Lieber Arnold,
eigentlich hätte ich mir denken können, das Bruno Huber zu diesem Schluß gekommen ist.
Der Begriff "chin. Astrologie" ist irreführend, denn es handelt sich dort nicht um Astrologie im westlichen Sinne. Darum ziehe ich auch den Begriff Bazi Suanming bzw. Bazi vor. Übersetzt heißt dies "die Schicksalsberechnung nach den acht Zeichen" wobei die acht Zeichen die jeweiligen Himmelsstämme und Erdenzweige für Stunde, Tag, Monat und Jahr sind.
Allerdings ist auch das Bazi nur ein Teil der chin. Divinationstechniken, allerdings ein sehr, sehr umfangreicher. Es hat sich in der Song-Zeit (960 - 1278) zur heutigen Größe entwickelt und ist in Asien immer noch sehr lebendig.
Die Erstellung einer solchen Prognose richtet sich nach dem chin. Mondkalender, der nicht nur die Mondphasen berücksichtigt sondern auch nach dem Zyklus der 60 Himmelsstämme und Erdenzweige und damit auch nach den 5 Wandlungsphasen und Yin und Yang angeordnet ist. Im Gegensatz zur westlichen Astrologie geht das Bazi von einem Himmelsbild aus, bei dem der Polarstern im Mittelpunkt steht und um den sich der Kosmos kreisend bewegt. Planeten werden gar nicht berücksichtigt, auch darum kann man beide Systeme, die aus völlig anderen Weltanschauungen und Kontexten kommen nicht miteinander vergleichen. Da gebe ich dir, Satnaam, völlig recht. Wo der Zusammenhang zwischen I Ging und Tarot ist, weiß ich auch nicht.
Die bis dahin angesammelte Weisheit wurde in Form von Prinzipien der chinesischen Philosophie in eine wenn auch sehr komplexe, so doch völlig starre und gleichförmige Zyklenmechanik übernommen, die mit den ungleichförmigen, wirklichen Bewegungen von Himmelskörpern im Sonnensystem nichts mehr gemein haben.
Wovon genau redest du hier? Welche Zyklenmechanik meinst du und welche Philosophie? Kannst du da bitte etwas konkreter werden?
So, gleich noch zu deiner zweiten Antwort.
Ein chinesisches „Horoskop“ besteht aus einer Vielzahl von ineinander verschachtelten, verschiedenen langen Zeitrythmen ( Zyklen ), die von einem Geburts-Jahr, -Monat, -Tag und –Stunde abgeleitet werden. Der Geburtsort wird nicht berücksichtigt, denn es werden keine astronomischen Berechnungen gemacht. Anstatt dessen werden für die fünf Zeitwerte des wirklichen Geburtszeitpunktes in ausgedehnten Tabellenwerten Zyklen- als Kodezahlen entnommen, nach einem bestimmten Prozedere aneinandergereiht und zum Teil addiert, um so Schlüsselzahlen und Zahlenreihen zu erhalten. Diese werden in bestimmten vier- und achteckigen Verfahren eingetragen und dienen dann der Deutung.
Irgendwie habe ich den Eindruck, das du die Unwichtigkeit des Geburtsortes für einen Nachteil hältst, aber da Planeten keine Rolle spielen, ist die genaue Geburtsposition nicht wichtig. Was aber wichtig ist, ist die "Beschaffenheit" des Ortes, den Bazi und Feng Shui sind eng miteinander verknüpft.
Außerdem geht es nicht um Zahlen sondern um Himmelsstämme und Erdenzweige und um die Elemente, die sie verkörpern.
Bei der Deutung, die viel Lebenserfahrung und einen hohen Grad an Intuition erfordert, spielen die Jahreszeiten, die Himmelsrichtungen als Direktionsorakel, die bekannten fünf Naturelemente und die Geomantik des „Feng Shui“ ( Wind und Wasser ) eine zentrale Rolle.
Da gebe ich dir absolut recht, genauso, wie das in der westlichen Astrologie was Lebenserfahrung und Intuition angeht, so sein sollte, oder?
Feng Shui und Bazi ergänzen sich deshalb so gut, weil das eine bei der möglichst optimalen Auswahl der äußeren Bedingungen hilft und diese zum individuellen Leben, welches durch das andere beschrieben wird, in Verbindung bringt.
Die Elemente: Im Unterschied zur Astrologie verwenden die Chinesen fünf Elemente. Eine Verwandtschaft mit unseren vier Elementen ( die ja den vier Aggregatszuständen der Materie: fest, flüssig, gasförmig, plasmatisch zugeordnet werden können ) ist aber schwer zu etablieren, weil diese Kategorien aus einem anderen philosophischen Konzept entstanden sind. Dabei können uns jedoch die fünf klassischen Planeten ( ohne Sonne und Mond ), die den chinesischen Elementen zugeordnet werden, doch etwas zum Verständnis helfen. Diese Planeten werden nicht als sich bewegende Körper im Horoskop eingetragen, aber ihre Qualitäten werden als philosophische Prinzipien erster Ordnung verstanden. Ihre Verwendung ist älter als die der Elemente.
Die Verwandschaft ist gar nicht so schwer zu etablieren, (wobei es da natürlich diverse Diskussionen unter Fachleuten gibt und jeder seine eigenen Vorlieben hat) wenn man bei den Begriffen bleibt, die du verwendet hast, Arnold. Denn die Elemente zeigen Phasen, die ineinander übergehen. Gut, der Westen hat vier, China hat fünf Elemente, aber für Wandlungsphasen können sie alle stehen.
Wieviel älter ist denn die Verwendung der Planeten anstelle der Elemente?
Kannst du mir da ungefähre Zahlen nennen und woher du diese Angaben hast?
Was den chin. Tierkreis angeht, so sind diese Deutungen so genau, als würde ich mich in der westlichen Astrologie nur auf das Sonnen-Zeichen verlassen und meinen, damit hätte ich einen Menschen ausreichend charakterisiert.
Und ich bin eine Holz-Schlange.
Liebe Grüße
Gwenna