Respekt vor Menschen, Respekt vor dem Tod

Als sich Hitler und Goebbels umbrachten, haben sicher einige getrauert, andere haben sich gefreut. Ich hätte zu den letzteren gehört.

Hmmm ... Beim Entwicklungsstand meines Bewusstseins vor einigen Jahren hätte ich mich wahrscheinlich auch gefreut. Noch ein Stück zurück hätte ich ihn vielleicht selber umgebracht, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte.
An einen Entwicklungsstand meines Bewusstseins, wo ich ihm hinterher gerannt wäre und ihn angebetet hätte, erinnere ich mich nicht mehr, weil mir die Bewegung von Massen und kollektive Hypnose seit ich denken kann zu wider ist. Egal, in welche Richtung sie mich ziehen will.

Heute könnte ich mir vorstellen, das ich so etwas wie Erlösung spüre, wenn ich erfahre, das Hitler sich umgebracht hat. ein Gefühl, von Befreiung vielleicht. ich weiß es nicht ... alles nur Spekulation.
 
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Ich weiß nicht, wie andere das sehen, aber von mir bekommt der Tote nicht mehr Respekt (Achtung), als er als Lebender bekam. Das kann schon sein, dass den meine Geisteshaltung nicht mehr interessiert.

Aber ich respektiere alle, die in irgend einer Weise betroffen sind, vom Tod eines Menschen.


Das Ableben des Liederschreibers Georg Danzer hat auch mich ein wenig betroffen gemacht.

Nachdenklich macht mich der Tod manchmal auch ein wenig, wenn es ein Feindbild war, dass da zerfällt und das Loch, das da entsteht mit Gehässigkeit zu schließen, entspricht sehr wohl auch meiner Natur.
Aber nur wenn ich schwer besoffen und nicht bei Sinnen bin.

Genau das ist es, Respekt gegenüber den Gefühlen der Trauernden - da kann man sich schon mal ein paar Tage zurück halten.
Ich erachte es nicht gerade als feinen Zug, auf Menschen einzuprügeln, wenn sie am verletzlichsten sind .... ich finde, das verbietet einfach der gute Geschmack und der Anstand ....

Georg Danzers Tod hat mich sehr betroffen gemacht - bin quasi "mit ihm" aufgewachsen und er stand für ein "anderes" Wien und Österreich mit kritischen Stimmen von Falter, Arik Brauer, Resetarits, Qualtinger, SOS Mitmensch etc ... für mich hat mit seinem Tod sehr viel mehr sein Ende gefunden als er selbst ....


Da ich nicht trinke (nicht aus religiösen oder sonstigen ideologischen Gründen- es schmeckt mir einfach nicht), habe ich eine andere Strategie entwickelt .... ich baue mir keine Feinbilder auf .... Leute, die engstirng, ungerecht, intrigant, unmenschlich .... was weiß ich was .... daher kommen, haben mein vollstes Mitgefühl (nicht ätzend gemeint ... ist tatsächlich so) und ich versuche, sie mit Worten zu überzeugen - wobei, das muss ich zugeben, ich manchmal die Geduld verliere, den Hut drauf hau´und es aufgebe ... ;)
 
hab ihn nie gewählt, nie gar geliebt(??) oder verehrt oder seine meinung in allem akzpetiert.
aber respektiert und das tue ich jetzt noch.
die kärntner werden schon wissen, warum ihnen das jetzt so schiach tut. was man so hört, war er einer zum anfassen, anreden, einer der zuhörte. das ist zu respektieren. nicht mehr und nicht weniger.


respekt tut immer gut, auch vor den niedrigsten menschlichen kreaturen. respekt vor dem leben, das gegeben und genommen wird.

"Viele die leben verdienen den Tod. Und manche,die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit dem Todesurteil!" (Gandalf)

salut
 
Kurzes O.T.

Georg Danzers Tod hat mich sehr betroffen gemacht - bin quasi "mit ihm" aufgewachsen und er stand für ein "anderes" Wien und Österreich

Ja, danke für die Erinnerung und den schönen Satz.
Ein "wenig" betroffen trifft es nicht, war ich doch auch sehr betroffen und ziemlich traurig wie auch nachdenklich gestimmt.
Ich neige manchmal dazu, Gefühle zu verleugnen oder abzuschwächen.

O.T Ende

ich baue mir keine Feinbilder auf

Ja genau, darin bin ich noch am Üben, aber es geht ganz gut.
 
Harald Serafin wird in Printmedien zitiert, Österreich hat jetzt eigene Austro-Lady-Di-Story.

Meine Eltern wünschten ihre Lieblingsmusik beim Begräbnis, es war schwierig, sie in Österreich (Mutter) durchzusetzen. Beim Vater (USA) ging alles glatt.

Ich möchte schlichtes Seebegräbnis (Asche über dem Meer streuen) , mit Musik, Singen, gutem Essen und Anegdoten (ich als Thema) zum Lachen.
 
Was genau ändert sich nun - in Anbetracht des Todes?
Im Grunde gar nichts, allerdings kann sich der Verstorbene nicht mehr wehren. Er ist aus dem Spiel.

Und was genau soll man beim Tod jetzt respektieren?
Es ist eben unfein, "nachzutreten", aber das kann jeder für sich selbst entscheiden. Arg wird es allerdings, wenn Leute auf Beerdigungen erscheinen und brüllen: "Haha! Endlich! Schaut mal, das Schwein ist endlich hin! Jetzt werden es die Maden fressen! Ein dreifaches Hurra!" Von einem verständigen Menschen kann man erwarten, dass er auf die Gefühle Trauernder wenigstens soweit Rücksicht nimmt, dass er sie nicht direkt angreift. Allerdings sollten Trauernde auch Rücksicht nehmen - wenn sie ihre Gefühle im Internet breittreten, um möglichst viel Anteilnahme zu ergattern, sind sie selbst schuld, wenn auch missliebige Antworten kommen.

lg Nehemoth
 
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Hallo,

Es hat eine Zeit gegeben, da habe ich angenommen, dass Leute, wenn sie trauern, an ihren eigenen Tod dabei denken.

Als ein lieber Freund von uns plötzlich gestorben war, habe ich unendliche Trauer gespürt und an mich oder gar meinen Tod nicht im geringsten gedacht. Mit seiner Frau konnte ich mich nicht so oft treffen, denn immer, wenn wir zusammen waren, haben wir beide geweint.

Als mein Buder viel zu früh verstarb, mit dem es zwischendurch nach dem Tod meiner Eltern auch ungute Situationen gab - musste ich bitterlich weinen. Ich konnte es nicht fassen. Meine Person war da ganz unwichtig. Da spürte ich erst, wie sehr ich ihn geliebt hatte.

Es hat aber auch Verstorbene gegeben, die sich im Leben ohne Grund geradezu schäbig mir gegenüber benommen hatten, bei welchen ich weder Trauer noch Hass verspürte. Doch irgendwie dachte ich, dass es eben gottgewollt war.

Und da hat es einen Prominenten gegeben, der plötzlich verstarb, mit dem ich keinerlei persönlichen Kontakt gehabt habe, der sogar vielerorts angefeindet wurde, bei dem ich echte Trauer empfunden habe. Und als ich die Bilder über seinen Lebensweg von der Jugend bis zum Schluss gesehen hatte, musste ich weinen. Er war ein Mensch wie Du und ich. Er hat gelebt und gestrebt und geirrt, hatte Erfolge erlebt und Misserfolge erdulden müssen.

"Des Menschen ganzer Jammer ficht mich an."​
(aus Goethes Faust)​

eva07
 
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