Hallo Astroharry.
Ich gebe dir recht, wenn Du sagst, dass es egal ist, ob man seine sexuelle Energie durch praktizierten Sex oder durch Pollutionen verliert. Wobei es allerdings einen grossen Unterschied macht, ob ich z.B. täglich Sex praktiziere oder vielleicht nur alle 10, 20 oder 30 Tage eine Pollution habe. Ich habe ja generell auch nichts gegen den tantrischen Weg. Nur für viele endet die tantrische Sexualität darin, das sie die sexuelle Energie nicht transformieren, sondern wie Süchtige dem Orgasmus hinterherrennen. Und ich weiß, dass es mir vielleicht genau so ergehen würde. Und aus diesem Grunde ist der tantrische Weg nicht mein Weg. Wer kann sich beim intimen Zusammensein mit einer hübschen Frau denn schon Zurückhalten? Ich will damit nicht sagen, dass die Enthaltsamkeit grundsätzlich in der tantrischen Liebe gefordert ist, aber auch hier ist weniger eher mehr, jedenfalls solange es nicht zum Samenerguss kommt, denn nicht der Orgasmus bzw. die Ejakulation stehen bei der tantrischen Liebe im Vordergrund sondern die Sublimation.
Astroharry, Du triffst den Nagel auf den Kopf, wenn Du sagst, dass das erste Anzeichen der Reife das schwindende Interesse an der Sexualität ist. Genau das ist der springende Punkt. Nur das scheinen viele überhaupt nicht zu verstehen. Ich vermute einmal, dass sie so sehr auf den Sex fixiert sind, dass sie an nichts anderes mehr denken. Darum noch einmal mit Osho's Worten, der das alles viel besser erläutern kann als ich: "Wenn du wirklich das innere Licht erfahren hast, wird der Sex verschwinden. Ja, es wird Liebe in dir sein, aber der Sex wird verschwinden, die Sexualität wird verschwinden. An deren Stelle wird die Liebe treten ein sehr liebevolles Wesen. Es wird kein Verlangen nach Sex mehr da sein. Sollte das Verlangen nach Sex bleiben, hast du das innere Licht nicht erfahren."
Es ist zwar sehr Weise gesagt, wenn Du sagst: "Ich würde es keinem empfehlen, ein enthaltsames Leben zu führen, solange man selbst das Gefühl hat auf etwas verzichten zu müssen, oder seinen Partner dadurch unglücklich zu machen." Ich würde allerdings sagen, dass ich jedem, der unter seiner Sexualität und den eventuell daraus resultierenden psychischen und somatischen Folgen leidet, den Weg der totalen Enthaltsamkeit empfehlen kann. Wer sagt denn, dass der zweimalige Koitus pro Woche, auch wenn ihn fast alle praktizieren, Naturgesezt ist?
Das was Du von Jakob Böhme erzählst, den ich übrigens nicht kenne, und von dem Du vielleicht ein wenig mehr erzählen solltest (gibt es etwa Literatur von ihm?), der in den 9 Monaten der Schwangerschaft seiner Frau, enthaltsam lebte, die höchste Erleuchtung fand, und fortan in diesem Zustand verblieb, ist im Grunde genommen, dasselbe, was ich auch sage, erfahren habe und zur Zeit wieder erfahre.
Wahrscheinlich ist es richtig wenn Du sagst: "Wenn die seelische und psychische Reife da ist, dann verschafft sich die Natur die Mittel ganz von selbst, um den Menschen zur Vollkommenheit zu führen."
Wenn dazu keine künstlich herbei geführte Enthaltsamkeit nötig ist, wie könnte dann deiner Meinung nach der Weg aussehen?
Alles Liebe. Lotusz