Goldklang))) schrieb:
Das Leitbild bildet das Grundgesetz des Unternehmens. Es leitet sich aus der Vision ab und konkretisiert und institutionalisiert diese. Im Gegensatz zu der Vision bezieht sich das Leitbild auf das alltägliche Handeln und bestimmt damit den Weg zur Realisierung der Vision.
Ich habe beruflich einige Unternehmensleitbilder formuliert - und kein einziges bezieht sich auf das alltägliche Handeln. Dafür gibt es weitere Ebenen von Regelungen Führungsrichtlinien, Dienstverträge, Betriebsvereinbarungen etc. ... die regeln den Alltag. Sie dürfen nur eins nicht: Im Widerspruch zum Leitbild stehen.
Für Unternehmensleitbilder gibt es auch den alternativen Begriff der Unternehmenskultur mit ihm wird die Vielschichtigkeit von Leitbildern deutlicher. Eine Schicht ist die, die dem formulierten Leitbild entspricht, sozusagen die Fassade der Unternehmenskultur. Eine andere Schicht ist die faktisch gültige Unternehmenskultur, die keineswegs immer mit der "offiziell formulierten" Hand in Hand geht. Was ein Unternehmen wirklich bewegt und seine Realität bestimmt, ist seine faktisch gültige Kultur, und ein Unternehmer ist gut beraten, wenn er dort ansetzt, statt die Fassade zu polieren. Wenn im offiziellen Leitbild Sätze stehen wie "Unsere Mitarbeiter sind die wertvollste Quelle unseres Erfolges", und die Mitarbeiter erleben dann im Alltag, wie sie um ihren Arbeitsplatz bangen müssen, wie sie schlecht bezahlt und wie sie von der Unternehmensführung zu reinen Befehlsempfängern gemacht werden, dann ist die Diskrepanz zwischen formulierter und gelebter Unternehmenskultur offensichtlich.
Mit den "offiziellen" Leitbildern hat Haus 8 nichts zu tun. Die sind merkurische Verhandlungssache. In 8 finden wir das, was wirklich - nämlich wirksam, Wirklichkeit erzeugend - dafür sorgt, was Sache ist. Heute regiert mundan Pluto über 8; bevor Pluto 1930 entdeckt wurde, war es Mars, und es spricht vieles dafür, diese "Zweitbesetzung" von Mars im Auge zu behalten, wenn wir über 8 nachdenken.
Marsisch ist zum Beispiel die Vorstellung des Bauplans (erstaunlicherweise zunächst, denn eigentlich wäre ja zu erwarten, dass wir den Saturn und/oder Merkur zuordnen). Wenn wir den AC betrachten und dabei an ein aufbrechendes Samenkorn denken, wird das schnell klarer: Im Samenkorn ist bereits der gesamte Baum angelegt, es tritt bereits mit einem "Leitbild" des Baumes an, wenn es aufbricht. Diese Facette des AC/Haus 1 heißt allgemein "Anlage" - darum ist auch der AC Ausgangspunkt und Fernziel zugleich.
Gegenüber, am DC, begegne ich mit meiner Anlage dem Du, der Außenwelt. Und so wie der AC das Potenzial unserer Anlage beschriebt, steht der DC für das Potenzial unserer Begegnungsmöglichkeiten. Er bildet einen Filter, der das, was mir zur Begegnung werden kann, durchlässt, und den Rest absondert. Das Prinzip heißt Resonanz: Mit manchem werde ich warm, anderes lässt mich kalt.
Das 8. Haus schließlich macht dieses Potenzial von Begegnungsmöglichkeiten verbindlich es ist ja ein fixes Haus mit der Tendenz, zu konkretisieren, Bestand auszubilden. Es geht um die Fixierung des Ideellen, um Leitbilder. Solche inneren Leitbilder sind zum Beispiel Vorstellungen. Vorstellungen sind nichts anderes als fixe (also einem fixen Haus gemäße) Ideen, wie etwas ist oder wie es zu sein hat. Was in 7 noch in Form praktisch unbegrenzter Möglichkeiten auftritt, verdichtet sich in 8 zu einer ausgeprägten Vorstellung - und solche Vorstellungen bestimmen dann, was uns aus all den Begegnungsmöglichkeiten zur tatsächlichen, verbindlichen Wirklichkeit wird. Im allerweitesten Sinn erschaffe ich auf diese Weise meine Realität - plutonische Magie. Oder: der kardinale Feuer-Mars als AC-Anlage auf der einen und der fixe Wasser-Mars als Realität bildendes Leitbild auf der anderen Seite.
Wo ich auf diese Weise Begegnendes verbindlich mache, führt es auch sehr schnell zu Bindendem, zu Schulden und Schuldigkeiten, weil ich mich ja im Quadranten der Begegnung befinde und nicht mehr mit mir alleine abmachen kann, was ich als verbindlich betrachten möchte. Das führt auch rasch in ganz tiefe Schichten ... und wo die AC-Seite des Mars den Samen aufbrechen und die Bäume ans Licht, in den Himmel wachsen lässt, bildet die fixe Wasser-Seite des Mars in 8 meine Wurzeln aus. Meine Wurzeln, die lebenswichtig sind, meine Wurzeln, die tief hinunterreichen in Familiensysteme, in die dunklen Schätzhöhlen meines persönlichen und in die Urkräfte des kollektiven Unbewussten.
Mit diesen tiefen und tiefsten Verbindungen erbe ich alles Mögliche, von den Scheuklappen billiger Vorurteile bis zu psychotischen Verdichtungen und Verfestigungen, von den vulkanischen Ausbrüchen unterirdisch kochender Gewalt bis zum kraftvollen Strom der Verbindung mit meinen Quellen, von gepflegten und durchleuchteten Vorstellungswelten und Leitbildern, bei denen Innen und Außen, Tiefe und Oberfläche einander befruchten (der zeugende, schöpferische Mars bzw. die plutonische Erotik), bis hin zu wüsten Wahn- und Zwangsvorstellungen, die sich in exzessiven Inszenierungen von Macht und Ohnmacht, Gewalt und Vernichtung realisieren.
Der Vergleich mit der kriegerischen und der friedlichen Nutzung der Kernenergie ist eine einleuchtende Analogie zu 8/Pluto: Wenn diese Energie unkontrolliert ausbricht, kann sie verheerend wirken. Aber auch in ihrer kontrollierten Nutzung schlummert immer die Ahnung, welche Urgewalt da im (eigentlich) Unzugänglichen, im innersten Kern, geborgen ist. Es gibt keinen unverbindlichen Umgang mit dieser Kernenergie, und sie wirkt über Generationen und über alle persönlichen Grenzen hinaus.
Was ist das Potenzial von Haus 8? Bei einem Unternehmen wäre es die Herausforderung, das faktische und das formulierte Leitbild zur Deckung zu bringen das erfordert sowohl die Transformation des Faktischen wie auch die Anpassung des Formulierten. Die Transformation des Faktischen gelingt dort, wo an die Wurzeln gegangen, radikal gearbeitet wird. Umtopfen hilft zu neuem Wachstum, und jeder Gärtner wird beim Umtopfen den Wurzelballen stutzen das heißt, ihn zunächst einmal ans Licht holen, von Verfaultem befreien, auf Schädlinge untersuchen, kappen, damit Neues sprießen kann, und in gutes neues Erdreich einsetzen. Wenn ich nicht die Einzelpflanze betrachte, sondern ein ökologisches System wie etwa einen Wald oder eine Familie, so gilt das Stirb und Werde als Prinzip von Entwicklung. Kein Wald, keine Familie, kein ökologisches Subsystem Mensch kann sich entwickeln, ohne permanent dieses Stirb und Werde zu erleben und zu erleiden. Auch das ist ein Leitbild, eines der Evolution.
Ganz konkret Haus 8: Welche sind meine Leitbilder, meine bewussten und unbewussten Glaubenssätze, die mein Leben bestimmen? Was sind meine systemischen Verstrickungen, die mich binden und darin behindern, aus meiner eigenen Tiefenkraft zu leben? Wo führen meine bewussten Vorstellungen zum Konflikt mit meinen unbewussten Leitbildern? Wie gut aufbereitet sind die Bodenschichten, in denen ich wurzele? Wo habe ich offene Verbindlichkeiten, gegenüber Menschen, Institutionen, dem Leben? Und, ganz konstruktiv: Was tue ich, um meiner ganz persönlichen Herausforderung des 8. Hauses zu entsprechen? Wie erreiche ich meine Wurzeln in der Tiefe? Mit dem Verstand und jenseits des Verstandes? Was bewegt mich bis ins Innerste, was berührt mich dort? Welche Möglichkeiten der Transformierung stehen mir zur Verfügung? Viele Ansatzpunkte sind gegeben, wenn Haus 8 aktiviert ist...
Alles Liebe, Jake