Plastikschamanen kein neues Phänomen, 26 Feb. 2010 09:02
Eine Hasenpfote als Schlegel
Vor langer, langer Zeit fand ein Hase im Wald einen Schulterblattknochen. Mit lauter Stimme verkündete er, daß es durch die Taiga schallte: Ich bin jetzt ein großer Schamane! Das hörten die anderen Hasen gern. In Scharen strömten sie zu ihm: die kranken Hasen wollte geheilt werden, man ließ sich zur Séance im Kreise nieder. Der Hasenschamane reckte sich und streckte sich und begann, mit der Pfote auf das Schulterblatt einzuhämmern:
Durch den brennenden Wald - buff!
Bahnt sich mein Weg - puff!
er hüpfte, er stampfte, er schlug auf das Schulterblatt ein und sang:
Durch den brennenden Wald - buff!
Bahnt sich mein Weg - puff!
Er schlug einen Purzelbaum und sang:
Durch den brennenden Wald - buff!
Bahnt sich mein Weg - puff!
Er trommelte mit der Pfote und sang, sang und trommelte:
Durch den brennenden Wald - Buff!
Bahnt sich mein Weg - puff!
Die versammelten Hasen warteten und warteten, auf daß er endlich zu schamanisieren begönne. Doch nichts geschah. Enttäuscht gingen sie wieder auseinander.
Seither macht die Geschichte vom falschen Hasenschamanen in der Taiga die Runde.
Geschichte der Ewenken
aus "Trommeln der Schamanen"
von Michael Oppitz,
Völkerkundemuseum der Universität Zürich, ISBN 9 783909105489