Mein Großvater war Marokkaner - ein Tabuthema in Deutschland

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Allerdings sieht man dir das wohl kaum an, oder?
Und jede/r, der behauptet, eine farbige Haut würde heutzutage keine Rolle mehr spielen, negiert das Rassismusproblem, das sehr groß ist.
Stellt sich mir die Frage, warum man das tut.

:)
Es geht in diesem Thread nicht darum, ob Hautfarbe eine Rolle spielt. Es geht darum, ob es ein Tabuthema ist - und das finde ich überhaupt nicht; ganz im Gegenteil, das wird doch eh jeden zweiten Tag irgendwo thematisiert. Wenn ich meinen facebook-feed durchgehe, finde ich dir locker 3 Posts der letzten 7 Tage, die irgendwie mit Rassismus zu tun haben.

Dass hingegen unsere Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern Nazis kannten oder selbst Nazis waren und damit Teil dieser Zerstörungsmaschine, das ist doch viel eher ein Tabuthema. In der Schule kriegt man mehrere Jahre lang Dutzende Dokus gefüttert, in denens ums Dritte Reich geht - das ist auch gut so, aber niemals wird irgendwie der konkrete Zusammenhang erstellt, dass das in direktem Zusammenhang mit unseren eigenen Familien vor einer oder zwei Generationen stand. Und damit meine ich jetzt gar nicht notwendigerweise, diese Leute zur Rechenschaft zu ziehen oder sie an den Pranger zu stellen, sondern daraus zu lernen. Zu lernen, warum man sich zu so einer kranken Ideologie bekannt hat.

Ich war in meinem Leben schon auf vielen Vorträgen von Zeitzeugen, unter anderem auch von einem Juden, der Auschwitz überlebt hat. Aber nie habe ich gesehen, dass irgendwo jemand offen über seine Zeit bei der SS sprechen konnte - aus der Tätersicht zu schildern, wie es überhaupt so weit kommen konnte - einfach, weil das ein viel zu großes Tabuthema ist. Dabei hätte so eine Schilderung meiner Meinung nach einen extremen Informationswert.
 
Ich meine damit; der Umstand, dass ich in meiner Familie höherrangige SS-Mitglieder hatte führt heutzutage sicher zu mehr Ächtung, als uneheliches Kind eines Schwarzen zu sein. Ich mein für mich ist diese Ächtung minimal, weil ja 2 Generationen dazwischen waren, aber meine Mutter bzw. meine Großmutter kannten den Mann ja noch in persona, was die Sache gleich viel unmittelbarer macht. So ein Thema in der Familie direkt anzusprechen würde sich keiner trauen (zumindest nicht vor meinen Großeltern) - uneheliches Kind eines Schwarzen zu sein hingegen wäre wohl kaum der Rede wert.

Gar nix. Ich wills auch nicht thematisieren, weil es für mich keine Bedeutung hat - ich kenne den Mann ja nicht. Ich wollte damit lediglich eines aufzeigen; wenn eine junge Frau heutzutage einen Schwarzen zum Freund hat und mit ihm vor der Ehe ein Kind zeugen würde, wäre das überhaupt nix, was man tabuisieren würde oder das kritisiert werden würde.

Für mich ist es nur eine Information. Ich habe nichts mit dem zweiten Weltkrieg oder mit den Verbrechen der Nazis zu tun, und ich glaube nicht an eine "Erbschuld" oder so. Mein Leben wäre kein Stück anders, wenn mein Urgroßvater im Widerstand gekämpft hätte, außer dass ich diesen Beitrag gerade nicht schreiben würde.




@tabargan,

genau das ist ein teil des problems: du willst es partou nicht sehen und begrerifen, dass es nicht um "erbschuld" geht - aber die damit verbudene probleme werden vererbt.

auch täter werden traumatisiert, und das hat eine auswirkung auf die nachkommen. diese vererbung geht so weit, dass es auch eine wirkung hat, wenn du ihn nicht gekannt hast...natürlich ist was ich schreibe "die esoteriche sichtweise". allerdings sind wir hier in ein eso-forum. von mir aus, kannst du es ignorieren oder darüber nachdenken, wie du magst. bedenke aber: die erde war auch schon damals ein kugel,
als wir noch "glaubten", sie sei eine scheibe...:lachen:



lg shimon
 
Stolz und Vorurteil gibt es überall auf der Welt.

In meiner Studienzeit lernte ich mal einen ganz feschen Perser kennen und lieben.
Beim Lied eines Algeriers auf einer Uni-Feier schauten wir uns zum ersten Mal gegenseitig in die Äuglein:


dann wurde ich seine Leili:


Leider wollte mich die Schwiegermama nicht. :schmoll:
Nicht weil ich keine Perserin bin.....sondern, weil ich kein Geld in der Tasche hatte, Studi halt. ;)
Sie, die sie während des Krieges zwischen Iran und Irak ihre beiden Söhne hart aus der Kriegsszene herauserkämpft hatte, wollte, dass sie eine gute Partie machen und gut leben.
Menschen werden durch ihre Erfahrungen geprägt und es ist schwer, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Dann ist es manchmal die Herkunft eines Menschen, manchmal seine Ansichten, seine Finanzen,....etc.. Die Gründe sind unendlich, warum ein Mensch einen anderen nicht will. Die Beweggründe sind ebenfalls unendlich.
Nur die Liebe überwindet die meisten Barrieren, die wir uns selber in den Weg stellen.
Ich habe mich von meinem persischen Freund getrennt. Lieben tue ich ihn trotzdem. :)



Tut mir leid für Dich, dass die Mutter Deines Freundes dagegen war, sehr schade! Mein Mann ist auch Perser.:)
 
Ich bin zwar deutsch (es ist über Generationen kein anderer Vorfahr bekannt) und werde trotzdem immer für eine Ausländerin gehalten (normale Hautfarbe, aber lange schwarze Locken - keiner kanns so richtig begründen, wenn ich konkret nachfrage), von Deutschen wie von anderen - sowohl Marrokko- , Türkei- , Italien -, Griechenland- stämmigen Menschen.
In fast jedem entsprechenden Lokal/ Restaurant werd ich in Landessprache angesprochen.

Sowohl von Seiten der Deutschen als auch von Seiten der nicht-Deutschen/ nicht-deutsch-Stämmigen habe ich - besonders als Frau - sehr Herabwürdigendes erlebt, ... . :(



Es ist allgemein einfach Sch****, dass Menschen nach ihrem Äußeren beurteilt werden, egal ob positiv oder negativ.
 
Ich bin zwar deutsch (es ist über Generationen kein anderer Vorfahr bekannt) und werde trotzdem immer für eine Ausländerin gehalten (normale Hautfarbe, aber lange schwarze Locken - keiner kanns so richtig begründen, wenn ich konkret nachfrage), von Deutschen wie von anderen - sowohl Marrokko- , Türkei- , Italien -, Griechenland- stämmigen Menschen.
In fast jedem entsprechenden Lokal/ Restaurant werd ich in Landessprache angesprochen.

Sowohl von Seiten der Deutschen als auch von Seiten der nicht-Deutschen/ nicht-deutsch-Stämmigen habe ich - besonders als Frau - sehr Herabwürdigendes erlebt, ... . :(

So habe ich es mit meinem Mann erlebt, stock-deutsch, nur nicht vom Aussehen.

Im Ausland hatten wir nie Probleme, eher hat es vieles erleichtert und so manche Tür geöffnet.

In Deutschland wurde mein Mann nie offen wegen seines Aussehens dumm angesprochen......(Betonung offen).

Beim Mann gibt es sicher noch eine gewisse Hemmschwelle, wenn der Mob nicht in der Überzahl ist.

Allerdings sieht man dir das wohl kaum an, oder?
Und jede/r, der behauptet, eine farbige Haut würde heutzutage keine Rolle mehr spielen, negiert das Rassismusproblem, das sehr groß ist.
Stellt sich mir die Frage, warum man das tut.
:)

Ja warum ????

Meine Erfahrung ist , es geschieht nur aus Neid.

Schwache suchen sich immer noch (vermeintlich) schwächere um ihre Wut oder Aggression an jemand abzureagieren.

Trotz des anderen Aussehens meines Mannes, anders-farbigem Schwiegersohn und Enkelkind haben wir nie offene Feindschaft erfahren.

Die Betonung liegt wieder auf offen...hinter unserem Rücken haben die Neidhammel schon so einiges versucht.
 
@tarbagan,

Es geht in diesem Thread nicht darum, ob Hautfarbe eine Rolle spielt. Es geht darum, ob es ein Tabuthema ist - und das finde ich überhaupt nicht; ganz im Gegenteil, das wird doch eh jeden zweiten Tag irgendwo thematisiert. Wenn ich meinen facebook-feed durchgehe, finde ich dir locker 3 Posts der letzten 7 Tage, die irgendwie mit Rassismus zu tun haben.

Ich muss Dir Jein antworten. Sicher Rassismus wird thematisiert, um so spannender ist es, weshalb dann ganz kongret in diesem von mir geschilderten Thema eine völlige Tabuisierung vorliegt.

Denn hier kommen 4 Gründe zusammen: Rassismus - uneheliche Kinder (katholisches Thema) - genau die unterlegenen deutschen Soldaten konnten nicht ertragen, dass deutsche Frauen Kinder mit dem Feind gezeugt haben, dann auch noch "Neger"/u.a. eine Konsequenz der Propaganda - das Ausgrenzungsthema des Anderen/Fremden.

Und sorry Nazi's und oft auch SS-Leute wurden nicht wirklich ausgegrenzt, sondern hatten oft noch gute Positionen in der Gesellschaft, weshalb man die Geschichte dann besser verschwiegen hat und die Mehrheit war mehr oder weniger Nationalistisch und Rassistisch eingestellt, was das Verschweigen und sich gegenseitig decken, doch zum gesellschaftlichen Konsens machte. Von Tabu kann man hier wohl kaum wirklich sprechen. Übringens wurden Rassismus und Nationalismus ab meiner Generation thematisiert in der Schule. Bei meinen Eltern welche 1945/46 geboren sind war die Zeit von 1933 - 1945 kein Unterrichtsthema !
Meine Oma väterlicherseits hat sich immer gegen die Nazi's ausgesprochen, im Alter kam dann die Wirklichkeit ans Licht - beim Streit mit meiner Mutter (halbmarokkanisch) kamen dann die übelsten parolen und Überzeugungen ans Licht.
Ich empfinde deine Argumentation deshalb als leichte Wirklichkeitsverdrehung.

LG Siegmund
 
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und wenn es ein Tabu-Thema wäre ?
Du kannst darüber schreiben, das ist doch klasse !
Was mich an der Vergangenheitsbewältigung so ankotzt, das ist, - auch wenn ich jetzt für diese Äußerung gesperrt werde - das alle Gutmenschen einstimmen müßen in das ´ oh wie schlimm und faschistisch diese Welt doch ist ... ´.

Mir langen die Gespräche, wo man garnicht anders kann, als zu sagen :
Ja, Du hast es schwer gehabt !
Aber hier möchte ich da nicht mitmachen, wenn mir jemand ein schlechtes Gewissen einreden will ... ja lieb zu den Behinderten zu sein u ä m ...
Bei uns im ´ Städtchen ´ gibt es einige - wie sage ich politisch korrekt dazu ? es ist mir wurscht ! - offensichtlich geistig Behinderte, die erwarten, daß sie sich nicht anstellen müßen, um nur das geringste Übel als Beispiel zu nennen. Ja, sie haben es eh schon so schwer ...
Aber auch ich habe oft einen zwölfstündigen Arbeitstag hinter mir und wenn von mir erwartet wird, daß bei ausländerfeindlichen öffentlichen Entgleisungen eingeschritten wird - was ich aus menschlicher Selbstverständlichkeit tue - wenn einer dieser vorbildlich sozial-Verantwortlichen mal wieder sein Gewissen damit beruhigen will, von den Andere demütige Bekenntnisse zu erpressen, dann ... muß ich gaaanz tief einatmen ...
 
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