Ach ja, die Primaries... Bislang habe ich Abstand von ihnen genommen, vor allem deshalb, weil zwei Programmierer von Astroprogrammen so gar nicht erbaut von den Primärdirektionen sind. Die genaue Begründung kann ich nicht wiedergeben, aber sinngemäß ist es wohl so, dass die Vorausberechnung einiger Planetenbahnen fehlerhaft bzw. hypothetisch ist und erst im Nachhinein genau bestimmt werden kann, wo Planeten zu welchem Zeitpunkt standen. Wenn man sich dann überlegt, dass eine Differenz der Geburtszeit von etwa 4 Minuten in der Prognose einen Zeitraum von etwa einem Jahr umfasst, dann ist das etwas, was man nicht als unerheblich betrachten sollte.
Damit machen die zwei Programmierer meiner Ansicht nach ein Problem auf, welches eigentlich immer im Hintergrund "lauert": Programme sind super und haben in den jüngeren Jahren enorme Fortschritte gemacht - allerdings sind sie gleichermaßen "nur" Hilfsmittel, wie Taschenrechner, wenn auch sehr genaue. Man sollte, und dies ist ein Kommentar, den ich mir bisher immer nicht getraut habe, zu schreiben, in der Lage sein, das entsprechende Horoskop von Hand zu berechnen und das Ergebnis des Programms zu überprüfen. Die Programmierer ziehen damit mMn. auch die Qualität ihrer Projektionen in Frage (und ich würde ihre Programme vermutlich gar nicht nutzen wollen). Rumen Kolev hat ein Papier veröffentlicht, das grundsätzlich beschreibt, welche Formeln und Kenntnisse der sphärischen Trigonometrie für Primärdirektionen notwendig sind. Allerdings sieht man daran auch, warum Astrologen früherer Zeiten dafür speziell von Mathematikern (wie Regiomontanus) vorbereitete Tafeln verwendet haben.
Primärdirektionen sind aus geschichtlicher Sich zwar "berühmt"; allerdings eher unter Mathematikern und Astrologen, aus einer quasi wissenschaftlichen Sicht. Gerade die notwendige Genauigkeit der Geburtszeit hat die praktische Anwendung immer sehr eingeschränkt. Für Primärdirektionen kamen im Grunde nur Könige, und in neuerer Zeit sehr reiche Personen (wie Lillys Händler), in Frage. Wenn man nicht gerade mit der Stopuhr bei der Geburt am Bett sitzt, muss man die Geburtszeit anhand der bisherigen Lebensereignisse rektifizieren. Die Methode dafür liefert Lilly. Allerdings ist sie sehr aufwendig für etwas, was meiner Ansicht nach, nur wenige Früchte bringt. Primärdirektionen liefern mögliche Ereignisse für jeweils ein ganzes Jahr, allerdings ohne viele Details und Ausgänge. Wenn man versucht auf Monate herunter zu gehen, verschieben sich die Zeiträume selbst bei einer vermeintlich genauen Geburtszeit sehr schnell. Lilly gibt für seinen Londoner Händler Direktionen der Lebensjahre, schiebt aber zwischendurch ein Kapitel zu Transiten ein. Transite sind, durch Lilly impliziert, besser für die Vorhersage (und Elektion) einzelner Tage geeignet. Bei den Größen, bei denen man bei Primärdirektionen angelangt wäre, ist das nicht weiter verwunderlich. Das sind nebenbei auch die Überlegungen, weshalb ich ich immer schreibe, dass ich im Zweifelsfall Stundenastrologie bevorzuge. Früheren Astrologen ging es meiner Ansicht nach ebenso, wenn man sich die entsprechenden Schriften ihrem Umfang nach ansieht. Der zweite Teil der Christian Astrology ist der Umfangreichste. Der Teil des zweiten Bandes, der Primärdirektionen umfasst, sehr schmal.