Liebe Radha,
Du fragst:
Manosha .... woher weißt Du das alles????
In der indischen Philosophie wird die Natur der höchsten Wahrheit als Wahrheit satyam, Schönheit sundaram und das Gute shivam dargestellt.
Das Göttliche selbst ist unwissbar, unkennbar. Entweder hat es alle Eigenschaften oder gar keine.
Aber der menschliche Geist hat eine innere Struktur, die drei Fenster für die Erfahrung des Göttlichen bereitstellt.
Du kannst entweder durch Schönheit, durch Wahrheit oder durch das Gute einen Einblick erhalten. Diese drei Dimensionen gehören zum menschlichen Geist.
Sie stellen unsere Begrenzungen dar; der Rahmen ist von uns vorgegeben; das Göttliche selbst ist rahmenlos.
Es ist ungefähr so: Wir können durch das Fenster in den Himmel schauen. Durch die Begrenzung, die das Fenster darstellt, kommt es uns vor, als ob der Himmel einen Rahmen hätte, aber der Himmel selbst hat keinen. Er ist unbegrenzt. Nur das Fenster gibt ihm einen Rahmen.
Auf dieselbe Weise sind das Schöne, das Gute und das Wahre die Fenster, durch die wir einen Blick ins Göttliche werfen können.
Die menschliche Persönlichkeit ist in drei Schichten aufgeteilt.
Überwiegt der Intellekt, dann nimmt das Göttliche die Form von Wahrheit an. Wer vom Intellekt her kommt, schaut durch das Fenster der Wahrheit, den Rahmen der Wahrheit.
Ist der Geist gefühlsbetont, gelangt man nicht durch den Kopf, sondern durch das Herz zur Wahrheit, und dann erscheint das Göttliche als Schönheit. Die poetische Note stammt dann von Dir. Sie ist nur der Rahmen.
Intellekt stellt den Rahmen der Wahrheit; Emotion verleiht den Rahmen der Schönheit und wenn die Persönlichkeit weder emotional noch intellektuell angelegt ist, wenn Aktion, Handeln überwiegt, nimmt der Rahmen die Form des Guten an.
So stellt man sich in Indien die drei Wege des Göttlichen vor:
BhaktiYoga bedeutet den Weg der Hingabe und entspricht dem emotionalen Typ. Gott wird als Schönheit gesehen.
Jnana-Yoga ist der Weg der Erkenntnis, des Wissens. Gott wird als Wahrheit erkannt.
KarmaYoga ist der Weg des Handelns. Gott ist das Gute.
Das Wort Gott selbst stammt von dem Wort gut. Dieses Wort hatte den größten Einfluss, weil der größte Teil der Menschheit vorwiegend aktiv ist und nicht intellektuell oder emotional. Das bedeutet nicht, dass der Großteil der Menschen keinen Intellekt oder keine Emotion hat, sondern nur, dass Intellekt oder Emotion, keinen überwiegenden Anteil ihrer Veranlagung darstellen. Nur sehr wenige Menschen sind intellektuell oder emotional. Die Mehrheit ist überwiegend aktiv. Durch Tun wird Gott zum Guten.
Aber dazu muss es auch einen Gegenpol geben:
Daher setzt man, da Gott für das Gute steht, den Teufel mit dem Schlechten gleich. Der aktive Geist stempelt den Teufel zum Schlechten, der gefühlsbetonte Geist empfindet ihn als das Hässliche, und der Intellektuelle als das Unwahre, Illusionäre, Falsche.
Diese drei Wesensmerkmale, das Wahre, Gute, Schöne, sind menschliche Maßstäbe, die dem Göttlichen angelegt sind, obwohl das Göttliche an sich unermesslich und namenlos ist. Das Göttliche an sich hat keine Eigenschaften. Wenn sich der menschliche Geist vom Göttlichen durch irgendeine vierte Dimension ein Bild machen könnte, dann würde diese vierte Dimension auch zu einer Eigenschaft des Göttlichen.
Ich sage damit nicht, dass das Göttliche nicht das Gute ist. Ich sage nur, dass dieses Gute eine von uns gesehene und gewählte Eigenschaft ist. Gäbe es keine Menschen auf der Welt, wäre das Göttliche weder gut noch schön noch wahr.
Die Göttlichkeit wäre die gleiche, aber ohne diese von uns gewählten Eigenschaften. Es sind nur menschliche Wahrnehmungen. Wir könnten uns das Göttliche genauso gut mit anderen Eigenschaften vorstellen.
Ist jemand überwiegend intellektuell veranlagt, kann er sich nicht vorstellen, dass Gott mit Schönheit zu tun haben soll.
Diese Vorstellung ist sehr fremd für ihn.
Und für einen Musiker, Dichter oder Maler, einen Menschen, der die Welt vom Herzen her sieht, ist Wahrheit eine nackte Sache ohne Schönheit. Sie ist nur eine intellektuelle Kategorie.
Ist ein Mensch also überwiegend intellektuell veranlagt, kann er den emotionalen Blickwinkel nicht verstehen, und jemand, der emotional veranlagt ist, kann den intellektuellen Standpunkt nicht begreifen. Deshalb gibt es so viele Missverständnisse und so viele Definitionen. Es gibt keine einzige Definition, die allen Menschen verständlich ist.
Gott muss in Deinen eigenen Begriffen zu Dir kommen. Wenn Du Gott definierst, bist Du selbst Teil der Definition.
Die Definition kommt von Dir, das Göttliche an sich ist jedoch undefinierbar.
Daher haben alle, die durch diese drei Fenster schauen, dem Göttlichen auf gewisse Weise ihren eigenen Stempel, ihre eigenen Definitionen auferlegt.
Für jemanden, der diese drei Grundstrukturen seiner Persönlichkeit überwunden hat, gibt es auch die Möglichkeit eines vierten Weges, das Göttliche zu sehen.
In der indischen Philosophie gibt es kein Wort für den vierten. Deshalb nennen sie ihn einfach das Vierte (turya).
Es gibt einen Zustand des Bewusstseins, in dem Du weder intellektuell noch emotional noch aktiv bist, sondern einfach nur bewusst bist. Dann schaust Du nicht durch irgendein Fenster zum Himmel. Du bist aus Deinem Haus herausgekommen, und jetzt siehst Du den ganzen Himmel, ohne Fensterrahmen; es ist kein Ausschnitt mehr.
Nur diese Art des Bewusstseins kann die Begrenzungen der anderen drei verstehen, kann die Verständigungsschwierigkeiten unter den anderen und auch die verborgenen Ähnlichkeiten zwischen Schönheit, Wahrheit und dem Guten erkennen.
Nur diese vierte Art kann alles verstehen und tolerieren. Die anderen drei werden sich immer in den Haaren liegen.
Alle Religionen gehören einer dieser Kategorien an. Und sie haben ständig miteinander gewetteifert.
Buddha dagegen konnte an diesem Konflikt nicht teilnehmen. Er gehörte dem vierten Typ an.
Er sagt: Das ist alles Unsinn. Ihr streitet Euch über göttliche Eigenschaften, ihr streitet Euch um Eure Fenster. Der Himmel ist von jedem Fenster aus derselbe.
Deshalb gehören die Eigenschaften nicht zum Göttlichen, sondern zu der Art und Weise, wie wir das Göttliche wahrnehmen.
Wenn wir bereit sind, unsere Fenster abzureißen, können wir das Göttliche ohne Eigenschaften, als nirguna erkennen. Dann schreiben wir ihm keine Attribute mehr zu.
Nur dann kommt menschliche Projektion nicht ins Spiel.
Aber dann wird es schwer überhaupt etwas zu sagen. Alles, was man über das Göttliche sagen kann, kann nur mit Hilfe von Fenstern gesagt werden.
In Wirklichkeit sagt es nur etwas über das Fenster aus und nicht über den Himmel.
Sehen wir über das Fenster hinaus, ist der Himmel weit und unbegrenzt. Man kann ihn nicht einfach definieren. Alle Worte sind unangebracht, alle Theorien unzureichend.
Wir können zum Beispiel sagen, dass ein Tisch kein Stuhl ist. Wir können ihn in Bezug auf etwas anderes definieren. Er hat eine Grenze, bis zu der er sich erstreckt und jenseits derer etwas anderes beginnt. In Wirklichkeit kann man nur etwas über Begrenzungen sagen. Eine Definition bedeutet die Grenze, nach der etwas anderes beginnt.
Über das Göttliche können wir jedoch nichts sagen. Das Göttliche ist das Ganze, daher hat es keine Begrenzung; es gibt keine Grenzlinie, hinter der etwas anderes beginnt.
Es gibt kein etwas anderes. Das Göttliche ist grenzenlos und undefinierbar.
Der vierte kann nur Zeichen, Hinweise, Andeutungen geben.
Deshalb ist das Vierte mysteriös geblieben. Aber das Vierte ist am echtesten, weil es nicht von menschlicher Wahrnehmung gefärbt ist.
Alle großen Heiligen haben nur Andeutungen gemacht, sie haben nichts Endgültiges gesagt. Ob Jesus, Buddha, Krishna, Mohammed, spielt keine Rolle. Sie legen nichts fest, sie weisen nur auf etwas hin sie sind wie Finger, die auf den Mond zeigen.
Aber es besteht immer die Gefahr, dass man am Finger festhält und ihm zu viel Gewicht beimisst. Der Finger hat keine Bedeutung; er weist auf etwas anderes hin. Er darf kein Blickfang werden. Wenn Du den Mond sehen willst, musst Du den Finger völlig vergessen.
Das ist das Schwierigste daran. Man sieht den Hinweis und glaubt, dass dieser Hinweis selbst die Wahrheit ist. Dann ist der Zweck verfehlt. Der Finger ist nicht der Mond, sie sind absolut verschieden. Man kann mit dem Finger auf den Mond deuten, aber man darf sich nicht beim Finger aufhalten.
Wenn ein Christ die Bibel oder ein Hindu die Gita nicht vergessen kann, dann geht der eigentliche Zweck verloren. Die ganze Sache ist zwecklos, sinnlos und verliert in gewisser Weise das Religiöse, wird antireligiös.
Immer wenn man dem Göttlichen nahe kommt, muss man auf seinen Verstand aufpassen. Wenn man sich dem Göttlichen durch den Intellekt nähert, färbt er darauf ab.
Nur ohne Intellekt, ohne Dich, ohne das Menschliche, ohne Vorstellungen, ohne irgendeine Neigung, die Dinge auf bestimmte Weise zu sehen, erkennst Du die Eigenschaftslosigkeit des Göttlichen. Ansonsten gehören alle Eigenschaften, die wir dem Göttlichen nachsagen, zu unseren menschlichen Fenstern. Wir zwingen sie dem Göttlichen auf.
Liebe Grüsse,
m.
Du fragst:
Manosha .... woher weißt Du das alles????
In der indischen Philosophie wird die Natur der höchsten Wahrheit als Wahrheit satyam, Schönheit sundaram und das Gute shivam dargestellt.
Das Göttliche selbst ist unwissbar, unkennbar. Entweder hat es alle Eigenschaften oder gar keine.
Aber der menschliche Geist hat eine innere Struktur, die drei Fenster für die Erfahrung des Göttlichen bereitstellt.
Du kannst entweder durch Schönheit, durch Wahrheit oder durch das Gute einen Einblick erhalten. Diese drei Dimensionen gehören zum menschlichen Geist.
Sie stellen unsere Begrenzungen dar; der Rahmen ist von uns vorgegeben; das Göttliche selbst ist rahmenlos.
Es ist ungefähr so: Wir können durch das Fenster in den Himmel schauen. Durch die Begrenzung, die das Fenster darstellt, kommt es uns vor, als ob der Himmel einen Rahmen hätte, aber der Himmel selbst hat keinen. Er ist unbegrenzt. Nur das Fenster gibt ihm einen Rahmen.
Auf dieselbe Weise sind das Schöne, das Gute und das Wahre die Fenster, durch die wir einen Blick ins Göttliche werfen können.
Die menschliche Persönlichkeit ist in drei Schichten aufgeteilt.
Überwiegt der Intellekt, dann nimmt das Göttliche die Form von Wahrheit an. Wer vom Intellekt her kommt, schaut durch das Fenster der Wahrheit, den Rahmen der Wahrheit.
Ist der Geist gefühlsbetont, gelangt man nicht durch den Kopf, sondern durch das Herz zur Wahrheit, und dann erscheint das Göttliche als Schönheit. Die poetische Note stammt dann von Dir. Sie ist nur der Rahmen.
Intellekt stellt den Rahmen der Wahrheit; Emotion verleiht den Rahmen der Schönheit und wenn die Persönlichkeit weder emotional noch intellektuell angelegt ist, wenn Aktion, Handeln überwiegt, nimmt der Rahmen die Form des Guten an.
So stellt man sich in Indien die drei Wege des Göttlichen vor:
BhaktiYoga bedeutet den Weg der Hingabe und entspricht dem emotionalen Typ. Gott wird als Schönheit gesehen.
Jnana-Yoga ist der Weg der Erkenntnis, des Wissens. Gott wird als Wahrheit erkannt.
KarmaYoga ist der Weg des Handelns. Gott ist das Gute.
Das Wort Gott selbst stammt von dem Wort gut. Dieses Wort hatte den größten Einfluss, weil der größte Teil der Menschheit vorwiegend aktiv ist und nicht intellektuell oder emotional. Das bedeutet nicht, dass der Großteil der Menschen keinen Intellekt oder keine Emotion hat, sondern nur, dass Intellekt oder Emotion, keinen überwiegenden Anteil ihrer Veranlagung darstellen. Nur sehr wenige Menschen sind intellektuell oder emotional. Die Mehrheit ist überwiegend aktiv. Durch Tun wird Gott zum Guten.
Aber dazu muss es auch einen Gegenpol geben:
Daher setzt man, da Gott für das Gute steht, den Teufel mit dem Schlechten gleich. Der aktive Geist stempelt den Teufel zum Schlechten, der gefühlsbetonte Geist empfindet ihn als das Hässliche, und der Intellektuelle als das Unwahre, Illusionäre, Falsche.
Diese drei Wesensmerkmale, das Wahre, Gute, Schöne, sind menschliche Maßstäbe, die dem Göttlichen angelegt sind, obwohl das Göttliche an sich unermesslich und namenlos ist. Das Göttliche an sich hat keine Eigenschaften. Wenn sich der menschliche Geist vom Göttlichen durch irgendeine vierte Dimension ein Bild machen könnte, dann würde diese vierte Dimension auch zu einer Eigenschaft des Göttlichen.
Ich sage damit nicht, dass das Göttliche nicht das Gute ist. Ich sage nur, dass dieses Gute eine von uns gesehene und gewählte Eigenschaft ist. Gäbe es keine Menschen auf der Welt, wäre das Göttliche weder gut noch schön noch wahr.
Die Göttlichkeit wäre die gleiche, aber ohne diese von uns gewählten Eigenschaften. Es sind nur menschliche Wahrnehmungen. Wir könnten uns das Göttliche genauso gut mit anderen Eigenschaften vorstellen.
Ist jemand überwiegend intellektuell veranlagt, kann er sich nicht vorstellen, dass Gott mit Schönheit zu tun haben soll.
Diese Vorstellung ist sehr fremd für ihn.
Und für einen Musiker, Dichter oder Maler, einen Menschen, der die Welt vom Herzen her sieht, ist Wahrheit eine nackte Sache ohne Schönheit. Sie ist nur eine intellektuelle Kategorie.
Ist ein Mensch also überwiegend intellektuell veranlagt, kann er den emotionalen Blickwinkel nicht verstehen, und jemand, der emotional veranlagt ist, kann den intellektuellen Standpunkt nicht begreifen. Deshalb gibt es so viele Missverständnisse und so viele Definitionen. Es gibt keine einzige Definition, die allen Menschen verständlich ist.
Gott muss in Deinen eigenen Begriffen zu Dir kommen. Wenn Du Gott definierst, bist Du selbst Teil der Definition.
Die Definition kommt von Dir, das Göttliche an sich ist jedoch undefinierbar.
Daher haben alle, die durch diese drei Fenster schauen, dem Göttlichen auf gewisse Weise ihren eigenen Stempel, ihre eigenen Definitionen auferlegt.
Für jemanden, der diese drei Grundstrukturen seiner Persönlichkeit überwunden hat, gibt es auch die Möglichkeit eines vierten Weges, das Göttliche zu sehen.
In der indischen Philosophie gibt es kein Wort für den vierten. Deshalb nennen sie ihn einfach das Vierte (turya).
Es gibt einen Zustand des Bewusstseins, in dem Du weder intellektuell noch emotional noch aktiv bist, sondern einfach nur bewusst bist. Dann schaust Du nicht durch irgendein Fenster zum Himmel. Du bist aus Deinem Haus herausgekommen, und jetzt siehst Du den ganzen Himmel, ohne Fensterrahmen; es ist kein Ausschnitt mehr.
Nur diese Art des Bewusstseins kann die Begrenzungen der anderen drei verstehen, kann die Verständigungsschwierigkeiten unter den anderen und auch die verborgenen Ähnlichkeiten zwischen Schönheit, Wahrheit und dem Guten erkennen.
Nur diese vierte Art kann alles verstehen und tolerieren. Die anderen drei werden sich immer in den Haaren liegen.
Alle Religionen gehören einer dieser Kategorien an. Und sie haben ständig miteinander gewetteifert.
Buddha dagegen konnte an diesem Konflikt nicht teilnehmen. Er gehörte dem vierten Typ an.
Er sagt: Das ist alles Unsinn. Ihr streitet Euch über göttliche Eigenschaften, ihr streitet Euch um Eure Fenster. Der Himmel ist von jedem Fenster aus derselbe.
Deshalb gehören die Eigenschaften nicht zum Göttlichen, sondern zu der Art und Weise, wie wir das Göttliche wahrnehmen.
Wenn wir bereit sind, unsere Fenster abzureißen, können wir das Göttliche ohne Eigenschaften, als nirguna erkennen. Dann schreiben wir ihm keine Attribute mehr zu.
Nur dann kommt menschliche Projektion nicht ins Spiel.
Aber dann wird es schwer überhaupt etwas zu sagen. Alles, was man über das Göttliche sagen kann, kann nur mit Hilfe von Fenstern gesagt werden.
In Wirklichkeit sagt es nur etwas über das Fenster aus und nicht über den Himmel.
Sehen wir über das Fenster hinaus, ist der Himmel weit und unbegrenzt. Man kann ihn nicht einfach definieren. Alle Worte sind unangebracht, alle Theorien unzureichend.
Wir können zum Beispiel sagen, dass ein Tisch kein Stuhl ist. Wir können ihn in Bezug auf etwas anderes definieren. Er hat eine Grenze, bis zu der er sich erstreckt und jenseits derer etwas anderes beginnt. In Wirklichkeit kann man nur etwas über Begrenzungen sagen. Eine Definition bedeutet die Grenze, nach der etwas anderes beginnt.
Über das Göttliche können wir jedoch nichts sagen. Das Göttliche ist das Ganze, daher hat es keine Begrenzung; es gibt keine Grenzlinie, hinter der etwas anderes beginnt.
Es gibt kein etwas anderes. Das Göttliche ist grenzenlos und undefinierbar.
Der vierte kann nur Zeichen, Hinweise, Andeutungen geben.
Deshalb ist das Vierte mysteriös geblieben. Aber das Vierte ist am echtesten, weil es nicht von menschlicher Wahrnehmung gefärbt ist.
Alle großen Heiligen haben nur Andeutungen gemacht, sie haben nichts Endgültiges gesagt. Ob Jesus, Buddha, Krishna, Mohammed, spielt keine Rolle. Sie legen nichts fest, sie weisen nur auf etwas hin sie sind wie Finger, die auf den Mond zeigen.
Aber es besteht immer die Gefahr, dass man am Finger festhält und ihm zu viel Gewicht beimisst. Der Finger hat keine Bedeutung; er weist auf etwas anderes hin. Er darf kein Blickfang werden. Wenn Du den Mond sehen willst, musst Du den Finger völlig vergessen.
Das ist das Schwierigste daran. Man sieht den Hinweis und glaubt, dass dieser Hinweis selbst die Wahrheit ist. Dann ist der Zweck verfehlt. Der Finger ist nicht der Mond, sie sind absolut verschieden. Man kann mit dem Finger auf den Mond deuten, aber man darf sich nicht beim Finger aufhalten.
Wenn ein Christ die Bibel oder ein Hindu die Gita nicht vergessen kann, dann geht der eigentliche Zweck verloren. Die ganze Sache ist zwecklos, sinnlos und verliert in gewisser Weise das Religiöse, wird antireligiös.
Immer wenn man dem Göttlichen nahe kommt, muss man auf seinen Verstand aufpassen. Wenn man sich dem Göttlichen durch den Intellekt nähert, färbt er darauf ab.
Nur ohne Intellekt, ohne Dich, ohne das Menschliche, ohne Vorstellungen, ohne irgendeine Neigung, die Dinge auf bestimmte Weise zu sehen, erkennst Du die Eigenschaftslosigkeit des Göttlichen. Ansonsten gehören alle Eigenschaften, die wir dem Göttlichen nachsagen, zu unseren menschlichen Fenstern. Wir zwingen sie dem Göttlichen auf.
Liebe Grüsse,
m.