Schon wieder hier - alles von vorn?

Rozo

Mitglied
Registriert
20. Januar 2008
Beiträge
73
Ort
D-NRW
Da bin ich wieder... Ich war 2008 hier im Forum unterwegs, nachdem mein Ehemann im Sommer davor so unerwartet gestorben war. Wie ich an meinen alten Beiträgen sehen konnte, habe ich seitdem einen harten aber auch erfolgreichen Weg in der Trauer hinter mich gebracht.
Trotz aller Schwüre damals, habe ich mich vor sechse Jahren doch wieder auf eine Beziehung zu einem Mann eingelassen. Der "Neue" war eigentlich ein "Alter", denn wir kannten uns noch aus meiner Kinderzeit und wir waren schon einmal ein Paar, als ich 18 war (also vor meiner Ehe).
Und jetzt ist er am 24.03. aufgrund einer Krebserkrankung gestorben! Er, mit dem ich doch jetzt endlich alt werden wollte!
Und ich komme zurück ins Forum, lese z.T. sogar noch bekannte Namen (Hagall z.B.) und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Alles wieder auf Anfang? Wie oft hält man so was aus...!?
 
Werbung:
Liebe @Rozo,
mein aufrichtiges Beileid zu deiner Lebenssituation.

Zu deiner Frage, alles wieder auf Anfang, wie oft hält man so was aus?

Wenn ich jetzt von Schicksal spreche, wird vielleicht jemand die Augen verdrehen und denken, nicht schon wieder... Also ich habe dazu mehrere Ansätze, zum einen wirst du dir als Seele dein Leben von vornherein aussuchen, um in diesem Leben was zu lernen. Die Seele will wachsen und im Erdenleben Erfahrungen sammeln.
Menschen sterben, das gehört zum Leben dazu, man kann, muss es nicht esoterisch sehen. Es ist einfach passiert und nach der Trauer, wirst du von vorne beginnen.
Wie oft man so was aushält, ist eine Frage, die ich dir von mir aus beantworten kann. Als ich Kind war verstarben in einem Jahr 7 Menschen. Das veränderte mit einem mal unser komplettes Leben und wir wussten nicht, wie wir aus unserer schwarzen Kleidung herauskommen sollten und wann es aufhört. Aber es hörte auf...
In relativ kurzer Zeit ging meine Familie, die die mir am nächsten waren, in einem Zeitraum von 10 Monaten. Es hat mir komplett den Boden unter den Füßen genommen und ich habe all meine Stabilität verloren. Eine Therapie half nur bedingt, aber an Feiertagen, Geburtstagen ist es immer noch so, dass all die Erinnerungen wieder hochkommen.
Ich gehe seit Jahren einen Weg, den ich bis zur Selbstaufgabe hin folgte. Es ist ein Weg, den ich nicht einmal einem Gegenspieler wünsche. Was ich dabei gelernt habe ist es, zu mir zu kommen und mich zu finden.
Es waren Phasen dabei, wo ich ziel- und planlos durch die Welt ging, irgendwas gesucht habe, vor allem Halt, aber den habe ich in mir selber gefunden. Im Außen konnte ich das nicht finden, dort wurde ich eher belächelt, wenn ich fern ab war.
Ich konnte es aushalten, weil ich ein Steh-Auf-Männchen bin und auch bei allen Schlägen ins Gesicht immer wieder nach vorne blicke. In eine bestimmte Richtung zu gehen und mit einem Plan durchs Leben zu gehen, dass alles genauso sein soll, wie man es sich wünscht, hat bei mir nichts gebracht, denn vieles kam anders.
Für mich habe ich angenommen, dass mein Leben Chaos bedeutet und ich nichts kontrollieren kann, somit ging es mir besser.

Viel Kraft, viel Verständnis und Mut, für deinen weiteren Weg....
 
Liebe @Mary..

Danke für deine Antwort. Genau dafür bin ich wieder hier, es erleichtert immer festzustellen, dass es nicht an einem selbst liegt, dass es keine Strafe (von wem und wofür auch?) ist und dass andere ähnliches auch überstanden haben. Wobei - so viele Verluste in so kurzer Zeit wie bei dir, das ist schon eine heftige Prüfung!

Vielleicht war ich ja auch hochmütig, indem ich dachte, ich hätte den Plan meines Schicksals durchschaut. Nach dem Tod meines Mannes damals sagte mir jemand, dass ich vielleicht Jahre oder Jahrzehnte später einen Sinn darin finden könnte. Irgendetwas, dass mir ohne seinen Tod nicht passiert wäre.
Und tatsächlich: etliche Jahre später traf ich den ersten Mann meines Lebens wieder. Es ging ihm nicht gut, er trieb Raubbau mit seiner Gesundheit, er war allein. Ich war voller Liebe und sah mich im Stillen als die "Retterin"- hurra, ich hatte meinen Sinn gefunden. Dachte ich aber auch nur...
Wenn jetzt natürlich der Sinn war, dass er mit seiner Krankheit und im Sterben wenigsten nicht allein war, wurde das Ziel erreicht. Da möchte ich dann mein Schicksal nur nett fragen, wo ich da bleibe. Ich bin schon wieder allein, eigentlich sogar mehr als nach dem ersten Verlust.
 
@Rozo Nenne es wie du es möchtest, jeder hat da für sich sein Eigenes. Für mich war es mein Schicksal, für jemand anderes hat es vielleicht eine ganz andere Bedeutung.

Wenn man einen Menschen verliert, tut es weh, man greift nach einem Strohhalm. Ich habe mich oft gefragt, warum? Warum ich? Hätte ich was verhindern können, hätte ich eingreifen können, wäre es dann anders gekommen.

Nein, ich hätte es nicht verhindern können, weil der Krebs eine Krankheit ist und ich konnte nichts mehr tun. Als ich nach der Beerdigung meiner Mutter, ein paar Wochen später meinen Vater sah, wusste ich, dass es bei ihm nicht mehr lange geht. Ich habe ihn nur angeschaut, mehr nicht, helfen konnte ich nicht mehr.

Ich habe selber Krebs bekommen, aber es war noch früh genug, dass mir geholfen werden konnte. Niemand kann nachvollziehen, was man dann empfindet und mir hat dazu die Trauerarbeit sehr geholfen.

Wenn es auch hart klingt, aber ich habe aufgehört immer für andere da zu sein und habe mir das gegeben, was ich jetzt brauche.

Ich habe aufgehört nach einem Partner zu suchen, ich habe es gelassen und bin anderen Sachen nachgegangen. Es hat mich einfach nicht mehr interessiert, den Partner für´s Leben zu finden. Habe aber jemanden an meiner Seite, nach dem ich nicht gesucht habe.

Vor einem Jahr habe ich beschlossen, wieder allein in eine Wohnung zu ziehen, weil das mein Weg war. Mittlerweile bin ich gern allein, weil ich die Ruhe und dass Alleinsein brauche, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich werde jetzt auch eine Weile weg sein.

Manchmal findet man nicht die richtigen Worte, aber mit der Trauer bin ich ganz bei dir. Fühl dich getröstet, in der Zeit, von mir zu dir....

LG Mary
 
Im Vorleben saß ich mit der Frau, die ich heiraten wollte, auf einer Bank im Park. Wir redeten miteinander. Ich erzählte irgendetwas und bemerkte, dass sie nichts mehr sagte. Ich stellte fest, dass sie tot war. Plötzlicher Herztod, erfuhr ich später. Ich erlitt einen großen Schock.
 
Liebe Rozo, ich verstehe dich zu gut. Mir ist es gleich ergangen.
Ich habe lange gehadert damit und musste es doch akzeptieren. Partner möchte ich keinen mehr, das liegt aber auch daran, daß ich schon älter bin.
Nach meinen 2. Partner, der vor 1 1/2 Jahren verstorben ist, kam ich mir sehr einsam und ungebraucht vor. Noch dazu habe ich ein halbes Jahr später meinen Hund einschläfern müssen. Ich hatte plötzlich nichts mehr zu tun, auch keine Kraft mehr und ich war depressiv.
Ich habe mir im Dezember 2020 eine ältere Katze genommen und die tut mir gut. Depressionen sind weg, weil ich wieder für etwas sorgen muss.
Mein erster Partner ist an einem 26. August und der jetzige an einem 28. August verstorben.
 
@EngelChristian ,
in etwa vergleichbar ist es mir vor fast 14 Jahren mit meinem Mann ergangen. Wir waren im Garten und er sagte, dass er mal eine Pause brauchte. Dann fiel er um. Er wurde noch reanimiert, ist dann aber am selben Abend im Krankenhaus gestorben.
All die Jahre habe ich gesagt, dass wir mehr Zeit zum Abschiednehmen gebraucht hätten.
Bei meinem Freund jetzt waren wir vorgewarnt. Trotzdem haben die zwei Monate zwischen Diagnose und Tod nicht ausgereicht.
LG von MH nach E
 
Ja, das kann ich gut verstehen. Ich kenne das mit dem plötzlich aus dem Leben gerissen werden auch aus der Perspektive des Gegangenen. In einer meiner Inkarnationen, es war eine reptiloide Inkarnation, kam es auch völlig unerwartet. Ich sah noch meine fünf Kinder und meine Frau irgendwohin laufen, während ich über dem Boden schwebte, außerhalb meines Körpers. Eine Zeit des Abschiednehmens war auch da nicht möglich.
 
Werbung:
@nakano ,
nach dem Tod meines Ehemannes war ich auch nicht auf der Suche nach einem neuen Partner. Im Gegenteil, die Vorstellung kam mir richtig gruselig vor. Als ich dann meine Jugendliebe wiedertraf, hatte ich so die Vorstellung, dass er ja der einzige sei, mit dem ich keinen "Betrug" an meinem Mann begehe, weil er ja eigentlich schon vorher da war.
Trotzdem habe ich jahrelang geträumt, mein Mann käme zurück und ich müsste ihm beichten, dass ich jetzt einen anderen habe...
In den Jahren, die ich allein war, haben mir tatsächlich die Aufgaben rund um unsere Tochter aber auch unsere Katzen einen Sinn gegeben. Jetzt ist die Tochter erwachsen und die erste Katze ist mit 18 Jahren gestorben. Jetzt sitze ich hier allein mit der 20jährigen verbliebenen Katze und fürchte jeden Tag, dass sie auch geht.
Völlig verrückt: mein Mann wollte damals eigentlich keine Katzen mehr anschaffen. Er hatte einmal so sehr getrauert und sagte: die werden dann wieder nicht so alt und man muss wieder trauern. Und jetzt hat diese letzte Katze aus seiner Zeit schon zwei Männer überlebt. Unglaublich.

Und zu den ähnlichen Todesdaten deiner Partner: meine Männer sind beide mit 63 Jahren gestorben. Ganz komisch, ich hatte seit Gerds letztem Geburtstag im Juli genau davor Angst. Natürlich dachte ich, dass das nur der Knoten in meinem Kopf ist. Da waren wir ja noch Monate von der Diagnose entfernt.
 
Zurück
Oben