen geben könnte – und sei es nur jemand, der einen kurz vorher oder nachher gesehen hat.

Lilaengel1965: ich kenne das mädchen persönlich, sie ist weder provokant angezogen, noch gibt sie sich irgendwie so, dass man(n) denke könnte, sie will angemacht werden.........
Es kann wirklich JEDE/N treffen! Und jene, die sich dadurch geschützt fühlen, dass sie eine gewisse Stärke oder ein „pass bloss auf…“ ausstrahlen, wiegen sich leider in einer falschen Sicherheit! Es gibt durchaus Täter, welche sich gerade dadurch noch stärker angezogen fühlen – und unter Umständen gehen sie dabei noch brutaler vor.

Lilaengel1965: in solchen fällen gibt es einfach keine hilfe, außer kündigen !!!!!!!!!!!!!!!!
Dem ist leider in der Tat ganz häufig so – auch wenn der Täter vielleicht sogar gestellt wird und von der Bildfläche verschwindet, ist der psychische Druck der Erinnerung an den Ort des Geschehens oftmals unsagbar gross, man hält es schlichtweg nicht aus.

Halastjarna: Zum einen müsste die Person an die ich mich wende vertrauenserweckend und sympathisch sein. Ich müsste den Eindruck haben, dass ich mich auf sie verlassen kann und wirklich nur das nach Außen gelangt was vereinbart wird und alle Schritte die unternommen werden mit mir abgesprochen werden. Desweiteren wäre für mich wichtig, dass daraus keine negativen Nachwirkungen entstehen die mein Anstellungsverhältnis gefährden könnten, sprich der Chef erfährt nur das notwendigste über die Angelegenheit, evtl. sogar nur ohne Nennung des Namens.
Liebe Sandra, danke für deine umfassenden Überlegungen! Sympathie und Vertrauenswürdigkeit der Vertrauensperson sind bestimmt zwingend notwendige Grundvoraussetzungen. Auch ist der Schutz der betroffenen Person absolutes Muss. Problematisch wird es jedoch, wenn man den Chef einerseits informieren will, andererseits aber keinen Namen nennen möchte. Was soll der Chef in diesem Fall tun? Er ist – zumindest bei meinem Schweizer Arbeitgeber – in seiner Funktion als Vorgesetzter verpflichtet, der Sache nachzugehen, sobald er davon erfährt. Eine betroffene Person muss sich also irgendwann entscheiden, ob sie es dabei belassen möchte, sich lediglich der Vertrauensperson zu öffnen oder ob die Sache weiterverfolgt werden soll. Gerade bei dieser Entscheidung wird sie von der Vertrauensperson beraten – ohne dass diese versucht, das Opfer zu irgendeinem Schritt zu überreden! Letztgenanntes finde ich persönlich extrem wichtig!

Pisces: vielleicht gibt's für solche fälle ja auch ein unternehmen à la 'kiew-inkasso'?
Magst du das vielleicht etwas genauer erläutern, wie du dir das „Eintreiben von Forderungen“ in der Praxis vorstellst?

Feuervogel: Erstens kommt sowas (Gott sei Dank) nicht überall vor und dann braucht es auch sehr viel Fingerspitzengefühl dazu, um zu wissen, was man dagegen tun kann bzw. muss!
Mal die Frage in die Runde: Sind in Österreich und Deutschland keine Präventionsmassnahmen vorgeschrieben? Mein Arbeitgeber würde ganz schön zur Kasse gebeten werden, wenn ihm nachgewiesen werden könnte, dass er nicht genug im Vorfeld unternommen hat!

Feuervogel: Ich denke auch, dass Mobbing noch mehr verbreitet ist, als sexuelle Belästiung!
In der Tat, das kann ich nur bestätigen! Ich bin auch Ansprechsperson für Mobbing. Ich wollte nur die beiden Themen nicht mixen, vielleicht in einem separaten Thread…

Galahad: Beim Thema sexuelle Belästigung sollte man auch den üblichen Umgangston beachten.
Nicht jeder Spruch ist bösartig gemeint.
Es gibt halt Branchen wo ein Umgangston herrscht, der so manche Nutte noch zum erröten bringen könnte.
Und wenn eine Frau in solch einer Branche arbeitet, muss Sie auch auf derbe Sprüche gefasst sein.
Die sind dann noch nicht einmal persönlich gemeint.

Mag sein, dass die Sprüche nicht so gemeint sind, wie sie rüberkommen. Dies darf jedoch kein Freibrief hierfür sein und mit der Art der Branche entschuldigt werden! Gerade in diesen Branchen müssten m.E. umfassende Präventionsmassnahmen gesetzlich vorgeschrieben sein!

Sage: Ich arbeite an einer Uni und da wird/wurde nicht "nur" gemobbt.
Und oft ist gerade in "Akademikerkreisen" die sexuelle Belästigung eher ein Thema als bei "Malochern".
Sogar im Rotlichtmilieu sind die Herren oft gesitteter als manche angesehene Geschäftsleute
Ist jedenfalls meine Erfahrung.

Gerade in Akademikerkreisen ist es besonders schwer, sexuelle Belästigung glaubhaft zu machen. Das wissen auch die entsprechenden Täter!! Hier wäre es umso wichtiger, sich jemand anzuvertrauen, denn oftmals gibt’s da nicht nur ein Opfer…

Lobkowitz: also das sag ich jetzt als mann (e klar) auch wenn einn frau völlig nackt daherkommt, gibt mir das nicht das recht, sie zu belästigen..
daß man bei aufreizender kleidung natprlich vermehrt hinschaut, ist verständlich,a ber das ist kein freibrief für übergriffe..

Ganz herzlichen Dank lieber Thomas!

Indigomädchen: Oft passiert es in "zivilisierten" Kreisen, wo sich das so nebenbei einschleicht und eine Frau oft die Grenze zu spät erkennt.
Dieses „die Grenze zu spät erkennen“ ist ein wichtiger Punkt, den du da ansprichst! Hast du vielleicht einen Tipp, der hier weiterhelfen würde?

Sage: bei Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes scheint es an der Tagesordung zu sein.
Ich hab’ zwar keine Statistiken, könnte mir aber noch sehr gut vorstellen, dass dem so ist. Vermutlich weil sich Täter aus diesem Sektor sicherer fühlen was eventuelle Konsequenzen anbelangt. Andererseits hat gerade die öffentliche Hand noch recht viele Möglichkeiten für umfassende Präventionsmassnahmen.

Lilaengel1965: sowas geht massiv auf die psyche!
Deswegen kann ich es nur jeder betroffenen Person anraten, sich neben Gesprächen im privaten Umfeld auch noch psychologische Unterstützung bei einer Fachperson zu holen!
 
Antenne29: Mich hat es fast in den Selbstmord getrieben, nicht mal meinem damaligen Lebensgefährten habe ich von dieser Pein erzählt...ich war so machtlos...so wehrlos...hilflos...und dabei war ich schon über 35 Jahre alt!
Ich fühlte mich schuldig...

Herzlichen Dank für deinen eindrücklichen und erschütternden Bericht aus Sicht einer Betroffenen! Wenn du magst, würdest du dann versuchen im Nachhinein zu erspüren, was konkret diese Schuldgefühle in dir ausgelöst hat? Aber bitte wirklich nur, wenn es für dich ok ist!! Und gab’s bei dem Arbeitgeber eine offizielle Anlaufstelle – also eine Vertrauensperson? Falls nein, wärst du dort hingegangen, wenn es dies gegeben hätte? Was wäre für dich wichtig gewesen, um dich dieser Vertrauensperson anzuvertrauen?

Indigomädchen: Du bringst ein paar Sachen auf den Punkt.
1. Die Angst etwas zu sagen und alleine dazustehen - quasi als Lügnerin
2. Die frauenverachtende Haltung von Männern - blöd grinsend
3. Der Schutz der Täter - wir schweigen

Auch hier mal generell die Frage in die Runde: Was denkt ihr, könnte hier hilfreich sein?

Antenne29: Ich hätte die Möglichkeit gehabt, ihn zivilrechtlich ran zu kriegen; doch ich hatte die Kraft nicht...!
Was denkst du aus heutiger Sicht, hätte dir damals genügend Kraft gegeben, es durchzuziehen?

Antenne29: Auch die anderen Frauen waren nicht in der Lage, sich grossartig zu wehren...alle haben geschwiegen...ja bis zu dem Zufall, als alles heraus kam! Von da an waren wir schon eine Front, aber wir wurden angehalten, den Kollegen nicht zu moben
Da fehlen einem die Worte… Von wem wurdet ihr dazu angehalten?


Und hier noch zusammengefasst eure konkreten Vorschläge:
  1. Vielleicht kannst Du ja Seminare anbieten und so Opfer und deren Kolleginnen sensibilisieren und sie über ihre Rechte aufklären. (sage)
  2. Als erstes müsste feststehen, das wenn ich etwas sage, das es vertraulich behandelt wird. Das noch nicht gemacht wird, erst nach dem Gespräch, mir es noch einmal überlegen könnte, ob ich weiter gehe oder nicht. (zadorra125)
  3. Ich könnte mir vorstellen, dass es vielleicht wichtig wäre, in Info-Vorträgen Aufklärungsarbeit zu leisten. (Reinfried)
  4. Ich fände Kurse angebracht, die Frauen emotional so stark zu machen, dass sich Männer das gar nicht erst getrauen. Das heißt, dass sie gar nicht erst in so eine Situation kommen. (Indigomädchen)
  5. Weiters wären Tipps fein, wie man den Mann in die Schranken weisen kann ohne selbst dabei in eine peinliche Situation zu geraten. Da wären Psycholgen gefragt. (Indigomädchen)
  6. Vielleicht bietet sich manchmal auch ein Kollege an, wenn man das ganze nicht sofort an die große Glocke hängen will. Ich hätt z.B. kein Problem damit, wenn eine Kollegin mich drauf anspricht, dem Grabscher mal "zuzureden". (Delphinium)
  7. in solchen fällen gibt es einfach keine hilfe, außer kündigen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (lilaengel1965)
  8. 8) den Vorschlag, über: was ist sexuelle Belästigung? aufzuklären finde ich sehr gut. Vor allem wenn die Männer bei dieser "Weiterbildung" mit anwesend sind!!! (Kaji)
  9. Schreibt wenigstens die Übergriffe auf...Text, Datum, Zeit...quasi eine Art Tagebuch führen! Angeblich werden solche Aufzeichnungen wenigstens teilweise anerkannt und im Falle einer Aussage kann man sich so besser erinnern! (antenne29)
  10. Stellt dem Täter eine Falle! Die heutigen Diktiergeräte sind besser, als vor 10 Jahren...jedes Handy ist da wohl schon besser! (antenne29)

Abschliessend noch der Versuch einer Definition:
Sexuelle Belästigung = Jegliche Verhaltensweise sowie nonverbale oder verbale Äusserung mit sexuellem Bezug, die eine Missachtung der persönlichen Grenzen darstellt. Diese Grenzen sind ganz individuell/subjektiv, d.h. werden von jeder/m selbst bestimmt. Dazu gehören neben konkreten Annäherungsversuchen und sexuellen Übergriffen auch anzügliche Bemerkungen über die Person oder deren Aussehen, „zufällige“ Berührungen, sexistische Witze und Sprüche, pornographische Fotos („Pin ups“) oder auch entsprechende Bildschirmschoner/Mousepads. Auch Situationen, in welchen gewissermassen ein Machtgefälle ausgenutzt wird gehören dazu – z.B. eine erzwungene Einladung eines Vorgesetzten, deren Ablehnung einen Nachteil nach sich ziehen würde oder auch KlientInnen, die ihre Position ausnutzen.

Okay, soweit mal von meiner Seite.
Ganz liebe Grüsse :liebe1:
Fortuity
 
Nachdem ich mir dieses Thema durchgelesen habe, wundere ich mich, wie einseitig es betrachtet wird. Mann=Täter, Frau=Opfer. Dabei gibt es durchaus die umgekehrte Situation. Auch das dürfte für eine Vertrauensperson wichtig sein.
Frau berührt Mann sexistisch, z.B. indem sie bei jeder Gelegenheit mit ihrer Brust seine Schulter oder Arm berührt, mit passendem Gesichtsausdruck.
Frau setzt sich mit einem Bein auf den Schreibtisch des Mannes, wobei deutlich sichtbar wird, daß sie halterlose Strümpfe trägt.
Frau setzt sich bei jeder Gelegenheit so, daß ihr Höschen sichtbar ist.
Ok, das ist noch harmlos, aber:
Frau möchte, daß sie eine andere Arbeit zugewiesen bekommt, wenn nicht, droht sie damit, zu behaupten, sie wäre sexuell belästigt worden.
Frau möchte, daß nicht ihre Kollegin, sondern sie selber den freiwerdenden Posten bekommt. Wenn nicht, reisst sie ihre Bluse auf, stürmt tränenüberströmt aus dem Büro und behauptet, du wolltest sie vergewaltigen.
Hunderte andere solche Situationen, wo Frau darauf vertrauen kann, daß ihr geglaubt wird, weil Männer Schweine sind.

Stell dir vor, ein Mann wendet sich in einer solchen Situation an dich als "Vertrauensperson" (weiblich). Wie würde das wohl ausgehen???

Hast du dir überhaupt schon mal Gedanken über die Dualität gemacht?
Kennst du die grenzenlose Hinterhältigkeit von Frauen, die in der Literatur eigentlich zuhauf beschrieben wird?
Glaubst du, Frauen sind Heilige?

Träum weiter!

Ein entsetzter Caduceus
 
Nachdem ich mir dieses Thema durchgelesen habe, wundere ich mich, wie einseitig es betrachtet wird. Mann=Täter, Frau=Opfer. Dabei gibt es durchaus die umgekehrte Situation. Auch das dürfte für eine Vertrauensperson wichtig sein.
Frau berührt Mann sexistisch, z.B. indem sie bei jeder Gelegenheit mit ihrer Brust seine Schulter oder Arm berührt, mit passendem Gesichtsausdruck.
Frau setzt sich mit einem Bein auf den Schreibtisch des Mannes, wobei deutlich sichtbar wird, daß sie halterlose Strümpfe trägt.
Frau setzt sich bei jeder Gelegenheit so, daß ihr Höschen sichtbar ist.
Ok, das ist noch harmlos, aber:
Frau möchte, daß sie eine andere Arbeit zugewiesen bekommt, wenn nicht, droht sie damit, zu behaupten, sie wäre sexuell belästigt worden.
Frau möchte, daß nicht ihre Kollegin, sondern sie selber den freiwerdenden Posten bekommt. Wenn nicht, reisst sie ihre Bluse auf, stürmt tränenüberströmt aus dem Büro und behauptet, du wolltest sie vergewaltigen.
Hunderte andere solche Situationen, wo Frau darauf vertrauen kann, daß ihr geglaubt wird, weil Männer Schweine sind.

Stell dir vor, ein Mann wendet sich in einer solchen Situation an dich als "Vertrauensperson" (weiblich). Wie würde das wohl ausgehen???

Hast du dir überhaupt schon mal Gedanken über die Dualität gemacht?
Kennst du die grenzenlose Hinterhältigkeit von Frauen, die in der Literatur eigentlich zuhauf beschrieben wird?
Glaubst du, Frauen sind Heilige?

Träum weiter!

Ein entsetzter Caduceus

Heilig sind Frauen in diesem Sinne sicher auch nicht mehr oder weniger als Männer (siehe Mobbing dort, wo meist nur Frauen arbeiten).

Und es ist doch sehr wertvoll, daß Du hier den Gegenpart ansprichst!!

Kaji
 
Hallo Caduceus!

Besten Dank für dein Statement!
Nachdem ich mir dieses Thema durchgelesen habe, wundere ich mich, wie einseitig es betrachtet wird. Mann=Täter, Frau=Opfer.
Aufpassen! Wenn du meine Beiträge genau liest, wirst du sicherlich bemerken, dass ich oftmals die neutralen Begriffe „betroffene Person“ oder „Betroffene“ (Mehrzahl) oder „das Opfer“ verwendet habe - eben weil es für beide Seiten zutreffen kann! Und ich darf mich mal eben selbst zitieren:
„Achtung, weitverbreiteter Irrtum, dass es nur Opfertypen passiert! Es sind praktisch alle Frauen-/Männer-Typen betroffen, ob jung oder alt, attraktiv oder weniger attraktiv, ob selbstbewusst oder schüchtern. Es kann sogar sein, dass eine selbstbewusste Person psychisch noch mehr Schwierigkeiten hat damit umzugehen als eine weniger selbstbewusste Person
Lediglich wenn ich direkt auf eine konkrete Schilderung eines Postings Bezug genommen habe, habe ich auch z.B. vom "dem Vorgesetzten" gesprochen!
Dabei gibt es durchaus die umgekehrte Situation. Auch das dürfte für eine Vertrauensperson wichtig sein.
Dessen bin ich mir vollkommen bewusst - zumal ich in meinem Umfeld einen Fall kenne! Dort ging es um eine Kundin, die den Angestellten massivst belästigte.
Stell dir vor, ein Mann wendet sich in einer solchen Situation an dich als "Vertrauensperson" (weiblich). Wie würde das wohl ausgehen???
Bei uns gibt es zwei Vertrauenspersonen – 1x weiblich, 1x männlich! Kann ich auch nur jedem Unternehmen empfehlen! Bei uns war es jedoch bislang so, dass es "nur" eine männliche Vertrauensperson gab. Daher kam die Forderung nach einer weiblichen Vertrauensperson m.E. zurecht!
Hast du dir überhaupt schon mal Gedanken über die Dualität gemacht?
Ja, auch wenn du versuchst, mir eine einseitige Sichtweise zu unterstellen! Darf ich dich in diesem Zusammenhang auf deine eigene Signatur verweisen?!
Kennst du die grenzenlose Hinterhältigkeit von Frauen, die in der Literatur eigentlich zuhauf beschrieben wird?
Glaubst du, Frauen sind Heilige?

Träum weiter!

Ein entsetzter Caduceus

Ich bin dir dankbar für deinen expliziten Hinweis auf die Möglichkeit vertauschter Rollen, da dies offenbar deinem Empfinden nach bislang unerwähnt blieb. Ich wäre dir jedoch genauso dankbar, du würdest mir keine Träumereien unterstellen!

Freundlichst,
Fortuity
 
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Danke für deine sachliche Stellungnahme.
"Träumerei" hiermit zurückgenommen.

Das Thema berührt mich insofern, als ich eine Führungsposition in einem mittelständischen Unternehmen auf Grund einer sexistischen Intervention meiner Gegenspielerin verloren habe, obwohl mir nur zwei Monate vorher vor versammelter Mannschaft höchste Verdienste in Bezug auf die Steigerung des Umsatzes und des internationalen Ansehens der Firma bescheinigt wurden.
Wären der Geschäftsführer und ich schwul gewesen, wäre es anders ausgegangen ;)
Die Firma mußte mich übrigens als freien Mitarbeiter mit eigener Abteilung und Sekretärin ohne definierte Aufgabe weiterbeschäftigen, weil sie auf mein Wissen nicht verzichten konnte. Das verdeutlicht den unsachlichen Grund meiner sofortigen Enthebung von meinen damaligen Aufgaben.

Übrigens sind auch die anderen Beispiele, die ich angeführt habe, persönlich Erfahrungen, keine Hirngespinste.

Gruß Caduceus
 
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