Etwas zu beschreiben, das Dein Gegenüber nur teilweise kennt, ist immer schwierig.
Beim Schamanismus geht es ja auch um die umfassende Vision.
Damit ist keine Abfolge von Bildern gemeint, sondern ein Wissen, dass Dir durch Dein schamanisches Sein hindurch zufließt, wenn es soweit ist.
Kraftkörperschließen und das Eintauchen in Traum und Nagual, ein bisschen Pirschen, also Gestaltwandeln, und Träumen, die Entdeckung des eigenen Wahrheitskraftkörpers, das Ausprobieren der neu wahrnehmbaren Magie im Kraftkörper, all das findet in der Nagual-Schamanismus Ausbildung im ersten Jahr statt, also im sogenannten Schnupperjahr.
Schnupperjahr heißt es, weil wir versuchen, einen zugleich offenen aber doch auch klar selektiven Zugang zu unserem Schamanismus anzubieten.
Später geht es dann um Naturbessessenheit, die über längere Zeit hinweg ausbalanciert werden muss, um dadurch die Vision des eigenen Schamanenbaumes zu erhalten.
Danach um die Auseinandersetzung mit der dritten Aufmerksamkeit, und deren Auswirkungen und Verbindungen zur zweiten Aufmerksamkeit, und zum Beispiel um SEHEN und HANDELN als pure magische Zustände.
Auch das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus dem, was während der ersten Jahre der Ausbildung passiert.
Spannend ist doch auch, dass es mit Hilfe der oben angesprochenen umfassenden Vision möglich wird, Teilnehmer zu authentischen schamanischen Einweihungen zu führen.
Die finden dann im Hochgebirge in der Begegnung mit dem Geist des Abgrunds statt. Das braucht schon eine gewisse Vorbereitung und auch wahrhaftige Bereitschaft von Seiten des Teilnehmers.
Bei der Einweihung zum Schamanen kommt es zu einer grundlegenden Transformation des Betreffenden, die ihn zum Sprachrohr der Geister macht und ihm gleichzeitig das offene Ohr von Spirits, Natur und Kosmos sichert.
Der Schamane muss deshalb keine Techniken verwenden, um zu schamanisieren.
Die Spirits werden sein Wirken als das Wirken eines Schamanen wahrnehmen und dieses dann dementsprechend unterstützen.
Was der Schamane tut, wird also automatisch zu seiner schamanischen Technik.
Die Erfahrungen, die im Nagual-Schamanismus gemacht werden können, lassen sich schon ganz gut beschreiben, teilweise eben mit Castañeda Begriffen, nämlich überall dort, wo unser Weg und der von ihm beschriebene sich überschneiden, und teilweise mit eigenen Begriffen, denen dann aber auch klar erfahrbare und demonstrierbare Phänomene und Erlebnisse zugeordnet sind.
Die Aussage, das worüber ich hier schreibe sei ohnehin nichts Neues und allgemein bekannt, bezweifle ich, wenn ich mich hier im Forum ein bisschen umschaue.
Natürlich ist mein Schamanismus eine Art Konglomerat aus verschiedenen Quellen. Darin liegt ja gerade seine Stärke.
Aber das Zusammenspiel dieser verschiedenen Quellen erfolgt auf natürliche Weise.
In der Vision ist das relativ klar erkennbar: Die Kraftblume, welche die Kräfte von Himmel und Erde in einem Brennpunkt von Magie und Energie bündelt, wächst im Abgrund, also direkt im Nagual. Die Beziehung der zentralen göttlichen Kraft ergibt sich gerade aus dieser nicht-dualen Vision, weil sich darin die Trancekraft und das Nagual verbinden.
Bei Castañeda findest Du nichts von dieser Ebene des Schamanismus vor, weil es da rein um Nagualismus geht.
Der Abgrund, aus dem in meiner Vision die Kraftblume wächst, liegt genau auf dem Feen-Mutter-Platz, wo diese Kraftübertragungen des Mythos auch zu mir kamen.
Natürlich ist das ein ganz konkreter Platz in den Bergen und sind es nicht die Alpen als gesamtes Feld.
Das Auftauchen des Mythos vom Jaguar als Hüter des heiligen Feuers ist zugleich ein Wiederanzünden schamanischer Vision hier in den Alpen gewesen.
Feen und Berggeister sind eben lebendige bewusste Kraftfelder im Hochgebirge.
Das Adlertotem hat mit Bewusstseinszauber zu tun, und mit Erkenntnis von ursprünglicher Einheit, die in der Vielfalt der Schöpfung erhalten bleibt.
Da gibt es auch eine starke Beziehung zu Tod und Wiedergeburt, weil die Auffaltung der Schöpfung, die vom ersten Feuer des Jaguars angetrieben wird, in einem Kreislauf von Entstehen, zur Blüte kommen und Vergehen wahrgenommen werden kann.
Das ist wiederum an sich selbstverständlich, aber wie immer ist es die ekstatische Erfahrung, das direkte Erleben des Schöpfungsgeschehens im Augenblick, was die eigentliche Kraft der Vision ausmacht.
Da besteht dann in diesem Moment zwischen ernsthafter Mystik und Schamanismus kein Unterschied, obwohl der Schamanismus von diesem Punkt aus wieder ins Praktische und Anwendbare zurückkehrt.
Die Ekstase als Grundzustand schamanischen Daseins ist Vielen hier im Forum ebenfalls nicht geläufig. Das zeigt sich an den Fragen und Meinungen dazu.
Die nicht-alltägliche Wirklichkeit und das, was ich mit direktem Zugang zur Kraft meine, sind ebenso keinesfalls dasselbe.
Natürlich kann in einem direkten Zugang zur NAW auch Kraft stecken, ebenso wie im Bezug zum eigenen Krafttier.
Das streite ich ja auch nicht ab. Es ist eben eine bestimmte Facette des Schamanismus, und je nachdem, wie tief Derjenige, der sich damit beschäftigt, eintaucht, bekommt sie auch Kraft oder eben etwas weniger davon.
Trotzdem verführen die schamanische Reise, das Krafttiersuchen und ähnliche Techniken zu einem verzerrten Bild dessen, was Schamanismus ausmacht.
Das ist ja keine Theorie von mir, sondern lässt sich leicht wahrnehmen. Es passiert seit einigen Jahren hier in Europa. Selbst in Wikipedia war vor einiger Zeit zu lesen, dass alle schamanischen Ansätze in Europa mehr oder weniger auf die Arbeit der FSS zurückzuführen seien, also auf Core-Schamanismus. Da gibt es also offensichtlich jegliche Menge an Verwirrungen.
Auch Euch hier im Forum fällt es meiner Meinung nach schwer, den Unterschied zwischen NAW und einem direkten Zugang zur Kraft zu verstehen.
Mit direktem Zugang zur Kraft meine ich, dass die Magie der Welt, die aus der Verschränkung unserer Dimension mit der Dimension der zweiten Aufmerksamkeit herrührt, direkt zum Schamanen kommt und sich als Veränderung von Raum, Zeit, Energie und Wirklichkeit offenbart. Das hat dann in sich und direkt Kraft.
Die Tiefe des Schamanismus ist ebenfalls ein hier hinterfragtes Thema. Was ich damit meine: Wenn Schamanismus der Weg der Kraft sein soll, muss der Schamane oder, falls er noch nicht Schamane ist, eben der Praktizierende, sich mit seiner Hingabe, seinem Verständnis und seiner Bereitschaft so weit gehen, dass Magie jenseits von ritueller oder schamanischer Technik sich sozusagen von selbst manifestiert. Aus dem Nichts heraus, könnte man sagen.
Dazu braucht es eine grundlegende umfassende Vision, die diese Vorgangsweise tragen kann.
Dazu braucht es häufig aber nicht immer das Vorbild eines Schamanen, der dies bereits so umsetzt.
Das Vorhandensein eines mythischen Systems, in dem die in der Schöpfung wirkenden Kräfte mit den konkreten Handlungsweisen und dem Sein des Schamanen verbunden werden, ist ebenfalls wesentlich.
Das wurde meiner Ansicht nach von Harner bei der Entwicklung seines Core-Schamanismus völlig übersehen.
Die Zersplitterung oder Zergliederung des Wissens ist im westlichen Verständnis unserer Welterkenntnis üblich. Schamanismus ist ganzheitlich, ein umfassendes Bild vom ekstatischen Tanz der Schöpfung und von dessen magischer und spiritueller Bedeutung.
Der Schamane wirkt in Einklang mit diesem Bild, mit seiner Vision. Deshalb wirkt er in Ekstase.
Insgesamt meine ich:
Wenn zwei also scheinbar das Gleiche tun, ist es noch lange nicht Dasselbe.
Die Frage ist nur zunehmend, wem diese Diskussion hier was genau bringen soll.
Oder anders gesagt:
Gibt es hier im Forum einige Menschen denen diese Fragen nach der eigentlichen Bedeutung von Schamanismus wichtig sind?
Das hätte ich ursprünglich an sich schon erwartet.
Allerdings schien es mir dann hier die meiste Zeit über eher um andere Themen wie Abstecken eigenen Territoriums und Konkurrenz zu gehen.
Ich bin mir derzeit noch immer nicht im Klaren darüber, ob meine Beteiligung hier im Forum Sinn macht.
Ich denke aber immer noch, dass ich hier grundsätzlich auch viel zur Klarheit über schamanische Fragen beitragen könnte.
Das ist, neben meinen ja schon bekannten und auch freimütig zugegebenen bösen Werbegelüsten doch eigentlich der wesentliche Grund, mich hier zu beteiligen.
Gerade die Erfahreneren unter Euch sollten doch allmählich imstande sein, zu erkennen, dass ich mich hier nicht an der Oberfläche der ganzen Angelegenheit Schamanismus und Kraft bewege, selbst wenn mein Ansatz für Euch vielleicht doch nicht so selbstverständlich ist.
Es wäre aber auch interessant, etwas von Menschen zu lesen, die sich hier vielleicht eher vorsichtig im Hintergrund halten.
Es kann ja nicht sein, dass die ganze Diskussion hier im Forum immer nur von ein oder zwei Handvoll Menschen getragen wird, oder?
Vielleicht liegt das aber an Eurem Wunsch nach einer direkten, derben oder wie auch immer eher unsanften Art der Auseinandersetzung.
Das verscheucht doch viele Leute, die sich eher in einer freundlichen Umgebung wohlfühlen.