Wie ich in der DDR für einen Geheimagenten gehalten wurde

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Ich hätte mich nicht getraut, würde bestimmt anfangen am ganzen Körper zu zittern :ROFLMAO:.

so wie meine Mutter...und meine Reaktion gehört in die Sparte der Spontanaktionen: ich hätte sie nie im voraus ausdenken können, und es fasziniert mich bis heute, daß ich ihr Zittern und die Zollkontrolle als Input zu einer Blitzreaktion führte, die auch funktionierte, weil es hätte auch anders kommen können...ich weiß auch nicht, wie ich heute reagieren würde...
 
und meine Reaktion gehört in die Sparte der Spontanaktionen: ich hätte sie nie im voraus ausdenken können, und es fasziniert mich bis heute, daß ich ihr Zittern und die Zollkontrolle als Input zu einer Blitzreaktion führte, die auch funktionierte, weil es hätte auch anders kommen können...ich weiß auch nicht, wie ich heute reagieren würde...

Mein "Ach, nichts .." kam damals auch spontan und ohne nachzudenken.
Zum Glück bin ich damals damit durchgekommen. :)
 
Hier möchte ich gerne anmerken, dass einer meiner Vorfahren damals auf Seiten der badischen Revolutionäre gekämpft hat.

Auf der Seite derer, über die es im Lied heißt:

"..... die für die Freiheit fochten
und für das Bürgerglück
und für die Menschenrechte
der freien Republik."

https://www.volksliederarchiv.de/in-dem-kerker-sassen-zu-frankfurt/

Und: Die badischen Revolutionäre hatten damals schon gesiegt.
Sie hatten den Großherzog verjagt und stellten die neue Regierung.
Bis dann die preußische Armee einmarschierte, wie in ein Feindesland, und das Land Baden dann lange Zeit verwaltete wie eine Kolonie ....

ich hab`s eher Aufständische und Partisanen in meiner Familie. Januaraufstand 1863, Oberschlesische Aufstände 1919/21 und Untergrund während des 2ten Weltkrieges. Passiver Widerstand und enger Zusammenhalt mit den Gegnern des Kommunistsichen Regimes nach 1948 bis zur Flucht.
In diesem Sinn können wir anstossen, denke ich
es lebe Freiheit und Demokratie!
:beer3: :sekt:
 
@ Grenz-Kontrollen

Aufgewachsen bin ich in der Nähe der deutsch-französischen Grenze.
Jene Grenze ist so nach und nach fast unsichtbar geworden.

Ein kleines paradoxes Erlebnis:
An dem Tag, an dem das Schengen-Abkommen in Kraft trat, bin ich zur Feier des Tages ins Elsass gefahren, um den Tag zu würdigen.

Kontrollen hatte es ja allerdings schon lange vorher nicht mehr gegeben.
Doch genau an jenem Tag, als die Kontrollen auch offiziell abgeschafft worden waren (Ausnahmen vorbehalten), stand da ein einsamer französischer Grenz-Polizist an der Grenze.

Wohl ein symbolischer Wink mit dem Zaunpfahl seitens der Zentralregierung in Paris, mit der Botschaft:
"Wir behalten uns jederzeit auch Ausnahmen vor!"
 
Weiter mit der Geschichte:

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In jenem Erfurter Hotel hielt ich mich kaum auf. Die meiste Zeit war ich in Weimar, wovon ich noch erzählen werde. Nur am letzten Abend meines Aufenthalts setzte ich mich auch mal an die Hotel-Bar. Mit einem Mann neben mir kam ich gleich gut ins Gespräch, wie ich dachte. Doch das war eine Illusion. Nach etwa fünf Minuten Small Talk explodierte er förmlich. Bebend vor Erregung und fast mit Schaum vor dem Mund brach es plötzlich aus ihm heraus:

“Was fragen Sie mich denn da alles! Hören Sie endlich auf! Und ich sage Ihnen jetzt: Alles, was ich Ihnen bisher geantwortet habe, war sowieso ganz falsch!”

Ich fiel aus allen Wolken … Ich vermutete, daß er mich für einen BND-Agenten hielt. Er hatte gesagt, er sei hier mit Kollegen auf einer Art Betriebsausflug. Und so hatte ich ihn ganz selbstverständlich nach seiner Firma usw. gefragt, wie ich es im Westen auch ganz natürlich getan hätte. Das aber kam bei ihm wohl als Ausfragerei und Betriebs-Spionage oder weiß der Kuckuck was an. Die anderen Gäste versuchten, den aufgeregten Mann zu beruhigen und sprachen durchaus für mich.

Ich weiß noch wörtlich, wie eine nette Frau auf mich zeigte und sagte: “Der Mann ist doch harmlos! Der kommt doch aus Hessen!”

Nun war ich wieder neu verwirrt.

Warum sollte ich harmlos sein, nur weil ich aus Hessen kam? Woher wollte die Frau wissen, daß es nicht auch hessische BND-Agenten geben könne?

Nun war ich aber dummerweise ja noch nicht mal aus Hessen.
Wenn ich nun zugab, ich sei aus Baden, wäre ich dann am Ende doch ein BND-Agent?

Fragen über Fragen, und niemand war da, um mir die Antwort zu sagen ...
 
Jahrelange Pause .....



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Nach der Wende dann hat es mir eine Ex-DDR-Bürgerin erklärt.

Das war doch ein recht seltsamer Satz:
"Der Mann ist doch harmlos, der kommt doch aus Hessen!"

Es war wohl so:

Der Mann hatte mich gar nicht für einen BND-Agenten gehalten, sondern für einen Stasi-Spitzel, der mal testen wollte, ob dieser Mann eventuell einem Westler Betriebsgeheimnisse verraten würde.

Nur so macht die Bemerkung der Frau Sinn, die da auf mich zeigte und sagte:
“Der Mann ist doch harmlos! Der kommt doch aus Hessen!”

Hessische Stasi-Spitzel gab es wohl in der Tat eher nicht in der damaligen DDR.
 
Es ist nun schone einige Jahre her.
Und ich weiß nicht mehr, wie es an jenem Abend weiterging.

Ich glaube, ich habe dann keinen weiteren Versuch mehr unternommen, mit einem der Hotelgäste in ein Gespräch zu kommen.

Vielleicht hätte ich ja ein Gespräch mit jener Frau beginnen können, die für mich Partei ergriffen hatte, und es wäre eine Freundschaft für's Leben entstanden, so wie mit Vanessa, für die ich im Theater zu Weimar den Klassenfeind gegeben hatte.

Und diese Geschichte würde lauten: "Wie ich in einem Hotel zu Erfurt für einen harmlosen Hessen gehalten wurde."
 
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Über diesen Satz: ""Der Mann ist doch harmlos, der kommt doch aus Hessen!" habe ich immer mal wieder nachgedacht.

Kurz und knapp, und doch recht vielschichtig.

Bevor ich meine Gedanken dazu aufschreibe, frag ich mal rum: Wie denkt ihr über diesen Satz?
Was schwingt da mit - oder was könnte da mitschwingen?
 
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