Hallo ihr Lieben!
Ganz herzlichen Dank für die vielen wertvollen Inputs und bewegenden Aussagen! Ich hab mal versucht, die wichtigsten Aussagen nach Reihenfolge der Postings zusammenzustellen und Bemerkungen/Infos meinerseits anzuhängen
Auch werden zum Teil weitere Fragen aufgeworfen, für deren Beantwortung ich sehr dankbar wäre!
sage: Verbale Belästigung hatten wir bei uns zur Genüge.
Mit verbaler Belästigung fängt es gerne an. Wehrt man sich nicht dagegen, wird gerne eine Stufe hochgeschaltet
sage: Die meisten schweigen aber oder sagen es nur einem Kollegen, wollen aber keine weiteren Schritte einleiten.
Erster Hinweis für mich als Vertrauensperson: Angst des Opfers vor weiteren Schritten. Also heisst das für mich, Betroffene bzw. MA allgemein aufklären, dass der Einbezug einer Vertrauensperson nicht automatisch weitere Schritte bedeutet! Die Vertrauensperson leitet nichts aber auch wirklich gar nichts an irgendeine Stelle weiter, ohne dies vorher mit der betroffenen Person abgeklärt zu haben!
Sage: Und es wird auch noch abgewiegelt.
Oftmals deshalb, weil Vorgesetzte rechtliche Schritte befürchten, die u.U. teuer werden könnten
Also bedeutet dies für mich, Betroffene darin zu bestärken, keine Verharmlosung zuzulassen, welche allenfalls dem Vorgesetzten dienen könnte.
Sage: Mein damaliger AL wollte nicht, daß ich vor´s Arbeitsgericht ginge.
Klar, weils für ihn eben evtl. teuer geworden wäre.
Jedes Opfer sollte hellhörig werden, wenn der Vorgesetzte ein juristisches Vorgehen vermeiden möchte.
Sage: Später haben die beiden Typen noch mehrere Frauen mit ihren Sprüchen genervt.
Eine der möglichen Folgen, wenn nicht im ausreichenden Mass dagegen vorgegangen wird. Dies zeigt, wie wichtig es wäre, von Anfang an sich massiv zu wehren.
Sage: Allerdings gilt dabei, wie immer, Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei. man braucht schon Nerven wie Drahtseile
Vertrauenspersonen können das Opfer während des gesamten Prozesses begleiten und den Rücken stärken.
Zadorra125: Denn es läuf meisten darauf zu, das es eine höhergestellte Person ist, die mich jeder Zeit vor die Türe setzt, oder die Belegschaft gegen mich aufhetzt.
Liebe Pia, meinst du damit, dass ein Vorgesetzter der Belästiger ist oder dass wenn er von dem Vorfall erfährt, er das Opfer dann entlässt?
Sitanka: bei uns wird gemobbt was das zeug hält und das im sozialbereich.
Mobbing ist auch teilweise Vorläufer und noch häufiger Folge einer sexuellen Belästigung! Jedoch muss mit dem Begriff Mobbing vorsichtig umgegangen werden, d.h. von Mobbing kann ganz grob dann gesprochen werden, wenn eine Person über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate) gezielt schikaniert, (psychisch) gequält oder verletzt wird mit der Absicht, die Person zur Kündigung ihres Arbeitsplatzes zu veranlassen.
Favole: Bei mir fing es ganz harmlos an, der Typ war nett man plauderte und war Kollegen. Dann wurde er befördert und dachte er ist in der Position wo man ein paar Spielchen treiben kann und die Untergeordneten halten die Klappe. Da in der heutigen Zeit ja jeder froh ist Arbeit zu haben würde Frau als devotes Naivchen durch die Gegend rennen.
Es fing an mit zufälligen Berührungen, Blicken die einen auszogen.
Klassischer Machtmissbrauch eines Vorgesetzten!
Favole: das ganze liegt inzwischen 4 Jahre zurück, aber dieses ungute Gefühl in seiner Fraulichkeit erniedrigt worden zu sein, daß beschleicht mich doch manchmal noch.
Kann ich nur zu gut nachfühlen! Als Vertrauensperson kann ich nur das Opfer dabei unterstützen, sich wirklich psychologische Hilfe zu holen, um das Geschehene besser verarbeiten zu können.
Sage: Also "Feuermelder" (reinschlagen und sich wohl fühlen) oder wer mag "Hush Puppies" (reintreten und s.o.) und dann zurück zur Tagesordnung.
Gut, dass du dich zu wehren weißt! Und was kannst du jenen raten, die sich nicht trauen, sich zu wehren?
Reinfried: z.B. eine Richtlinie oder Definition unter die Belegschaft zu bringen, was nun sexuelle Belästigung ist und was nicht. Denn ich glaube, dass genau DA eine Unsicherheit besteht und viele Menschen zum Schweigen bringt.
Ich weiss nicht, wie es in Deutschland oder Österreich ist, jedoch gilt bei meinem Schweizer Arbeitgeber, dass es sich dann um sexuelle Belästigung handelt, sobald sich die betroffene Person sexuell belästigt fühlt, d.h. das subjektive Empfinden entscheidet! Was also für die eine Person als völlig harmlos angesehen wird, kann für eine andere Person bereits ein massiver Übergriff sein. Für mich leite ich aus deinem Vorschlag ab, dass bzgl. Definition Aufklärungsarbeit der gesamten Belegschaft notwendig ist, so dass mögliche Opfer und mögliche Täter Bescheid wissen.
Reinfried: Weiters könnte ich mir auch vorstellen, dass ich, wäre ich in so einer Situation einer Belästigten, Angst davor hätte, das Heft aus der Hand zu geben - d.h. dass Schritte unternommen werden in meinem Namen, wo ich nicht mehr gefragt werde, ob ich diesen (noch) zustimme.
Hier scheint also in der Tat ein grosser Aufklärungsbedarf zu sein, was unter einer Vertrauensperson zu verstehen ist. Jeder Schritt wird vorher mit der betroffenen Person besprochen, d.h. die Vertrauensperson unternimmt von allein erst mal gar nichts.
Indigomädchen: Meiner Meinung nach passiert das nur mit Opfertypen, bei einer selbstbewußten Frau (á la Favole) sind es Idioten.
Achtung, weitverbreiteter Irrtum, dass es nur Opfertypen passiert! Es sind praktisch alle Frauen-/Männer-Typen betroffen, ob jung oder alt, attraktiv oder weniger attraktiv, ob selbstbewusst oder schüchtern. Es kann sogar sein, dass eine selbstbewusste Person psychisch noch mehr Schwierigkeiten hat damit umzugehen als eine weniger selbstbewusste Person.
Sage: Aber auch Frauen sind oft leichtsinnig mit lockeren Sprüchen und begeben sich damit in ein Fahrwasser, wo solche Typen drauf anspringen.
Auch frau muß wissen, wo die Grenze ist.
Sicher! Provozieren ist leichtsinnig.
Favole: Ich denke ja wenn sich son Typ auf die Pirsch macht, ist es ihm ziemlich Brust wie seine "Beute" aussieht.
Dem ist in der Tat so!
Indigomädchen: Also weißt du, ich kann auch nicht alles klauen, nur weil Ware für mich verlockend ausgestellt ist.
Genau! Wichtig finde ich, dass ein Opfer nicht auch noch Schuldgefühle bekommt, sie hätte es durch ihre Kleidung oder ihr Verhalten provoziert.
Sage: schließlich gibt´s auch Frauen, die das nicht so einfach wegstecken und sich noch schuldig fühlen.
Richtig! Und dieses sich schuldig fühlen verhindert ja leider oft, dass die betroffene Person sich Hilfe holt.
Lilaengel1965: ein mädchen, 16 jahre jung, arbeitet in einer kanzlei. dort arbeitet sie und 2 chefs. sowie ein mandant, der ein zimmer angemietet hat.
das mädchen wurde monatelang von dem mandanten verbal sexuell belästigt.
gespräche mutter-chef brachten rein gar nix; im gegenteil, dem mädchen wurde seitens des chefs bei gesprächen nicht in die augen, sondern in den ausschnitt geschaut ...
Lehrlinge sind mitunter diejenigen Opfer, die sich am wenigsten zu wehren wissen, zumal es die Angst vor Verlust der Lehrstelle noch zusätzlich schwierig macht. Ich kann hier nur an ältere KollegInnen appellieren, ein besonderes Augenmerk auf die Lehrlinge zu haben, ihnen gegenüber eine beschützende Rolle einzunehmen und im ständigen Kontakt zu bleiben.
Lilaengel1965: anzeige würde im sand verlaufen, da es aussage gegen aussage stand, bzw das lehrmädchen keine beweise / keine zeugen hatte ....
Beweise vorlegen zu können ist leider oftmals schwierig. Das wissen jedoch auch die Gerichte, denn oftmals sucht sich der Täter ja einen Moment aus, in welchem es keine Zeugen gibt. Hilfreich ist aber zumindest, sich eine Art Tagebuch anzulegen, um es chronologisch zu dokumentieren. Auch immer überlegen, ob es nicht doch einen Zeugen geben könnte und sei es nur jemand, der einen kurz vorher oder nachher gesehen hat.
Lilaengel1965: ich kenne das mädchen persönlich, sie ist weder provokant angezogen, noch gibt sie sich irgendwie so, dass man denke könnte, sie will angemacht werden.........
Es kann wirklich JEDE/N treffen! Und jene, die sich dadurch geschützt fühlen, dass sie eine gewisse Stärke oder ein pass bloss auf
ausstrahlen, wiegen sich leider in einer falschen Sicherheit! Es gibt durchaus Täter, welche sich gerade dadurch noch stärker angezogen fühlen und unter Umständen gehen sie dabei noch brutaler vor.
Lilaengel1965: in solchen fällen gibt es einfach keine hilfe, außer kündigen !!!!!!!!!!!!!!!!
Dem ist leider in der Tat ganz häufig so auch wenn der Täter vielleicht sogar gestellt wird und von der Bildfläche verschwindet, ist der psychische Druck der Erinnerung an den Ort des Geschehens oftmals unsagbar gross, man hält es schlichtweg nicht aus.
Halastjarna: Zum einen müsste die Person an die ich mich wende vertrauenserweckend und sympathisch sein. Ich müsste den Eindruck haben, dass ich mich auf sie verlassen kann und wirklich nur das nach Außen gelangt was vereinbart wird und alle Schritte die unternommen werden mit mir abgesprochen werden. Desweiteren wäre für mich wichtig, dass daraus keine negativen Nachwirkungen entstehen die mein Anstellungsverhältnis gefährden könnten, sprich der Chef erfährt nur das notwendigste über die Angelegenheit, evtl. sogar nur ohne Nennung des Namens.
Liebe Sandra, danke für deine umfassenden Überlegungen! Sympathie und Vertrauenswürdigkeit der Vertrauensperson sind bestimmt zwingend notwendige Grundvoraussetzungen. Auch ist der Schutz der betroffenen Person absolutes Muss. Problematisch wird es jedoch, wenn man den Chef einerseits informieren will, andererseits aber keinen Namen nennen möchte. Was soll der Chef in diesem Fall tun? Er ist zumindest bei meinem Schweizer Arbeitgeber in seiner Funktion als Vorgesetzter verpflichtet, der Sache nachzugehen, sobald er davon erfährt. Eine betroffene Person muss sich also irgendwann entscheiden, ob sie es dabei belassen möchte, sich lediglich der Vertrauensperson zu öffnen oder ob die Sache weiterverfolgt werden soll. Gerade bei dieser Entscheidung wird sie von der Vertrauensperson beraten ohne dass diese versucht, das Opfer zu irgendeinem Schritt zu überreden! Letztgenanntes finde ich persönlich extrem wichtig!
Pisces: vielleicht gibt's für solche fälle ja auch ein unternehmen à la 'kiew-inkasso'?
Magst du das vielleicht etwas genauer erläutern, wie du dir das Eintreiben von Forderungen in der Praxis vorstellst?
Feuervogel: Erstens kommt sowas (Gott sei Dank) nicht überall vor und dann braucht es auch sehr viel Fingerspitzengefühl dazu, um zu wissen, was man dagegen tun kann bzw. muss!
Mal die Frage in die Runde: Sind in Österreich und Deutschland keine Präventionsmassnahmen vorgeschrieben? Mein Arbeitgeber würde ganz schön zur Kasse gebeten werden, wenn ihm nachgewiesen werden könnte, dass er nicht genug im Vorfeld unternommen hat!
Feuervogel: Ich denke auch, dass Mobbing noch mehr verbreitet ist, als sexuelle Belästiung!
In der Tat, das kann ich nur bestätigen! Ich bin auch Ansprechsperson für Mobbing. Ich wollte nur die beiden Themen nicht mixen, vielleicht in einem separaten Thread
Galahad: Beim Thema sexuelle Belästigung sollte man auch den üblichen Umgangston beachten.
Nicht jeder Spruch ist bösartig gemeint.
Es gibt halt Branchen wo ein Umgangston herrscht, der so manche Nutte noch zum erröten bringen könnte.
Und wenn eine Frau in solch einer Branche arbeitet, muss Sie auch auf derbe Sprüche gefasst sein.
Die sind dann noch nicht einmal persönlich gemeint.
Mag sein, dass die Sprüche nicht so gemeint sind, wie sie rüberkommen. Dies darf jedoch kein Freibrief hierfür sein und mit der Art der Branche entschuldigt werden! Gerade in diesen Branchen müssten m.E. umfassende Präventionsmassnahmen gesetzlich vorgeschrieben sein!
Sage: Ich arbeite an einer Uni und da wird/wurde nicht "nur" gemobbt.
Und oft ist gerade in "Akademikerkreisen" die sexuelle Belästigung eher ein Thema als bei "Malochern".
Sogar im Rotlichtmilieu sind die Herren oft gesitteter als manche angesehene Geschäftsleute
Ist jedenfalls meine Erfahrung.
Gerade in Akademikerkreisen ist es besonders schwer, sexuelle Belästigung glaubhaft zu machen. Das wissen auch die entsprechenden Täter!! Hier wäre es umso wichtiger, sich jemand anzuvertrauen, denn oftmals gibts da nicht nur ein Opfer
Lobkowitz: also das sag ich jetzt als mann (e klar) auch wenn einn frau völlig nackt daherkommt, gibt mir das nicht das recht, sie zu belästigen..
daß man bei aufreizender kleidung natprlich vermehrt hinschaut, ist verständlich,a ber das ist kein freibrief für übergriffe..
Ganz herzlichen Dank lieber Thomas!
Indigomädchen: Oft passiert es in "zivilisierten" Kreisen, wo sich das so nebenbei einschleicht und eine Frau oft die Grenze zu spät erkennt.
Dieses die Grenze zu spät erkennen ist ein wichtiger Punkt, den du da ansprichst! Hast du vielleicht einen Tipp, der hier weiterhelfen würde?
Sage: bei Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes scheint es an der Tagesordung zu sein.
Ich hab zwar keine Statistiken, könnte mir aber noch sehr gut vorstellen, dass dem so ist. Vermutlich weil sich Täter aus diesem Sektor sicherer fühlen was eventuelle Konsequenzen anbelangt. Andererseits hat gerade die öffentliche Hand noch recht viele Möglichkeiten für umfassende Präventionsmassnahmen.
Lilaengel1965: sowas geht massiv auf die psyche!
Deswegen kann ich es nur jeder betroffenen Person anraten, sich neben Gesprächen im privaten Umfeld auch noch psychologische Unterstützung bei einer Fachperson zu holen!